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ZWEI

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Am nächsten Tage waren Stones und Stürmer im Hinterzimmer des ›Walfisch‹ dabei, die Pläne zu sichten. Stones tippte mit seinem Zeigefinger auf einen Punkt der Karte.

»Soviel ich diesem Plan entnehmen kann, muss der Schatz an dieser Stelle liegen«, sagte er.

Kapitän Stürmer kraulte seinen Kinnbart und schaute dabei nachdenklich auf die Karte.

»Woraus schließt du das?«, wollte er dann wissen.

»Störtebeker sprach im Gefängnis, als ich während seiner letzten Stunden bei ihm war, stets von einem großen Baum, in dessen Nähe ein Graben sei. Genaues wollte er nicht sagen. Das Geheimnis seines Schatzes wollte er mit zur Hölle nehmen«, antwortete Stones.

Er hielt die Karte hoch und deutete erneut auf den Punkt, an dem er den Schatz vermutete.

»Hm«, murmelte Kapitän Stürmer nur, da er offensichtlich nicht überzeugt war.

Als er sich sogar erhob und Anstalten machte, den Raum zu verlassen, sprang Stones ebenfalls auf. Er legte seine Rechte auf die Tür und hielt den Kapitän so davon ab, zu gehen.

»Höre, Stürmer. Du bist Kapitän. Du kannst ein Schiff nach diesen Karten zu der Schatzinsel führen. Ich als letzter Genosse Störtebekers kenne die Insel. Sind wir erst einmal dort, so beginnt meine Aufgabe. Die Beute teilen wir. Sie wird uns zu wohlhabenden Bürgern machen. Es gilt jetzt, eine Mannschaft anzuheuern, der wir das Ziel unserer Reise natürlich nicht verraten«, beschwor Stones den zaudernden Kapitän.

Schließlich gab Stürmer seinen Widerstand auf.

»Topp. Ich bin dabei«, sagte er.

Laute Stimmen und das Geräusch eines umfallenden Stuhles aus dem Gastraum ließen Stones alarmiert herumwirbeln.

»Was ist da draußen los?«, fragte er.

»Der Wirt schlägt Lärm. Das ist das Zeichen für Gefahr«, stieß Stürmer hervor.

»Wo sind sie?«, hörten sie eine wütende Männerstimme aus dem Gastraum rufen.

*

Sie gehörte dem Kaufmann Hansen, der alles daransetzte, um die Pläne wiederzubekommen. Er hatte sich am Tag nach Gerts Ergreifung von dem Jungen zum ›Walfisch‹führen lassen. Als sie den Gastraum betraten, stieß er auf den Wirt, der sich ihnen in den Weg stellte.

»Halt! Nicht weiter! Dies ist ein Lokal für anständige Seeleute«, stellte er fest.

Doch da hatte Gert bereits die Tür entdeckt. Er packte Hansen am Arm und deutete darauf.

»Hier, in diesem Zimmer hinter jener Tür war ich mit Herrn Stones zusammen«, rief er.

Doch da schleuderte der Wirt einen unbesetzten Stuhl zur Seite und baute sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor der Tür auf.

»Mach Platz! Wir wollen uns einmal das Zimmer ansehen«, forderte Hansen.

Doch der Wirt bewegte sich keinen Millimeter zur Seite.

»Hierin ist nichts Besonderes, meine Herren!«, behauptete er abweisend.

Doch auf sein Wort wollte der Kaufmann sich nicht verlassen. Mit einem blitzschnellen Griff zog er seinen Degen.

»Oh!«, stieß der erschrockene Wirt hervor und wich eingeschüchtert zur Seite.

Kaum hatte Hansen die Tür mit einem wilden Ruck aufgestoßen, fiel sein Blick auf das Fenster im Hintergrund.

»Ah, Gert, sieh, da entwischen zwei durch das Fenster«, rief er.

Gert war so voller Abenteuerlust, dass er keine Furcht verspürte und am Kaufmann vorbei ins Hinterzimmer eilte. Er spähte durchs offene Fenster und wandte sich aufgeregt an Hansen.

»Herr Hansen, schnell. Sie haben Angst vor uns!«, rief er aus.

Das musste er nicht zweimal sagen. Der Kaufmann war mit einem großen Sprung im Freien und nahm, mit dem Degen in der Hand, bereits die Verfolgung auf. Im Laufen drehte er sich zu dem Jungen um, der soeben die Beine übers Fensterbrett schwang.

»Komm Gert, wir verfolgen sie!«, drängte Hansen zur Eile.

*

Die Fliehenden schauten mit besorgten Blicken zurück.

»Verdammt, da werden wir gejagt wie die Hasen«, beklagte sich Stones.

Doch der Kapitän hatte einen kleinen Vorsprung und etwas entdeckt.

»Schnell! Da liegt ein Boot«, rief er.

Sie jagten über den Steg, an dessen Ende ein Beiboot festgemacht hatte. Beide Männer sprangen hinein, Stones löste das Tau, und Stürmer griff zu den Rudern. Langsam entfernte sich das Boot vom Anleger. Nicht schnell genug für Stones, der immer wieder ängstliche Blicke über seine Schulter warf.

»Leg dich in die Riemen, Stürmer. Auf dem Wasser sind wir gerettet«, feuerte er den Kapitän an.

Mittlerweile hatten Hansen und der Junge das Ende des Stegs erreicht. Hilflos mussten sie mit ansehen, wie die Verfolgten mit dem Beiboot entkamen.

»Haha! Auf Wiedersehen, meine Herren! Der Hafen ist groß. Sucht uns, wenn Ihr Lust habt«, verhöhnte sie einer der Männer.

»Ah – jetzt sah ich den Mann genau. Er trug eine Narbe. War das Stones?«, wandte Hansen sich an Gert.

Der nickte zustimmend mit grimmiger Miene.

»Ja! Hatte ich nicht erzählt, dass er eine große Narbe hat?«, antwortete er.

Der Kaufmann schüttelte den Kopf.

»Nein! Aber nun weiß ich, wer das ist. Der Mann mit der Narbe ist ein Seeräuber von der Besatzung Störtebekers. Vor Jahren gelang es ihm als Einzigem, aus dem Gefängnis zu entfliehen und so der Hinrichtung zu entgehen«, sagte er.

Gerts Augen glänzten vor Aufregung, als Hansen den Namen des berüchtigten Seeräubers nannte.

»Die Polizei war lange Jahre hinter ihm her, ohne ihn je zu erwischen. Du bist da in eine sehr dumme Geschichte hineingeraten, Gert«, sprach Hansen weiter.

Er wirkte sehr besorgt.

Doch Gert spürte eine tiefe Entschlossenheit in sich aufsteigen.

»Oh, ich bin nicht feige! Ich werde die Kerls noch fangen! Gestern Nacht in Eurem Lagerhaus war es in der Tat unheimlich. Aber am Tage …«, versicherte er dem Kaufmann.

Zu seinem Verdruss reagierte Hansen nur amüsiert.

»Soso! Du willst die Burschen festnehmen, was der Polizei in fünf Jahren nicht gelang? Ach, komm nach Hause«, sagte er.

Doch er hatte Gerts Entschlossenheit unterschätzt.

»Ich bleibe noch hier am Hafen!«, erwiderte er.

Gert - Unter Piraten

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