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Kapitel 2 - Über mich.
ОглавлениеWas soll ich sagen?
Fangen wir es einfach an wie ein Lebenslauf.
Ich bin Jahrgang 1952, Sternzeichen Waage, geboren in Karlsruhe, meine Mama war eine geborene Simon, deren Vater und deren Großvater waren Jäger und Hundeführer.
Mein Papa, Franz Landkammer kam aus Böhmen und aus Böhmen kommt ja bekanntlich auch die Musik. Er spielte leidenschaftlich und in einer exelenten Perfektion auf seinem Flügelhorn.
Mein Senjor war kein Jäger, er war Flügelhornist, er war Musiker mit Leib und Seele. Er hatte mit der Jagd nichts zu tun.
Zum Thema Hund kam immer sein Spruch.:
" Hunde machen nur Dreck und kosten Geld! "
Für ihn gab es halt nur sein Flügelhorn.
Er akzeptierte aber mein hundliches Tun und freute sich ehrlich und aufrichtig über meine Erfolge mit meinen Hunden egal ob auf den Hundeprüfungen oder auf der Jagd in Wald und Feld.
Bei meinem Opa, Gregor Simon Jagdpächter, so hat er immer unterschrieben, war ich schon in meinem 8. Lebensjahr als Hilfsabrichter tätig.
Ich erinnere mich noch sehr gut an die damalig gebräuchliche Dressur.
Dressur, nein, so möchte ich nicht mit einer Kreatur umgehen, denn so ein Hund ist auch nur ein Mensch......
Das habe ich mir damals geschworen.
Man muss aber zum Verständnis wissen, ein Hund war zu dieser Zeit ein Nutztier, gleichgestellt mit den Pferden und den Kühen in den Ställen. Mit dem einzigen Unterschied, der Hund durfte mit zur Jagd und ab und zu in der Küche unter dem Tisch liegen, wenn er aufgrund von klirrender Kälte, Schnee und Nässe am ganzen Körper zitterte, um sich aufzuwärmen und sich von den Strapazen des Jagdtages zu erholen.
Zur Information, wir erlegten damals an einem Tag Niederwild wie Hasen, Fasane, Rebhühner und Enten in zweistelligen Zahlen bis fast Hundert Stück. Ja, in Worten: Einhundert, an einem Tag.
Die Hunde waren während des ganzen Jagdtages über gefordert Wild zu suchen, vorzustehen und nach dem Schuss zu apportieren. Noch dazu fuhren wir nicht wie heute mit dem Auto, sondern mit dem Fahrrad zur Jagd und auch wieder zurück.
Der Hund lief dabei auf der rechten Seite des Fahrrades an der Führleine bei Fuß.
Mit durchhängender Leine! Bei Fuß!
Der Pudelpointer meines Opas schlief nach großen Jagden manches Mal 2 Tage lang und kam nur kurz zum Fressen aus der Hütte. Nach seiner Fütterung verkroch er sich sofort wieder in seine Hundehütte, ins wärmende Stroh.
Zwischen meinem 12. und 18. Lebensjahr habe ich bereits mehrere Hunde für befreundete Jäger in deren Auftrag abgerichtet und geführt. Ein paar D-Mark als Taschengeld waren mir dafür sicher. Fast konnte man mich damals schon als Berufsabrichter bezeichnen, aber die Schule, damals Volksschule und danach meine Lehre als Automechaniker wie dieser Beruf sich nannte, hatten natürlich in den Augen meiner strengen Eltern Vorrang.
Leider, denn mir waren die Hunde und die Jagd in meiner Beliebtheitsskala viel höher angesiedelt als Schule und berufliche Ausbildung und ich hätte am Liebsten damals schon gar nichts Anderes mehr gemacht, als nur zu Jagen, Hunde zu trainieren und auf Prüfungen vorzustellen.
Seit Anfang des Jahres 1985 bin ich nun als Berufsabrichter tätig.
Meinen Traum hatte ich mir nun endlich erfüllt.
Von 1985 bis 1999 habe ich jährlich zwischen 10 und 15 Hunde auf jagdliche Leistungsprüfungen geführt und mit manchem Hund einen guten 1. Preis errungen.
Ich erinnere mich dazu an einen English Setter Rüden.
Lynilein aus Berlin.
In der Ahnentafel stand Ustin von Crailsheim.
Gezüchtet von Marianne und Wolfgang Prager aus Crailsheim / Wittau.
Marianne und Wolfgang waren sehr gute Jagdfreunde von mir. Wir bejagten fast 20 Jahre lang gemeinsam ein Revier in der Nähe von Ellwangen an der Jagst. Aber das nur am Rande.
Lynilein hat mich gelehrt, an den Hundeführern zu arbeiten und nicht wie bisher an deren Hunde. 10 Jahre lang kamen Hunde zum Abrichten zu mir. Ich habe sie trainiert, abgerichtet und auf die jeweiligen vom Hundebesitzer vorgegebenen Hundeprüfungen vorbereitet und geführt. Nach bestandener Prüfung gingen meine Schützlinge mit Zertifikat und Zensurenblatt mit Punkten und Benotungen zu ihren jeweiligen Eigentümern zurück.
Nun kam Lynilein.
Er lief wie die Feuerwehr über Wiesen und Felder und suchte für mich alles Wild das hier auf dem Acker sich drückte. Er stand alles gefundene Wild eindrucksvoll mit einer total faszinierend anzusenden Körperspannung vor. Er war von mit perfekt abgerichtet und für die Feldjagdsuche trainiert.
Für mich!
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen.
Für mich!
Kiki, so nannten wir die Besitzerin des Orange-Belton Rüden der Rasse English-Setter. Ein wirklich toller Vertreter seiner Rasse. Ich habe ihn sehr gerne bei seiner Arbeit gesehen und dabei seinen schnellen rasanten Suchenstil mit einer erstklassigen Kopfhaltung genossen, dies war Labsal für meine Seele. Beim Reden über diesen Rüden gerate ich immer wieder ins Schwärmen.
Eines Tages, als der Rüde bereits nach mehreren Prüfungen, die er mit Bravur bestanden hatte, wieder in Berlin zu Hause war, kam der Anruf. Kiki war am Telefon und ihre Stimme klang ziemlich deprimiert. Sie erzählte mir, Lynilein steht nicht mehr vor, sondern geht jedem Hasen den er findet, ohne auch nur an das Wort Gehorsam zu denken, hinterher. Kiki und ihr Lebensgefährte Karl, hatten im Schwarzwald eine Ferienwohnung, genau gesagt in Bad Herrenalb. Wir verabredeten uns, als Sie auf dem Weg dorthin waren, direkt bei mir in meinem damaligen Jagdrevier zu einem Treffen.
Nun Achtung was kommt!
Das Auto der Beiden hält am Feldrand an, sie steigen aus und ich begrüße Kiki und Karl.
Karl öffnet den Kofferraum und Lynilein springt heraus, rennt im Galopp an mir vorbei, mich dabei angrinsend.
Richtig gelesen, angrinsend.
Der English-Setter Rüde konnte grinsen. Er zeigte uns sofort eine Suche wie ich sie von ihm gewohnt war. Eine Suche die ihm auf mehreren Prüfungen vorzügliche Platzierungen mit hohen Punktzahlen einbrachte. Ich habe ihn nicht angefasst als er heraus sprang. Ich habe ihm kein Kommando gegeben als er an mir grinsend vorbei rannte. Ich hatte meine Hände im Hosensack und freute mich über den Anblick des „Schafferle“ wie wir ihn ab und zu nannten.
Lynilein der voller Eifer und energisch im Sprung sein Wild suchte. Unser Wild.
Sein und mein Wild. Okay? Sein und mein Wild!
Es dauerte nur zwei Schleifen seiner stilvollen Suche und schon hatte er Rebhühner gefunden. In Settermanier, katzenartig mit voller Körperspannung steht er die Rebhühner vor. Bombenfest. Ein Traum diese Vorstehaktion sehen zu dürfen.
Ich ging ruhigen Schrittes auf Lynilein zu.
Er bewegte sich zuerst keinen Zentimeter mehr, er stand wirklich bombenfest vor den von ihm gefundenen Rebhühnern und zwang die Rebhühner in ihrer jetzigen Position zu verharren. Er hinderte diese am Abrücken, in dem er ihnen nachzog und diese immer wieder zum festen Liegen, zum Anhalten brachte. Ich habe dann die Rebhühner herausgetreten.
Ich habe sie herausgetreten nicht der Hund.
Beim Abstreichen der Rebhuhnkette hat Lynilein ohne auch nur einen Befehl von mir zu erhalten, sich hingesetzt und dem Wild hinterher geschaut!
Ich benötigte, um bei Lynilein Gehorsam auszulösen, keinerlei Hilfen.
Keine Pfeife, keine Stimme, nichts.
Meine Anwesenheit genügte dem Rüden und er spulte sein bei mir erlerntes Programm ab. Weiter zur Suche geschickt. In der folgenden 4. Schleife seiner Suche reißt es ihn aus vollem Gallopp herum. Er zieht weit an, steht kurz vor, zieht in einer super Manier mit sehr starkem Ausdruck hin zum Wild um dieses festzumachen. Sprich er zwingt durch seine Anwesenheit, seiner Nähe zum Wild, dass dieses sich vor dem Hund drückt, duckt und sich nicht mehr bewegt. Ein Wegschleichen des Wildes wird durch den Hund somit verhindert.
Ich gehe zu ihm hin, wieder langsam und ohne Eile. Er stand durch wie in seiner Glanzzeit. Eine Freude für den Betrachter.
Ein Hase geht nur ca. 3 Meter vor ihm hoch, hoppelt 10 Meter weg und baut sich auf zu einem Kegel. So ein frecher Hase. Lockt meinen Lynilein aus der Reserve, möchte wohl eine Runde vor einem sehr schnellen English-Setter herrennen! Lynilein blieb neben mir, ohne eine Einwirkung von mir stehen und war absolut gehorsam. Genauso wie er es in der Zeit seiner Schulung und Konditionierung bei mir gelernt hatte.
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen.:
Lynilein arbeitet mit bestem Gehorsam und Führigkeit für mich!
Wirklich, nur für mich!
Für seinen Abrichter!
Für seinen Trainer!
Das heißt im Umkehrschluß, dass sich der Hundebesitzer seinem Hund gegenüber genauso verhalten muss wie ich, wie sein Trainer. Der Hundeführer muss zum Trainer gemacht werden.
Gesagt getan, - das Hundeführertraining war geboren.
Mitten im Feld.
Vorgegeben und mir erklärt, von einem English-Setter Namens Ustin von Crailsheim.
Es war keine schwere Geburt, vielmehr war es eine Erleuchtung meiner Seits. Kiki und Lynilein kamen durch meine Hilfe auf Gleichklang und beide waren glücklich bis zu ihrem Ende.
Nun führe ich bis heute Hundeführerlehrgänge durch.
Wie das Wort schon auszudrücken vermag.
Ich arbeite ausschließlich am Hundeführer und nicht an seinem Hund.
Immer mit Abschluss einer jagdlichen Brauchbarkeitsprüfung für Jagdhunde, oder aber einer Begleithundeprüfung, sowie Prüfungen des JGHV oder deren Zuchtvereine. (JGHV = Jagdgebrauchshundeverband, er ist die jagdliche Dachorganisation der einzelnen Jagdhunde- Zuchtvereine in Deutschland)
Selbst führe ich im Moment 10 Hunde zur Jagd.
Durch die Anzahl unserer Hunde habe ich das große Glück, das Verhalten und das Zusammenspiel innerhalb unserer Hundemeute, fast täglich von unseren Hunden sehen und erleben zu können.
Vieles das ich mir in den Jahren zuvor durch Lesen von Büchern von Verhaltensforschern, als Theorie aneignen konnte, wird nun zur Praxis, da ich das Meuteverhalten, live durch unsere Hunde gezeigt, erleben darf. Literatur von Verhaltensforschern und Tiertrainern aus den USA die mit Delfinen arbeiteten lieferten meinen wissentlichen Grundstock zum Thema Klickertraining. Damals nur studiert und in Grundzügen verinnerlicht aber noch nicht praktiziert. Leider muß ich sagen.
Es hätte mir Vieles erleichtert. Doch zurück zum Meuteverhalten.
Einzelheiten zum Klickertraining folgen noch.
Man muss sich das einmal verinnerlichen was mir da für ein Glück zu Teil wurde.
Ich habe vor ca. 30 Jahren über das Meuteverhalten von Hunden und Wölfen gelesen, man muß sagen dieses studiert, mühevoll angeeignet. Nun sehe ich dieses Verhalten mit eigenen Augen und vor Allem, ich konnte dies nun Begreifen.
Sehen, gezeigt bekommen, erleben, erkennen und begreifen können.
Ich habe viele Passagen in Verhaltensbüchern z.B. von Trummler und Aldington wirklich mehrmals gelesen. Ich konnte diese Stellen interpretieren, aber verstanden habe ich diese Ausführungen der Verhaltensforscher damals leider nicht. Erst jetzt nach Jahren, als ich das damals von mir studierte Verhalten von Wölfen und Hunden live von unserer eigenen intakten Meute sehen und erleben konnte, wurde die Theorie zur Praxis, der AHA - Effekt war da.
Welch ein Glücksfall, was für eine Freude für mich solche Verhaltensmuster von Hunden sehen und erleben zu können. Von Verhaltensforschern beschrieben, von mir damals gelernt und nun in live gesehen und begriffen.
Ein Erlebnis der besonderen Art das man wirklich nur innerhalb einer intakten Meute zu sehen bekommt.
Jahrelang führte ich 2 - 4 Hunde zur Jagd.
Hier wurde dieses Sozialverhalten für mich nicht sichtbar. Erst jetzt, mit einer größeren Anzahl von Hunden die im Rudel zusammen leben, zeigen unsere Hunde ihre ererbten und auch zum Teil durch die Mutterhündin und von Tanten der Welpen anerzogene Verhaltensmuster.
Was oft zu sehen ist, daß hier ihre Onkels ebenso eine große Rolle spielen. Auch in einem späteren Verhalten von bereits 7 – 9 Wochen alten Welpen. In diesem Alter möchte die Mutterhündin in der Regel nicht mehr viel von ihren Welpen wissen und beißt diese oft ab. Sie möchte einfach ihre Ruhe haben und sich vom Wurfgeschehen erholen.
Machmal, wenn die Mamahündin Lust drauf hat, spielt sie ein kurzes Spielchen mit den Welpen. Dann plötzlich zieht die Hündin ihre Lefzen hoch, zeigt Zähne und geht den Welpen an den Hals oder aber mindestens an den Nacken. Sie stellt somit das Spielen ein.
Nicht die Onkels.
Diese spielen lange und ausdauernd mit den Welpen. Machen Rangordnungsspiele und lassen die Welpen Beute mittragen, in dem der Rüde einen längeren Gegenstand apportiert, dabei brummelnd und mit erhobener Rute am Welpen vorbei geht. Es sieht aus als wäre ein Araber Pferd aufgeregt, im Wind trabend, voll Power im Bauch und wartet nur darauf losrennen zu dürfen. Der ausgewachsene Rüde, bei uns übernimmt diesen Part Kamillo, ein Irish-Setter Rüde. Er lässt die Welpen seine Beute mittragen. So lange er läuft dürfen die Welpen die Beute mittragen. Ins Maul nehmen. Rüde und Welpe haben die Beute im Maul. Jeder eine Seite.
Legt er nun den Gegenstand auf den Boden und geht mit dem Kopf zurück, müssen der oder die Welpen zurückweichen und vom Apportiergegenstand Abstand nehmen. Wenn nicht haut er rein, daß die Fetzen fliegen. Das machen die Welpen nur einmal.
Danach wird dieses Verhaltensmuster von den Welpen gelebt. Oftmals wird dieses Spiel des Beutetragens zur Festigung mit den Junghunden vom Rüden instinktiv wiederholt und somit trainiert und automatisch konditioniert.
Ein Leben lang werden die Hunde dieses Verhaltensmuster im Kopf behalten.
Wir kämpfen zum Beispiel beim Apportieren mit dieser Verhaltensart.
Beim Apportieren Üben bringt uns dieses anerzogene Verhaltensmuster der Junghunde, oft zur Verzweiflung. Darüber aber im späteren Kapitel mehr. Merken Sie sich bitte an dieser Stelle nur das Wort Beutetragen und wie dies vom Rüden an den Welpen trainiert wird.
Dies alles geschieht ohne ein Zutun eines menschlichen Trainers!
Alleine die Meute formt die Welpen in verschiedenen, nennen wir´s mal vermenschlicht, Fachbereichen. Ich nutze das eine oder andere Verhaltensmuster das bereits von den älteren Hunden den Welpen antrainiert wurde für mich aus, für mein Training mit den Welpen und benutze deren Verhalten für meine Trainingsziele.
Ich nutze das Sozialverhalten das bereits innerhalb unserer Meute herrscht für mich aus und baue auf dieser Schiene mein eigenes, weiterführendes Training auf.