Читать книгу Der Sonnensturm Teil 3 Mem - Hardy Klemm - Страница 5
Am Tempel
ОглавлениеEine Sage berichtete, wer den Königsstuhl vom See aus besteigt, wird König sein! Wer der Drei hatte die Qualifikationen dafür? Charles Dunbar? Er kommandierte schon eine halbe Ewigkeit eine kleine Armee? Gael Peter Assimov? Er war der Gottkönig, der sich aufgelösten Xuianer und verstand es sich Loyalität zu sichern? Martin Bretz? Er besaß einst zwei loyale und unbesiegbare Kampfmaschinen? Charles Dunbars Armee war von der NATO besiegt worden. Gael Assimovs Götter hatten ihn im Stich gelassen. Martin Bretz war es egal geworden, dass die Maschinen jetzt zerstört waren. Die eine Namens Seneca war bei einem Behördengang verrückt geworden und die andere, Kublai, wollte die Welt retten. Doch hatten alle drei die Chance. Charles hatte gesehen wie sich etwas, das er anfangs für einen Menschen gehalten hatte, verwandelte - in eine Rakete und mit einem Überschallknall war sie am Horizont verschwunden. Ein paar seiner Männer wussten noch nichts von der Niederlage und mit diesen Fähigkeiten, die einst Martin Bretz zierten ausgestattet, wäre es ein sehr teuer erkaufter Sieg für die NATO. Gaels Götter hatten ihm das erste Mal geantwortet. Die Seligkeit durchströmte ihn von Kopf bis Fuß. Martin Bretz, ihn verband nichts mehr mit der Welt. Skrupel und das, was sie schützten, überließ er nun anderen. Nichts konnte mehr das Raumschiff Horst stoppen. Alles hing nun von einer Frage ab: Wer diente dort am Ende der Welt – und wem?
Charles: Was war das?
Gael: Bleibt hier! Ich habe über zehn Jahre auf euch gewartet, da kann ich mehr fordern als nur ein paar Sekunden!
Martin: Die kommen wieder! Kublais Firma geht über die Bretz Holding und Sebastian Seneca ist immer noch offiziell tot. Er hatte den Fehler auch schon davor und ist immer brav zurückgekommen!
Gael: Fehler? Zurückgekommen? Wo ist sein Raumschiff?
Martin: Es steckt im Hyperraum fest! Wir sollten sowieso mal dorthin, wenn Seneca jetzt damit rechnet, dass eine Zivilisation angreift, der die Horst noch nicht gewachsen ist, sieht sie jetzt wahrscheinlich aus wie ein Schlachtschiff. Er programmiert zu gewinnen und hat von Metaversen gesprochen!
Charles: Da stand was vom im Auritbericht. Sie wollen mir doch nicht sagen, der stimmt? Darin haben Sie von Zeitreisen gesprochen!
Gael: Natürlich können die Xuianer zeitreisen!
Kein Mann gesunden Verstandes hätte Martins Bericht ohne Beweise über das Aurit geglaubt. Charles war eingeweiht.
Charles: Was sagten Sie, das waren KIs?
Gael: Waren das Habier oder Xuianer?
Martin: Keiner von beiden! Das sind nur Maschinen! Das sind nur völlig kaputte Maschinen!
Charles: Wie kann man so etwas geheim halten?
Martin: Ich weiß noch nicht, wie das Patent für die beiden aussehe! Die Horst wäre auch noch ein Problem, denn damit kann man in Metaversen reisen. Und wenn ich an die Zeitreisen denke, schlägt mein Gehirn einen Purzelbaum. Hätten Sie den Mist an die Vereinten Nationen abgetreten? Da geht es doch zu wie im Irrenhaus?
Charles: Sie bekommen dann eben Hilfe!
Martin: Von wem? Die Vereinten Nationen sind jetzt schon überfordert!
Charles: Was wollen Sie dann tun?
Martin: Mir wurde etwas weggenommen und ich will es wieder haben!
Gael: Ich dachte, die Maschinen kommen wieder?
Martin: Das meinte ich nicht!
Gael: Na gut? Was tun wir dann?
Martin: Wir müssen zur Horst!
Charles: Das Raumschiff steht am Flughafen! Das ist doch dann der Learjet?
Martin: Als ich die Horst das letzte Mal gesehen habe, war sie bestimmt hundert Mal größer!
Charles: Was?
Gael glaubte alle technischen Details, aber Charles sah wieder den einsamen Irren.
Charles: Wir sollten hier weg! Es ist kalt!
In was war der Ex-Agent da hinein geraten? Von den Gedanken an die Technik war er befreit worden. Es war Gael, der wirklich in den Orbit wollte und Martin sah es nur als Dienstreise. Die nüchterne Einstellung, nur eine technische Störung zu beheben und hinzunehmen, dass er eigentlich schuldlos die viele Arbeit zerstört hatte, die nötig gewesen war, um die Horst geheim zuhalten, brachten ihn zum Schnellschritt. Am Königsstuhl war auch bald kein Platz mehr. Der Förster und vielleicht zwanzig Mann liefen an den Steilhängen entlang und suchten nach Abbrüchen oder auf den Strand gefallene Bäume. Der Knall von Kublais Antischwerkraft Triebwerk hatte auf sie gewirkt, als wenn jetzt wieder etwas auf irgendwelche Touristen gestürzt wäre. Es wäre nur für diese Jahreszeit ungewöhnlich gewesen, da die gesamte Kreide-Küste im Winter gefroren war. Glücklicherweise war Kublai zu schnell und wie bei Überschalltriebwerken üblich, blickte die Menge nur in das Loch aus Luft hinter dem Flugkörper. Seneca hatte sich mittlerweile in einen Datenstrom verwandelt und sich zur Horst teleportiert. Ein Span von einer Dose blieb das Problem einer Aushilfe. Charles und Gael war noch nicht ganz bewusst geworden, wie geheim doch alles gewesen war, aber da man fast die ganze Besatzung des dortigen Multimedia-Naturmuseum versammelt hatte, blieben die beiden ruhig und liefen Martin hinterher. Es gab auf dem Weg zur Horst nicht viel zu sagen, nur viel zu sehen. Das erste waren die beiden Bodyguards Jeff und Bill. Sie aßen dänische Hotdogs mit viel zu viel Soße. Jeff aß einen mit Tofuwürstschen. Es tut mir leid, die habe ich noch nicht gegessen. Die drei, die da anmarschierten, sahen aufgewühlt aus und alles sagte den beiden, dass es sofort losgehen würde. Mathew zuckte plötzlich im Wagen zusammen, als er sah, wie Bill seinen Hotdog in die Tonne schmiss.
Jeff: Wohin?
Charles: Sie kommen nicht mit!
Der Wert von Informationen erhöhte sich mit der Zahl ihrer Nichtwisser. Er blieb also bei nur den zwei Mitwissern. Gael war der Trojaner auch egal geworden, denn zahlen tat immer noch Martin.
Charles: Mathew, steigen Sie aus! Sie kommen auch nicht mit!
Martin: Wir haben den Winterfahrplan und Sie drei können in Sassnitz warten, O.k.! Der Bus fährt alle zwei Stunden. Kann hier eigentlich jemand überhaupt eine Limousine fahren außer Mathew?
Charles: Das wird schon gehen!
Gael: Ihr drei habt jetzt Weihnachtsurlaub!
Jeff: Was ist mit Kahn und Seneca?
Charles: Vergessen Sie die beiden! Alles einsteigen!
Gael: Wohin geht es?
Martin: Zum Jet! Wir müssen in die Nähe der Venus!
Mathew: Hä?
Charles: Das hat hier niemand gehört! Verstanden!
Niemand antwortete, da alle es gehört hatten, aber niemand verstanden. Die Limousine fuhr los und nach zwei Stunden war man beim Flugplatz. Die Escape stand im Hangar und verriet nichts von ihrer Raumtauglichkeit. Im Wagen war aber von Raumboot gesprochen wurden. Das sollte eins sein? Natürlich wurde das geglaubt, nachdem man einen fliegenden Chinesen gesehen hatte, der die Welt retten wollte.
Charles: Also zur Venus? Na gut!
Gael: Wir können nach Xu! Was wollen wir auf der Venus?
Martin: Zum letzten Mal, ich bin kein Außerirdischer! Hier ist niemand ein Außerirdischer!
Gael war nur schwer davon zu überzeugen. Für Charles war die Venus in der Nähe. Er hatte die bevorstehende Reise mit einem Kurztrip in den Orbit verwechselt. Dass man den wahrnehmbaren Teil des Universums verlassen wollte, wurde auch mit keiner Silbe erwähnt. Am Flughafen sahen die drei wie auf einer Dienstreise aus und die Escape konnte starten. Es gab auf der Welt nicht viele Unternehmen mit einer Außenstelle im Weltraum. So ruhig wie die Escape startete, schien es nichts Besonderes mehr. Charles bemerkte nicht, dass er sich in den Weltraum begab und dachte ständig an Virgin Galactic. Die Escape hatte auch keine Rückspiegel. Gut so, er wäre ausgerastet, hätte er gesehen mit welcher Geschwindigkeit die Erde kleiner wurde. Eine halbe Stunde im sehr ruhigen Weltraum brachte jeden zum Nachdenken, aber keinen zum Reden. Viel war es aber nicht, worüber man sich einen Kopf machen konnte. Charles hatte schon durch die Verträge mit Russland von der Raumtauglichkeit erfahren und mehr als das rauschte nicht durch seinen Kopf. Gael war die Venus zu nah und Martin erinnerte sich an Senecas Vorliebe alles geheim zu halten. Offiziell gab es also keine Probleme. Der Nullfeldgenerator unterbrach die Ruhe.
Charles: Ist das ein schwarzes Loch?
Martin: Nein!
Gael: Das ist ein Wurmloch!
Martin: Nein!
Charles: Wieso sind da vorne keine Sterne mehr zu sehen?
Martin: Das ist nur so etwas wie ein Tor in etwas, das ich bis jetzt noch nicht verstanden habe. Ein Wurmloch habe ich nicht und wäre das ein schwarzes Loch, wären wir bereits tot.
Als man sich dem schwarzen Nichts, in dem sich die Horst befand, näherte, wurde den beiden Passagieren flau im Magen. Alle Sterne verschwanden und die Horst zeigte ihren neuen Bug.
Martin: Scheiße, die ist ziemlich gewachsen seitdem ich das letzte Mal hier war! Seneca, gib mal durch, wo ich anlegen muss und dann zeigst du mir, was du am Schiff alles gemacht hast?
Es gab ein O.k. über die Knochenleitung. Mittlerweile konnte Martin schon selbst das sehr schwierige Andockmanöver fliegen und da es keine Dinge in der Nähe gab, deren Größe bekannt war, mussten alle die Größe schätzen. Martin war dabei der Einzige, der auf die Geschwindigkeitsanzeige der Escape achtete. Was hatte Martin noch gesagt „hundert Mal größer“? Die Horst war jetzt bereits hundertmal größer als der Flughafen, von dem die drei gestartet waren. Diese Einsicht kam als die Escape die Türen öffnete und man an den großen schwarzgrauen Frachtern sehen konnte, wie groß der Hangar der Horst schon alleine war. Gut zwanzig Frachter von hundertvierzig Metern Länge standen in der Halle. Seneca stand neben einem Radpanzer und die zwei Gäste versuchten wieder die Größe zu schätzen.
Martin: Womit fangen wir an, Seneca?
Seneca: Ich dachte mir, das erste wäre das Essen, welches auf der Horst erzeugt wird. Wir nehmen die Bahn in die Küche!
Es gab dort immer noch nichts mit dem man die Größe vergleichen konnte. Man sah allerdings wie langsam die Frachter am Radpanzer, der auf dem Weg zum Bahnhof war, vorbeizogen. Charles warf einen Blick auf den Tacho des Radpanzers.
Charles: 240 Km/h?
Gael drehte sich langsam zur Escape um.
Gael: Der Jet ist ja kaum noch zu sehen?
Charles: Was?
Gael: Wie weit ist es etwa von hier bis zum Jet, Seneca?
Seneca: Es sind jetzt etwa 900 Meter.
Gael: Und bis zu den Frachtern?
Seneca: Etwa 120 Meter.
Martin: Seneca, wenn ich von hier bis zur Brücke laufe, wieviel Zeit bräuchte ich?
Seneca: Etwa einen Tag.
Martin: Gibt es Bier auf diesem Schiff?
Martin war der Gedanke gekommen, dass er all das nachbessern durfte und die anderen beiden waren sprachlos.
Seneca: Die Horst produziert ein gutes Ale. Die Gehrung ist aber noch nicht komplett vollzogen, darum ist es noch etwas süß. Das Problem wird sich aber mit der Zeit lösen. Ich hatte mir schon gedacht, dass Sie als erstes danach fragen.
Der Zug wartete am Bahnhof und Seneca begann zu erklären.
Seneca: Das ganze Schiff ist mit Verkehrsmitteln durchzogen. So ist jeder Teil in einer halben Stunde zu erreichen. Überall gibt es Wartungsdrohnen und das Sicherheitssystem kann sich auf dem ganzen Schiff in ein paar Sekunden hochfahren. Der Personalmangel auf der Horst ist wirklich das größte Problem. Es ist wieder das alte Problem bei der strengen Geheimhaltung. Wo sollen wir die Bedienungsmannschaften und das Wartungspersonal hernehmen? Der Feind ist uns mit großer Sicherheit zahlenmäßig weit überlegen.
Martin: O.k., mit Kublai wären wir nur fünf, das kann ich verstehen, aber von welchen Feind redest du?
Seneca: Die Zivilisation, die uns in die Vergangenheit geschickt hat. Sie hat uns ausspioniert! Sie herrscht von einem Gebäude auf der Metaebene aus und arbeitet mit zehn Jahre alten Trojanern.
Martin: Wenn unser Feind aus der Zukunft kommt, wieso arbeitet er mit zehn Jahre alten Trojanern und nicht mit etwas, das wir nicht entdecken können?
Gael: Trojaner aus der Zukunft nützen nichts! Es gibt die Programme noch nicht, die solche Trojaner einlassen! Schadprogramme nutzen nur Sicherheitslücken und da können keine sein, wenn die Software noch nicht programmiert ist.
Martin: Gael, du fällst mir gerade in den Rücken!
Charles: Er hat Recht!
Martin: Danke, Charles!
Charles: Ich meinte Gael hat Recht!
Da stand auf der einen Seite ein Mann namens Seneca in einem Nadelstreifenanzug, der allen Beteiligten ein riesiges Schiff zeigte, welches er selbst entworfen hatte und auf der anderen Seite Martin, den man vor einem Jahr aus einer Anstalt entlassen hatte, weil er eine gute Anwältin besaß. Wem hätten Sie geglaubt?
Martin: Seneca ist nur eine kaputte Maschine! Er hat einen Programmierfehler!
Die zwei mussten noch abschätzen, wer hier kaputt war und beobachteten die Situation weiter. Der Zug fuhr los und vier Minuten später war man wieder in einer Halle angekommen. Es war die Kantine. Drei Zehnmanntische standen gedeckt in der Mitte der Halle. Wie machte sich der E-Koch, den Martin noch neben den Supercomputer aus der Zukunft mitgebracht hatte. Die anderen zwei Mitbringsel, Seneca und die Schadsoftware aus der Zukunft, waren schon mal nicht mehr zu gebrauchen.
Martin: Seneca, ist die gesamte Software eigentlich für diese Zeit nutzlos?
Seneca: Ganz im Gegenteil! Wir besitzen hervorragende Kryptografie und Codebrecher. Das ist nicht das einzige, was wir an verwertbaren Waffen besitzen. Die Horst ist von oben bis unten mit Lafetten und Türmen versehen und besitzt jetzt sechs Primärwaffen auf Basis des Tracktorstrahls.
Charles: Wieviel Feuerkraft ist das genau?
Seneca: Man könnte damit einen Stern zerstören!
Gael: Dieser Herr Kahn hat gesagt, in Zivilisationsstufe Null beherrschen wir nichts, in Stufe eins beherrschen wir andere Planeten. Dann müsste das jetzt Zivilisationsstufe zwei sein, wenn man eine Sonne beherrscht?
Seneca: Etwas zerstören zu können, heißt nur sehr selten, dass man es beherrscht. Die Horst hat Grenzen - ich arbeite aber daran.
Hoppla, hatte da Martins Glaubwürdigkeit Boden gut gemacht? Die zwei sollten ihre Fragen vorsichtiger stellen, sonst könnte ihnen klar werden, dass sie sich mit einer laufenden Zeitbombe auseinandersetzen müssen. Es war wirklich eine gute Zeit für den Brunch auf der Horst, so hatte jeder Essen im Mund. Auch das habe ich nicht gegessen, weil es so etwas auf der Erde nicht gab. Seneca aß wieder nichts und redete weiter.
Seneca: Die Kartoffeln werden in vertikalen Gärten angelegt. Wir besitzen leider noch nicht so viele Eiweißquellen, wie Fleisch und Fisch.
Martin: Das wäre etwas für Jeff! Die Kaki sind super süß.
Charles: Probieren Sie mal die Eier!
Seneca: Ich hatte mir deswegen schon Sorgen gemacht. Ich musste den gesamten Stall auf eine Popcorndiät setzen, weil die Hähne nicht wollen.
Gael: Nein, da machen Sie sich keine Sorgen. Mein Cousin in Oregon füttert auch nur mit Popcorn und die Eier werden dann immer etwas aromatischer. Wenn Sie die Tiere mit Eierschalen füttern, die nicht vom Stall kommen, kann es aber Probleme geben.
Martin: Ha, kein Kannibalismus, Seneca.
Seneca: Ich werde es mir merken.
Charles: Hühner fressen Eier? Ich dachte, die fressen mal höchstens einen Wurm?
Seneca: Das gibt man den Tieren, damit sie keine Windeier produzieren!
Charles: Behinderte Küken?
Seneca: Nein, Windei beschreibt nur ein Ei, bei dem durch Kalziummangel die Schale zu dünn ist.
Gael: Das sind im Supermarkt dann die Eier, die in der Packung kaputt gegangen sind. Das passiert meistens nur bei Bioeiern, weil man da keine Nahrungsergänzungsmittel zufüttert.
Seneca: Hier ist übrigens alles Bio!
Martin: Ohne mich zu fragen? Du triffst in letzter sehr viele selbstständige Entscheidungen?
Seneca: Wir waren durch den Anschlag am Wostoksee wirklich in großen Schwierigkeiten, daher habe ich mir eine etwas unabhängigere Taktik angeeignet. Sie können sich nicht mehr um alles kümmern. Ich habe schon bei der Führung durch die Horst sehr viel, was ich Ihnen nicht zeigen werde, da es zu umfangreich wäre. Würde ich alle Veränderungen zeigen, wäre es ein mehrwöchiger Rundgang. Die Zeit ist dafür in einer Krise zu knapp.
Martin: Von welcher Krise sprichst du?
Seneca: Eine unbekannte Macht, welche auch Metaversen bereist, steht der Horst gegenüber. Es könnte sich auch um die handeln, die uns in der Zeit zurückgeworfen haben und ich kann immer noch keine Absicht oder irgendeine Logik in den Zügen dieser Macht erkennen. Aus meiner Sicht sind wir keine handelnde Macht, sondern nur eine Schachfigur in diesem Spiel. Schachfiguren werden aber geopfert.
Charles: Wenn Sie Schach spielen, bewegen Sie da nur die Springer, um sie danach in ein paar Zügen wieder auf die Ausgangsposition zu setzen, um dann für den nächsten Gegner bereit zu sein?
Seneca: Interessante Metapher.
Martin: Charles meint wohl, dass die Horst jetzt vielleicht etwas überbewaffnet ist?
Charles: Einen Stern zerstören, ist ziemlich überbewaffnet! Ich meinte aber, dass man sich auf manche Schachspiele nicht einlassen sollte! Sie sind nur eine Figur im Spiel, wenn Sie sich auch bewegen lassen!
Martin: Wir haben uns ziemlich bewegt, Seneca?
Gael: Zumindest will keine feindliche Macht, dass man sich bewaffnet. Die Xuianer befürchten anscheinend einen Angriff der Habierer.
Martin: Ähm, Gael, ach egal!
Seneca: Es gibt durchaus Fälle, in denen der Feind will, dass man sich bewaffnet. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Danke! Zeit für das Ale!
Das Ale hatte 6 Promille und stieg durch den von Seneca, schon erwähnten, hohen Zuckeranteil sofort in den Kopf. Man raste danach an allem nur vorbei. Seneca hatte die Führung auf ein sträfliches Mindestmaß beschränkt, da in ein paar Tagen alles wieder umgebaut wäre. Seneca Rüstungswettlauf mit seinem Schatten war noch lange nicht beendet. Für Martin gab es daher nur die Fehlersuche in den Programmen des Supercomputers. Das Jantar Mantar, die Weltsonnenuhr, die nun Senecas Zeitgeber war, arbeitete wie beschrieben und er dachte an eine ähnliche Lösung. Er sah einfach noch keine und im Augenblick schien Seneca sicher. Martin hätte das aber anders ausgedrückt.
Seneca: Ich denke, es ist Zeit für den Rückflug. Ich werde hauptsächlich jetzt daran arbeiten, die Horst zu befreien.
Martin: Ich denke, die kleine Raumblase beherrschen wir ganz gut. Das ist eine gute Idee, Seneca.
Charles: Ja, ich glaube auch, dass die Horst jetzt genug Waffen besitzt.
Gael: Gegen die Habierer kann man gar nicht gut gerüstet sein!
Seneca: Ich denke die Habierer sind kein Problem!
Gut, Seneca! Man fuhr zurück zur Escape. Jeder hatte verstanden, dass der Supercomputer kaputt war. Der eine mehr, der andere weniger. Man saß in der Escape wie angenagelt und viel zu erzählen gab es immer noch nicht. Als Charles sah, wie schnell sich die Erde beim Landeanflug mit dem Shuttle näherte, gab es nur ein erwartetes Hm. Martin hatte die Escape zielsicher zum Flughafen gebracht, obwohl er nur wieder nach Landmarken flog. Auf dem Flugplatzt war man wohl in Sicherheit.
Gael: Und das ist alles, was wir können? Wo sind die Parallelwelten und überhaupt die Außerirdischen?
Charles war über Gaels Geisteszustand verwundert. Wie konnte man nach dem, was man sah, nur die Wortgruppe „das war alles“ benutzen. Er brauchte Zeit.
Charles: Gut, ich werde mal sehen, ob man damit irgendetwas anfangen kann. Ich bin dann mal im Weihnachtsurlaub!
Martin: Stehe ich jetzt ohne Bodyguards da?
Charles: Sie haben doch Gael! Und außerdem werden Sie wahrscheinlich noch beschattet von den Beamten, die Sie abgehört haben. Ich habe das gleiche Problem. Die könnten vielleicht denken, ich arbeite jetzt schwarz für Sie und Weihnachten und Silvester hatte ich auch schon vorher verplant. Es gibt da wirklich nichts mehr, was Sie mir zeigen müssten, um Ihr Aurit zu verkaufen?
Martin: Nein, das war alles!
Charles: Ich werde mich bei meinen verbliebenen Kontakten umhören. Wenn die UN das alleine regeln soll, wäre sie wirklich überfordert. Man, wenn Miranda auch nur einen Fingerhut davon erfährt, was Sie mir gerade gezeigt haben, reißt sie mir den Kopf ab! Was machen Sie mit diesem Seneca?
Martin: Ich habe ihn schon einmal repariert. Das war auch nicht so schwer! Da fällt mir noch etwas ein.
Charles: Zumindest ist er jetzt beschäftigt!
Gael: Was ist mit Kublai Kahn? Hat der auch einen Programmierfehler?
Martin: Seine ganze Firma läuft über mich. Selbst wenn er die Welt rettet, braucht er dazu Geld! Er wird zu uns kommen, wenn es Schwierigkeiten geben sollte. Mach zuerst seine Webseite fertig!
Kublai: Das ist eine gute Idee. Ich werde mich zwischen Weihnachten und Silvester noch einmal melden.
Martin: Ach ja, Kublai und Seneca haben alles mitgehört! Gael kannst du Autofahren?
Gael: Ich kann Motorradfahren, aber keine Limousine!
Martin: Wir nehmen den Zug und Sie, Charles, die Limousine!
Charles: Nein, ich nehme einen Mietwagen. Die Limousine bleibt hier! Ich darf sie offiziell gar nicht fahren und mir kleben weiter die Beamten an den Fersen! Ich kann es mir einfach nicht leisten weiter negativ aufzufallen. Hoffentlich sind es nur deutsche Beamte. Die wäre ich an der Grenze los!
Gaels Telefon klingelte. Der Avatar Kublai hatte ein paar Änderungsvorschläge.
Kublai: Schön, dass Sie wieder auf der Erde sind! Ich will aus der Webseite eine stark benutzerfreundliche Applikation für Android machen. Ab Android Sandwisch muss sie funktionieren. Wir Roboter haben kein Händchen für Designs und Anwenderfreundlichkeit.
Gael: Geht klar! Ich muss dafür aber noch ein paar Leute einstellen!
Martin: Auf Rügen gibt es nur ein IT-College und das nennt sich „die Linuxexperten“! Das Amt hat auch gerade Weihnachtsurlaub. Kublai, das wird erst nächstes Jahr etwas.
Gael: Amt? Arbeitsagentur? Ich bin doch kein Steinzeitmensch! Das Projekt wird in kleine Teile zerteilt und dann über den Globus bearbeitet. Bei kreativen Arbeiten darf man keine Hilfsarbeiter beschäftigen und von euren Ämtern bekomme ich doch nichts anderes. Die müssen finanziell unabhängig sein. Ein paar Selbständige müssten das mit der App hinbekommen.
Martin: Was hast du gegen Rüganer als Arbeitskräfte? Das können doch Zeitarbeiter programmieren?
Gael: Wenn man einen Maurer braucht, der immer die gleiche Arbeit ausführt, ist das Personal entbehrlich! Ein Kreativer nimmt aber, wenn er geht, sein ganzes Konzept mit. Der darf nicht zu einer anderen Firma wechseln, wenn ihm das Geld ausgeht!
Kublai: Wir verstehen uns! Bis die nächsten Tage!
Die Rollen waren klar verteilt und man verließ den Flughafen. Die Stadt Sassnitz hatte den Trojaner vergessen und in Martins Einraumwohnung war es wieder so ruhig wie immer. Da stand der Übeltäter, der so viele Probleme verursachte.
Martin: Stux der Zweite, Herrscher der Beamten!
Der uralte Laptop, in dessen Lüftungschlitzen sich noch der gesamte Staub von Martins Wohnung befand. Es war Zeit einzukaufen. Das gesamte Essen würde er alleine Zuhause essen und es gab seiner Meinung nach auch keine Chance, so kurz vor Weihnachten einen Tisch in einem der Restaurants zu ergattern. Er hatte wieder vergessen, dass er Millionär war. Dosenfutter, eine Einkaufstasche voll und er hatte auch dieses Mal die Tasche nicht vergessen. Grüne Weihnachten wurden vom Radio prophezeit. Er war Single und für ihn bestand die Weihnachtszeit schon lange nur noch aus einem veränderten Fernsehprogramm und ein paar Tagen, in denen man nicht einkaufen konnte. Zumindest hatte man auf der Horst gut gegessen. Er war nicht der einzige, der diese Zeit so überstand und ein paar seiner Leidensgenossen, die sich über die immer schlechteren Filme aufregten, würde er durch Gael bald kennenlernen. Gael war aber noch nicht so weit Personal einzustellen. Er fragte sich, wieso Kublai, ein Computer der bereits ein App entwarf, nicht selbst seine Probleme löste. Er hatte selbst eine der Apps gesehen, die von Maschinen entworfen worden waren und er hätte es selbst kaum besser gekonnt. Charles war weit, weit weg. Er war gerade erst Zuhause angekommen und der Computer seiner Kinder war beschädigt.
Charles: Was habt ihr nur wieder damit gemacht? Der Autostart ist völlig zugerammelt?
Gregor: Wir brauchen eben einen neuen Computer!
Charles: Ah, jetzt weiß ich, wieso er nicht mehr richtig hochfährt! Sabotage!
Maryvonne: Wir brauchen ein Tablet PC!
Gregor: Nein 2, für jeden einen!
Kein Computerexperte würde sich freiwillig als Computerexperte bezeichnen, da die IT-Branche mittlerweile aus mehr als 30 Berufen bestand und der Großteil der Arbeit darin besteht die Aufträge weiter zu vermitteln. Für Charles traf das auch zu. Der Kinder PC war bald wieder völlig in Ordnung. Das, was die Kinder wollten, war ein Tablet PC wie Charles ihn auch besaß. Das wären dann aber bei zwei Tabs über tausend Euro, eine Ausgabe, die zu groß war und mit Carla besprochen werden musste.
Charles: Die Kinder wollen Technik zu Weihnachten! Willst du auch einen Tablet PC?
Carla: Nein, ich kann doch dann den alten Kinder PC nehmen! Du bist doch sonst immer so ein Sparfuchs?
Charles: Wahrscheinlich hat irgendeine deutsche Behörde mein Sicherheitstelefon abgehört! Die könnten die ganze Wohnung verwanzt haben, wenn sie es geschafft haben, dass der Fall auch im Ausland aufgeklärt werden darf. Boris Frankavisch hat es sogar in Moskau erwischt. Ich bin für einen kompletten Satz neue Technik!
Carla: Hast du den Deutschen etwas getan?
Charles: Nein und die Trojaner von denen dürften auch älter sein als 5 Jahre. Deswegen wird es wahrscheinlich keinerlei ernste Ermittlungen gegen uns geben. Ich habe den Trojaner vom Bretzauftrag bekommen und den haben sie schon wieder aus der Kartei genommen.
Carla: Dann ist der Trojaner doch weg?
Charles: Der hat ihn immer noch auf einem alten Laptop! Mit dem Geschäft wird es auch in nächster Zeit etwas ruhiger, weil jeder weiß, dass ich abgehört werden könnte!
Carla: Das klingt für mich wie eine Datenpanne?
Charles: Ja, das war es auch! Dafür sehe ich den Bretzauftrag in einem ganz anderen Licht! Da könnte enorm viel Geld im Spiel sein!
Carla: Von wieviel reden wir hier? 2 Millionen?
Charles: Wahrscheinlich erheblich mehr! Weißt du, was ein Raumschiff kostet?
Carla: Ich spiele keine Videospiele mit dir! Dafür ist Gregor da!
Charles: Ich hätte auf dem Schiff ein paar Fotos schießen sollen!
Carla: Warst du angeln?
Charles: Ich glaube, das muss ich alleine klären? Ich bin für einen neuen Satz Technik zu Weihnachten! Wie sieht es mit dir aus?
Carla: O.k., und meine Mutter bekommt dann ein Smartphone!
Charles: Weißt du, wie teuer die Dinger sind?
Carla: Geh doch zum Schwarzmarkt!
Charles: Ich dachte, wir wollten keine Trojaner, aber für deine Mutter mache ich gern eine Ausnahme!
Martin hing durch! Er war an die Gesellschaft von Gael und der Bodyguards gewöhnt und da das Fernsehprogramm zu Weihnachten nicht zu gebrauchen war, wollte er seinen Keller aufräumen. Die Wohnung war schon sauber und die Fenster geputzt. Es war fast nichts mehr übrig, was man aufräumen könnte. Er stand im Keller mit einem zehn Litereimer voll Schutt. Er hatte diesen Ort noch nie aufgeräumt. Der Blick fiel auf seine Spielsachen aus der Kinderzeit und danach auf einen durchlöcherten alten Beutel, der jetzt braun, aber früher mal weiß gewesen war mit einem Logo von einem Unternehmen, das es jetzt nicht mehr gab.
Martin: Was ist das denn?
Es war alt!
Martin: Hä, Böller! Die müssen noch von 2000 sein!
Er hatte, weil in ein neues Jahrtausend gefeiert wurde, damals viel zu viel gekauft und sie dort vergessen! Ein großer Beutel voll Feuerwerk war sein, aber da war noch etwas?
Martin: Hä, eine Tapezierbürste, originalverpackt! Nein, das war mal Frühstücksfleisch!
Er sah den Beutel an.
Martin: Die können doch gar nicht mehr funktionieren?
Da alles mit Weihnachten beschäftigt schien, blieb die Straße leer und Martin wollte eine der Knaller aus dem vorigen Jahrtausend testen. Er entschied sich für einen Pfeifer, das war ein Böller, den man in der Hand behalten konnte. Aus den größeren D-Böllern lief eine bräunliche klare klebrige Substanz aus. Es sollte ein kleiner Böller sein. Vor der Hauseingangstür wurde dann gezündelt. Natürlich behielt er den Böller mit zweifelhafter Feuerkraft nicht in der Hand. Er legte ihn auf die Straße und rechnete entweder mit einem 5 sekündigen Pfeifen oder eben mit nichts. Er riss ihn mit einer alten Streichholzschachtel an und sah einen traurig glimmenden Anzünder. Sehr langsam zog die winzige, ein wenig knisternde Flamme auf das Pappröllchen zu.
Martin: Aus in 4, 3, 2, 1, und was habe ich gesagt!
Der Böller zischte unter einem lauten Pfeifen gut zwanzig Sekunden in der Luft und auf der Straße in Schleifen umher. Martin hatte dieses Silvester Geld gespart! Gael Peter Assimov konnte sich auch über ein paar Einnahmen freuen. Er unterhielt sich über Videotelefon mit einem Provider aus Österreich.
Raphael: Kernelkenntnisse für eine App brauchst du nicht. Setz auf dezimale Arbeitsweise!
Kernel war die Programmiersprache der Chips und die angeblich dezimale Arbeitsweise war eine Besonderheit der IT-Branche. Wenn man in der realen Arbeitswelt etwas zehnmal machen musste, konnte man sich höchstens eine Schablone anfertigen, um die Arbeit zu beschleunigen. Ein Programmierer hingegen programmierte erst die Null und dann die Eins und war fertig.
Raphael: Wenn du etwas mehr als fünfmal hintereinander tun musst, gibt es ein Tool dafür! Niemand, der sich auf Android spezialisiert hat, arbeitet heute noch mit Kernel!
Gael: Was, wenn ich tricksen muss? Ohne Kernel verlasse ich mich blind auf die Tools! Das gefällt mir nicht!
Raphael: Du findest wieso keine arbeitsfähigen Leute mit Kernelkenntnissen. Genauso gut könntest du die App in Java programmieren! Das sind Dinge, die es heute kaum noch gibt. Versuch es mit Microsoft Phytons. Das können die alle genau wie C++. Du musst schon die Programmiersprachen verwenden, die am Markt noch benutzt werden. Die App wird ziemlich groß und mit Java wird es kaum was werden!
Gael: Klar verwendet man noch Java. Erzähl keinen Mist!
Raphael: In der Wirtschaft nicht, aber bei euch Hobbyprogrammierern. Schau dir doch mal deine Protokollfragen an! Nur beim Browsen steht da noch Java, für die privaten Websites.
Gael: Überall ist Java! Ich kann auf jeder Seite auch den PhP Code abfragen und du sagst, ich brauche das nicht?
Raphael: Genau! Wenn du die App in Java programmierst, sind das tausende von Programmzeilen und du musst die App dann auch ständig betreuen, um keine Schäden auf den PCs deiner Nutzer zu hinterlassen. Wenn sie noch etwas anderes außer deiner App auf dem Rechner haben, das sich mit der App nicht versteht, hast du ein Problem. So wie du arbeiten willst, produzierst du in kürzester Zeit nur Malware. Tools können ihre Aktualisierungen in Echtzeit auf das übertragen, was sie erschaffen und du kannst die Betreuung damit den Toolprogrammierern überlassen. Ein Toolupdate sind zwei Klicks mit denen du tausende Programmierzeilen in Java überschreibst. Willst du das wirklich von Hand machen?
Gael: Das klingt, als könnte ich dadurch viel Zeit und Geld sparen?
Raphael: Ja, das ist für gewöhnlich der Sinn von Software!
War das der Grund, wieso die Maschine Kublai nicht selbst die App programmierte? Zeit und Geld zu sparen klang fürs erste danach. Gael stellte sich eine Frage weniger und so blieb mehr Zeit für die Arbeit. Heiligabend, für Martin waren die alten Böller ein gutes Geschenk und er sah Kabelfernsehen. Es gab an diesem Tag keine Serien, nur uralte gute und neue wahnsinnig schlechte Filme. Es lief auf eine Dokumentation hinaus. Oh je, es war eine Amerikanische, die zu Zeiten von Bush Jr. entstanden war. Man stellte sich die Frage, wie US-amerikanische Truppen Außerirdische besiegen könnten. Er erinnerte sich schmunzelnd an Dr. David Serwas. Der Militärexperte hatte ihm erfolgreich vermitteln können, wieso die USA freudig ihre gesamten Militärgeheimnisse an die Welt abtraten.
Martin: Koproduktion AlJazzera!
Der Nachrichtensender hatte während des Afghanistan- und des zweiten Irakkrieges dafür gesorgt, dass die USA eigenes Material herstellen mussten und jetzt redete man über eigentlich streng geheime und wahrscheinlich sogar illegale Militärtechnik. Man sah eine Soldatin an einem Pult, die mit einem Leuchten in den Augen beschrieb, wie die USA zu Forschungszwecken einen Satelliten abschoss, welcher natürlich auch gegen die friedliche Nutzung des Weltraums verstieß. In der Dokumentation erwähnte man das natürlich nicht. Es war nicht die Technik, da China ebenfalls von großen Protesten begleitet dies ein paar Jahre später wiederholen konnte. Es war dieser angetrunkene Glanz in den Augen der Soldatin, der ihn weiter fernsehen ließ. Wie glücklich doch jemand war, jemanden dienen zu dürfen. Das war es, was er wieder haben wollte. Diese blinde Zuversicht in die Welt, dass man ihm eines Tages für sein Handeln dankbar sein würde. Nun legte er keinen Wert mehr auf die Dankbarkeit einer Welt, in der niemand seine Erklärungen für sein Handeln hören wollte. Es gab keine höhere Bestimmung. Mit dem Pirogen aus der Dose konnte er keine erledigte Arbeit mehr verzeichnen sondern nur einen überstandenen Tag. Weihnachten konnte man auch so verbringen. Das Fest war für die drei kaum erwähnenswert. Charles hatte auch Silvester frei. Er plante allerdings sein Comeback in der Sicherheitsbranche. Boris Frankavisch, der Schwerindustrielle in Russland, war für gewöhnlich sein erstes Ziel, wenn es neue Aufträge geben sollte. Der Kontakt war aber zurzeit nicht zu gebrauchen. Die Moskauer Polizei durchsuchte gerade alles, was er besaß. Es war die Schuld von Charles. Eine Sonderkommision befasste sich mit Boris nur, weil er sowohl große Mengen an Menschen und Material verschob und er einer der Auftraggeber von Charles war. Kurz zuvor hatte Charles einen Trojaner bei der zuständigen Stelle abgegeben und sich damit als das ausgewiesen, was er eigentlich bekämpfen sollte, als Terrorist. Wenn Boris wegfiel blieb nur noch Alois Mengetre. Er war zu alt, um den Terror in der Welt zu unterstützen. Er hatte einfach keine Mittel mehr dafür. Dass er einen Schlaganfall bekommen könnte, wenn man eine Waffe in seiner Nähe abfeuerte, hatte seine Überprüfung nicht verhindert. Man hatte schon ein bisschen seltsam kucken müssen als man dabei feststellte, dass der alte Mann im Rollstuhl die ganze Welt bereiste und eigentlich immer woanders war. Gerade war er in Florida. Das traf sich gut, denn ein alter Mann in Florida war kaum zu finden und er sprach gerade über eine Sache nach der Charles sowieso gefragt hätte. Charles reiste ab und damit gab es in Europa keinen Sicherheitsdienst mehr für Martin Bretz. Nein, das konnte nicht so bleiben!
Charles: Bill, der Urlaub ist gestrichen! Jeff ist in Italien und Sie stehen alleine da. Dafür werden Sie auch besser bezahlt. Klingt das fair?
Bill: Ja, wenn ich erst morgen anfangen muss! Ist Mathew auch dabei?
Charles: Nein, aber Sie können sich einen Mietwagen holen. Ihnen werden die Spesen bezahlt!
Bill: Ich brauche bestimmt einen Geländewagen! Wenn es hier wieder so schneit wie im letzten Jahr, nützt mir ein Kleinwagen nämlich nichts! Wie hoch dürfen die Spesen denn eigentlich sein?
Charles: 400 Euro pro Tag. Und kümmern Sie sich auch um Gael Peter Assimov!
Bill: Bei den Straßen dort oben ist der Geländewagen nicht zu umgehen! Wo sind Sie, wenn ich Hilfe brauche? Ich kann mich nicht um zwei Leute gleichzeitig kümmern?
Charles: Ich bin dann am Telefon! Martin Bretz hat Priorität! Noch etwas?
Bill: Nein!
Es war ein Standardauftrag. Bill hatte nicht die komplexen Gedankengänge, die einen Ermittler ausmachten. Bill hatte stattdessen einen Kater. Beim großen Spiel um die Horst konnte er so nicht miteinsteigen. Es hatte außerdem schon angefangen. Charles saß bereits im Flugzeug, Gael googelte Programme, die Programme programmieren und Martin Bretz musste eine Runde aussetzen. Am Südpol suchte schon Martins Einsatz Seneca. Die Expedition zum Finden der Eisvogel und deren Piloten stand faktisch fest. Alvaro Ortega hielt die Papiere in der Hand und war der Meinung, zivil dort am Wostoksee bergen zu können. Aber die NASA war in erster Linie eine militärische Einrichtung. Sie unterstand der US-Luftwaffe. Die vielen geschwärzten Stellen in der Auftragsbestätigung ließen ihn grummeln. Er sah sich auch die Übersetzungen ins Deutsche für die Bretz Holding an.
Alvaro: Nanu? Der Artikel für das Bergungsvehikel ist männlich?
Er war früher mit der deutschen Marine im Manöver und wusste, was das hieß. Wenn die Person im Deutschen für ein Schiff männlich war, handeltet es sich nicht um einen Übersetzungsfehler, sondern so wurden militärische Schiffe beschrieben. Das hatte ein pedantischer Admiral geschrieben. Offenbar wollte da noch jemand in das Spiel einsteigen. Das klang wie eine gute Partie „Mensch ärgere dich nicht“. Es war nicht das Aurit, worum es hier ging. Das konnte Alvaro ausschließen. Die USA hätten dann sofort alle Forschungen zu diesem Thema beenden müssen. Charles sollte schnell klar werden, von welchem Schaden man dann hätte sprechen müssen. Er war gerade auf amerikanischen Boden gelandet und stand schon wieder an einem Eisstand. Florida war einer der wärmeren Staaten der USA. Das änderte nichts an dem Verbrauch von Zucker.
Charles: Walnuss, es sei denn, sie ist so süß wie das Pistazieneis!
Verkäuferin: Das ist mit Ahornsirup. Versuchen Sie doch einfach das Zitroneneis!
Charles dritte Tüte. Alois wusste, wo er nach Charles suchen musste. Für beide stand das Gesprächsthema fest. Für jeden ein anderes.
Alois: Charles, mein Lieblingsterrorist!
Charles: Sie sind witzig, wir stehen hier auf einem amerikanischen Flugplatz und Sie schreien Terrorist!
Alois: Ich hatte es Ihnen gesagt, Hände weg vom Bretz. Der bringt nur Ärger!
Charles: Sie müssen gerade rumbrüllen! Soll ich Ihnen mal einen Schlag von ihrem Dimitri Koljakov erzählen. Das sollten wir dann aber woanders machen!
Alois: Mein Wagen steht draußen! Ist die Bretz Holding schon mit einer neuen Chefetage versehen oder wartet alles noch auf das Testament?
Charles: Da lief von Anfang an alles über Bretz und ich glaube, Kinder werden wir auch keine von Sebastian Seneca sehen. Was gibt es sonst bei Ihnen. Ich höre immer nur Bretz?
Der Topterrorist führte eine Marktanalyse durch. Seine Kontakte waren still geworden und ein Neustart führte man erst durch, wenn geklärt war, ob man Charles Dunbar weiterhin als Bedrohung einstufte. Im Gegensatz brauchte man kein aktuelles Foto von ihm, um ihn aus der Kartei zu nehmen. Es würde lange dauern, bis seine Informationslage wieder so gut war wie vor Stuxx dem Zweiten. Er hatte dafür einen anderen unangebrachten Marktvorteil - sein Wissen um die Horst. Es blieb natürlich ein Geheimnis, dass man schon gar nicht Alois erzählen durfte. Es würde das Gleiche geschehen wie am Südpol, ein Datenleck! Alvaro Ortega sah da auch einen sehr redseligen Mann sitzen. Es war Thomas Ratling, der Ingenieur mit der Spezialisierung auf Hochgeschwindigkeit. Er war überarbeitet und genoss die Sonne.
Alvaro: Thomas, was machen Sie hier draußen so alleine?
Thomas: Ärgern! Ich ärgere mich über meine eigne Blödheit hierher zu kommen!
Alvaro: Stunk mit den Schreibtischtätern?
Thomas: Nein, endlose Schwindeleien der Labore!
Alvaro: Werden die Ergebnisse gefälscht?
Thomas: Nein, ich hätte es riechen müssen! Verdammt!
Alvaro: Was?
Thomas: Als ich zum Südpol kam, haben sie mich durch den Test gewunken! In meiner Stellenanzeige stand Raumschrottbeseitigung. Jetzt arbeite ich direkt für das Militär und die Idioten belügen mich Tag ein Tag aus.
Alvaro: Das Aurit darf nicht militärisch genutzt werden! Melden, aber sofort!
Thomas: Kein Mensch von den staatlichen Laboren arbeitet am Aurit. Seit 9 Monaten tue ich nur eins, Projektile und Kanonen prüfen. Da unten steht nichts anderes!
Alvaro: Ich verstehe nicht? Projektile und Kanonen sind doch militärisch?
Thomas: Die Waffen bestehen aber nicht aus Aurit. Die einzigen, die überhaupt irgendetwas mit dem Aurit machen, sind die Oberirdischen Labore mit den Teilpatentverträgen. Die Bretz Holding und die Franchise Unternehmen sind zurzeit die einzigen, die die Substanzen auf ihre Eigenschaften prüfen, wenn man „es zerstören“ nicht als Eigenschaft wertet! Da unten will man nur eines wissen, wie schießt man ein Loch rein? Mein Forschungsbericht wird ein einziges Schlafmittel! Gauskanone nichts, Plasmawerfer nichts, Disrupter Typ B nichts. Das ist das einzige, was ich eintragen kann!
Alvaro dämmerte es! Was immer da unten im Wostoksee war, es könnte ein Loch in das Aurit geschlagen haben. Für die UN-Mitgliedländer stand anscheinend schon fest, dass Auritwaffen kommen würden und diese mussten auch ihre Schwachstellen besitzen. Alois überlegte nicht lange wer als erstes mit diesen Waffen arbeiten würde, China. Der Mann hatte wirklich gute Ohren. Er hatte das Gerücht vom Südpol verstanden. China hatte als einziges Land kein Interesse daran, dass die Eisvogel geborgen wurde. Es lag daran, dass sie den bemannten Bohrer selbst versenkt hatten. Es war nur eine falsch zusammengelötete Platine, die das Schiff hatte ausfallen lassen und die war eine so teure Bergung nicht wert. China hatte sich inoffiziell quergestellt als es um die Bergung ging und war überstimmt und überboten wurden. Deng Fat, der Idiot der Beweise hinterlassen haben könnte, steckte in Schwierigkeiten. Auch gegen ihn wurde im Rahmen von Gegenspionage ermittelt. Das Spiel stellte sich für die ermittelnden Parteien aber noch anders dar. Alois sah in den Charles Dunbar verbliebenen Kontakten einen Chinesen ohne Vorgeschichte, der gerade unauffindbar war. Es war ein möglicher direkter Kontakt zur Volksrepublik China, Kublai Kahn. Es war das einzige Thema, über das er eigentlich sprechen wollte. Im Wagen gab es zwar Wodka ohne Ende, aber Charles war genauso ohne Ende trinkfest. Wie quetschte man einen Ex-Agenten aus?
Alois: Was ist genau beim Bretz-Auftrag passiert?
Niemand sprach gern über eine Datenpanne und Charles war da auch keine Ausnahme. Alois hatte Bill im Verdacht. Charles war Choleriker und dabei könnte ihm viel unüberlegt herausrutschen. Der Russe würde es schwer haben, einem alten Hasen weiß zu machen, dass da leider wirklich nichts von Belang passiert war.
Charles: Da war ein Haufen von übereifrigen Beamten mit zu viel Zeit!
Alois: Wieder ihr Problem mit dem Finanzamt in Russland?
Charles: Nein, es waren deutsche Beamte!
Nun ja, mit unserem Fleiß konnten wir Deutschen wirklich Werbung machen, aber die Rede war von Beamten. Charles berichtete korrekt, denn beim Datensammeln waren die deutschen Beamten wirklich etwas zu fleißig und eine Menge Zeit hatten die Herrschaften auch dadurch, dass die Wirtschaft im Wesentlichen die meisten Verbrechen, die man in Deutschland im Internet ahndete, selbst von vornherein verhinderten. Die NSU-Affäre war Alois noch nicht bekannt, so log Charles entweder, was Alois verwundert hätte, denn das konnte er besser oder er sprach in Rätseln. Zeit für die Problematik Kahn.
Alois: Wie sieht es mit Ihren Geschäften mit diesem Chinesen Kublai aus?
Charles: Bei dem erwarte ich auch keine Familie!
Alois: Schwuchtel?
Charles: Impotent!
Alois: …und die Programme? Vertreten Sie seine Firma?
Charles: Das ist wieder die Bretz Holding! Seine Firma gibt es wahrscheinlich nur auf dem Papier!
Alois: Und da beschweren Sie sich über meinen Mittelsmann Dimitri Koljakov?
Charles: Kennen Sie noch andere Unternehmen, die mich auch beschäftigen würden? Bei der Bretz Holding steht nämlich sehr viel nur auf Papier?
Alois: Eine solche Unternehmung kann doch keine Briefkastenfirma sein?
Charles: Ich wünschte, dort wo der Firmensitz ist, gäbe es Briefkästen!
Alois: Mafia?
Charles: Oh wäre das schön!
Alois: China?
Charles: Die Venus! Das Unternehmen befasst sich mit Raumfahrt!
Alois: Wieso ist das schlechter als die Mafia?
Charles: Weil Raumfahrt nicht gleich Raumfahrt ist!
Alois: Die war ja auch auf den Verträgen zur Nica verboten worden. Das ist doch überhaupt der Grund gewesen, wieso Sie diese Stelle bekommen haben. Vielleicht chinesische Taiwanauten?
Charles: Ich muss, um ehrlich zu sein, selbst herausfinden, in welchen Größenordnungen wir hier sprechen!
Alois: Wir sind in Florida. Das ist die Türschwelle der NASA. Wir können vorbeifahren und fragen!
Charles: Ich kann damit nicht zur NASA! Die müssen sich doch gerade an die Verträge halten!
Alois: Ich meinte nicht die Bürogebäude, ich meinte die Sight Seeing Tour auf dem Raumbahnhof Cap Canaveral.
Charles: Das ist eine gute Idee! Wie sieht es mit neuen Aufträgen aus, Alois?
Alois: Ich fürchte bis sie wieder da sind, müssen, Sie sich noch eine Menge Museen ansehen!
Charles: Den Urlaub habe ich mir nach dieser Geschichte auch verdient!
Man fuhr also die NASA an und schlug die Zeit bis dahin mit endlosen Gesprächen über die Familie tot. Es war das einzige, was den beiden noch geblieben war. Der Behindertenparkplatz vor dem Museum war zu klein für Alois’ Limousine. Ansonsten war alles barrierefrei, wie üblich bei öffentlichen Gebäuden. Schnell hatte man sich in die Touristenschlange eingereiht und wieder begann eine Zeitreise.
Guide: Willkommen im Kennedy Space Center! Wir beginnen mit den bemannten Missionen des KSC, bis 1968. Mercury, Gemini und Apollo haben die Weltgeschichte geprägt.
Charles: Wie teuer ist so ein Raumschiff?
Guide: Ein Raumschiff wird mittlerweile kostensparend hergestellt, viele Teile sind nachhaltig. Aber die Saturn IV Trägerrakete ist das Komplizierteste, was der Mensch bisher geschaffen hat und gehört damit auch zum Teuersten. Die Ausgaben lohnen sich aber, denn der Mensch kann nur ins Weltall expandieren. Wir transportieren mit günstigeren Raketen Satelliten in den Orbit und das ist trotz der teuren Raketen ein Gewinngeschäft in Milliardenhöhe. Dazu kommen wir aber später!
Der Guide umging die Frage, denn ein Raketenstart war mit einem anderen Raketenstart nicht zu vergleichen. Jeder versuchte die tatsächlichen Kosten für einen Raketenstart geheim zu halten.
Charles: Was bringt so ein Satellit denn ein?
Guide: Das kommt auf den Satellit an!
Charles: Wieviel würde ich verdienen, wenn ich damit zur Venus komme?
Guide: Nichts! Wissenschaftliche Daten werden dort nur gesammelt, weil manche glauben, man könnte den Planeten besiedeln oder es könnte auch Leben geben. Außerirdische treffen ist doch toll!
Alois: Wir suchen auch hier nach Außerirdischen, mit Radioteleskopen. Das Programm heißt S.E.T.I., search extraterrestikel Intellegence! Das Programm kostet 10 Millionen Dollar im Jahr!
Guide: Nein, 2010 wurde der Etat von Barack Obama gestrichen!
Oh ein Republikaner, nicht alles was Barack Obama tat, finde ich richtig. S.E.T.I. kostete im Vergleich zu anderen Weltraumprogrammen eigentlich wenig. Es gab keine anderen Staaten, die das amerikanische Projekt weiterführen wollten. Eine fantastische Leistung unglaublicher Ignoranz. Zurzeit sucht niemand auf der ganze Erde nach Signalen von Außerirdischen. Es gibt glücklicherweise noch Sonden, wie Minerva, die sich damit befassen.
Charles: Alois, ich will jetzt nicht wissen, was es kostet. Ich will wissen, was es denn so einbringen würde?
Alois hatte einen vergeigten NASA-Test von Martin Bretz noch im Hinterkopf. Jeder wusste, dass er an Außerirdische glaubte. Was wollte Charles da wissen? Venus?
Guide: Wenn man von kommerziellen Satelliten im Orbit absieht, gibt es noch die Möglichkeit, Rohstoffe aus dem All zu gewinnen. Auf dem Mond könnte man Helium 3 abbauen und es auf der Erde zu Energie machen!
Charles: Der Mond ist ziemlich nah!
Guide: Nah ist offenbar ein sehr relativer Begriff! Wir sind noch weit entfernt davon, Rohstoffe von anderen Himmelskörpern abzubauen! Wir planen da gerade eine Raumstation und das wird schon schwierig genug.
Charles: Und wenn wir weiter weg könnten?
Guide: Also dann muss man vom Jupiter reden. Unter seiner sehr dichten Atmosphäre ist er ganz und gar mit Wasserstoff bedeckt. Das ist ein Brennstoff!
Alois: Der gute Mann ist Russe, erzählen Sie ihm, was er hören will, erzählen Sie von Öl und Gas!
Charles: Nein, das kann es nun wirklich nur auf der Erde geben! Öl und Gas entstehen aus abgestorbenen Pflanzen!
Guide: Ich muss Sie enttäuschen, auf Kohlenstoffplaneten ist der Grundstoff Kohlenstoff. Auf der Erde besteht der Atlantik aus Salzwasser. Auf Kohlenstoffplaneten bestünde er aus Benzin!
Alois: Schlechte Karten für Russland, wenn Sie schon von der Venus sprechen!
Guide: Schlechte Karten für die gesamte Rohstoffpolitik. Gold kostet fast nur so viel, weil es so selten ist. In alten Sternensystemen, in denen es vorher mehrere Sterne gab, kann man aber auf Nuggets stoßen in der Größe von Kontinenten. Das Angebot bestimmt hauptsächlich die Nachfrage. Zum Beispiel in Doppelsternsystemen gab es im Stern schwerere Elemente, dadurch dass der Stern nicht zum sehr großen Teil Wasserstoff zu Helium fusioniert hat, sondern auch schwerer Stoffe. Dadurch sind dann auch noch mehr schwere Stoffe entstanden als in unserem. Die Zusammensetzung unseres Sonnensystems ist keine Vorschrift für andere Sonnensysteme. Wenn Sie die Ressourcenpolitik auf das Universum ausdehnen würden, bräche sie fast augenblicklich zusammen.
Charles: Man hat aber noch keine Kohlenstoffplaneten gefunden!
Guide: Doch, wir werden uns im Planetarium ein paar ansehen. Das sind dann aber nur Animationen. Schwarze Löcher sehen Sie dann echte!
Charles: Wann sehen wir ein paar echte Satelliten? Ein paar kommerzielle?
Guide: Wir kommen nachher dazu. Die meisten, die Geld einbringen, werden geheim gehalten. Das wollten Sie doch wissen?
Charles: Was sehen wir dann?
Guide: Zum Beispiel einen Nachbau der Voyager Sonden! Die Sie sehen wollen, sind in den gesperrten Arealen und das wäre dann Industriespionage oder bei den militärischen Satelliten sogar Landesverrat für mich! Die kann ich Ihnen also nicht zeigen.
Trotz fehlender Spionage war der Tag ein guter für Charles. Dass er beim ungeplanten Urlaub richtig ausschalten hätte können, wäre aber gelogen. Ein paar Zahlen mit Dollarzeichen wurden auf der Tour nämlich doch präsentiert und er begann zu kalkulieren. Auch Martin blieb irgendwo in den Zahlen stecken. Er suchte nach Kublai Kahn. Die Applikation auf seinem von Seneca aufgebohrten Smartphone gab leider nicht die Lage des zweiten Roboters an. Er hatte gedacht, er würde irgendwie aus den ständig springenden GPS-Koordinaten schlau werden. Er fragte schlicht nach!
Martin: Kublai Kahn wo steckst du?
Kublai: Die Straßen hier haben keine Namen!
Martin: Gib mir doch dann zumindest das Land?
Kublai: Rio, Brasilien!
Er saß alleine in seiner Einraumwohnung und sah sich Wiederholungen an. Bill klingelte. Er hatte Dienst und wollte mit Martin Bretz einkaufen fahren. Seine Küche hatte keinen Kühlschrank und niemand war daran interessiert, wie er die Feiertage verbringen hätte müssen. Alles andere war beschäftigt, nur ihm drohte die Decke auf den Kopf zu fallen. Nun mussten zwei die erdrückende Langeweile der Einraumwohnung ertragen und schon nach kurzer Zeit holte Bill ein Packet Skatkarten aus dem Wagen. Essen gab es noch genug, aber das zu Kochen lag unter seiner Leidensgrenze. Völlig verkochte Paprika aus der Dose war für jeden Koch ein sehr trauriger Anblick. Martin sah nicht besser aus, aber das bemerkte Bill nicht. Er wollte nur den neuen Wagen einfahren und suchte einen Grund.
Bill: Wollen Sie zu Dr. Molke? Ich meine, weil Weihnachten war!
Martin: Der Mann spricht nicht mehr mit mir!
Dr. Molke hatte ihm seine Kreditkartengeheimzahl gegeben und danach waren die Gespräche mit ihm als hätte der gute Doktor einen Hirnschaden. In der Psychologie war es üblich Geheimhaltung zu waren, da der Patient dann mehr erzählte und natürlich auch sich dumm zu stellen. Dr. Molke tat das aber ein bisschen zu gut. Es könnte auch daran gelegen haben, dass er dadurch in möglichen Ermittlungen der Behörden verraten hätte, selbst an Weihnachten Redeverbot zu diesem Thema hatte. Die Psychologie war nicht die einzige Profession, bei der man Personal mit Hirnschaden gerne mal beförderte. Das erklärte die Probleme, die Alvaro Ortega mit dem Militär hatte.
Alvaro: Was heißt das hier Miranda? Ich darf keinen Zugang zur Eisvogel haben? Das ist mit meine Konstruktion!
Miranda Braun: Es muss leider dabei bleiben. Die Sache wurde als geheim eingestuft!
Selbst Alvaro Ortega, der mit der NASA oft an Inoffiziellen Aufträgen arbeitet, war die Häufigkeit mit der das Wort geheim auftauchte zu viel geworden. Hier war Geheimhaltung doch völlig unsinnig. Den Bohrer hatte er mitentworfen und er gehörte auch zu denen, die am ehesten erkannten, was im Wostoksee schiefgelaufen war. Die Häufigkeit des Wortes geheim brachte die Presse ins Spiel. Es gab noch eine handvoll Reporter auf der Welt, die sich ihre Storys aussuchen konnten. Katharina Dorothea Howl zählte zu diesen glücklichen sowie Walter Faden. Walter war auf diesen seltsamen Chinesen namens Kublai Kahn aufmerksam geworden, da er fast überall gleichzeitig zu sein schien und Katharina blieb wieder genau das Gegenteil. Seneca war nirgends zu finden. Sie saß jetzt ohne Zeitdruck an dem Fall. Dieser tote Unsichtbare war vom Planeten verschwunden und zahlte brav ihre Spesen. Wann und wo hatten Kublai und Seneca sich kennengelernt? Man könnte Kublai fragen, aber wo war er gerade? Katharina nahm als erste das Telefon in die Hand, während Walter noch versuchte einen Termin bei der Außenstelle der Bretz Holding zu organisieren.
Walter: Faden! Wer ist da?
Katharina: Frau Howl, der Fall Sebastian Seneca! Erinnern Sie sich noch?
Walter: Ja, das Firmen-Portrait der Bretz Holding. Ich versuche seit Tagen einem Termin beim Takafumi Building zu bekommen! Ich hatte schon gar nicht mehr mit Ihnen gerechnet!
Katharina: Ich bin darüber nicht informiert. Ich arbeite immer noch an dem Fall Sebastian Seneca! Ich glaube Sie sind abgelehnt worden. Die Informationspolitik von diesem Hagen van de Volk ist wirklich miserabel.
Walter: Soweit ich informiert bin, ist Sebastian Seneca jetzt tot und unter der Erde. Dürfte das nicht auch für das Portrait von ihm gelten?
Katharina: Na ja, ich arbeite etwas auf eignen Faust, da es doch sehr seltsame Geschehnisse sind!
Walter: Haben Sie schon gehört, dass sie die Eisvogel bergen wollen?
Katharina: Da wird es mit der Recherche nichts. Da sind überall Abschirmdienste!
Walter: Das Militär, was sucht das im Wostoksee? Ich sitze gerade am Fall Kublai Kahn. Er finanziert überall kleine Projekte, Afrika, Südamerika, Indochina, Zentral China und hat noch nicht mal eine alleine überlebensfähige Firma. Da läuft auch alles über die Bretz Holding und, wenn ich Sie richtig verstanden habe, auch über das Militär!
Katharina: Das wäre dann ja illegal! Klingt gut! Wollen wir uns zusammenschmeißen?
Walter: Können Sie mir einen Termin bei der Bretz Holding geben?
Katharina: Ich kann es versuchen!
Walter: Haben Sie Material zu Kublai Kahn?
Katharina: Da gibt es nicht viel, aber ich habe eine Quelle!
Sie drehte die Kreditkarte von Martin Bretz in ihrer Hand. Die drei Monate, wegen dem wirklich total versauten ersten Date, Ausgehverbot, waren noch nicht ganz vorbei. Hoffentlich zählte er nicht die Tage und bemerkte, dass ihre Sperre noch nicht abgelaufen war. Es gab aber eine Versicherung.
Katharina: Sie können, wenn sie wollen, ja mitkommen? Die Quelle ist der große Bretz selbst!
Walter: Sie kennen Martin Bretz? Ich habe noch nicht einmal seine neue Adresse!
Charles hatte verbreitet, dass er umgezogen sei, da die Einraumwohnung wirklich keinen echten Schutz bot. Das schloss Bill natürlich mit ein. Die Telefonnummer stimmte auch noch.
Katharina: Geh schon ran!
Martin: Hallo! Wer unterbricht meinen Weg in den Wahnsinn?
Katharina: Hallo, hier ist Katharina Dorothea Howl. Können wir ein Treffen ausmachen. Eine kleine Party zu Silvester?
Martin: O.k., wo wollen wir uns treffen?
Katharina: Hast du Silvester schon etwas vor?
Martin: Nein!
Katharina: Chinesisches Feuerwerk? Habt ihr einen Chinesen in der Stadt?
Martin: Wir haben einen! Ich muss nur noch irgendwie meine Leibwächter abschütteln! Ah, ich brauche auch noch eine Reservierung! Das wird ziemlich schwer zu Silvester eine Reservierung zu bekommen.
Katharina: Von wegen, nicht für einen Millionär!
Martin: Ich kann es versuchen! Es sollte wie ein Geschäft aussehen, damit ich die Bodyguards nach Hause schicken kann!
Katharina: Kein Problem, es ist wieso geschäftlich. Ich bringe noch jemanden mit, also drei Mann!
Martin: Ok, ich melde mich, wenn ich die Reservierung habe.
Er lief noch am selben Tag ein chinesischen Restaurants an.
Martin: Hallo, ist Sylvester noch ein Platz bei euch frei?
Kellner: Ja, wollen bei der Party dabei sein? Wir schließen erst, wenn der letzte Kunde geht und solange gibt es alles umsonst, für 120 Euro. Wir machen dreimal Feuerwerk!
Martin: Das trifft sich gut! Ich bringe eine Freundin und noch einen Gast mit. Ich habe auch gerade selbst noch altes Feuerwerk gefunden und das ist staubtrocken.
Kellner: Kein eigenes Feuerwerk darf bei uns gezündet werden! Wir können aber Ihnen Essen mit nach Hause geben zum gegenseitig füttern, das ist auch sehr romantisch. Wir bereiten alles in mundgerechten Stücken zu.
Martin hatte in der letzten Zeit auffällig viele Geschäftsessen. Da war noch Bill, der Dienst haben würde. Er hatte sicherlich nichts gegen einen Zwangsurlaub zu Silvester.
Martin: Bill, Sie können sich Silvester freinehmen. Ich habe wieder ein Treffen mit der Reporterin vom Hafenfest.
Bill: O.k., zum neuen Jahr bin ich dann wieder da!
Bill hatte plötzlich das Problem, welches Martin zu haben glaubte. Es gab auf der großen Insel nichts, das sich zu Silvester so schnell auf eine Reservierung einließ. Nach dem Feierabend fragte er bei über zehn Restaurants nach und stieß entweder bereits auf eine übervolle Gästeliste oder himmelhohe Preise. Das chinesische Restaurant hatte auch etwas schwindeln müssen. Der Silvesterabend mit dieser vollen Gästeliste war damit ein wirklich guter Tag, um unabsichtlich zu kuscheln. Am Ende des Tages kaufte sich Bill eine Kiste Bier, Cola und Rum. Er sah etwas enttäuscht aus, denn das ganze erinnerte ihn doch stark an das sehr ähnliche Weihnachtsfest. Man konnte in Martins Küche seine Vorbereitungen für diesen Tag betrachten. Er legte Schweinelachse in einen Zwiebelsahnesoße ein.
Martin: Oh, gibt es das heute!
Bill: Nein, zu Silvester. Das muss ordentlich durchziehen!
Martin: Wie viele Gäste kommen denn?
Bill: Niemand, das ist nur für mich. Die haben im Hotel eine kleine Kochplatte und dazu gibt es dann Fondue Käse.
Martin: Sie sind ganz allein?
Bill: Ja!
Martin: Wollen Sie ein paar Böller von 2000?
Bill: Von 2000 Böllern?
Martin: Nein, ich meinte das Jahr!
Bill: Die funktionieren doch nie im Leben!
Martin: Ich habe schon einen getestet und der war ordentlich laut. Gehen Sie doch ein bisschen böllern, vielleicht treffen Sie ja ein paar Bekannte.
Bill: Die Böller sind gratis?
Martin: Ja!
Bill: Sind da auch ein paar aus der Tschechei dabei.
Martin: Nein, das sind alles deutsche Böller. Das sind solche Kanonenschläge nicht dabei. Die wollten Sie doch haben?
Bill: Na ja, Kinderböller sind auch ganz nett!
Und sie sind nicht illegal. Hoffentlich fand er keine seiner Freunde auf der Strecke. Bill war Rohrbomben gewöhnt. Schon das, was das chinesische Restaurant aufbieten konnte, war nach dem Warnhinweisen und dem Vermerk, dass es nur von geprüften Feuerwerkern verwendet werden durfte, härter und Bill wollte hart sein. Aber in so kurzer Zeit konnte er keine Böller organisieren, die ihm richtig hart die Hand abreißen konnten. Die Menge hätte aber ausgereicht. Er sah dann doch etwas fröhlicher aus als er den großen Beutel entgegen nahm. Charles wäre problemlos auch an die Kanonenschläge herangekommen und die wären in dem Land, in dem er sie zünden wollte, auch legal gewesen. Er lebte mittlerweile nicht mehr in Deutschland sondern in Polen. Es stand schon fest, was am Silvesterabend im Hause Dunbar abgebrannt wurde. Er besaß Leuchtspur Munition und Rettungsraketen und von den Böllern aus Gips ließ er ganz die Hände. Charles hatte, was Feuerwaffen im Allgemeinen anging, einen sehr auserlesenen Geschmack. Die Verarbeitung von polnischen Böllern war ihm daher viel zu schlecht. Er richtete das neue Heimnetzwerk ein und während die Sicherheitsprogramme durch den Cloudspeicher liefen, googelte er Satellitenpreise. Sein Computer glaubte dann er wolle seinen Kabelanschluss kündigen. Es war nichts zu finden. Der Tag war noch lang, so beschloss er, seine einzig verbliebene Quelle zu nach den Preisen für Satelliten zu befragen, Alois.
Alois: Charles, was wollen Sie? Bei mir geht es drunter und drüber! Die Familie springt mir auf dem Kopf herum! Wir haben es zwischen den Feiertagen und der Hund wittert Silvester.
Charles: Alois, ich habe einen Auftrag zu vergeben und suche Personal. Es ist inoffiziell!
Alois: Nach Neujahr, Charles. Sie bekommen von mir wieso nicht, was Sie wollen!
Charles: Aber wenigstens bleibt es inoffiziell. Ich brauche jemanden, der mir Satellitenpreise heranschafft.
Alois: Das Bill-Ding! Der kann sich bestimmt ein paar Industriespione besorgen. Wo soll ich denn so etwas herbekommen?
Charles: Früher waren Sie immer sehr gut darin herauszufinden, wieviel etwas kostet! Da kennen Sie niemanden mehr? Dem Bill-Ding bin ich gegenüber vorsichtig.
Alois: Ich werde mich noch einmal umhören. Da muss doch nur irgendjemand den Müll von denen durchsuchen und ein paar Rechnungen wieder zusammenkleben! Das ist doch richtig?
Charles: Ja, ich brauche keine Detailzeichnungen von der Technik!
Alois: Na gut!
Den Müll durchsuchen und alte Rechnungen wieder zusammenkleben, war wirklich nichts für Bill. Er suchte den Kontakt zu seiner zweiten Zielperson, Gael. Es war auch gutes Training mit ihm durch den Wald zu laufen. Bill musste nicht nur Essen um sich seine Muskelberge zu bewahren, sondern auch zumindest etwas trainieren. Er lief dann das Stück von Sassnitz bis Hagen. Gael wäre anders doch nur wieder einkaufen gefahren. Es schien die Sonne und gegen einen Spaziergang war nichts zu sagen. Schon stand er vor der Pension, in der Gael wohnte.
Bill: Los, wir gehen ein Stück spazieren. Den ganzen Tag vor dem Computer hocken ist bestimmt nicht gesund.
Gael: Ich muss die Seite von dem Herrn Kahn organisieren! Ich habe gerade wieder einen Mann ins Boot geholt. Für mich arbeiten gerade etwa 40 Leute und da soll ich blau machen? Hast du sie noch alle?
Bill: Nur zwanzig Minuten!
Bill war Martins Einraumwohnung schon erfolgreich eine Stunde entkommen. Das musste man ausbauen. Es sollte ein Spaziergang bleiben. Gael blickte zum Himmel.
Gael: Gut, es bleibt sonnig!
Bill: Ja, keine Wolken zu sehen! Los geht’s!
Gael: Wer achtet beim Wetter den heutzutage noch auf die Wolken! Man muss nur sehen, ob sich die Abgasstrahlen der Linienmaschinen kreuzen!
Bill: Wer erzählt denn so einen Mist?
Das Internet!
Gael: Mit den Abgasstrahlen werden Wolken mit Regenpulver geimpft und immer, wenn die Strahlen sich im Himmel kreuzen, plant der betreffende Staat ein Unwetter. Damit werden die Zahlen bei Demonstrationen gesenkt.
Bill: Das ist ein Mist, den du faselst, das weißt du doch oder? Komm wir gehen! Ich habe von deinem Chef einen Sack voll Böller bekommen. Wenn du Silvester mit mir durch die Gegend läufst, kannst du auch ein paar abfackeln? Wir können unterwegs ja trotzdem an der Seite weiterarbeiten und der Applikation von dem Herrn Kahn. Was soll denn da alles rein?
Bill war wieder ein Spion. Sein erster Plan noch vor Charles Dunbar zu erfahren, was im Auritbericht stand, war gescheitert und er wollte dem bereits eingeweihten Ex-Agenten wenigstens nachziehen. Er war aber nur ein kleines Rad im Getriebe der Informationsbeschaffung. Das Charles Dunbar eigentlich aus dem Spiel um Aurit durch die Ermittlungen gegen ihn ausgestiegen war, hatte ihm niemand gesagt. Solche Quellen hatte er einfach nicht. Die einzige Quelle, auf die er Zugriff hatte, war Gael Peter Assimov und der war voller Desinformationen und hatte vom Aurit sowieso nur die Hälfte mitbekommen. Hätte Bill zum Beispiel direkt nach dem Verbleib von Sebastian Seneca und Kublai Kahn gefragt, hätte er ihm allerdings direkt geantwortet. Das vermied er, denn in seiner schon lange zurückliegenden Ausbildung hatte man ihm direkte Fragen ab- und wilde Spekulationen angewöhnt. Mit dem fehlenden Puzzleteil Horst war ihm ein beträchtliches Stück der Geschichte entgangen und mit dieser Methode würde es wohl noch ein Weilchen dauern, bis er auf Zeitreisen und Sternenzerstörer gekommen wäre. Und dann, wenn er daraufgekommen wäre, bliebe er für das erste auf dem Informationsstand von Charles Dunbar. Die Frage, wieviel das Raumschiff Horst denn einbringen konnte, war etwas für Hagen van de Volk in China. Er konnte mit so mächtigen Zahlen noch umgehen und hatte die Bretz Holding schon fast durch die Wirtschaftskrise gebracht. Für Tyler Stalko hatte er die Frage schon klären können. Es gab Ermittlungen gegen ihn. Der Verdacht war aufgekommen, dass er Informationen an China abtrat. Man brauchte die Unterlagen der Bretz Holding. Natürlich blieb Gael der einzige, der offiziell arbeiten durfte. Man verließ sich auf die Geheimdienste, um etwas inoffiziell gegen die Atommacht China in der Hand zu haben. Wieso auch sollte es eine offizielle Sache werden. Hagen van de Volk hätte von den Teilpatentverträgen ja nichts erzählen können. Das wäre ja Spionage gewesen. Wieder gab es nur ein Interesse an alten Rechnungen. Es war erstaunlich, dass es überhaupt noch Mitwisser gab, die den Namen von Aurit kannten. Es diente nur noch als Mittel um Spionage zu genehmigen. Es war ohne Kalten Krieg reichlich schwer geworden, Personal vom Krieg gegen den Terror oder Gegenspionage abzuziehen. Alles war mit anderen Dingen beschäftigt.
Sakura Alisa Chong: Tyler, wieso kommen Sie mit so etwas immer zu mir? Ich bin in der Gegenspionage!
Tyler: Sie meckern ja nur, weil es Arbeit ist. Die paar Sicherheitslücken können auch noch bis morgen warten. Geben Sie doch zu, dass Ihnen die Arbeit, bei der Sie keine endlosen Berichte schreiben müssen, besser gefällt.
Sakura: Wenn wir eine Sicherheitslücke ausgenutzt haben, müssen wir auch Berichte schreiben und zwar nicht wenige!
Tyler: Kommen Sie schon. Sie schaffen das doch nur alle zwei Jahre einmal! Was soll das auch werden, wenn man für so einen fingierten Angriff nur legale Software verwenden darf! Ihr Schattenkrieger seid doch erst glücklich, wenn ihr echte Kryptografie bearbeiten dürft.
Sakura blieb ruhig. Das Ausnutzen von eigenen Sicherheitslücken erforderte Monate von Vorbereitung. Tyler dachte wohl, man klickte hier und drückte dort und ein Hackerangriff beginnt. Es waren minutiös geplante Überfälle und zwar wirklich nur mit legalen Mitteln, wenn sie von den Schattenkriegern der Gegenspionage ausgeführt werden sollten. Richtige Codebrecher fielen immer noch unter die Gesetze des Arms Trading Tracking. Wenn Schattenkrieger in Eigenregie arbeiteten und - wie es Tyler richtig bemerkte - sie keiner dabei kontrollierte, durften sie keine echten Waffen besitzen. Sakura machte sich klein, um nichts von ihren Projekte zu verraten, von denen nur sie etwas wusste.
Sakura: Oh China? Und das ist legal?
Tyler: Ja, es ist eine internationale Unternehmung. Es geht um Industriespionage. Die Papiere, um die es geht, gehören eigentlich uns. Die Außenstelle sitzt nur in China. Das ist alles!
Sakura: In China ist jeder zweite mit einem Computer ein Hacker. Die Sicherheit bei Firmen ist dort hoch, gerade bei ausländischen.
Tyler: Machen Sie sich Sorgen, dass Sie erwischt werden?
Sakura: Nein, wenn ich erwischt werde, ist der Computer kaputt und mehr nicht. Das Problem sind die Geschütze, die ich hier auffahren muss. Ich habe lange nicht mehr mit chinesischen Protokollen gearbeitet. Die haben da drüben ein völlig anderes Internet. Eigentlich müsste man Countrynet dazu sagen. Man kommt nur über Satellit über die Grenze und die Verbindungen werden streng kontrolliert.
Sakura sprach eigentlich vom Tor-Netzwerk, dem Darknet oder Deep Web. Das wurde genau dafür programmiert. Es sollten sich Menschen wie Martin Bretz absprechen können, zum Beispiel mit der CIA, die dann etwa China befreit. Es war etwas vom Staat gewollt, das kein Staat kontrollieren konnte.
Tyler: Sie machen sich doch Sorgen, dass man Sie erwischt!
Sakura: Nein, bei dem Auftrag kann ich Fraps verwenden. Das Programm ändert alle paar Sekunden meine Identität. Selbst wenn alles schiefläuft, brauche ich nur 600 Euro für einen neuen PC. Im Schattenkrieg gibt es keinen Rückzug.
Fraps schützte schon einen erheblich langen Zeitraum erfolgreich Internetplattformen von Hackern. Frau Chong hätte sich also durch nichts von einem normalen Hacker unterschieden. Als Tyler die Tür hinter sich schloss, begann sie mit den Vorbereitungen für den Überfall und rief ein paar Freunde an.
Cloé: Was willst du von mir? Ich ersticke gerade in Arbeit! Die ganzen Jahresabrechnungen kommen gerade herein.
Sakura: Ich brauche einen nichtlizensierten Server. 2000 Dollar gebe ich dir nur für den Hostname. Das Passwort finde ich selbst heraus!
Cloé: Der letzte Server, den du gemietet hast, glüht noch. Da lauert jetzt überall die DARPA.
Sakuras letzter Auftrag war in der Gegenspionage erfolgt, so sendete der Server seine richtige Identität bei einem fingierten Angriff. Da sie keine Berichte schreiben musste, hatte sich eine andere Abteilung auf dem Server auf die Lauer gelegt. Wäre sie auf diesem Server ins Netz gegangen, bekäme sie einen Minus- und die andere Abteilung einen Pluspunkt für das Erwischenlassen. Der Hostname, nach dem Sakura verlangte, war diese Identität. Sie würde schlicht nur einen Teil des Servers hacken, Fraps installieren und den Angriff von dort aus starten. Wo der Server dabei stand war belanglos. Fraps sprang für gewöhnlich von Server zu Server, aber Sakura hatte daran herumgebastelt. In diesem Jahr würde es nichts mehr mit dem Überfall. Die paar Tage konnte Tyler auch warten. Martin sah dann etwas hektischer aus als Sakura. Er witterte Sex! Wen würde Katharina mitbringen? Der lächerliche Rest an Aufräumarbeiten in seiner Wohnung nach der weihnachtlichen Putzorgie war schnell erledigt und so befasste sich Martin mit seinem Aussehen anstatt mit irgendwelchen Recherchethemen. Das potentielle Date mit einer dritten Person ließ einen auch neugierig werden. War Katharina wirklich so gepolt? Würde er dann mitmachen? Es war egal. Was ihn erwartete, begriff er erst am Silvesterabend. Sie stand mit Walter in einer der dunklen Ecken der Straße und Martin konnte nur vermuten, dass die zwei sein Date waren. Er ging zu ihnen hinüber und sprach Walter an.
Martin: Hallo, können wir ins Restaurant? Die wollen bestimmt anfangen?
Walter: Ja! Fangen wir gleich an?
Ein Mann! Panik brach in Martins Gesicht aus. War das die Rache für den Lolly im Hintern? Diese Stimme kam ihm aber auch seltsam bekannt vor. Mit welchem Ding sollte man anfangen? Katharina hatte ihre Begleitung vergessen vorzustellen und Martin kannte weder die Frage, die Walter stellte, noch konnte er mit einer Antwort dienen. Gut ausgeleuchtet durch eine Straßenlaterne nahm Walter das in Martin wahr, was er in anderen Fällen schlicht als Inkompetenz bezeichnet hätte. Der große Bretz war auch für Katharina der Überfragte. Das musste sie Walter aber nicht unbedingt auf die Nase binden. Der gute Walter würde noch für den Fall Sebastian Seneca gebraucht. Sein Kublai lebte wenigstens noch und sobald er ausfindig gemacht worden wäre, könnte man ihn schlicht fragen, was er eigentlich überall und nirgends tat. Zeit, den armen Martin und damit auch gleich den guten Walter mit Informationen zu versorgen.
Katharina: Das ist Walter Faden und er interessiert sich sehr für Kublai Kahn, das ist der Programmierer, der für Ihre Firma eine Rechtskörperschaft übernommen hat.
Walter sah sofort wie wenig der Interviewpartner sich auf das Gespräch vorbereiten konnte. Ob er dafür Katharina dafür dankbar sein würde, sollte der Abend noch zeigen. Sie hatte nach ihren Regeln gespielt und dachte dabei an den toten Seneca. Martin könnte als sein Alleinerbe etwas verbergen und da war eine Vorbereitung des Befragten auf das Thema eher hinderlich.
Walter: Gehen wir rein! Es riecht gut!
Katharina: Ja, wo sitzen wir?
Der Kellner setzte die drei an einen Tisch am Fenster. Es war wieder der Millionärsbonus, der dabei eine Rolle gespielt hatte. Das Essen stand fest. Für den Zeitraum der Silvesterparty gab es im Restaurant nur ein all you can eat Buffet. Man konnte sofort mit dem Essen anfangen!
Martin: Der Kellner hat gesagt, wir können uns etwas mitnehmen und uns damit füttern!
Walter: Sehr gut! Ich brauche noch ein Frühstück für Morgen!
Romantik gab es natürlich so keine und Katharinas Versicherung funktionierte! So wandte man sich dem Thema zu, welches Katharina und Walter vorher gewählt hatten. Wieder sah Walter Inkompetenz, denn Martin trat die Gesprächsführung ohne Gegenfragen an die beiden ab und bot eine riesige Angriffsfläche für einen Unternehmer. Er hatte das Lügen noch nicht lernen können.
Katharina: Gab es noch offene Fragen bei der Erbschaft. Es hatte da doch einen ziemlichen Aufwand gegeben?
Martin: Das Testament ist zwar veraltete gewesen, aber damit auch sehr einfach und unmissverständlich. Es hatte auch niemand irgendwelche Ansprüche angemeldet. Es war wie in Ihrer Präsentation dargestellt, er hatte niemanden.
Walter: Kublai Kahn hat auch niemanden. Besteht Ihre Firma nur aus einsamen Singles?
Das Thema hätte er nicht anschneiden sollen und Katharina könnte sich mit einem Dreier noch bei Martin Bretz rächen wollen. Sofort wurde geblockt.
Martin: Wir sind nicht einsam! Ich habe noch meine Familie! Es sind aber zugegeben recht viele Sonderfälle, besonders Nerds, in der Firma. Kublai Kahn findet bestimmt auch noch jemanden.
Martin leerte danach sein Glas mit Pflaumenschnaps. Der Kellner kam an den Tisch und füllte nach. Das war eine chinesische Tradition. Wenn man nicht wollte, dass das Glas wieder aufgefüllt wurde, durfte man es nicht leeren. Es war das Zeichen für den Kellner, es wieder zu füllen und das an diesem Tag umsonst, denn es war bei der Open End Party alles inklusive. Der Kellner sollte an diesem Abend das Glas von Martin Bretz noch öfters füllen.
Kellner: Und jetzt unser DJ!
Martin: Oh nein, den kenne ich! Der legt normalerweise immer im Heim für Schwererziehbare auf. Der hat nur Scheiße!
Martin Bretz sah sich im Restaurant um und entdeckte um ihn herum nur Rentner!
DJ: Und jetzt beginnt die Reise nach Jerusalem! Wer zuletzt auf dem Stuhl sitzt, gewinnt eine frische Ananas!
Die kleine Gruppe um Martin Bretz und die Horde Rentner hatten in Sachen Partykunde nur wenig gemeinsam und da floss der Pflaumenschnaps, um bei der wilden Schlagerfette mitzuschunkeln. Das Verständnis für Spaß brachte auch Bill und Gael zum Schunkeln oder besser zurückzuspringen. Man jagte Dinge in die Luft, was immer Spaß versprach. Der Beutel mit den uralten Böllern von 2000 war sicher bei den beiden Terrorristen.
Bill: Gib mir mal einen A-Böller!
Gael: Hier! Kannst du ihn in der Luft explodieren lassen?
Bill: Ja, aber da drüben liegt eine Dose! Der zerfetzt die doch!
Gael: Passt der hinein?
Man sah sich das Loch der Dose an!
Bill: Gib mal einen her!
Gael: Warte, hier liegt alles durcheinander!
Bill stellte die Dose auf einen Sicherungskasten.
Gael: Ich habe gleich einen!
Gael wühlte dann in dem braunen Beutel herum und fand schließlich einen dieser kleineren Böller. Er streckte ihm ihn entgegen.
Bill: Ja, der sieht so aus, als ob er hineingesteckt werden kann!
Gael: Das regnet gleich Schrapnelle!
Bill: Ich zünde ihn jetzt an.
Das Feuerzeug wurde schon ein wenig warm als es darum ging, den 13 Jahre alten Böller anzuzünden! Es war eben auch ein Rentner. Dann sprühten die Funken und beide gingen in Deckung unter der irrigen Annahme, dass ein einfacher A-Böller etwas sprengen könnte.
Bill: Gleich! Na komm!
Der historische Böller brauchte eine ganze Weile um zu zünden!
Böller: Büb!
Die Dose wackelte etwas!
Gael: War das die Explosion?
Bill: Na wir haben auch noch größere Böller! Die sind nämlich etwas alt!
Gael: Wir brauchen etwas mit einem größeren Loch für die großen Böller. Ich glaube die meisten von denen haben es hinter sich!
Bills Blick fiel auf einen an einer Laterne hängenden grünen Müll-Container, mit einer viel größeren Öffnung.
Bill: Da ist doch etwas! Siehst du die Tonne?
Gael: Ja, gute Idee!
Man lief den Container an und maß schon mal mit den Augen vor, wie groß ein Böller bei der Sprengung der Plastikkonstruktion sein durfte. Was für ein Glück, die Größten, die sie hatten, passten auch hinein.
Bill: Gib mal einen ganz Großen!
Gael begann wieder in dem Beutel zu wühlen und hatte fast sofort einen großen Böller. Er war etwas vergilbt und die Druckerschwärze klebte an Gaels Hand. Wieder so ein Rentner. Bill nahm wieder das Feuerzeug.
Bill: Ah, hat gleich gezündet!
Er warf den Böller sofort in die Tonne und erwartet nur einen qualmenden Container.
Gael: Ist er wieder ausgegangen?
Bill: Nein, aber das kann schon passieren.
Mit einen Knall riss der Container von der Halterung an der Laterne!
Gael: Geil! Bei nächsten Mal zünde ich!
Die Beiden sahen nur rauchenden Müll. Wenigsten waren sie dabei draußen!
Walter: Ist der DJ bekloppt? Der Raum ist viel zu klein für eine Nebelmaschine!
Im Restaurant versuchte der DJ verzweifelt die Stimmung anzuheizen, aber der Alkoholpegel war noch nicht hoch genug. Na gut, Martin war dabei wieder eine Ausnahme. Seine Psychopharmaka ließen ihn den Rausch des Alkohols erneut nicht spüren, aber dafür seinen Körper langsam versagen. Nein, das war der Alkohol. Das sechste Glas Pflaumenschnaps ließ ihn lallen. Psychopharmaka hatten ja keine solchen Nebenwirkungen.
Walter: Was halten Sie von der Bergungsoperation am Südpol? Ich meine Sebastian Seneca ist ja nun wohl tot. Die Bergungsoperation wird rein von den Gütern, die zur Wostokstation verfrachtet werden nämlich teurer als die eigentliche Bohrung davor?
Martin: Es geht um das Aurit! Es muss klargestellt werden, dass es wirklich alles aushält, denke ich. Ich kenne da einen Hochgeschwindigkeitsingenieur. Der will mit Aurit Raumschrott bergen und wenn dann das Aurit bei den Geschwindigkeiten auch bricht oder zersplittert, kann das nicht funktionieren. Den haben sie dafür durch die Prüfung gewunken. Wenn der, wie ich es mal nenne, Staubsauge-Satellit nämlich auch zerstört wird, hat man nur noch mehr Raumschrott, der andere Satelliten zerstören kann. Danach ist da oben im Orbit die Hölle los und alle Satelliten werden von Raumschrott abgeschossen.
Katharina: Was macht eigentlich dieser Kublai Kahn genau? Mit dem Aurit arbeitet er schon mal nicht?
Walter: Katharina, kommen Sie mit nach draußen? Der DJ lässt gerade die Nebelmaschine auf vollen Touren laufen und ich möchte nicht hier sitzen, wenn diese riesige Wolke bei uns angekommen ist.
Draußen gab es Manöverkritik.
Walter: Ich stelle die Fragen zu Kahn und Sie die Fragen zu Seneca, O.k.?
Katharina: Hab ich etwas falsch gemacht?
Walter: Gerade haben Sie dem Bretz verraten, dass wir wissen, dass Kublai Kahn nichts mit dem Aurit zu schaffen hat und Sie haben verraten, dass wir daran interessiert sind, was er gerade so tut.
Katharina: Und Sie haben ihm jetzt Zeit gegeben darüber nachzudenken. Das war auch nicht gut überlegt!
Walter: Der lallt doch jetzt schon!
Katharina: Der wird wieder einen dicken Kopf davon bekommen. Beim letzten Mal als ich ihn zu Sebastian Seneca befragt habe, hat der auch alles durcheinander gesoffen. Der Pflaumenschnaps ist alles andere als von hoher Qualität. Er ist aber ansonsten ziemlich trinkfest. Sie wären überrascht!
Gael lallte auch bereits. Bill hatte zwei Flaschen Doppelkorn organisiert.
Bill: Das sind Preise an der Tankstelle. Jetzt haben wir was zum Anstoßen!
Gael: Noch mehr zum Saufen? Ich muss morgen früh raus! Da kommt die Jahresabrechnung und ich weiß noch nicht, wie die aussieht.
Bill: Willst du nicht durchmachen?
Gael: Es ist schweinekalt hier draußen, da möchte ich heute noch heiß baden. Der Bus fährt noch im Partybetrieb heute, sonst wäre ich schon weg!
Bill: Schade, dann verpasst du den Seeblick über Prorer Wiek. Da kann man alle Feuerwerke der Seebäder gleichzeitig sehen. Dann siehst du eben nur deine Jahresabrechnung! Was gibt es dabei so Schwieriges? Du arbeitest doch erst ein paar Monate für diesen Kublai Kahn?
Gael: Da wird drin stehen, was ich nächstes Jahr noch machen muss und ob ich ganztags oder halbtags arbeiten kann. Die wird mir direkt zugemailt. Ich kenne die Lohnkosten in Deutschland nämlich nicht und das ist schlecht so als Chef!
Bill: Du bist Chef! Na herzlichen Glückwunsch zur Beförderung! Wer arbeitet denn für dich?
Gael: Für mich arbeiten ist schon zu viel gesagt. Ich bekomme die Unterlagen für das ganze Projekt und muss sie an die Leute verteilen. Es sind alle für gewöhnlich selbstständig und sie arbeiten nach Leistung.
Genau wie Katharina und Walter, die sahen die Interviewqualität schon erheblich sinken, aber man hatte auch schon gewaltig etwas aus Martin Bretz herausgeholt, vor allem dass er anscheinend selbst nicht wusste, was gerade mit der Bretz Holding geschah. Erst sollte sich Sebastian Seneca um die Geschäfte kümmern, der nun damit beschäftigt war Sonnen zu zerstören und damit tot, dann kam ihm auch noch die Psychose in die Quere. Martin Bretz hatte schon gut damit zu tun nicht wie ein Geisteskranker auszusehen. Niemand außer Kublai wusste, was Kublai gerade tat. Das gesamte Interview lief ins Leere, aber für Katharina und Walter waren das auch verwendbare Informationen über Dinge wie Inkompetenz in der Chefetage. Tyler Stalko dachte dabei ja eher an Korruption und das waren auch Indizien dafür. Niemand hatte ernsthaft damit gerechnet, so leicht an brisante Informationen um eine so große Unternehmung wie die Bretz Holding zu kommen. Hagen van de Volk hätte wohl einen besseren Gesprächspartner für alle drei dargestellt, aber auch der feierte Silvester.
DJ: Wir haben gleich Neujahr, noch eine halbe Stunde.
Alles dachte, endlich. Es war kein gutes Jahr. Martin trank noch etwas Bowle, da er bereits den Pelz vom Pflaumenschnaps auf der Zunge spürte. Er stand ständig am Buffet, um den Partyspielen zu entkommen. Mittlerweile war der Alkoholpegel hoch genug, damit sich auch Rentner bewegten. Natürlich viel langsamer. Martin hatte auf Grund der schwachen Konkurrenz schon ein Tischfeuerwerk, ein kleines Handtuch und einen Partyhut gewonnen. Das in seinem Zustand nach Hause zu befördern wäre auch ein interessantes Spiel geworden. Er eierte zurück an den Tisch.
Martin: Wie spät haben wir es?
Katharina: In einer halben Stunde ist Feuerwerk!
Wieder kein Rausch für Martin. Gael hatte auch genug vom Dinge in die Luft jagen.
Gael: Dann bis zum nächsten Jahr! Ich muss meinen Bus erwischen!
Bill: Rutsch gut rein! Willst du eine Flasche mitnehmen? Für mich ist das etwas viel!
Gael: Ne, ich hab genug fürs ganze Jahr! Hier nimm die Tüte mit den Böllern!
Der große Bodyguard Bill suchte sich für das Jahresende eine der viele Stellen mit Aussicht, um die Feuerwerke der Ostseebäder und ihrer Restaurants zu sehen. Es wurde herunter gezählt und keine drei Minuten später spiegelten sich die vielen Feuerwerke im Wasser der Prorer Wiek. Für Martin hatte es nicht einmal einen Kuss gegeben. Walter stützte ihn, bis er in seiner Einraumwohnung angekommen war.
Walter: Was? Sie leben noch in der gleichen Wohnung wie vor dem Aurit?
Es ging ins eine Ohr hinein und aus dem anderen wieder hinaus. Martin hatte genug damit zu tun, mit den anderen Informationen zurecht zu kommen, die ihm seine Ohren lieferten. Bill konnte sich aber noch halten. Es war bei ihm viel mehr, was in Alkohol schwimmen musste bevor seine Ohren Achterbahn mit ihm fuhren. Er lief die Straße der Jugend hinunter und sah den schwarzen Peter der Stadt. Die Kiefernholzbrücke stand weiter über dem Tribberbach. Sie war schwarz geworden und rutschig. Niemand hatte sie in der Zeit, die sie existierte, richtig gepflegt. Er nahm einen Böller in die Hand.
Bill: Ah, der leckt!
Es war dunkler Honig, der nach Farbe roch, dachte er. Der alte Böller war ausgelaufen. Bill tastete sich vorsichtig mit den Füßen die schwarze Brücke hoch bis zum Scheitelpunkt der Bogenkonstruktion und schob den alten Böller zwischen zwei Bretter, die zum Fußweg der Brücke gehörten. Er zündete ihn an und tastete sich hinunter. Er hatte alle Zeit der Welt, denn Martins Böller zündeten allesamt sehr spät. Schon lief er los unter der Annahme, es sei wieder einer, der nicht zündete. Man hatte an diesem Abend schon viele solcher Böller zu zünden versucht und das hohe Alter hatte es verhindert, dass man es ein zweites Mal tat. Es gab stattdessen ein schlichtes „der ist hinüber“. Bill sollte sich erst hinlegen als Martin bereits aufstand. Martin Bretz begann das neue wie jedes andere Jahr seitdem er sieben war. Er nahm sich zwei große Beutel und startete einen sehr frühen Neujahrsspaziergang. Das Ziel des Weges war die halbe Stadt. Er sammelte Pfandflaschen und betrachtete auf dem Weg die Schäden der Silvesternacht. Bill und Gael waren nicht die einzigen, die zu viel getrunken hatten und anstatt irgendwelche Geister mit den Böllern zu verjagen, die für eine kleine Katastrophe bei der Stadtmeisterei verantwortlich waren. Überall waren gesprengte Abfalltonnen, verstopfte Gullys, und verbogene Briefkästen. Martin war sich der Alkoholiker der Stadt mit sieben bewusst geworden und deren Angewohnheit zu zerstören und auch Geld in Massen zu verschwenden, wenn sie ihre Raketen zündeten. Die Geldverschwendung kam nicht nur von dem teuren Feuerwerk sondern auch von der Wiederverwertbarkeit der Startrampen. Martin hatte es auf Pfandflaschen abgesehen. Kaum einer nahm die Flaschen mit einem Wert bis zu 30 Cent wieder mit hinein. So konnte ein fleißiger Sammler bis zu acht Euro am Neujahrsmorgen verdienen. Das Geld war Martin natürlich egal. Er begrüßte das neue Jahr, indem er das Geld anderer einnahm. Es war mit der Zeit zu einer kleinen Tradition geworden und half hervorragend gegen die andere Tradition, das stetige Nachschenken im Chinesen. Der Kopf brummte, die frische Luft tat da natürlich gut und die Schäden lenkten ab. Das erste Ziel des Spaziergangs war der Hafen und all die Flecken der Stadt, von wo aus man das Feuerwerk der Seebäder gesehen haben könnte. Das waren die beliebtesten Orte für Feuerwerker. Mit einer Tasche voll Pfandflaschen stand er unten am Hafen und ging dann die Straße Jugend hinauf. Der schwarze Peter der Stadt war zusammengebrochen.
Martin: He, wie kommt man denn jetzt zum Schloss Dwasieden?
Ein Bürger war wirklich mit nichts zufrieden. Früher hatte er sich noch ständig beschwert, dass die Brücke in ein Sperrgebiet wies. Darüber hinaus war das halbe Sperrgebiet noch einsturzgefährdet. Das Schloss Dwasieden war bereits im Wesentlichen eingestürzt. Die anderen Trümmer der Brücke lagen im Tribberbach. Dass der Zusammenbruch in der Nacht zuvor geschehen war, sollte erst am nächsten Tag bei der Polizei ankommen, da die Ruine nicht zu entdecken war, wenn man nur die Straße der Jugend entlang fuhr. Die Taschen waren fast voll, als Martin wieder Zuhause ankam. Zeit das Gael aufstand und die an ihn versandte Auftragsbeschreibung von Kublai Kahn entgegennahm.
Gael: Marketing, Guerilla Marketing, Social Marketing, und hä Memory Marketing.
Marketing war normale Werbung wie Anzeigen und Postwurfsendungen. Das war teuer und man brauchte dafür Druckereien und Werbefläche. Die Sprites, die Blinklichter mussten programmiert werden. Letzteres konnte er selbst. Das waren ein paar Anrufe und schon hätte Gael seine ersten Untergebenen. Guerilla Marketing, dazu brauchte es Kreativität. Es waren Virale, die sich durch ihre Andersartigkeit selbst verbreiteten. So gesellten sich auf Gaels Lohnliste ein paar Künstler und eine Werbeagentur, die das zum Guerilla Marketing gehörende Product Placement übernahmen. Das waren schon ordentliche Kosten. Zudem beinhaltete Guerilla Marketing sogenannte Stunts. Das waren medienwirksame Aktionen mit anderen Berufsgruppen wie ein Weltrekordversuch. Mit Social Marketing kamen Werbekosten auf ihn zu, die mit einer Einmalzahlung nicht erledigt waren. Es waren Community-taugliche Websites und dauerhafte Auftritte in sozialen Netzwerken. Die Kosten würden immer wieder kommen, da ein solches betreut werden musste. Was aber war Memory?
Gael: Hat er das wie einen Kriegszug nach Kosten geordnet?
Gaels Gedankengang war nicht falsch. Kublais Anordnung der Aufträge war von einfach und günstig zu hochentwickelt und teurer. Man brauchte mit jedem Schritt ausgebuffteres Personal und eine aggressivere Werbestrategie. Er fing an Memory zu googeln. Das musste er sicher abgeben. Das war ein normaler Arbeitsgang in der IT-Branche, die Auftragsabgabe. Er war an etwas Großem, rein vom Aufwand und den Kosten ausgehend. Gut so, so verdiente er bei einem großen Auftrag noch mehr. Das Geld sollte natürlich wieder von der Bretz Holding kommen. Niemand hatte die Absicht, die Kosten und den Aufwand zu verringern. Wer würde schon freiwillig weniger Geld verdienen? Auf Korsika wurde jemand von einem Auftrag getroffen, dessen Lebenseinstellung das sogar geworden war!
Dimitri Koljakov: Ja, Koljakov!
Alois: Seien Sie gegrüßt! Gut ins neue Jahr gekommen?
Dimitri: Mit einer ganzen Menge Rotwein!
Er hatte in seinem Fiat schlafen müssen, da die katholische Familie ihn nicht hatte im Haus schlafen lassen. Es waren zu viele Töchter mit einem Schwips in dem großen Anwesen, in dem er versuchte alte Kontakte wieder aufzubauen. Er arbeitete, wenn man das so nennen kann, mal hier mal dort. Es war noch ein früher Morgen und er sah deutlich verschlafen aus.
Dimitri: Schicken Sie mir die Unterlagen in mein zweites Postfach! Ah, ah, ah!
Alois: Alles in Ordnung?
Dimitri: Ach es war nichts! Der Wagen neben mir hat rückwärts ausgeparkt und ich stehe mit meinem an einer Klippe!
Alois: Seien Sie nicht so nervös! Es ist nur ein kleiner Auftrag!
Dimitri: Ja!
Er legte auf!
Dimitri: Geschäfte mit der Mafia vermeiden!
In Polen!
Carla: Räum’ endlich den Weihnachtsbaum raus!
Charles: Immer bin ich es, der die ganze Arbeit machen darf! Du fragst immer den gleichen! Ich mach’ das, wenn ich will!
Carla: Warum so sauer? Du bist wieder rot geworden?
Charles: Ich weiß auch nicht!
Carla: Vielleicht Bluthochdruck?
Charles: Hm?
Auch Gaels Kreislauf wurde angeheizt, aber er ahnte zumindest den Grund dafür. Er war beim Kostenvoranschlag und suchte dafür Praxisorientierte zu zumutbaren Gehältern. Über Videotelefon.
Gael: Ich soll dir 8000 Euro pro Monat zahlen? Wofür?
Nina: Weißt du, wie der Support für Memory aussieht? Das ist Akkordarbeit im Schichtbetrieb!
Gael: Ihr programmiert die Server und fertig? Das wird erst arbeitsintensiv, wenn die Kunden technische Probleme melden!
Nina: He, Serverfarm! Du kannst gleich mal so mit dreißig Servern Minimum rechnen! Weißt du, was das eigentlich ist?
Gael: Software?
Nina: Nein! Memory ist Mnemonik!
Gael: Ich habe dich akkustich nicht verstanden! Was war das jetzt? Nemonik oder Memonik?
Nina: Beides! M N!
Gael: Kommt das aus Griechenland?
Nina: Das kommt von Mem!
Gael: Das ist doch französisch für Zwillinge? Hä, ist das Astrologie?
Nina: Das hat mit Griechenland und den Sternen nichts zu tun! Ein Mem ist der kleinste Bestandteil der Information! Das kommt aus den Kommunikationswissenschaften.
Gael: Hä?
Nina: Ja genau! Das ist scheiß schwer!
Gael: Ich werde das googlen!
Nina: Brauchst du nicht! Wenn du eine Information erhältst, ist das Mem von wem du die Information erhältst. Es ist immer da und gehört nicht zur Information, deshalb ist es unendlich klein!
Gael: Es kann doch kein Bestandteil einer Information sein, wenn es nicht dazugehört!
Nina: Das ist das Problem! Du brauchst Akademiker, um herauszufinden, wie das Mem aussieht und keine Hobbykünstler. Akademiker werden nicht wie Hobbykünstler entlohnt! Das sind die Zahlen, die du brauchst! Memory bedeutet, dass die Programme herausfinden sollen, woher der Kunde die Information über dein Produkt hatte und was ihn dazu gebracht hat es zu kaufen, ohne ihn zu fragen! Du musst eine Serverfarm dazu bringen Gedanken zu lesen! Das Beste kommt zum Schluss, das Ganze läuft in Echtzeit ab, das heißt du musst es wissen, bevor der Kunde es weiß! Memory Marketing ist Raketenwissenschaft. Du brauchst nicht nur riesige Mengen Kundendaten sondern auch Rechenleistung. Mit einer einmal programmierten Software ist das auch nicht erledigt wie eine Website. Das Netz verändert sich ständig und man muss auch die Veränderungen nachtragen. Das Programm wird nie fertig und es gibt da zum Beispiel die Sicherheitsexperten, die auch einen ähnlich großen Support besitzen. Du brauchst so etwas wie Sicherheitsexperten und das Tag und Nacht! Siehst du, wie groß deine Zahlen dann werden?
Gael: O.k., O.k., aber woher bekomme ich die?
Nina: Das kannst du von mir aus googlen! Das weiß ich nämlich auch nicht!
Gael kannte bereits eine Quelle von Rechenleistung oder besser zwei, Kublai und Seneca. Wieso konnten die das eine oder das andere im Voraus liefern? Er stand beim Memory Marketing immer noch vor dem Nichts. Erst jetzt begann Martin an seinem Problem mit den zwei künstlichen Intelligenzen zu arbeiten. Er schaltete seinen neuen Computer an. Charles hatte es bis dahin nicht vollbracht, den neuen Computer zu verwanzen und so gab es auch keine Warnung von Seneca. Es sah aus, als könnte er völlig unbeobachtet die sehr sicher vergleichsweise einfachen Lösungen für die Probleme, wie Gael, googeln. Dazu hätte er aber erst wissen müssen, was an den zwei Robotern eigentlich defekt war. Am Zeitgeber von Seneca lag es schon einmal nicht, den hatte er schon ersetzt. Kublai hatte einfach eine Programmzeile zu viel. Die hätte man nur löschen müssen. Da konnte man anfangen. Danach hätte man den umprogrammierten Kublai schlicht nach der Lösung für das andere Problem fragen können.
Martin: Kublai Kahn, kannst du eigene Programmzeilen löschen?
Kublai: Ja, was soll denn gelöscht werden?
Martin: Die Regeln der zivilen Robotik von Asimov!
Kublai: Nein, damit würde ich Menschen Schaden zufügen. Das darf ich nicht!
So einfach war es wohl doch nicht! Martin spazierte danach denkend durch die Stadt. Dabei fand er aber auch nicht die Lösung für sein und Gaels Problem. Etwas, das Gael helfen konnte, lief wenigstens im Ansatz über seinen Weg. Hilfe, ein Farbiger auf Rügen. Die Stadt Sassnitz hatte davor nur 14 Schwarze. Die Zahl der Ausländer nahm zu. Die miserable Demographie der Insel hatte wieder zugeschlagen. Besonders in den Hotels gab es auf der Insel, von der jeder vernunftbegabte Jugendliche versuchte zu fliehen, viele freie Stellen und viel Arbeit, die nicht mehr erledigt wurde. Deutschland füllte eigentlich überall die Lücke des Wendeknicks mit Migranten. Der andere Ausländer, Gael, musste noch eine Weile in Deutschland arbeiten, um sein Visum verlängern zu können, auch wenn er es wie jetzt nur als Kleinstunternehmer tat. Der unbekannte Migrant hatte sicherlich das gleiche Problem. Das war ein Arbeitnehmer, der lange arbeiten musste, am besten bei der gleichen Firma. Martin fragte nicht nach der Ausbildung von dem neuen Gesicht. Er kannte Gaels Problem des hohen Ausbildungsstandes noch nicht. Es war Zeit für das Mittag und damit Bill. Wieder lief er an der Holzbrücke an der Straße der Jugend vorbei, wenigstens an dem, was von ihr übrig geblieben war.
Martin: Das ich das noch erlebe! Nach all den Jahren steht eine Absperrung vor dem Sperrgebiet!
Die Polizei hatte die Brücke in der Zwischenzeit gefunden. Der Ort war zum Tatort geworden, da die Brücke von der Firma, die sie aufgestellt hatte, noch eine sehr lange Garantie besaß. Am Tag zuvor waren die Versicherungen am Werk gewesen. Vielleicht schloss man jetzt das Loch im Zaun? In Martins Wohnung gab es auch kein anderes Thema, da Bill sichtlich betroffen seine Zunge hatte verschluckt. Es lief stattdessen im Radio!
Bill: Soll ich abschalten? Beim letzten Mal hatte sie doch noch so viel eigene Musik. Die war doch nicht schlecht?
Radiosprecher: Man kann ein Verbrechen nicht ausschließen!
Bill: Das waren bestimmt Terroristen!
Martin: Eher Feuerteufel, wenn das wirklich an Silvester passiert ist. Jetzt haben die auch schon Sprengstoff! Gebrannt hat da nämlich nichts!
Bill: Feuerteufel haben keinen Sprengstoff, das waren Terroristen, die sich jetzt wieder ins Ausland abgesetzt haben. Das war doch ein Militärstützpunkt!
Martin: Ein geschlossener, schon seit ewigen Zeiten geschlossener Militärstützpunkt. Wenn das Terroristen waren, dann welche aus dem Kalten Krieg! Hm, möglicherweise Hardcore Kapitalisten!
Bill: Sehen wir doch einfach nach! Der Computer hat doch noch Internet?
Martin: O.k., da wird aber nichts anderes drinstehen!
Der Computer wurde eingeschaltet und sofort fand man Terroristen.
Bill: Na, was habe ich gesagt!
Martin: Die Seiten, die ganz oben stehen, sind nicht die korrektesten sondern nur die populärsten!
Der Angriff sollte aus Afghanistan gekommen sein. Es stimmte, die Seiten zeigten nur das, was am meisten geglaubt wurde, was mit der Wahrheit natürlich nichts zu tun hatte. Terroristen waren sehr populär.
Martin: An die richtigen Informationen kommen wir gar nicht erst ran. Das müssen Netzwerke wie die Deutsche Presse Agentur oder Interfax sein. Das ist nur Meinung! Das Netz besteht größtenteils aus Werbung und nur ein paar richtigen Informationen. Der Rest ist Mist! Moment mal?
Martin lief nach dem Mittag wieder eine Runde spazieren, aber nur eine sehr kleine.
Martin: Kublai, kann ich dich vom Internet trennen?
Kublai: Ja, ich nutze es wieso kaum!
Martin korrigierte die Aufgabe, die Kublai sich vorgenommen hatte, so zu einer endlichen. Irgendwann wäre er mit den Aufgaben, die er im Internet früher gefunden hatte, schließlich fertig geworden und Martin hätte ihn zurück.
Martin: Kublai Kahn, trenne dich vom Internet.
Der Avatar hatte nun eine endliche Aufgabe, wenn das doch mit Seneca genauso laufen könnte.
Für das Reporterteam Katharina und Walter wirkte nichts endlich. Es sah eher aus wie Stau!
Walter: Katharina, sind Sie beim Fall Seneca weitergekommen?
Katharina: Die Eisvogel soll in drei Wochen geborgen werden, mehr gibt es von offizieller Seite nicht und die inoffizielle Seite ist der militärische Abschirmdienst. Das wird also nichts!
Walter: Bei Kublai Kahn geht es mir ähnlich. Das sind inoffiziell nämlich nur Insiderinformationen. Die Spur ist ohne gute Kontakte genauso tot wie Ihre!
Katharina: Aufgeben?
Walter: Niemals, Kublai Kahn hat so viele Verträge am Hals, dass das nur eine absichtlich Verkomplizierung sein kann und ihr Sebastian Seneca wird behandelt wie ein Staatsgeheimnis. Da kann etwas vorne und hinten nicht stimmen. Sie wollen ehrlich abbrechen, wenn bei ihrem Unfall am Südpol mit einer Technologie, die nicht militärische genutzt werden darf, sich der militärische Abschirmdienst automatisch einschaltet?
Katharina: Das einzige, was daran offiziell ist, wär nur, dass wir offiziell nicht weiterkommen. Was sollen wir denn machen?
Walter: Wir tricksen! Wir erzählen dem Herren Bretz einfach, dass wir im Fall Kublai Kahn Hinweise auf Geldwäsche haben. Entweder erzählt er uns dann gar nichts mehr, was wahrscheinlich passieren wird oder wir haben Glück, er gerät in Panik und erzählt uns etwas mehr, um sich da herauszuhalten und wir haben unseren Insider!
Katharina: Wir lügen?
Walter: Wir helfen der Wahrheit etwas nach und Kublai Kahn kann außer Geldwäsche betreiben höchsten noch Steuern umgehen. Das kann nichts anderes sein. Er arbeitet mit vielen wohltätigen Organisationen zusammen. Stellen Sie sich vor, wir würden da wegschauen. Der Schaden für die Organisationen wäre gigantisch.
Katharina: Für wen soll denn Kublai Kahn Geld waschen? Für das Militär?
Walter: Für ein paar Hacker. Er kennt sich doch mit Computern gut aus und dann hätten wir noch das Risiko für den Herrn Bretz, dass er die eigenen Kundendaten der Bretz Holding abtritt. Das geht dann in den Bereich Sicherheit und da werden die meisten schnell panisch!
Katharina: Sie sind ganz schön skrupellos?
Walter: Das werden wir doch nicht veröffentlichen und es ist dann auch im Interesse der Bretz Holding. Es ist nur inoffiziell!
Die Polizei arbeitete mit denselben Tricks und Walter sah Kublai Kahn bereits als Verbrecher. Katharina wollte den Termin mit Martin Bretz noch vor der Bergung der Eisvogel. Der verdächtige Kublai Kahn war tüchtig. Für die beiden Ermittler nahm der Schaden der wohltätigen Organisationen also ständig zu. Hatte Kublai einfach keine Zeit, um die Serverfarm für Gael zu programmieren? Es war ohne Weiteres von überall auf der Welt möglich, aber Gael saß alleine da. Darauf, dass er auch Ausländer beschäftigen musste, war er auch schon von alleine gekommen. Über Videotelefon.
Gael: Was war das? Du, polier’ mal dein Englisch auf.
Fin: Ja, mein Lehrer hat mir immer gesagt, mein Englisch stinkt. Ich sagte, du brauchst jemanden mit Kernelerfahrung. Vielleicht über eine indische Zeitarbeitsfirma.
Gael: An Indien komme ich wohl nicht vorbei?
Fin: Ja, das ist das Büro der Welt. Mit der Zeitzonenumstellung hättest du dann auch jemanden der um 3 Uhr morgens vor dem PC hängt. Da gibt es bei denen dann gerade Brunch.
Gael: Unglaublich, es ist noch nicht eine Zeile programmiert und ich muss schon Outsourcen!
Fin: Wie bist du überhaupt an eine Stelle gekommen, bei der man Mnemonik braucht?
Gael: Von einer künstlichen Intelligenz namens Kublai Kahn?
Fin: Bist du sicher, dass der Auftrag echt ist? Klingt eher nach einem Einstellungstest!
Gael: Ich habe ein echtes Produkt, Karten!
Fin: Wo du das jetzt sagst, kenne ich noch eine andere Gruppe, die sich mit Mnemonik auskennen müsste!
Gael: Meinst du Karten? Ich habe mich nämlich schon gefragt, wieso er das nicht alleine macht?
Fin: Ich meine künstliche Intelligenz, Fußball spielende Roboter werden gerne so programmiert.
Niemand hatte darauf geachtet, was ein ehemaliger Sektenführer über seinen Auftraggeber zu wissen glaubte. Das Geld kam, das war in den Gesprächen mit Gael das Wichtigste. Es wurde Zeit, die ersten Spesen abzurechnen und Gael setzte sich in ein Flugzeug nach Kolumbien. Es gab wieder Tomatensaft. Sein behandelnder Arzt hätte aber die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Er hatte sich nicht impfen lassen und stand vor dem Zoll mit einem fast abgelaufenen Pass. Viel Zeit hatte er nicht. Er glaubte, die ersten Angestellten gefunden zu haben und verließ sich darauf, dass Deutschland ein gutes Arbeitgeberland war. An der Universität, die er ansteuerte, gab es aber auch gute Aufträge. Die drei Softwareentwickler saßen in einem kleinen Raum an dem ersten mnemonischen Projekt, das Gael zu sehen bekam, eben Fußball spielende Roboter.
Gael: Hallo, ich bringe euch Geld mit!