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[7]Alternative Möglichkeiten und moralische Verantwortung
ОглавлениеIn beinahe allen neueren Untersuchungen des Problems der Willensfreiheit spielt ein Prinzip eine dominante Rolle, das ich »Prinzip alternativer Möglichkeiten« nennen werde. Diesem Prinzip zufolge ist eine Person nur dann für das, was sie getan hat, moralisch verantwortlich, wenn sie anders hätte handeln können. Seine genaue Bedeutung ist umstritten, insbesondere bezüglich der Frage, ob jemand, der es akzeptiert, auf die Meinung festgelegt ist, dass moralische Verantwortung und Determinismus miteinander unvereinbar sind. Praktisch niemand scheint jedoch geneigt, zu leugnen oder auch nur anzuzweifeln, dass das Prinzip alternativer Möglichkeiten (in irgendeiner Variante) wahr ist. Generell erschien es so überwältigend plausibel, dass einige Philosophen es sogar als eine Wahrheit a priori betrachtet haben. Leute, deren eigene Theorien der Willensfreiheit oder der moralischen Verantwortung zutiefst unvereinbar miteinander sind, erblicken in ihm offenbar eine solide und praktische gemeinsame Grundlage, auf der sie ihre gegensätzlichen Standpunkte in vorteilhafter Weise einnehmen können.
Das Prinzip alternativer Möglichkeiten ist jedoch falsch. Eine Person kann sehr wohl für etwas, was sie getan hat, moralisch verantwortlich sein, obwohl sie [830] nicht anders hätte handeln können. Die Plausibilität des Prinzips ist eine Illusion, die sich auflösen lässt, indem man die relevanten moralischen Phänomene genauer unter die Lupe nimmt.