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Wasser an Deck

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Als ich in den Maschinenschacht hinuntersah, dachte ich, wie kommst du nur unauffällig wieder von Bord. Das war nun mein Traum von der Seefahrt. Rohre, Ventile, Schieber und Ventile. Und wieder Rohrleitungen, wohin man sah. Dazwischen klobige Maschinenteile, sechs Zylinderkopfdeckel, größer als Kanalisationsdeckel, grün gestrichen mit blitzenden Brennstoffleitungen, Düsen, geschmirgelten Muttern. Nach oben führten mächtige Abgasrohre, dick verpackt in Asbestmäntel, daneben Stahlleitern, hin und her verschachtelt bis hinauf in den Schornstein zum Abgaskessel, einer riesigen Trommel. Und nach unten in ein Labyrinth von Maschinen, Laufstegen, Leitern und Rohren fiel der Blick in schier unendliche Tiefen, aus denen das Klappern der Kipphebel von den Hilfsdieseln und die gedämpften Zündungen heraufschallten.

Ich wandte mich um zum Maschinenschott, nur raus hier und Luft holen und nachdenken, was werden soll. In meiner Kammer, die ich mit einem Assistenten teilen sollte, warf ich mich ins Sofa und entwarf in Gedanken den Brief, der die zu Hause auf meine Heimkehr vorbereiten sollte. Da stand Manni Rautenberg in der Tür. „Der neue Assi? Kannst mich gleich ablösen. Hast Vierachtwache...“ – „Guten Tag“, sagte ich. „Tag. Ist das dein erster Dampfer? Macht nichts. Liegt nichts an.“ Er komme gleich kurz mit runter, aber dann müsse er an Land.

Zum Überlegen war es nun zu spät. lch kramte das Arbeitspäckchen aus, stieg hinein, zog die neuen Maschinenschuhe an und eilte Rautenberg nach. Er flog vor mir die schmalen Stahltreppen hinunter, mehr sich mit den Händen auf den Handlauf stützend, als die Stufen zu berühren.

Um ein Haar wäre ich in den Schacht gestürzt. Neben dem Fahrstand der Hauptmaschine stand ein Schreibpult mit einem dicken Buch darauf, dem Journal.

„Hier trägst du alle Temperaturen und Drücke ein. Das ist das Wichtigste.“ Die Kühlwassertemperatur von HDI, das sei der Hilfsdiesel neben uns, müsse nachreguliert werden. Tagestank II werde gerade gefüllt, am Überlaufglas könne ich sehen, wann er voll sei, ach ja, der Schmierölseparator laufe auch noch, müsse um 18 Uhr abgestellt werden.

Die Dampfkondensatoren knallten manchmal, da brauchte ich mir nichts bei zu denken; wenn es zu laut würde, sollte ich mal daran treten.

Ich verstand nur Bahnhof, und Rautenberg verschwand nach oben.

Es knallte. Ich erschrak bis in die Knochen. Da tickte was. Unter einer Pumpe tropfte es. Ob das wohl in Ordnung war? Eine Glocke schrillte. Mein Gott, da stand ja eine richtige Telefonzelle. Ich rein, Hörer abgenommen: „Heepmann“. – „Wer sind Sie?“ – „Der neue Assistent – Heepmann.“ – „Wasser an Deck.“ – „Wie bitte?“ – „Wasser an Deck.“ – „lst gut.“ – „Hören Sie mal, Sie sind wohl noch nie auf einem Schiff gewesen? Wiederholen sie meine Order. Also Wasser an Deck, aber dalli!“ – „Alles klar. Wasser an Deck.“ Ach du meine Scheiße. Was soll ich machen? Mal sehen, ob das irgendwo angeschlagen steht. Bilgenpumpe. Kühlwasserpumpe. Pumpen über Pumpen. Aber keine Wasser-an-Deck-Pumpe. An einem Rohr schlage ich mir fast den Schädel ein. Ein Kondensator knallt, ich haue mit dem Fuß dagegen, er hört auf zu knallen.

Da schrillt wieder das Telefon. „Wasser an Deck“, quittiere ich. Ich blättere im Journal. Wasser-an-Deck scheint etwas sehr wichtiges zu sein. Aber da steht nichts von Wasser-an-Deck. Schnell die Leitern hoch, jemanden fragen. Das Telefon! Darf man den Maschinenraum verlassen? Ich öffne das Schott, spreche einen an, der auf dem Gang davor steht: „Schicken Sie jemanden in die Maschine, ist ganz eilig, schnell“, und schlage das Schott wieder zu.

Gott sei Dank, das Telefon ist still. Wie erholsam die Diesel ticken. Ganz langsam steige ich nach unten. „Ei, Assi, wann kommt denn das Wasser?“

Mein Kopf schlägt an eine Querstrebe. Über mir steht ein kleiner Kerl mit einem dicken Schädel. So sehen Bootsmänner aus, denke ich. Tollkühn rufe ich hoch: „Kommen Sie runter, ich weiß nicht, wie das geht.“ – „Nee, nee“, winkt er ab, „in euern Kramladen misch ich mich nicht ein. Geh mal rauf zum Zweiten, der hat Bordwache.“

Als er sich umdreht, höre ich, wie er was von Mutti sagt. Da stehe ich nun, bin eine Stunde an Bord, weiß, was HDI heißt, weiß von Feuerlösch- und Bilgenpumpen, habe einen Kondensator ruhig getreten und kenne den Ausdruck Wasser-an-Deck. Was wird der Zweite von mir denken? Ich rufe bei ihm an. Endlich kommt er, elastisch, groß, prima Uniform. „Na, Meester, alles klar?“ fragt er. „Was liegt denn an?“ – „Wasser an Deck“, sage ich nur. – Er geht zur Feuerlöschpumpe, drückt auf einen Knopf, beobachtet das Manometer, kurbelt ein Ventil auf und sagt: „Stellen Sie wieder ab, wenn Order von oben kommt.“


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