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Ein Moor entsteht

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Hören wir von einem See, so denken wir zunächst an Gewässer, die, von Quellen und Flüssen gespeist, entstanden sind. Vielleicht denken wir auch an Bergseen, mit schon fast klischeehaftem, glasklarem Wasser, in dem sich das Himmelsblau wiederfindet. Unsere heutigen sumpfigen, dunklen Moorseen waren einmal solche Gewässer.


Augen umschmeichelndes, in die Seele gehendes Azur, lag über jedem heutigen Moor. Unsere Moore sind genau die Seen, durch deren klares Wasser vor mehr als 10 000 Jahren der Sand und steiniges Geröll am Boden zu sehen war.

Inzwischen sind es dunkle Gewässer, oftmals nur ein bis zwei Meter tief und von unzugänglichem Morast umgeben, in die sich jahrhundertelang niemand wagte.

Schaurig, geheimnisvoll, todbringend, mystisch. Unbekannt, feindlich, voller böser Geister ist das Moor. Das war die vorherrschende Meinung aller Menschen. Nicht nur die Ungebildeten, alle Menschen fürchteten sich davor, in die Sümpfe zu gehen. Hier haben Hexen ihre Wohnstatt. Vielleicht gab es noch Magier und Medizinmänner, die sich ein Stück weit in die sumpfige Landschaft wagten, um mit der Geister- und Götterwelt Kontakt aufzunehmen.

Niemand sonst hätte freiwillig und ohne Not seinen Weg durch den Sumpf, mit seinen Geheimnissen und schaurigen Ungeheuern, nehmen wollen.

Viele Tausend Jahre hat die Natur an diesen Sümpfen und Seen gearbeitet. Uralt sind die Moore mit ihren geheimnisvollen Gewässern.

Namen wie „das Ewige Meer“ in Ostfriesland bei Aurich lässt schon erkennen, dass die Entstehung des Moorsees weit vor der Gedächtnisgrenze der „Alten“ liegt. Ist dadurch vielleicht der Name entstanden? Weil es schon ewig hier ist? Tatsächlich ist das Nenndorfer Moorgebiet bei Aurich in Ostfriesland mindestens 8000 Jahre alt.

Viele verschiedene Umstände führten zu den heutigen Mooren. Verschieden sind auch die Namen, entsprechend der unterschiedlichen Entstehungsgeschichten und Eigenschaften. Regenmoore, Durchflussmoore, Kesselmoore zum Beispiel. Ab einem bestimmten Punkt jedoch, ist der Werdegang immer gleich. Es entsteht am Ende ein Hochmoor.

Den am häufigsten vorkommenden Entstehungsweg wollen wir im Folgenden beschreiben.

Wegbereiter für die Moore waren in der Hauptsache die Gletscher der letzten Eiszeit.


Diese Kolosse aus gefrorenem Wasser mit ihren immensen Gewichten bewegten sich im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein, schoben Felsbrocken vor sich her, nahmen diese mit und rollten darüber. Auf diese Art schrubbten so die gefrorenen Kolosse Erhebungen zu Ebenen und gruben Vertiefungen, Rinnen und Kessel in die ehemals weiten Ebenen.

Immerhin bewegten sich manche der Eisriesen mit einer Geschwindigkeit zwischen fünf Metern und beachtlichen acht Kilometern pro Jahr. Das ist genug, um ausgedehnte Flächen zu überziehen.

Wir müssen uns vorstellen, dass Eiszeit nicht plötzlich zu Ende ist. Ein kilometerhoher Gletscher schmolz nicht innerhalb eines Frühjahres. Die riesigen Eisflächen der so genannten ‚Kaltzeit’ zogen sich von den Polen bis weit in den Süden. Dort, wohin wir heute der Sonne entgegen fahren, um in der Wärme Urlaub zu machen, reckten sich gefrorene Ungetüme mehrere Kilometer in die Höhe. Physische Grenzen wie die Alpen und die Pyrenäen hielten zwar die Eisberge bei ihrer Wanderung auf, aber eine Eisfläche vom Nordpol bis nach Spanien war ein gewaltiges Ausmaß. Asien und der amerikanische Kontinent waren in gleichem Maße betroffen.

Der Süden unseres Erdballs wurde keinesfalls verschont. Es mutet vielleicht seltsam an, aber auf Südafrika lasteten viele Hunderttausende Tonnen Eis. Die südamerikanische Pampa gab es nicht. Auch hier erdrückten Eismassen die Flora. Geschätzte zwei Drittel der Erdoberfläche waren vereist. So viel Eis hielt natürlich das gesamte Klima kühl. Gletscher schmolzen nur sehr langsam. Es gab also Zeit genug, Vertiefungen herauszuarbeiten, dass zum Beispiel die Ostsee entstehen konnte. Die Ostsee ist tatsächlich eine von Gletschern ausgehöhlte Mulde, mit Schmelzwasser gefüllt. Deshalb finden wir im Wasser der Ostsee so wenig Salzgehalt. Das ursprüngliche Süßwasser wurde im Verlaufe der Zeit vom Atlantik her mit Salz angereichert.


Die Gletscher schabten tiefe Rillen und Mulden. Darin sammelte sich das Schmelzwasser der Eisriesen. Glasklare Seen blieben zurück.


Bis an die Ufer heran behaupteten sich Bruchwälder mit Erlen, Birken und Eichen. Pfeifengras bestimmte das Bild weiter Teile. Moospflanzen siedelten sich an.


Eine Pflanze sollte für das spätere Moor sehr wichtig werden: das Sphagnum!

Es zog sich weit über das Wasser, abgestorbene Pflanzenteile sanken auf den Boden.


Das Moor wächst pro Jahr 1 Millimeter. Es benötigt viele Tausend Jahre, um ein paar Meter in die Höhe zu wachsen. Ist die Schicht so mächtig angewachsen, wie auf dieser Schemagrafik, spricht man von einem Hochmoor.

Die auf den Boden gesunkenen Pflanzenfasern verrotteten nur sehr langsam. Auf dem Gewässerboden schichteten sie sich übereinander, und wurden zu Torf. Je länger die Schichten am Grund des Sees lagern, desto dunkler wird der Torf. Als die Gletscher sich zurückzogen, bedeckten ihre Mitbringsel den gesamten Küstenraum der Nordsee. Die sogenannten Sander und Moränen entstanden. Das sind Sande und Gerölle, die sich sanft zu Geestrücken erhoben und teilweise die ausgehöhlten Tiefen abschlossen. Hier konnte das Schmelzwasser der Eiszeit nicht abfließen. Senken in der Landschaft füllten sich mit Regenwasser oder geschmolzenem Gletschereis.

Es bildeten sich Landschaften mit tausenden kleineren, mittleren und auch großen Seen. Hier waren sie, die klaren azurnen Gewässer, die kleinen und großen Seen mit reinem mineralischem Untergrund.

Wind brachte Pollen und Samen, die erst kleine Biotope, später eine flächendeckende Vegetation über dieses Geestland breitete.

Schmelzwasser, Grundwasser, Überschwemmungen und, durch die Meeresnähe (Nord- und Ostsee) mildes, regenreiches Klima, sorgten für beständigen Wasserüberschuss.

Geheimnisvolles Moor

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