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Die Reise
Оглавление‚Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen.’
So lautet ein altes Sprichwort, dass eine eigentlich simple Wahrheit enthält. Klar, umgekehrt ist dieser Ausspruch noch einleuchtender:
‚Wenn einer nur zu Hause ist, dann kann er nichts erleben.’
Wer sich im Ohrensessel zu lange währenden Pausen hingibt, muss dennoch nicht auf Abenteuer verzichten. Es gibt ja Bücher, Fernsehen und Internet. Erlebnisse sind vergleichbar mit Mode. Viele möchten vielen mitteilen, welch schöne, neue Schuhe, Kleid, Hose man jetzt doch hat.
Autoren, Schriftsteller möchten Erlebtes, oder im Falle von Zeichnern und Fotografen, Erstelltes, Komponiertes mit anderen teilen. Mein mitzuteilendes Erlebnis trage ich deshalb auch in dieser Novelle vor.
Diese Geschichte hat sich tatsächlich auf einer Reise ereignet, es ist also eine wahre Geschichte.
Folgendes hatte sich vor einiger Zeit zugetragen:
Ein Bildband über Lanzarote hatte ich in Angriff genommen. Für das Buch hatte ich noch lange nicht genug Fotos, und als Fotograf hat man den Ehrgeiz, zu den Texten, die auch nicht zu kurz kommen dürfen, eine ausreichende Anzahl qualitativ guter Fotos zu präsentieren.
Es stand also eine Reise auf die Kanaren an. Informationen konnte ich natürlich auch noch jede Menge gebrauchen. Die kann man sich zwar auch zu Hause anlesen, aber Kontakte vor Ort sind unersetzlich. Einheimische können immer Dinge erzählen, die daheim nicht zu erfahren sind. Will man ein Buch schreiben, kann in Punkto Wissen nicht genug auf dem Notizblock stehen.
Gebucht, gepackt, an alles gedacht. Die Flughafenkontrolle verlief ohne Probleme (das ist in meiner langen Erfahrung mit Flugreisen durchaus nicht immer so), das Wetter könnte nicht prachtvoller sein - mit Hochstimmung saß ich im Flieger. Schon im Flugzeug konnte ich ein paar Wolken-Fotos machen, die später gut zu verwenden waren. Über den Wolken gibt es von Zeit zu Zeit fantastische Ansichten. Wenn man dann noch das Glück hat, ein Fenster zu erwischen, das halbwegs sauber ist, hat sich allein der Flug schon gelohnt.
In Arrecife angekommen setzte sich das schöne Wetter erst einmal (ich hoffte nur kurz) zur Ruhe. Reisende Urlauber, die nach Lanzarote fliegen, sind oft erst einmal enttäuscht von der Insel.
Das soll nun die schöne Kanareninsel Lanzarote sein? Trist sieht das erst einmal aus. Braune Geröllhalden links und rechts an der Straße, so ist für viele der erste Eindruck. Die Kommunen geben sich erhebliche Mühe, um das Bild der Insel, den ersten, so wichtigen Eindruck ins Positive zu lenken. Palmen und Blumen sind in gepflegten Beeten, mit viel Arbeit, prachtvoll hochgepäppelt worden. Geht es zur Stadt hinaus, überwiegt der Lavaboden.
Nicht einmal alle hundert Meter steht eine Palme. Die Hügel auf dem Weg zum Hotel sind nicht hoch. Sie erlauben, wenn der Transfer-Bus aus dem Tal auf den Hügel klettert, den weiten Einblick in das Land. Die Palmen werden weniger und verlieren sich sogar irgendwann in der Ferne. Die bewässerten Pflanzen an den Straßen und in den Ortschaften stehen im Landesinneren nicht mehr. Viele von den im Blickfeld verbliebenen, sind verdorrt. Von allen Kanareninseln ist Lanzarote die Insel mit den meisten Sonnenstunden. Viel Sonne ist schön und wir freuen uns. Das bedeutet aber leider auch: Lanzarote hat von allen Kanareninseln am wenigsten Regen. Kein Regen, wenig Grün. Die Vegetation vertrocknet.
Das ist aber nur ein kleiner Teil von Lanzarote! Nur ein klitzekleiner!
In meinem Buch ‚Die Lavageborene’ ist zu lesen, was diese Insel zu bieten hat.
Nun aber saß ich im Transfer-Bus des Hotels, die Sonne hatte sich für einen Moment hinter den Wolken versteckt. Gäste, die das erste Mal nach Lanzarote kamen, konnte man jetzt definieren. Genau das hörte ich sie sagen, was ich gerade beschrieben hatte.
Sie würden die Insel schon noch richtig kennenlernen – es sei denn, sie gehören zu den Touristen, die sich direkt nach dem Eintreffen an der Hotelbar oder dem Pool festsetzen und sich nicht mehr aus dem Hotel rühren.