Читать книгу Wien by NENI - Haya Molcho - Страница 14
ОглавлениеNuriels Bruder Ilan lacht, auch er berichtet von chaotischen Szenen: „Wir hatten einen hörgeschädigten Mitarbeiter und einen Albaner ohne Englischkenntnisse, der ihm erfolglos ins Ohr schrie. Der Dritte im Bunde, ein Israeli, der nur Hebräisch sprach, war keine wirkliche Hilfe.“ Er erinnert sich auch an große Erschöpfung: „Als wir die Produktion von Hummus für Supermärkte übernommen haben, begann nach Mitternacht, wenn das Restaurant geschlossen war, unsere zweite Arbeit: Auf den Restauranttischen füllten wir Hummus in Behälter. Manchmal arbeiteten wir von 8 Uhr morgens bis 5 Uhr am nächsten Morgen. Das durchzustehen, ging nur mit viel Ausdauer und Unterstützung in der Familie.“
Heute ist der Naschmarkt ohne NENI nicht mehr denkbar und mit ihrer zweiten Wiener Dependance, dem Tel Aviv Beach am Donaukanal, haben Haya und ihre Söhne ein Stück mediterranes Lebensgefühl nach Wien gebracht. Das letzte NENI-Kochbuch war Tel Aviv gewidmet, Haya fühlt sich beiden Städten tief verbunden: „Meine Seele ist immer noch in Israel, aber Wien ist mein Zuhause geworden. Tel Aviv ist eklektischer, wagemutiger, die Menschen dort haben noch unterschiedlichere Wurzeln, das spürt man auch in der Küche. Das Klima ermöglicht, das ganze Jahr über Lebensmittel in Hülle und Fülle anzubauen, und es gibt mehr Raum für Experimente. Restaurants in Tel Aviv kommen und gehen schnell. In Israel beziehen sich Köche oft auf die Küche ihrer Mütter und Großmütter, viele sind nicht so gut ausgebildet wie in Österreich. Stattdessen scheinen sie zum Kochen geboren zu sein. Wien ist im Vergleich traditioneller, Verlässlichkeit, hohe Qualität, Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit sind hier unerlässlich. Ich liebe die Heurigen in den Weinbergen rings um Wien und die Wiener Cafés, in denen man stundenlang mit einer Zeitung sitzen kann, und, ja, sogar die Authentizität der grantigen Kellner. Hier dreht sich nicht alles um Geld.“
Für alle Mitglieder der Familie Molcho ist Wien eine geliebte „Heimat“ ge worden. Elior schätzt die Atmosphäre der Stadt mit ihren großzügigen Plätzen: „Wien hat frische Luft und das reinste Wasser direkt aus dem Wasserhahn.“ Nuriel sieht Schönheit überall, in der Architektur, in den vielen Parks, er schmunzelt: „Wien mit seinen Fiakern ist einfach gemütlich.“ Ilan resümiert: „Wien hatte in den letzten Jahren das Glück, eine un glaubliche Welle von Innovationen zu erleben. Die Stadt mit ihrer reichen Kultur und ihren soliden Traditionen ist in allem viel kosmopolitischer geworden, in ihrer Kunst und in ihrer Kulinarik. Ein Großteil der Innovationen kommt heute von jungen Menschen mit ganz unterschiedlichen Wurzeln.“