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Sex in der vierten Dimension

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Die Turmuhr von Sant’ Agnese schlägt elf, und beim elften Schlag, auf die Sekunde genau, ertönt die Klingel an meiner Tür. Ich weiß, daß Sophia, mein Dienstmädchen, jetzt öffnen geht und daß sie mir gleich den Direttore melden wird, aber ich lege die Feder nicht aus der Hand, ich erhebe mich nicht aus meiner Hängematte, ja, ich greife nicht einmal nach der Tunika, die neben mir über einer Stuhllehne liegt, sondern bleibe so nackt, wie ich bin – denn Anatol Pussich, Direktor einer Kette von acht Kosmetiksalons in den Metropolen Europas, ist mein Sklave.

Obwohl er mich nur einmal in der Woche besucht, lasse ich ihn warten, den großen eleganten Signor Pussich, denn er ist der Angestellte, und ich bin die Besitzerin der acht Salons. Mag er fünf Tage lang, auf seinen Kontrollreisen, den großen Mann spielen, mag er mit den jungen Assistentinnen schäkern und mit der Direktrice des Salons in Nizza seit Monaten ein Verhältnis haben – bei mir ist er ein Nichts, eine Null, vor der ich mich nicht einmal verhülle. Ich habe ihn schon im Bad empfangen, wie die römischen Damen ihre Haussklaven in die Bäder einließen; er mußte mir Bericht erstatten, während ich massiert wurde und nichts trug außer meiner schwarzen Augenbinde, die ich nicht ablegte, weil das Licht hier, hoch über der Piazza Navona, so hell ist, und weil ich es nicht liebe, den Nacken meines Masseurs zu sehen – er erinnert mich an den eines gewissen Herrn Engelbert Epple, dem ich meinen ersten Kosmetiksalon verdanke.

Aber ich will nicht vorgreifen: Ich habe mir vorgenommen, alles schön der Reihe nach zu erzählen, das soll mein letzter Racheakt sein, dann will ich mich zufriedengeben. Rein materiell gesehen, könnte ich längst zufrieden sein. Man kann schon von einem Kosmetiksalon leben, wenn man auch die speziellen Wünsche der männlichen Kundschaft erfüllt; von zwei solchen Salons kann man auch dann leben, wenn man anständig bleiben will – nur muß man dann selbst mitarbeiten. Mit acht Etablissements bin ich fein raus und brauche nichts Verbotenes zu tun, weder Kosmetikerinnen ins Haus schicken noch massage esthétique in Paris oder manuelle Massage in München zu machen, ganz zu schweigen von dem, was hier in Rom in den Salons im allgemeinen an Extras geboten wird. Ich bin arriviert; es hat genau acht Jahre gedauert, und ich bin heute fünfundzwanzig. Daß ich jünger aussehe, kann ich nicht behaupten, schließlich war allerlei los in diesen acht Jahren; ja manchmal, wenn ich nach einer langen Nacht vor dem Spiegel sitze und den Puder aus dem Gesicht wische, fühle ich mich schon sehr viel älter. Aber dafür bin ich soweit gekommen, wie andere erst mit vierzig, fünfundvierzig – oder niemals.

Pussich kommt auf die Terrasse, ich lächle, ich weise auf einen Sessel, denn ich sehe ihm an, daß er lieber stehen bleiben möchte, um mich mit den Augen zu verschlingen, so wie ich da liege, nur mit dem Schreibblock bedeckt, braun, ohne weiße Streifen, mit makelloser Haut, sorgfältig frisiert, eine echte Blondine, deren goldenes Schamhaar sich in winzigen Löckchen kräuselt. Pussich weiß, daß ich ihn verachte, und er genießt diese Verachtung, denn sie ist die einzige Form von Interesse, die er von mir erwarten kann. Ich lese die Gedanken hinter seiner schon ein wenig zu hohen Stirn: er möchte mich aus der Hängematte reißen, mit der Schnur fesseln, über die Balkonbrüstung legen und dann von hinten vögeln, angesichts der langen Piazza Navona mit ihren Palästen, Kirchen und Brunnen, denn Pussich ist ein Ästhet wie alle Sadomasochisten. Danach würde er mir den Finger in den Hintern bohren, weil ich dort für ihn zu eng bin, würde ihn mir in den Mund stecken, damit ich ihn ablecken muß, und sich in die Hängematte legen; er würde Sophia rufen, die mir erzählt hat, daß er ihr immer unter den Rock greift, wenn sie ihm die Tür öffnet und ihn hinausbegleitet, würde mich von Sophia peitschen lassen und von mir verlangen, daß ich ihm hier, in meiner Hängematte, auf meiner Terrasse, einen ablutsche.

Das alles lese ich hinter der Stirn meines Angestellten, meines Direktors Anatol Pussich, aber es regt mich überhaupt nicht auf. Denn erstens kenne ich das alles, und die Herren Epple und Sachenberger, Grebe und Don Hersch und wie sie alle hießen, waren keineswegs besser oder auch nur appetitlicher als dieser gescheiterte Bonvivant, dem ich zu einem späten Glanz vor halbreifen Wichserinnen verholfen habe. Und zweitens weiß ich genau, daß Pussich ebensogut wie all jene netten Schweinereien zu verüben sich auf die Brüstung der Terrasse schwingen und die fünfzehn Meter auf die Piazza hinunterspringen könnte, denn wenn ich ihn feuere, ist er ruiniert, kann er aufgeben, ist für ihn wie für seine ganze Familie Feierabend bei seinen Vorstrafen und seinen achtundvierzig Jahren.

Es kann sein, daß er ahnt, wie ich zu meiner Salonkette gekommen bin; seine Freundin, die Direktrice aus Nizza, weiß einiges von mir und meiner Liaison mit dem Herzog von Borgoforte, der schließlich an der ganzen Côte d’ Azur zu bekannt war, um unbemerkt das Zeitliche segnen zu können. Aber was ich von Pussich weiß, ist sehr viel besser, denn jene reizende Münchner Kosmetikassistentin mit den zwei Backfischzöpfen war in dem Augenblick, als Pussich ihr seinen Schwanz in den Mund schob, noch keine sechzehn Jahre alt …

Ecco, ich wollte doch der Reihe nach erzählen. Also werde ich jetzt Pussich berichten lassen und dann meine Aufzeichnungen zu Rate ziehen, jene zum Teil sehr genauen Notizen, die ich mir als Chefsekretärin mit jener Ausdauer gemacht habe, die man von mir erwartete.

Es fing natürlich schon in der Schule an. Als ich die Wirtschaftsschule besuchte, kamen eben die ersten kurzen Röcke auf. Kurz! Gegen heute waren sie Heilsarmeekleidung, aber gegen den sogenannten New Look bedeuteten sie doch eine beträchtliche Erweiterung der Perspektive, und wir Gören aus der Möchtegern-Großstadt Augsburg hatten nichts Eiligeres zu tun, als die langen Kittel abzuschneiden.

Die Herren vom Lehrkörper machten große Augen, die Damen guckten giftig, wenn ein Schwarm von uns Teenagern die Treppen hinaufwippte, und wir brauchten nicht lange, um herauszufinden, daß wir vor allem beim Sitzen im Klassenzimmer unsere Lehrer auf die einfachste Weise in Verwirrung bringen konnten. Nicht einer von diesen wohlgedrillten Superpädagogen war imstande, unbefangen weiterzusprechen, wenn wir die Beine so übereinanderschlugen, daß zwischen Strumpf und Slip ein Stückchen nacktes Fleisch zu sehen war, oder wenn wir gar ein wenig zur Seite rückten und die Beine zweckdienlich spreizten …

Am schlimmsten war dies alles für unseren jungen Geographielehrer. Er war ohnedies schon verlegen, wenn er vor die Klasse trat, geriet beim Vortrag leicht außer Atem oder fing an zu stottern und lief rot an, wenn er jemanden aufrief. Bis zum Abitur hatte er ein Internat besucht und seit jener Zeit eine Vorliebe für hübsche Knaben bewahrt. Wir Mädchen setzten ihm natürlich um so mehr zu, und eines Tages bekamen wir ihn denn auch in unsere Gewalt.

Er unterrichtete in Geschichte, Geographie und in Wirtschaftskunde, worin wir alle sehr schlecht waren, weil wir uns sehr viel Zahlen merken sollten und kaum etwas verstanden. Herr Mareiner gab darum in diesem Fach auch Nachhilfeunterricht, sein Gehalt war ja nicht allzuhoch, aber nur für Schüler, nicht für Schülerinnen. Dieter, ein arger Filou, machte mit uns gemeinsame Sache. Als Herr Mareiner an einem Sommernachmittag zum Unterricht zu ihm kam, empfing er ihn im Garten, in der Badehose, und bat den Lehrer in eine Laube unter dem Vorwand, im Haus seien Handwerker an der Arbeit. Wir beobachteten hinter den Weinreben, wie sich Mareiner neben den halbnackten Dieter setzte, beim Unterricht immer näher rückte, dem Jungen den Arm um die Schulter legte und seinen Kopf an sich zog.

Auf einmal schrie Dieter auf, stieß Mareiner beiseite und rannte aus der Laube, die zerrissene Badehose vor den Pimmel haltend. Das war für uns das Signal. Mit entrüstetem Buhgeschrei stürmten wir die Laube, wo Mareiner saß, hochrot im Gesicht und mit zitternden Lippen.

„Was haben Sie mit Dieter gemacht?“ fragte ich, obwohl ich es ganz genau wußte.

„Nnnichts …“, stammelte Mareiner, „nichts Besonderes …“

Er zog sich wie ein Tier in den hintersten Winkel der Laube zurück, die wir anderen, vier Mädchen und zwei Jungen, nun erobert hatten. Als Dieter zurückkam, hatte er statt der Badehose weiße Leinenshorts an und trug das Corpus delicti an einem Stäbchen vor sich her. Das Verhör ging weiter. Die Badehose war zerrissen, Mareiner schwor, höchstens zufällig darangekommen zu sein, und wir drohten mit einer Meldung beim Direktor.

„Wenn ihr das tut …“, sagte Mareiner tonlos, und auf einmal stotterte er überhaupt nicht mehr, „wenn ihr das tut, dann muß ich mich umbringen, denn dann bin ich erledigt, keine Schule stellt mich mehr ein, ja vielleicht komme ich sogar ins Gefängnis!“

„Also werden Sie alles tun, um das zu vermeiden?“ hakte ich ein.

„Alles!“ antwortete Mareiner, ohne aufzublicken. Dieter blitzte mich an. Genau das hatten wir beabsichtigt. Nun ging es darum, ihn rettungslos zu kompromittieren, dann hatten wir in ihm das Werkzeug, das wir brauchten, um durch die Abschlußprüfung zu rutschen.

Was sich danach im Garten abspielte, in den gottlob niemand hineinsehen konnte, weiß ich noch ganz genau. Es war schließlich das erstemal, daß ich mit Sex so richtig in Berührung kam. Dieter holte seinen Fotoapparat, und dann ging es los. Mareiner wurde blaß, als er merkte, worauf wir hinauswollten, aber wir waren sieben gegen einen. Er hatte keine andere Chance mehr, ein Zurück wäre das sichere Verderben gewesen, spielte er mit, so bestand noch ein Fünkchen Hoffnung für ihn.

Zunächst mußte er sich ausziehen, dieses Fest wollten wir Mädchen uns gönnen, denn wenn auch die eine oder andere unter uns schon ein wenig herumgeschmust hatte, einen nackten Geographielehrer im vollen Sonnenlicht auf einem Gartenbeet stehen zu sehen wie eine Statue, das war doch eine Sensation für sich.

„Und jetzt, Herr Mareiner“, befahl ich dann, „jetzt erklären Sie uns am lebenden Modell den männlichen Geschlechtsapparat. Dieter, bitte!“

Dieter streifte grinsend die Shorts ab, drückte mir die Kodak in die Hand und trat neben Mareiner. Der duckte sich ein wenig, lief rot an, sein Schwanz hob sich in pulsierenden Stößen, und dann griff er so hastig, als könne der Junge sich ihm abermals entziehen, nach dem weißen, weichen Schwanz Dieters, den ich bei dieser Gelegenheit zum ersten-, aber nicht zum letztenmal sah.

Klick! Ich hatte das erste Foto im Kasten.

„Und weiter …“ befahl ich, „jetzt masturbieren Sie ihn, los.“

„Da müßt ihr euch ausziehen!“ protestierte Dieter, „sonst habe ich überhaupt nichts davon!“

Das war nun nicht eingeplant gewesen. Wir Mädchen warfen einander unsichere Blicke zu.

„Habt euch nicht so“, sagte schließlich Marlies van den Boom, eine kesse Deern vom Niederrhein, deren Vater Ingenieur war, „die beiden sind längst nackt, und wir sind ein halbes Dutzend, was soll da schon passieren!“

Also streiften wir unseren Fummel ab und legten die Kleider in der Laube zusammen. Es war schön und schrecklich zugleich, nackt in den Garten hinauszulaufen, wo Mitschüler waren, wo man angestarrt wurde, und auf einmal war ich gar nicht mehr glücklich über meine Hauptrolle, denn nun würden sich immer alle Augen auf mich richten. Ich verhedderte mich vor Aufregung so in die Schnur des Fotoapparats, daß Dieter sich vor Lachen schüttelte.

„Seht euch Heidemarie an“, rief er und wies mit dem Finger auf mich, „das sonst so forsche Fräulein Hirschmann schämt sich auf einmal!“

Das war genau das, was mir noch gefehlt hatte. Vor Aufregung strangulierte ich mich beinahe mit dem Lederriemen, während Dieter und sein Kumpan hohnlachend um mich herumgingen, mich von allen Seiten betrachteten und sich auch nicht scheuten, mich in die Brust und in den Hintern zu kneifen.

„Ich weiß was Prächtiges“, verkündete dann Dieter, „die zweite Serie machen wir mit Mareiner und Heidemarie.“

„Ihr vergeßt wohl ganz, worum es geht“, schrie ich wütend, „unseren Spaß können wir noch den ganzen Sommer über haben, aber erst mal brauchen wir alle ein anständiges Abschlußzeugnis. Los, Dieter, stell dich in Positur, und Sie, Herr Lehrer, fangen jetzt gefälligst mit der Arbeit an, und lassen Sie sich durch mich nicht stören!“

Die Wut hatte mir auch Kraft gegeben. Während Dieter mit immer blasser werdendem Lächeln die nackten Mädchen im Garten musterte, massierte Mareiner zitternd den langen, dünnen Pimmel des Jungen, und ich schlich um die beiden herum wie eine gelernte Bildreporterin. Dann legten sich die beiden ins Gras, die Mädchen bildeten eine hübsche Gruppe, aber so, daß Mareiner nicht verdeckt wurde, und in dem Augenblick, da Dieter spritzte, drückte ich zum letztenmal auf den Auslöser. Sechsunddreißig Aufnahmen, das mußte für unsere Zwecke genügen.

Ein Mädchen hatte Dieters Ladung zwischen die Brüste bekommen und starrte entsetzt auf den weißen Schleim, den sie wohl zum erstenmal sah. Ich hatte schnell den Film gewechselt und war schon wieder aktionsbereit.

„Nun, Herr Mareiner“, sagte ich freundlich, „wollen Sie die junge Dame nicht von der Besudelung befreien, an der ausschließlich Ihre abartige Veranlagung schuld ist?“

„Ich … ich hole gleich mein Taschentuch!“ stotterte Mareiner diensteifrig, aber ich hatte etwas anderes im Sinn.

„Taschentuch … Sie sind mir ein trauriger Erotiker. Sie werden das sorgfältig ablecken, und ich werde diese Sühnehandlung auf den Film bannen!“

Wie unlogisch es war, einen Mann, den man der Homosexualität überführen wollte, bei solch einer Handlung zu fotografieren, ging uns damals noch nicht auf. Uns trieb ein wildes, gieriges Verlangen nach Rache, und am liebsten hätten wir es all unseren Lehrern und Lehrerinnen ebenso heimgezahlt, aber die anderen waren eben vorsichtiger. Wir waren davon überzeugt, daß sie alle heimlichen Lastern nachgingen – was sollten sie in Augsburg auch anderes tun?

Mareiner leckte, das Mädchen kicherte verlegen, und ich knipste in der vagen Hoffnung, daß Dieter seinen Vorschlag fallenlassen würde, wenn kein Film mehr zur Verfügung stand. Aber dieser blonde Teufel hatte sich inzwischen erholt, die nackte Versammlung inspirierte ihn, und er klatschte fröhlich in die Hände. „En garde“,sagte er wie beim Fechtunterricht (Fechten war damals große Mode in Augsburg), „wieviel hast du noch drauf, Heidemarie?“

„Zwölf“, log ich, es waren aber siebzehn.

„Nun, das wird reichen“, er sah sich suchend um, „wir machen einen richtigen brünstigen Satyr aus ihm!“

Ich wurde an das Holzspalier der Laube gebunden, die Arme hoch erhoben, die Beine leicht gespreizt. Eine Weinranke baumelte zwischen meinen Brüsten und kitzelte mich, so daß die Brustspitzen sogleich hart wurden, und da alle anderen sich inzwischen wieder angezogen hatten und um mich herumstanden, schämte ich mich so, daß ich glaubte, auf der Stelle sterben zu müssen.

„Auf die Knie, Herr Mareiner“, befahl Dieter, „Sie werden unsere Schönheit jetzt hingebungsvoll lekken. Das haben Sie vermutlich noch nie gemacht, wer zeigt es ihm?

„Ich!“ rief Marlies van den Boom. Ich suchte ihren Blick, aber sie wagte es nicht, mich anzusehen, kniete schnell vor mir im Gras nieder und zog zärtlich mein Schamhaar ein wenig beiseite. Dann küßte sie mich flüchtig auf die Klitoris und begann flink und geschickt zu lecken.

„Ein schönes Bild“, sagte Dieter maliziös, „entschuldigt, wenn ich euch unterbrechen muß, denn was wir brauchen, ist der leckende Mareiner.“

Bedauernd erhob sich Marlies und trat beiseite. Sie hatte mich erstaunlich schnell in Stimmung gebracht, und ich empfing unseren stotternden Geographen mit heißem und feuchtem Äquator, so daß er sich vor Ekel beinahe übergab.

„Zieht ihm ein paar über“, befahl Dieter ungerührt. Der andere Junge, dessen Namen ich vergessen habe, den ich aber noch wie leibhaftig vor mir sehe, zog den Gürtel aus den Schlaufen und schwang ihn über Mareiners nacktem Gesäß. Es klatschte kräftig, die Mädchen applaudierten, und der Herr Lehrer tauchte seine Zunge in mich, begann schließlich, Geschmack an der Sache zu finden, und bearbeitete mich mit jenem Ungeschick, das manchmal mehr Lust bereitet als die glatte Perfektion der Routiniers, wie ich heute weiß.

Als es mir kam, zerrte ich an meinen Fesseln und zuckte so wild hin und her, daß die dünnen Stäbe des Spaliers vernehmlich krachten und knackten. Dieter gab Mareiner einen Tritt, daß dieser zur Seite kullerte, sprang zurück und fotografierte nur mich, nackt im Orgasmus; die anderen schwiegen andächtig.

Ein paar Wochen darauf war die Abschlußprüfung, aber sie schreckte uns nicht, denn Mareiner arbeitete tapfer und brachte uns alle Aufgaben, alle Fragen, das ganze Prüfungsmaterial, was immer er in Gesprächen im Konferenzzimmer oder bei den Besprechungen ergattern konnte. Ob Dieter ihn dafür mit Zärtlichkeiten belohnte, weiß ich nicht; es gab Jungen in der Klasse, die behaupteten, er sei bi. Und dann erhielten wir alle unverdient prächtige Zeugnisse und sahen den Himmel voller Geigen.

Ich hätte mir gern einen faulen Sommer gegönnt, baden und flirten in den Wertachauen, gelegentliche Ausflüge nach München, aber zu Hause ging alles schief. Seit dem Tod meines Vaters betrieb meine Mutter einen kleinen Käseladen. Sie hatte ihn von der Versicherungssumme gekauft, die wir nach seinem Arbeitsunfall erhielten, ein Eigentumsladen in einer Neubaugegend in Neusäß, der zunächst auch sehr gut ging. Seit aber auch in den Augsburger Vorstädten ein Supermarkt nach dem anderen seine Pforten öffnete, brachte der Laden nur noch so wenig ein, daß die Verkäuferin entlassen werden mußte. Zu Hause hätte ich mich also als Käsemamsell mit weißer Schürze hinter den Ladentisch stellen müssen und dafür höchstens ein Taschengeld bekommen.

Aber das war noch nicht alles. Ich hätte meiner Mutter vielleicht ein Jahr oder so geholfen, damit sie einmal ausspannen, eine Kur machen und es sich gutgehen lassen konnte. Aber Onkel Ulrich stand zwischen uns, Mamas Freund, Geschäftsführer in einer Lebensmittelspedition, ein etwas vierschrötiger, aber munterer Mann mit einem dicken, roten Nakken, kleinen, lebhaften Augen und einem blonden Schnurrbart. Er hatte für Mutter eine rauhe und vorwiegend fleischliche Zuneigung und fuhr auch ganz gut mit ihr, sie war damals schließlich noch keine vierzig Jahre alt und hielt als Geschäftsfrau sehr auf sich. Aber seit ich fünfzehn geworden war, sah er mir mitunter nach, und seit meinem sechzehnten Geburtstag betatschte er mich, wo immer er konnte, an den Armen, an den Schenkeln, am Hintern und einmal – ein einziges mal allerdings nur – auch an der Brust. Er richtete es immer so ein, daß es beinahe harmlos wirkte, lachte dröhnend, stellte alles als Spaß dar und wendete sich dann gleich mit heftigen Zärtlichkeiten meiner Mutter zu. Ich erriet, daß er sich an meinem jungen Körper aufgeilte und diese Geilheit dann an Mama stillte. Sie freute sich natürlich über die neu erwachte Leidenschaft, aber sie war nervös und unruhig, wenn er sich mit mir beschäftigte.

Dabei weiß sie bis heute nicht, daß einmal tatsächlich etwas passierte, und darum kam es für mich auch nicht in Frage, zu Hause zu bleiben: Es war an einem Sonntagvormittag. Onkel Ulrich sollte uns um zehn mit dem Wagen abholen, mich am Langwiedersee zum Baden absetzen und dann mit Mama den Sonntag verbringen. Er kam aber nicht um zehn, sondern um neun. Mama war in der Kirche, ich in der Wanne. Als der Schlüssel sich im Schloß drehte, wunderte ich mich zwar, daß der Gottesdienst schon zu Ende sein sollte, nahm aber natürlich an, daß meine Mutter heimgekommen wäre – und plötzlich stand Onkel Ulrich im Badezimmer.

„Oh, pardon“, sagte er, „ich hab’ geglaubt, deine Mutter plätschert hier herum.“

Dazu lachte er so breit, daß ich gleich erkannte: das war alles geplant. Er wußte schließlich genauso gut wie ich, daß Mutter um diese Zeit in der Kirche war und daß sie um sieben Uhr badete, nicht um neun. Ich weiß heute nicht mehr, ob ich in erster Linie erschrocken oder wütend war, auf jeden Fall aber schämte ich mich entsetzlich. Es war vor der Sache mit Mareiner, noch nie hatte mich jemand nackt gesehen, außer meiner Mutter, und nun stand ausgerechnet dieses Ekel vor mir, das mich ohnedies in einem fort betatschte und mit den Augen verschlang, wenn ich einmal – weil ich schließlich zu Hause war – nicht allzuviel auf dem Leib hatte.

Blitzschnell schüttete ich das ganze Fläschchen Badedas ins Wasser, schlug um mich und machte so viel Schaum, daß er nur noch meine Schultern sehen konnte. Aber da lernte ich den wahren Charakter dieses sogenannten Onkels und Ersatzvaters erst richtig kennen. Seine kleinen Augen wurden noch kleiner, sein Blick geradezu stechend.

„Aha“, knurrte er, „das Fräulein schämt sich. Was für die Mama gut genug ist, ist dem Fräulein Tochter nicht fein genug. Bist wohl was Besseres gewöhnt?“ Während er sich so in seine Wut hineinsteigerte, hatte er die Brause an dem Schlauch ergriffen und heißes Wasser aufgedreht. Ich konnte ihn nicht daran hindern, ohne mich aufzurichten, und wartete zitternd unter der Schaumdecke, was nun kommen würde. Er riß den Stöpsel an der Kette hoch, so daß das Badewasser unter mir langsam abzufließen begann, und richtete dann den Strahl der heißen Brause voll auf mich. Ich schrie entsetzt auf: es war brennend heiß.

Er lachte brüllend, während der heiße Schwall die Schaumflocken von meinem Körper spülte; ich warf mich in der Wanne hin und her, um nicht voll getroffen zu werden, aber er stand groß und breit vor mir und richtete den Strahl mit so teuflischer Geschicklichkeit auf mich, daß ich nach wenigen Minuten splitternackt und krebsrot in der Wanne kniete und um Gnade flehte.

„Steh auf!“ sagte er rauh. Er war nun sehr erregt, und ich wußte, daß etwas geschehen würde. „Steig heraus und trockne dich ab, aber weh dir, wenn du etwas anziehst!“

Während ich mich zitternd abtrocknete, maß er mich ungeniert mit seinen Blicken. Sie brannten mindestens ebenso wie der heiße Wasserstrahl eben zuvor. Dann mußte ich vor ihm her ins Wohnzimmer gehen. „Leg eine Platte auf, so eine, nach der du mit deinen Klassenkameraden immer herumhüpfst!“

Er ließ seinen schweren Leib krachend in einen Sessel fallen, zündete sich eine Zigarre an, und ich mußte nackt vor ihm tanzen. Wenn ich eine neue Platte auflegte, fühlte ich seine Blicke auf meinem Po, wie eine heiße, feuchte Zunge. Endlich sah er auf die Uhr, sagte sich wohl, daß Mama nun bald heimkommen müsse, und befahl:

„Hol ihn mir’ raus – und schön lecken und knabbern! Daß ich dich entjungfere, will ich deiner Mutter nicht antun, aber so eine kleine Gefälligkeit kannst du mir schon erweisen!“

Er zog mich nicht zwischen seine Beine, sondern an seine Seite, so daß er mit der Rechten an meinen Brüsten spielen konnte und, wenn er sich aus dem tiefen Fauteuil ein wenig herausbeugte, auch an meinem Hintern und der Spalte. Während ich seinen knallharten Pimmel zwischen den Lippen hatte, fuhr mir sein dicker, behaarter Mittelfinger immer zwischen Anus und Scheide hin und her, bis ich klitschnaß war.

Und dann – dann kam meine Rache, und ihr verdanke ich es, daß er mich seither nicht mehr angefaßt hat: Ich machte es, so gut ich konnte, aber ich ließ mir Zeit. Mama mußte jeden Augenblick kommen, und da ich ihren Schritt auf dem Korridor erkannte, er aber nicht, brachte ich ihn genau in dem Augenblick auf den Höhepunkt, als sie den Schlüssel ins Schloß steckte. Ich wußte, daß noch keine Gefahr war: Mutter hätte nicht um die Welt das Wohnzimmer mit den Straßenschuhen betreten. Aber er wußte es nicht. Er wehrte sich wie verzweifelt, versuchte mir den schon zuckenden Schwanz zu entreißen, keuchte mit rotem Gesicht und wagte doch keinen Lärm zu machen, und ich biß und sog und ließ mich mit den Fäusten bearbeiten, aber ich gab nicht auf. Unter tausend Ängsten, wild um sich blickend und nach dem Taschentuch suchend, spritzte Onkel Ulrich quer durch die ganze Stube, ich aber grinste ihn spöttisch an und entschwand ins Schlafzimmer.

Mama konnte natürlich nicht wissen, was sich ereignet hatte, aber daß irgend etwas nicht so war, wie sonst, mußte ihr wohl aufgegangen sein. Schon ihr „Du bist heute schon da?“ klang nicht sehr entzückt, sie wußte ja auch, daß er sich für mich interessierte, und daß er nicht in seinem phlegmatischen Normalzustand, sondern reichlich aufgeregt war, das mußte schließlich auch einer braven Käsehändlerin auffallen. Sie widersprach darum auch nicht, als ich ihr bei der Überreichung des Prüfungszeugnisses meinen Entschluß ankündigte, nicht bei ihr zu arbeiten, sondern mir eine Stellung zu suchen. Nur als ich sagte, daß ich nicht mehr zu Hause wohnen wolle, sondern mir das Hinterstübchen im Laden einrichten würde, da zog sie die Brauen hoch:

„Das ist doch sicher wegen irgendeines jungen Kerls!“

„So jung ist der gar nicht“, antwortete ich spitz, „es ist nämlich unser lieber Onkel Ulrich, der mir langsam auf die Nerven geht. Ich kann nicht verhindern, daß er gelegentlich in Papas Bett steigt, aber ich habe nicht die Absicht, mir das noch länger anzuschauen und mir dazu noch seine Zudringlichkeiten gefallen zu lassen.“

Mama sah mich betroffen an, zog es aber vor, nicht nach Einzelheiten zu fragen. Das was sie bis dahin schon mitangesehen hatte, schien ihr reichlich zu genügen.

„Ich kann die Lieferungen annehmen, die vor dem Aufsperren kommen“, versprach ich noch, „dadurch kannst du länger schlafen und mußt erst um acht im Laden sein.“

So hatte ich mit siebzehn Jahren meine erste sturmfreie Bude, klein, aber sauber, trotz des zarten Camembertduftes, und ruhig – bis auf das leise, warnende Scheppern der leeren Dosen im Schaufenster, wenn Herr Engelbert Epple es in meinem Bett zu arg trieb. Doch mit Herrn Epple, meinem ersten Chef, beginnt ein neuer Abschnitt.

Wenn ich sage, Epple war Installateur, so gehörte das eigentlich damals schon längst der Vergangenheit an. Als ich ihn kennenlernte, war er ein Dichter, Denker, ein Apostel, Adept, und die Installationsfirma, die nominell er, in Wirklichkeit aber seine bekümmerte Frau leitete, diente nur noch dazu, diesen ganzen vierdimensionalen Betrieb zu finanzieren. Sie schaffte es spielend, denn die Schwaben bauten unermüdlich in der ganzen reizlosen Ebene zwischen Lech und Wertach, und die Firma Epple installierte alles, was gewünscht wurde, vom Bad im Schrank bis zur Wasserspülung im Kuhstall, von der Senkgrube bis zum geräuschlosen Gästeklo in herrschaftlichen Villen.

Herr Epple war ein Mann mit Intelligenz und Ideen. Über seinem schmalen, langen Gesicht wölbte sich eine beängstigende Denkerstirn, und sein vager Blick war stets in unendliche Fernen gerichtet. Er besaß eine Villa, auf die ich noch zurückkommen werden, ein Appartementhaus, von dem allein die Epples hätten leben können und das der Trost seiner Frau bei all diesem nichts einbringenden Poetisieren und Spintisieren war, und ein schönes Stadthaus mit den Büro- und Ausstellungsräumen, einem Dutzend bunter Badezimmer, die für die verschwendungssüchtige Kundschaft aufgebaut waren.

Als ich mich mit fünf anderen Bewerberinnen bei Herrn Epple einfand – er hatte in seinem Inserat ausdrücklich auf ein einnehmendes Äußere Wert gelegt, und ich bildete mir in dieser Hinsicht schon einiges ein – blitzte es in seinen Augen. Ich sah dieses Blitzen noch öfter, es ging immer irgendeinem Gedanken voran und wirkte sehr viel stärker als der Gedanke selbst. Er widmete den anderen Bewerberinnen, von denen nur eine noch so jung war wie ich, von diesem Augenblick an nur noch eine zerstreute Aufmerksamkeit, rief mich in sein protziges Chefbüro und erledigte alle Präliminarien mit erstaunlicher Schnelligkeit, ja beinahe mit Hast.

Das Gehalt, das er mir bot – ich hatte zwar eine Wirtschaftsschule absolviert, war aber immerhin nur Anfangssekretärin – war für 1960 so auffallend gut, daß ich von vornherein auf eine Überraschung gefaßt war. Der Mann hatte offensichtlich Hintergedanken. Aber es schien zunächst nicht so schlimm zu werden. Ich sollte nach einer kurzen technischen Einschulung, die er persönlich übernehmen würde (aha!), im Kundendienst arbeiten, die Ordner über die Bestellungen verwalten und in den Ausstellungsräumen im ersten Stock alle Typen von Badezimmern, Küchen und WCs erläutern. Meine Arbeitskleidung bestand aus einem kurzen weißen Mantel, unter dem ich einen von der Firma Epple gestifteten schwarzen Bikini trug. Kamen Ehepaare, so führte ich die Badezimmer im weißen Mantel vor; kamen Herren allein, so mußte ich möglichst unauffällig und geschäftsmäßig aus dem Mantel schlüpfen, mich im Bikini in die Wanne setzen, brausen und so weiter. Das WC vorzuführen, blieb mir glücklicherweise erspart.

Das also war der Gedankenblitz des Herrn Engelbert Epple gewesen, als er unter den Bewerberinnen um den ausgeschriebenen Posten eine hübsche Siebzehnjährige entdeckt hatte – wie man sieht, ein Mann auf der Höhe seiner Zeit.

Von diesem Trick abgesehen, ging es bei Epple korrekt zu, auch mir trat er nicht zu nahe, obwohl er seine Blick oft sehr intensiv auf mir ruhen ließ, wenn ich im Bikini an den Hähnen hantierte oder gar unter der Brause stand. Eines Tages dann kam, lange angekündigt und mit Spannung erwartet, ein großes Tier, ein Industrieller, der für seine Belegschaft ein Erholungsheim im Allgäu bauen wollte. Die Gesamtinstallation des Vierzig-Zimmer-Hauses war zwar kein Millionenauftrag, aber doch ein so fetter Brokken, daß auch die Münchner Konkurrenz eifrig hinter dieser Bestellung her war.

Der große Mann kam spät. Ich war sauer, denn ich sah schon den freien Abend flötengehen, das Rendezvous mit einem reizenden, aber ungemein schüchternen Jungen, für den die Enttäuschung sicherlich eine seelische Katastrophe bedeutete. Und dann kam die Bikinitour. Der Boss lächelte nicht, als ich aus dem Mantel schlüpfte. Er sagte keinen Ton, als ich mich so sinnlich-graziös wie nur möglich unter der Brause wand. Aber plötzlich hörte ich den mächtigen Mann ganz laut, so, als ob ich Luft wäre, zu Epple sagen:

„Wenn die Kleine die restlichen Badezimmertypen ohne Bikini vorführt, kriegen Sie den Zuschlag!“

„Aber, ich weiß doch gar nicht …“, stammelte Epple.

Sein Blick ging unsicher zwischen mir und dem Kunden hin und her, seine Unterlippe zitterte.

Das war, ich fühlte es, die erste faktische Chance in meinem Leben, eine große Chance für eine kleine Leistung, denn was konnten die beiden mir schon antun, da doch einer den anderen belauerte.

„Fünf Prozent, Herr Epple“, zischte ich, „das hätten Sie Ihrem Vertreter auch geben müssen.“

„Einverstanden“, sagte er leise, „aber kein Wort darüber im Geschäft!“

Was brauche ich noch viel zu erzählen? Es wurde ein unerwartet amüsanter Abend. Nachdem ich eine halbe Stunde lang nackt von einer Koje zur anderen gepatscht war, immer unter den Augen des Mächtigen und gefolgt von Epple, der hingebungsvoll den nassen Bikini und den weißen Mantel trug, begossen wir das Geschäft im Fuggerkeller.

Vor dem Nachtisch wurde alles unterzeichnet. Das Auftragsvolumen war – die Ziffer werde ich nie vergessen – 521 000 DM, mein Anteil reichte also spielend für einen gebrauchten Ghia, eine Erstausstattung an Kleidern und einen Notgroschen auf dem Sparbuch. Das Hinterzimmer im Käseladen gab ich jedoch nicht auf, denn so eine Bude, sturmfrei und kostenlos dazu, war doch von besonderem Wert. Als der Großkunde Miene machte, mich in die Drei Mohren zu entführen, wo er abgestiegen war, prüfte Epple flinken Blickes, ob er alle nötigen Unterschriften hatte, und sagte dann leise, aber deutlich:

„Ob Fräulein Hirschmann dies auch noch tut oder nicht, ist natürlich ausschließlich ihre Sache, aber ich möchte doch darauf aufmerksam machen, daß sie noch nicht einmal achtzehn Jahre alt ist …“

Dem großen Mann fiel die Kinnlade beinahe in das Käsesoufflé. Ich habe noch niemanden so enttäuscht gesehen wie ihn. Ich lächelte mein schönstes Lächeln, beugte mich tröstend über ihn, damit er einen letzten Blick in meinen Brustausschnitt werfen konnte, und zog dann mit Epple ab.

„Hör mir gut zu, Heidemarie“, sagte mein sonst so traumverlorener Chef vor dem heruntergelassenen Rollbalken des mütterlichen Käseladens, „du hast heute durch mich 26 500 DM verdient, und wirst sie auch Zug um Zug bekommen, sobald dieses geile Schwein bezahlt hat. Aber das war das erste- und das letztemal, daß wir jemand anderen hinzugezogen haben.“

„Wie meinen Sie denn das, Herr Epple?“ fragte ich so unschuldig, wie es mir trotz des vielen Sektes noch über die Lippen kommen wollte.

„Ich habe dich heute nackt gesehen“, flüsterte Epple, „ich werde es nie vergessen, und du wirst mir gehören, denn an dir entzündet sich mein Geist; ich habe es geahnt, als ich dich zum erstenmal sah, aber jetzt ist es mir zur Gewißheit geworden. Du bist kein gewöhnlicher Mensch, du bist meine Muse!“

„Aber vor allem, Herr Epple, bin ich noch nicht achtzehn, und minderjährige Arbeitskräfte müssen besonders früh ins Bett“, sagte ich schnell, entwand mich seinen feuchten Händen und war durch die Hintertür verschwunden, ehe der Gute mir nacheilen konnte. Aber die Flucht dieses Abends war natürlich nur ein Aufschub – bis zu meinem achtzehnten Geburtstag.

Als jener ominöse Tag – der 29. Oktober – schließlich herankam, traf er mich nicht mehr ganz unvorbereitet, denn ich hatte bis dahin im Hause Epple schon einiges erlebt. Mein Bikiniauftritt hatte der Firma zu einer beträchtlichen Umsatzsteigerung verholfen, und sogar als nackte Badenixe hatte ich noch einmal zu posieren, als es um das Skifahrerheim Gott in den Bergen des Überkonfessionellen Vereins für Sport und Religion ging: der ganze Ausschuß war erschienen, und Epple seifte die würdigen Herren ganz einfach in der Weise ein, daß er – wie er sagte – ein Erinnerungsfoto schoß, auf dem ich neckisch vor dem großen Badezimmerspiegel des Musters F 12 stand, während die Vorstandsmitglieder mich ungeachtet meiner vollständigen Nacktheit zärtlich umringten. Als Epple mit der harmlosesten Miene dem Präses das feuchte Farbbild aus seiner Polaroid-Land-Kamera überreichte, erblaßte dieser, erzitterte und unterschrieb wortlos den Auftrag. Provision für mich: 9450 DM.

Diese sogenannten Wohltaten, bei denen es strittig war, ob ich sie der Firma Epple erwiesen hatte oder diese mir, gaben dem Chef seiner Meinung nach das Recht, mich als sein Geschöpf zu betrachten. Er sagte es mir natürlich nicht so deutlich, aber ich registrierte kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag eine gewisse Geschäftigkeit, die mir gar nicht gefiel, und als schließlich am 27. Oktober Frau Epple mit einem langen und mißtrauischen Abschiedsblick in den Zug stieg, um sich zu einer Traubenkur nach Meran zu begeben, da ahnte ich Böses und wäre am liebsten hinter der braven Frau hergefahren, denn ein Auto hatte ich ja nun.

„Liebe Heidemarie“, sagte Epple am nächsten Tag feierlich, „ich hoffe, Sie werden mir die Ehre geben, Ihren achtzehnten Geburtstag auszurichten.“

„Wenn Sie wollen!“ antwortete ich achselzuckend. Ich haßte ihn nicht, denn es ging mir gut in der Firma, und das ist beim ersten Posten mehr als selten. Aber er ging mir mit seiner Scheinheiligkeit und seinen bedeutsamen Blicken irrsinnig auf die Nerven. Nur wenn er getrunken hatte, wenn er du zu mir sagte und so war wie andere Menschen, dann konnte ich ihn einigermaßen ertragen. Und etwas zu trinken würde es bei der Geburtstagsfeier ja wohl geben.

Um nicht mit ihm allein zu sein, hatte ich darauf bestanden, daß zwar nicht die Installateure, aber doch wenigstens das Büropersonal eingeladen würde: Die Buchhalterin, eine fesche Vierzigerin namens Schindle, zwei Kontoristinnen, von denen ich nur noch die Vornamen Paula und Karin weiß, und der Stift, dessen Namen ich wohl nie vergessen werde, denn er hieß Candidus Beinhackl und stammte aus einer steirischen Stadt namens Leoben.

Epple hatte sich nicht lumpen lassen. Als wir in seinem Opel Kapitän vor der Villa vorfuhren, strahlte das helle Licht der Kronleuchter schon durch die Fenster. Eine komplizierte Stereoanlage (wohl die erste in Augsburg) schickte leise Musik quer durch den riesigen Livingroom, und an der Stirnwand öffnete sich zu meinem Entsetzen eine Alpenlandschaft, die so grell angestrahlt war, als sollten im nächsten Augenblick die Oberammergauer Passionsspiele en miniature hier in Szene gehen.

Der Chef war feierlich angetan und so gerührt, daß er das Geburtstagsgedicht, das er auf mich verfaßt hatte, kaum zu Ende lesen konnte. Nach jeder Strophe hob er seinen tränenumflorten Blick und sah mich erwartungsvoll an, als hinge sein Lebensglück von meinem Urteil über seine jämmerlichen Verse ab. Schließlich konnte ich nicht mehr. Ich sah, daß sein Geburtstagscarmen noch mindestens acht Strophen umfaßte, acht Strophen, acht tiefe Blicke, daran wäre ich gestorben. Also sprang ich ihm einfach an den Hals, küßte ihn vor aller Augen ab und schrie: „Chef, du bist ein wunderbarer Dichter, mir bricht das Herz, ich kann nicht mehr hören, ich muß fühlen. Zeigt mir doch endlich, wie die Erwachsenen sich vergnügen, damit ich weiß, was ich vom Leben zu erwarten habe!“

„Hurra!“ schrie der Stift, der mit seinen sechzehn noch weniger erwachsen war als ich, sprang auf Paula zu und zog ihr blitzschnell ihre Seidenbluse über den Kopf.

„Aber Beinhackl!“ sagte Herr Epple mit umflorter Stimme, sah sich traurig in der Runde um und zog mit todernster Miene seinen Smoking aus, das Hemd, die Unterhose. Erst, als er nichts mehr auf dem Leib hatte als seine blaßvioletten Seidensocken, stahl sich ein Lächeln auf Engelbert Epples Züge.

„In jedem Spiritisten ist ein Exhibitionist verborgen“, flüsterte die Buchhalterin mir zu, „ich habe es immer geahnt.“

„Die Socken, die Socken!“ forderten mit ihren frischen Stimmen die Kontoristinnen im Chor und hielten sich den Leib vor Lachen, aber Epple wehrte milde ab:

„Das geht nicht, Kinder: wenn ich kalte Füße habe, steht er mir nicht!“

Es gab also mir zu Ehren eine richtige Orgie. Ich war ebenso geschmeichelt wie gerührt und beschloß, den anderen auch meinerseits ein wenig Vergnügen zu bereiten: Ich behielt mein neues Abendkleid (fescher durch Fischer) auch noch an, als selbst Frau Schindle schon mit entblößter Masse um mich herumwogte, und erklärte mich zum Preis des Abends: der Sieger in einem noch zu veranstaltenden Hürdenrennen dürfe mich nicht nur ausziehen, sondern auch vor allen Augen in die Geheimnisse des Geschlechts einweihen.

Das Rennen selbst verzögerte sich um eine Viertelstunde, als Epples Dienstmädchen, eine hübsche Bauerntochter aus Schwabmünchen, nichts ahnend mit dem Sekt den Raum betrat, angesichts des nackten Hausherrn und der bereits weitgehend entblößten Belegschaft spitz aufschrie und wieder umkehrte, so daß Candidus, der Stift, ihre Flucht nur noch dadurch verhindern konnte, daß er ihr ein Bein stellte. Geschickt wie Rastelli fing Karin das Tablett mit dem Sekt auf, während Candidus und Frau Schindle die sich wütend wehrende Raumpflegerin entkleideten. Als sie nichts mehr auf dem Leib hatte, warf sie uns allen einen bitterbösen Blick zu, entriß Karin das Tablett und grollte:

„Das möchte Ihnen so passen! Hier serviere ich!“

Wir ließen sie ausgiebig servieren, fraßen dazu die schönen Brötchen, die sie vorbereitet hatte, und gingen schließlich, schon beträchtlich angesäuselt, daran, die Superwohnung unseres Chefs in eine Art Moto-Cross-Landschaft zu verwandeln. Dann befreite ich Epple von seiner Omega-Skymaster und befahl:

„Der Chef als erster! Auf die Plätze – fertig – los!“ Engelbert Epple robbte, kletterte und klomm, als gehe es nicht um meine Jungfernschaft, sondern um sein Leben, und schaffte die Tour durchs Zimmer und zurück in 1:27. Wir hatten ihn dabei angefeuert, so gut wir nur irgend konnten, denn mitunter fehlte uns der Atem, weil wir vor Lachen einfach keine Luft mehr bekamen. Man stelle sich vor: Ein bleicher Vierziger in blaßlila Seidensocken, sonst aber nackt, auf dem Weg über das Sofa, unter dem Tisch durch, über zwei Fauteuils hechtend, durch die Röhre des großen Teppichs keuchend, und dann alles noch mal, in umgekehrter Reihenfolge und im Angesicht seiner brüllenden Angestelltenschar!

Nach Epple – wir hielten die Altersreihenfolge strikt ein – ging Frau Schindle auf die Reise, warf ihre Brüste voraus und zog den imposanten Hintern nach. Wir wären vor Lachen beinahe gestorben, als sie in der Teppichröhre steckenblieb, das Monstergesäß draußen, den Oberkörper drinnen und nur noch schwache Lebenszeichen von sich gab. Statt sie zu befreien, schoben wir sie mit vereinten Kräften ganz hinein, wobei unser schweinischer Stift die haarige Spalte der Wehrlosen so kräftig mit den Fingern bearbeitete, daß die Ärmste in ihrer Todesangst ihm über die Finger schiffte.

Karin, unser Sportsmädel, hätte Epple beinahe geschlagen. Es war selbst für mich als Frau ein Vergnügen, ihr zuzusehen, wie sie über das Sofa grätschte, eine Hechtrolle über die Fauteuils schoß und schneller, als man schauen konnte, in der Teppichröhre verschwunden war, ohne uns das hämisch erwartete Beispiel eines zappelnden Hinterns zu bieten. Aber beim Rückweg ließ sie, wie Candidus sich ausdrückte, ein Tor aus: statt unter dem Tisch durchzukriechen, setzte sie in einem Sprung darüber hinweg, der uns ihren süßen runden Arsch von unten zeigte, und wurde gnadenlos disqualifiziert.

Nur Candidus selbst, der letzte, konnte mich vor dem Schicksal retten, meine Unschuld ausgerechnet an Herrn Engelbert Epple zu verlieren, und ich drückte ihm herzhaft die Daumen, als er sich wie ein Ritter vor dem Turnier vor mir verneigte und an den Start ging. Aber Frau Schindle hatte nicht vergessen, welche Schmach er ihr angetan hatte. Als Candidus über die beiden zusammengestellten Fauteuils robbte, warf sie sich dazwischen, griff von unten an seinen Pimmel und schrie:

„Schiebung! Beinhackl hat sich den Schwanz eingeseift, um besser über die Sessel zu rutschen!“ Bei diesen Worten wichste sie den Verdutzten mit der Rechten und drosch mit der Linken auf seinen blanken Hintern, so daß er tatsächlich in einer glatten, crèmigen Flüssigkeit schwamm, als sich das Kampfgericht, das aus meiner Person bestand, an den Ort der Handlung begab.

Schweren Herzens mußte ich auch Candidus, den Stift, disqualifizieren, wir brachten das Zimmer notdürftig in Ordnung, und Engelbert Epple warf sich in Positur für die Siegerehrung. Vor der durch einen Knopfdruck mit Alpenglühen übergossenen Landschaft von Oberammergau machte sich mein Brötchengeber daran, mir feierlich die Hüllen vom Leib zu ziehen, was mir herzlich gleichgültig gewesen wäre, hätte es dabei bleiben können, denn schließlich waren die anderen längst nackt, und sogar das Dienstmädchen hatte sich mit dem Evaskostüm abgefunden und stolzierte zwischen uns so selbstgefällig umher, als habe sie niemals in Kleidern serviert. Aber nach der Entkleidung sollte ja die Entjungferung kommen!

Rötlich angehaucht von täuschend echtem oberbayerischen Gipfelpurpur stand ich also da, ließ Engelbert Epple zitternde Finger die Träger meines Abendkleides über die Schultern schieben, stieg folgsam aus dem Kleid und duldete es auch, daß er die Strümpfe vom Strapsgürtel löste und schließlich auch diesen hinunterschob, bis er mir auf die Knöchel fiel. Ich sah sein schütteres Haar, die braunen Pigmentflecken dazwischen, sah die grinsenden Gesichter meiner Kolleginnen und Kollegen und geriet immer mehr in die richtige Scheißdrauf-Stimmung. Als Engelbert meinen Slip eroberte, griff ich mir ein Sektglas vom Tablett, klatschte dem Dienstmädchen aufmunternd auf den Hintern und rief:

„So, und jetzt massiert mir unseren Engelbert tüchtig, damit er mir was zu bieten hat!“

Ein Blick genügte, Karin an meine Seite zu rufen. Mit einer verdächtigen Röte im Gesicht kniete das schöne Mädchen vor mir nieder und begann, mich mit der Zunge vorzubereiten, während ich ihr durch die Haare strich und ihre Brüste liebkoste. Paula, die schon lange ein Auge auf den Chef geworfen hatte und von mir entthront worden war, kniete vor Engelbert und lutschte hingebungsvoll an seinem Stehaufmännchen, während der Stift und Frau Schindle unbekümmert auf dem Sofa Versöhnung feierten.

Auf einem herrlich weichen Aztekenteppich wurde ich dann für den Chef bereitgelegt. Paula zog ihm immer wieder lange, kräftige Schnalzer mit dem Ledergürtel über den Hintern, Karin aber hatte sich neben mich gelegt und küßte mich inbrünstig. Ihre weichen Lippen, ihre gelenkige Zunge in meinem Mund waren mir mehr wert als der ganze Beischlaf, sie gaben mir die wahre Lust und bewahrten mich vor den Küssen des liebestollen Installateurs.

Epple freilich nutzte seine Chance und bewies mir, daß ich zweifellos nicht die erste Angestellte war, die er mit solchen Diensten beglückte. Paula hatte seinen Pimmel nicht nur in Hochform gebracht, sondern mit der Zunge auch rundherum benetzt, und das war auch notwendig. Denn ich war zu, ich konnte mich ihm einfach nicht öffnen, und erst die Zunge Karins bewirkte, daß ich feucht wurde und das Blut zu den Schamlippen strömte.

Beim ersten Stoß verspürte ich nur Schmerz. Er rieb, zog sich zurück, setzte tiefer an und drang schließlich ein, er kam und ging, während ich langsam die Erregung in die Glieder fahren fühlte. Immer heftiger rackerte Epple sich auf mir ab, immer dichter hagelten die Schläge Paulas auf seinen Hintern nieder, und schließlich drang er in einem gewaltigen Stoß durch jenes Häutchen, dem ich beim eifrigen Masturbieren zweifellos schon einigen Schaden zugefügt hatte.

Es tat weh, wenn auch nicht sehr, und ich fühlte mich immer leichter, immer schwebender. Unbekümmert um Epple griff ich nach Karin, ließ meine Hände auf ihrem wunderbaren festen Körper Spazierengehen und hatte, als es mir kam, meine Hände nicht auf den faltigen Arschbacken meines Chefs, sondern in der süßen, heißen Möse dieses Mädchens, das meine erste große Liebe werden sollte.

Von Chef zu Chef I

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