Читать книгу Glücklich frei - Heidrun Lange - Страница 4
ОглавлениеKapitel 1 - Das erste Mal allein
Mein alter klappriger Opel holpert über die löchrige Straße. Die Baumwipfel der großen alten Kiefern wiegen sich im Wind und lassen Blicke auf die Hausfassaden durch. Ein Dreihundertseelendorf oder das Dorf hinter den hohen Kiefern. Es gibt keine richtige Straße, keinen Supermarkt. Nicht einmal einen Bahnhof haben die Leute hier. Würde da nicht ab und zu das Hengstgewieher über die freien Ackerflächen wehen, dann würde selbst der Wind sich hier langweilen.
Links und rechts steigt der Nebel aus den Wiesen und Wäldern und verspricht einen sonnigen Tag. Nur noch einige Minuten Fahrt, dann bin ich da. Bin heraus gefahren aus dem Dorf mit den hohen Kiefern und fahre auf die niedrigen schwarz-weißen Fachwerkhäuser zu. Kurz vor Ellis Reiterfarm in Wiesenbusch quält sich mein Opel mühsam durch den zerfurchten, aufgewühlten Feldweg. Reiterfarm sagen die Berliner und die Chefin Elli Stark. Ich sage Pferdehof. Die Stallungen gruppieren sich wie ein Viereck um den weitläufigen Hof. Morgens, wenn ich die Pferde füttere, höre ich den Kuckuck rufen, den Wendehals schreien. Bald kommen die Schwäne vom nahe gelegenen See über die Waldwipfel geflogen. Es gibt nichts Schöneres, als im Galopp mit ihnen zu reiten.
Während ich das Auto auf das Tor zusteuere, sehe ich die Chefin wild mit den Armen fuchteln. Sie dirigiert mich bis vor den Stall. Ich lasse das Fenster herunter und rangiere in einer Staubwolke vor und zurück. Es ist wie immer mühselig auf dem engen Pfad. Schließlich steht der Wagen, der Staub verflüchtigt sich und ich springe aus dem Führerhaus.
„Wird Zeit, dass sie kommen“, zeigt die Chefin auf die Armbanduhr. „Es ist gleich soweit. Unser Pferdemodel Dakota bekommt in wenigen Minuten ihr Fohlen. Es ist für unsere sensible Dakota das erste Mal. Ich habe einfach Angst, dass es Komplikationen gibt. Sicherheitshalber wollte ich eine erfahrene Kraft dabei haben.“
„Warum haben sie nicht den Tierarzt gerufen? Den haben sie doch Tag und Nacht um Bereitschaft gebeten.“
„Der Arzt geht nicht ans Telefon. Gestern meinte er noch, er ist sich sicher, dass Dakota in der Nacht nicht fohlen wird.“
„Elli, bei Komplikationen kann ich nicht eingreifen. Ich bin Reitlehrer und kein Arzt.“
„Sicher, da gebe ich ihnen Recht. Aber Dakota kennt sie. Sie hat Vertrauen und falls wir den Tierarzt holen müssen, dann habe ich gleich jemanden hier, der bei ihr bleibt. Wenn es um meine Pferde geht, ist auf sie immer Verlass, Herr Selling.“
Wir gehen zu den Ställen. Elli öffnet die Tür und fährt vorsichtig mit der Hand über Dakotas dicken Bauch. Die Stute schaut uns mit warmen braunen Augen an. Auf ihrem dunkelbraunen Fell haben sich Schweißtropfen gebildet.
„Es ist Dakota nichts anzumerken. Sie ist weder unruhig noch legt sie sich öfter hin. Gestern Abend, beim Rundgang durch die Ställe, habe ich gesehen, dass sich an Dakotas Zitzen Harztropfen gebildet haben. Jetzt tropft schon Milch heraus. Es geht bald los. Schön Herr Selling, dass sie ihren freien Tag geopfert haben“, sagt sie zu mir und streicht über Dakotas schwarze Mähne.
Während ich den Schweif der Stute bandagiere, höre ich es plätschern. Das Fruchtwasser. Dann geht alles schnell, blitzschnell. Es zeigen sich erst die
Vorderhufe, dann der Kopf. Ich helfe nach. Eine Stute, ein richtiger kleiner Wonneproppen, landet auf dem Boden. Eine Geburt, ohne Komplikationen. Sogar die Nachgeburt kommt von allein. Das Fohlen versucht aufzustehen. Nach zehn Minuten läuft es staksig zur Mutter und will trinken.
Elli Stark ist außer sich. Sie flitzt sofort in ihr Büro und kommt mit einem großen Plakat heraus. Sie musste nur noch die Uhrzeit der Geburt des Fohlens einsetzen.
Heute Morgen um 5.05 Uhr erblickte das Fohlen von unserem Pferdemodel Dakota das Licht der Welt.
Wir suchen einen Namen für das Neugeborene. Wichtig ist,
dass der Name mit F beginnt. Der Name des Pferdevaters ist Filou.
Der Gewinner wird mit einem Ausritt am Wochenende inklusive Frühstück belohnt.
Sie drückt mir das Plakat in die Hand.
„Hängen sie es bitte an die Wand des Pferdestübchens. Und, Herr Selling, Sie
begleiten doch den Ausritt? Doris ist auch dabei“, zwinkert mir Frau Stark zu.
Ich weiß nicht, warum sie „Doris ist auch dabei“ so betont. Ich nicke, dass ich verstanden habe und hänge das Plakat an die Wand.
Donnerwetter, da hat sie sich nicht lumpen lassen. Das Geschenk: Ein Ausritt mit Frühstück. Immerhin darf ich den Ausritt sogar begleiten. Für mich wieder mal eine Gelegenheit, mit den Damen zu plaudern. Sonst ist dafür wenig Zeit.
Elli Stark hat in aller Frühe einige Reiterinnen zusammengetrommelt. Wie sie das wohl geschafft hat? Alle haben ein Glas Champagner in der Hand. Sie reicht auch mir ein Glas. Schon am frühen Morgen Champagner? Auf das Fohlen trinken? Schön ist es ja. Ich habe trotzdem keine Lust. Heute ist mein freier Tag. Ich verabschiede mich von Elli Stark und den anderen und wünsche einen schönen Tag.
Ein frischer Wind kommt von den Wiesen. Ich ziehe den Kragen hoch und husche an den Ställen vorbei. Vor Dakotas Stall bleibe ich noch einmal stehen. Es lässt mir keine Ruhe. Ob alles in Ordnung ist?
Die zwölfjährige Stute ist zum ersten Mal Mutter geworden. Die junge Pferdedame, noch ohne Namen, stakst zu ihr und trinkt. Ich klopfe und streichle Dakota’s Hals: Hast Du prima gemacht, meine Braune. Sogar die Nabelschnur ist von allein durchtrennt. Deine erfolgreiche Karriere als Pferdemodel ist vorläufig beendet. Nun musst du nicht mehr zur Präsentation von Pferdedecken für das Reitsportgeschäft Tierbedarf Ross & Reiter in die Kamera lächeln. Dakota stupst mich mit dem Maul an. Sie versteht mich.
Beim Hinausgehen sammle ich noch einige ältere Pferdeäpfel auf und staple sie in einen Eimer. Pferdeäpfel bringen Glück. Und nicht nur das, sie sind ein guter Blumendünger für meine Geranien, geht es mir durch den Kopf.
*
Ich steige die Treppen zu meiner Wohnung hinauf. Unterm linken Arm das Brot, in der rechten Hand den Eimer mit den Pferdeäpfeln. Im ersten Stock stelle ich den Eimer vor der Wohnungstür auf den Boden. Während ich in meiner Hosentasche zwischen Taschentüchern und Zetteln nach dem Schlüssel suche, meine Stiefel ausziehe, die Tür mit dem Fuß aufstoße, geht vis-à-vis die Tür einen Spalt auf und eine Frau ruft: „Das stinkt. Der ganze Flur stinkt. Schaffen Sie das Zeug da im Eimer fort!“
„Was heißt Zeug, das ist kein Zeug, das sind Pferdeäpfel. Die stinken doch gar nicht. Wussten Sie nicht, die bringen Glück. Und nicht nur das, Pferdeäpfel sind guter Blumendünger.“
„Blumendünger können sie bei Rossmann kaufen. Da liegen hunderte von Säcken aufeinander gestapelt. Rossmann macht jeden glücklich, aber nicht mit solchem stinkendem Mist. Sie wohnen hier in einem ordentlichen Haus“, ruft die Frauenstimme hysterisch und knallt die Tür zu.
Schäpperkötter, steht auf der Wohnungstür. Komischer Name, komische Frau, versteht überhaupt nichts von Pferden und ist schon am Morgen so schlecht gelaunt. An die Nachbarn und an die neue Wohngegend muss ich mich erst noch gewöhnen.
Meine Gummistiefel bleiben vor der Tür stehen. Gerade als ich sie geschlossen habe, geht schon wieder eine Schimpfkanonade los: „Solche schmutzigen Stiefel, da kleben dicke Erdbrocken dran. Jetzt, wo wir Sommer haben. Was macht der Kerl bloß, wo man sich so dreckig machen kann?!“
Soll sie meckern, hat eh keine Ahnung, wende ich mich von der Tür ab. Den Eimer mit den Pferdeäpfeln trage ich auf den Balkon und stelle ihn auf die Balustrade, die einzige freie Fläche, die rechts und links von zwei Blumenkästen begrenzt ist. Das ist mein Beobachtungsposten. Die Wand des Balkons schützt mich. Beine und Bauch sind von unten unsichtbar. Nur Kopf und Brust erkennt man.
Unten auf der Straße kracht es. Ein gelbes Auto wird eingeparkt. Rückwärts.
Eine Frau steigt aus. Ich murmle vor mich hin: Typisch Frau. Fast wäre der Eimer mit den Pferdeäpfeln vom Balkon gerutscht, weil ich mich weit über die Brüstung hänge und zwischen meine Balkonkästen quetsche.
„Falls Du eine Anleitung brauchst“, ruf mich an, brülle ich.
Das musste ich einfach mal los werden. Danach bin ich aber auch gleich in Deckung gegangen. Zehn Minuten habe ich hinter der Balkonmauer gesessen. Als ich wieder über die Straße spähe, sehe ich nur noch die Polizisten, die am gelben Auto stehen und rauchen.
Schöner Job, Strafzettel verteilen und rauchen. Vier Pferdeäpfel nehme ich aus dem Eimer. Kurz kommt mir ein Gedanke, die könnte ich der Schäpperkötter vor die Tür legen. Nein, bringt nichts, sich gleich am Anfang mit allen zu streiten. Wenn sie eben keine Pferde liebt, dann liebt sie eben keine Pferde. Ich zerbrösele die Dinger lieber in die Blumenkästen. Vier Pferdeäpfel, vier Blumenkästen. Bestimmt ein bisschen viel. Aber 20 Geranien, die wollen gepflegt werden. Und Pferdeäpfeldung kostet nichts.
Die roten Geranien haben sich schnell an die neue Umgebung gewöhnt. Sie stehen in voller Blüte. Wenn ich schon Pech in der Liebe habe, dann muss ich Glück bei den Blumen haben. Die Leute, die unten vorbeilaufen, gucken schon neidisch auf meinen Balkon. Und da behauptet mein Kumpel Timmi, in meiner Gegend sei doch nischt los. Da siehste nischt und hörste nischt. Mensch, Hanni, wenn de schon in Berlin wohnst, da musste mitmischen. Bei ihm auf dem Frieder-Kathe-Platz, da gibt es jede Menge Party und Demos. Hier, eine ruhige Gegend? da täuscht sich Timmi gewaltig. Es gibt zwar keine riesigen Häuser mit Glasfront, wo man zusehen kann wie die Leute im Fahrstuhl nach oben fahren, von Partys oder Demos ganz zu schweigen. Dafür kann ich von oben auf die Straße sehen und Leute beobachten, die wie für einen Filmdreh bestellt, zwischen den Altbauten immer hin und her laufen. Wenn man ganz leise ist, kann man sogar Gesprächsfetzen erhaschen. Nur im Moment ist wirklich nichts los. Ich hänge den Kopf weit über die Brüstung und sehe, dass der Hibiskus im Vorgarten ebenfalls ein bisschen Dünger vertragen könnte. Die Blätter sind nicht grün, sondern blassgrau.
Ich nehme meinen Eimer und schließe vorsichtig die Tür auf. Bloß keinen Krach machen, die Tür ganz langsam öffnen. Es geht doch. Meine Stiefel stehen noch. Einige trockene Erdkrümel liegen daneben. Frau Schäpperkötter lugt auch nicht durch den Türspalt. Keine schrille Stimme ist zu hören. Leise laufe ich die Treppe runter. Unter meiner Wohnung wohnt eine alte Dame. Ihr Haar silbergrau, so stark und spröde wie Büffelhaar, hinten mit einem Kamm festgesteckt. Sie ist klein, hat eine schlanke Taille und läuft kerzengerade. Das Gesicht ist verwelkt, die Haut glänzt wie feuchtes Pergament, die Augen sind hellblau und blicken sanft. Sie muss früher mal eine Schönheit gewesen sein. Dieses zierliche, alte Wesen macht mich neugierig. Besser als die Schäpperkötter ist sie allemal.
Sie steht immer hinter dem Fenster, hat die Jalousien halb heruntergezogen und zwischen den Stegen einen Spalt offen gelassen. Wie ein Ausguck. Ich sehe sie jedes Mal, wenn ich am Fenster vorbeilaufe. Sie weiß bestimmt nicht, dass man ihren Schatten sieht. Ganz anders ist es mit der Tür. Wenn sie durch die Linse des Glasloches sieht, kann ich das nicht sehen. Allerdings erkenne ich, ob die Klappe beiseite geschoben ist. Ganz schön recken muss sie sich da, wenn sie mich sehen will. Hätten die Türbauer aber auch daran denken können, dass Menschen im Alter schrumpfen.
Noch raffinierter stellt sie es an, wenn sie am Briefkasten steht. Trete ich ins Haus, dann steht sie da und murmelt vor sich hin: Komisch wieder keine Post. Wenn sie an ihrem Briefkasten ‚Bitte keine Werbung’ ranklebt, dann muss sie sich auch nicht wundern, dass der Kasten leer ist. Was soll denn so eine alte Frau noch für Post bekommen.
Jedenfalls packt sie die Sache beim Schopfe. Sie redet, schwatzt. Oft von einem Kurt. Es wird Zeit, dass wir uns bekannt machen. Vielleicht noch heute, aber nicht unbedingt sofort. Als hätte der Teufel seine Hand im Spiel. Ich schleiche gerade an ihrer Tür vorbei, da drängt sich die alte Dame durch den geöffneten Spalt.
Sie tut so, als hätte sie mich noch nie gesehen.
„Sie sind bestimmt der neue Mieter?“
„Ja, der bin ich. Und das hier sind Pferdeäpfel, prima Dünger für Blumen“, zeige ich auf meinen Eimer, aus dem es nun doch nach Pferdemist riecht.
Jetzt kommt die alte Dame aus ihrer Wohnung heraus und streckt mir ihre Hand entgegen:
„Ich bin Anna Kupke. 88 Jahre, verwitwet.“
„Ich bin Hans Selling. Seit einem Monat Single. Sie können mich Hanni nennen. In Berlin nennen mich alle Hanni“, erwidere ich ihren Gruß.
„Ein Berliner sind sie nicht. Stimmst?“
„Nein, ich komme von der Küste, aus Travemün…“
„Meinen sie Travemünde?“
„Ja.“
„Hab ich´s doch gehört. Das ist ein norddeutscher Dialekt.“
„Ja, ich wohne aber schon viele Jahre in Berlin. Im Norden bin ich der Hansi.“
„Herr Hanni, was sagten sie, was sie in ihrem Eimer haben?“
„Glück oder Pferdedung für die Blumen. Alles öko.“
„Kann ich das Glück mal anfassen?“
„Aber sicher.“
Frau Kupke zögert, fasst dann in ihre Kittelschürze, holt einen Leinenhandschuh heraus, streift ihn über die Hand, greift in den Eimer und holt sich einen Pferdeapfel heraus. In der linken Hand, zwischen Zeigefinger und Daumen, dreht sie ihn hin und her, hebt ihn in einem breiten Streifen Sonnenlicht, der in den Flur scheint, sieht mich an und sagt:
„Na, dann auf gute Nachbarschaft. Ach, wenn das mein Kurt noch erlebt hätte,
endlich mal ein netter Mieter.“
Mit der rechten Hand öffnet sie die Tür zu ihrer Wohnung und trippelt auf ihren Pantoffeln wieder hinein.
Ich gehe an den Briefkästen vorbei auf die Straße. Zwei Pärchen laufen eng umschlungen. Ein alter Mann führt seinen Mops Gassi. Beide laufen auf mich zu und bleiben vor mir stehen. Der Mops hechelt und ihm hängt die Zunge raus. Beide haben ihre nussbraunen Augen auf mich gerichtet. Der Mann schnappt kurzatmig nach Luft und sagt:
„Ich, ich bin Otto Schön. Seit, äh, seit einem Jahr Pensionär. Und das hier ist Frieda, äh, meine Mopshündin, stammt, äh, aus einer Familienzucht. Wir gehen täglich drei, äh, vier Runden um den Block. Und, äh, was machen sie da?“, zeigt er auf meine Hände.
„Ich bin gerade dabei, einen Pferdeapfel zu zerkleinern. Ich dünge die Blumen, ökologisch.“
„Gute Idee, aber das nächste Mal, äh, das nächste Mal lassen sie den Eimer mit dem Mist draußen stehen. Ich wohne, äh, in ihrem Aufgang. Die Frau Schäpperkötter wollte schon die Hausverwaltung anrufen, äh, weil es im Flur so unangenehm roch.“
Ich bin platt und senke den Blick.
Mit einem Händedruck will ich die neue Nachbarschaft besiegeln.
„Ich bin Hans Selling.“
Herr Schön rümpft die Nase, lässt die Hand unten. Frieda guckt wie eine Schiedsrichterin abwechselnd nach oben zu ihrem Herrchen, dann zu mir. Sie kommt auf mich zu und beschnuppert meine Hände. Ich glaube, wir mögen uns.
„Komm Frieda, das ist nichts für dich“, zieht Otto Schön seine Mopshündin an der Leine fort.
Frieda tippelt hinterher, dreht den Kopf in meine Richtung und streckt mir die Zunge raus. Dann folgt die Mopsdame brav ihrem Herrchen. Was wäre die Welt ohne Hunde und vor allem ohne Möpse? Ich nehme den leeren Eimer und gehe wieder in meine Wohnung.
*
Es riecht immer noch nach frischer Farbe, obwohl ich hier seit einigen Wochen wohne und täglich lüfte. Das Inserat: Balkon - Wohnung im Grünen. Klein, preiswert, quadratisch geschnitten, fiel mir unter den Wohnungsangeboten in der Zeitung auf.
Alles nur für sie allein, betonte die Vermieterin bei der Besichtigung. Im Wohnzimmer Stuck an der Decke aus Styropor. Nicht unbedingt nach meinem Geschmack. Gleich rechts neben dem Wohnzimmer die Küche mit Geräten, die zwar nicht neu, jedoch blank poliert sind. Das Bad genauso blitzsauber wie die Küche. Die Fußböden beider Räume sind mit hellen Fliesen ausgelegt. In wenigen Schritten war ich damals auf dem Balkon und betrachtete die Aussicht vom ersten Stock. Gerade rüber sanierte Altbauten. Unter mir die Straße und Bürgersteige. Wohnen im Grünen? Ich runzelte die Stirn.
„Sie brauchen keine Angst zu haben. Hier ist es ruhig. Sie befinden sich in einer ruhigen Berliner Gegend“, sagte die Vermieterin. Und ich dachte, egal, es ist nicht alles so wie ich es gewohnt war. Aber die Wohnung nehme ich. In Gedanken klopfte ich mir auf die Schulter. Endlich hast du es geschafft. Du bist fort von Christine. Ich sehe noch die Abschiedszeremonie deutlich vor mir. Sie war blass geworden, als ich mit einem Koffer voller Sachen vor ihr stand und adieu sagte. Sie überspielte die Szene und überreichte mir ein Buch: Selbst ist der Mann. Misstrauisch beäugte ich das Buch, nahm es und dachte: Traut sie mir denn gar nichts zu? Sie weiß doch was ich kann. Unser Leben war spannend. Vorausgesetzt, sie saß nicht gerade über ihren Werbetexten. Die Eifersuchtsszenen, die sie aufführte, nervten. Ich habe ihr gesagt, was ist dabei, wenn ich die langen Beine einer anderen Frau bewundere. Nur dieser Satz reichte, dann brannten bei ihr die Sicherungen durch. Sie fauchte, trat, biss und warf mit Gegenständen um sich. Doch Christine konnte auch anders. Unter Tränen kehrte sie dann ihre zahme Seite heraus. Als ich ihr Haus verließ sah ich, dass die Blässe aus ihrem Gesicht verschwunden war, ich sah so etwas wie ein Lächeln in ihren Augen. Ich gab ihr die Hand, nahm meine Tasche und ging. Der nächste Schritt war in die Möbelbörse. Ich habe mir einen nussbaumfarbenen Kleiderschrank, dazu passend eine alte Kommode gekauft. Und eine Lampe. Die steht auf einem silbernen Gestell. Man kann sie dimmen, hat die Verkäuferin gesagt. Sie tippte mit ihren Fingern auf das Gestell, im nu leuchtete es erst matt, beim nochmaligen drücken wurde es immer heller. Ich machte es ihr nach und es funktionierte auf Anhieb. Mal was Modernes habe ich mir gedacht. Fernseher, Musikanlage und Couch habe ich von Timmi bekommen. Wirklich ein zuverlässiger Kumpel. Eines Tages stand er vor meiner Tür und meinte: „Mensch Hanni, mit fast 50 Jahren ohne Frau und endlich die erste eigene Wohnung. Aber noch ziemlich leer, findest de nicht och.“ Ich sollte ihm auf die Straße folgen. Er machte die Türen von seinem Transporter auf und zeigte in das Innere. Hier, kannste haben. Stand bei uns im Keller, geerbt von meiner Großmutter. Aber alles noch in Ordnung. Wir trugen den Fernseher und die Musikanlage gleich nach oben. Vor der Couch blieb ich erst mal stehen.
„Ganz schön groß für meine kleine Bude, Timmi. Und dann noch roter Samtbezug. Passt doch gar nicht zu mir.“
„Was mäkelst du. Geschenkt ist geschenkt.“
Wir mussten das Teil lange hin und her rangieren, bis wir oben in der Wohnung waren. Als wir uns entschieden hatten, die rote Samtcouch an die Wand gegenüber dem Balkonfenster zu stellen, lies ich mich reinfallen und sprang gleich wieder hoch. „Die ist noch nicht durchgesessen, Timmi. Das ist noch echte Ware!“ An das Rot und den Samtbezug habe ich mich gewöhnt. Genauso an meine Wohnung. Endlich habe ich ein Nest nur für mich. Es wird mich künftig ein Drittel meines Gehaltes kosten. Macht nichts, jetzt bin ich frei von Zwängen irgendeiner Art. Dafür muss ich jetzt allein kochen, selbstständig bügeln und ohne fremde Hilfe putzen. Ich muss lernen, wie man eine Waschmaschine ordnungsgemäß befüllt und wie lange man Wäsche ohne zu wechseln tragen kann. Würde meine Mutter noch leben, hätte sie gesagt, mit dem Auszug aus dem Elternhaus beginnt für Nestflüchter der Ernst des Lebens. Nur reichlich spät bei Dir, mein Sohn. Sie hätte mir eine Liste in die Hand gedrückt und fein säuberlich aufgeschrieben, was in einer Wohnung wichtig ist, welche Möbel ich mir kaufen sollte, wie ich mir mein Geld einteilen müsste. Wenn sie erlebt hätte, dass ich mich immer bei Frauen einquartiert habe, hätte sie die Hände über den Kopf zusammengeschlagen und gejammert, dass dieser Junge sie noch um den Verstand bringe. Sie hätte nie verstanden, dass es für mich so einfacher ist. Hätte ich argumentiert, dass die Wohnungen perfekt ausgestattet sind, hätte sie mir erklärt, dass es sich für einen Mann nicht gehört, sich ins gemachte Nest zu setzen. Mit einem anderen Argument treibt mich meine Zwillingsschwester Regina in die Enge. Kein Gespräch wird ohne die Frage beendet, wann ich denn nun endlich heirate. Ich habe ihr Christine vorgestellt. Die beiden mochten sich gleich. Eine gute Partie, mein lieber Bruder. Die setzt sich durch im Leben. Und hübsch ist sie außerdem. Ich fand Christine zwar nicht hübsch, aber interessant. Wenn ich morgens durch ihren schwarzen Bubikopf wuselte, in ihre lustigen grünen Augen blickte, dann überkam mich sofort das Gefühl eines Vagabundes. Gleich als wir uns kennen lernten habe ich ihr das Lied: Lustig ist´s im grünen Wald wo des Zigeuners Aufenthalt. Faria, faria, faria, faria. Faria, faria, ho vorgesungen. Sie reagierte, ich hätte grässlich gesungen und vom Zigeunerleben wolle sie nichts hören. Verführerisch war der rote Kussmund. Immer wenn wir ausgingen musste ich entscheiden, welche Rotnuance sie auftragen soll. Auf dem weißen Sessel in ihrem Wohnzimmer hatte sie handtellergroß einen roten Kussmund gemalt. Überhaupt wirkte das Wohnzimmer wie ein kleiner exotischer Tempel. Oben auf dem antiken Holzschrank wachte eine Buddhafigur über den Raum. Der bauchige Hocker aus Asien, der runde Couchtisch aus Holland und der weiße Sessel gehörten nur ihr. In dieser Oase, so nannte Christine dieses Wohnensemble, wollte sie zur Ruhe kommen und entspannen. Wenn ich mich mit meinen Reitsachen in den Sessel setzte, ist sie ausgerastet. Logisch, das ich das irgendwann nicht mehr gewagt habe. Schließlich hatte ich mein eigenes Zimmer in ihrem Haus. Als ich eines Tages von der Arbeit kam, stand ein Flachbildschirm neben meinem Bett. Ich fragte sie verwundert, warum ich jetzt so ein Teil bekommen habe. Kurz und knapp kam die Antwort: Damit du mich künftig nicht störst, wenn ich arbeite. Texte schreiben sei nun mal ein schwerer Job. Noch kurz bevor ich aus ihrem Haus auszog, hatte sie wieder einen ihrer tollen Einfälle.
Es war schon nachts um eins. Aber nicht zu spät, um eine Nummer zu schieben. Ich saß auf dem Bettrand und grübelte, wie ich Christine ins Bett locken könnte. Plötzlich höre ich sie rufen:
„Ey, ich habe so einen krassen Flash für ein Bild, weißt du, ich habe da auf einmal so ein ultrakrasses Bild im Kopf, das muss ich gleich aufschreiben.
Sechs Stunden hab ich dran gearbeitet, sechs, boah, das ist der Hammer. Das musst du dir vorstellen.“ Gab mir einen Kuss, rannte runter in ihr Arbeitszimmer und hat den Computer angeschaltet. Das war´s.
Mir platzt gleich der Kopf, rief sie nach oben. Und ich: Scheiße, wieder eine Nacht ohne tollen Sex, weil sie schreiben muss.
Während sie sich Sorgen macht, dass ihr Kopf platzt, platzt bei mir was ganz anderes. Frauen, sag ich nur. Meine anderen waren nicht besser. Irgendein Alltagsscheiß wurde immer zelebriert. Ich hatte beschlossen, mich von Christine zu trennen. Nicht wegen der Nacht ohne Sex. Ich wollte weg von ihr. Ich fühlte mich in ihrem Haus eingesperrt und von ihr und dem Buddha ständig überwacht.
*
Es klingelt. In nur drei Schritten bin ich auf meinem Balkon und gucke auf die Straße. Ah, das Postauto. Glück für den Postmann, dass ich da bin. Fast außer Puste ist er, als er vor meiner Tür steht. Einen dicken DIN A4 Brief drückt er mir in die Hand. „Hier, für sie ein Einschreiben. Ich brauche eine Unterschrift“. Im ersten Moment schlottern mir die Knie. Ich befürchte das Schlimmste. Vielleicht ein Brief von der Bußgeldstelle, weil ich das Strafgeld fürs zu schnelle Fahren immer noch nicht beglichen habe? Irgendwann drohen die nämlich mit Haft. Aber woher hatten die denn die neue Adresse? Ich unterschreibe und nehme den Brief, drehe ihn um.
Der Absender: Regina Scholz.
Meine Schwester. Die hat doch erst vor kurzem mit mir telefoniert und von einer Geburtstagsfeier gesprochen. Da war meiner Meinung nach alles geregelt. Oder ist was an der Küste passiert? Der Postbote wippt von einem Bein auf das andere und guckt auf meine Hände, die nun doch zitternd den Umschlag öffnen.
Regina schreibt mit sauberer Handschrift:
Einladung zu unserer Zwillingsgeburtstagsfeier!
„Zwillingsgeburtstagsfeier“ buchstabiere ich und zeige dem Postboten noch ein blaues Stück Pappe mit der Aufschrift: Gutschein
„Dann ist ja alles in Butter“, meint der Zusteller und geht zur nächsten Tür.
So was Penetrantes. Kommt hier hochgerannt, als wenn der Teufel hinter ihm her ist. Guckt und guckt und wartet bis ich den Brief aufmache. Könnte ja etwas Interessantes drin stehen. Gleich im Flur falte ich den Brief auseinander:
Liebe Freunde, lieber Hansi!
was einer von zweien allein kaum schafft,
weil von der Zeit hinweg gerafft
was ein jeder gerne würde,
gäbe es da nicht so manche Hürde,
Doch, was man nicht alleine schafft,
gelingt oft mit vereinter Kraft.
Vernehmet nun die frohe Kunde,
wir laden zur Geburtstagsrunde
ins Vereinshaus des Tennisclubs nach Warensfeld
E u c h - und alle übrigen ein.
Nur - damit Ihr Euch nicht wundert -
dies Jahr sind wir zusammen 100!
Persönlich an Dich, Hansi:
Wie doch die Zeit vergeht. Mit 18 habe ich gedacht, mit 30 ist alles vorbei, dann sind wir alt. Bald werden wir 50. Jetzt fühle ich mich wie 30. So kann es noch lange weitergehen. Lieber Hansi, in zehn Tagen feiern wir unser Jubiläum.
2 mal 50. Bringe bitte eine nette Tischdame mit, am besten Christine! Du weißt doch, die Leute reden sonst wieder über uns. Falls Christine nicht kann oder Du sie, aus welchem Grund auch immer, nicht mitbringen willst, dann versuche eine zu finden, und wenn es nur für den einen Abend ist.
Besuche einen Flirtkurs oder geh zu einer Tanzschule. Ich lege dir einen Gutschein bei. Entscheide selbst.
Deine Schwester!
Mir wünscht sie also einen Countdown nach dem Motto: Die Jagd beginnt. Jetzt zieht sie alle Register und überlegt, wie ich zu einer Frau kommen könnte. Gutschein für irgendwelche Anmachversuche. Die spinnt wohl. Ich habe unzählige Motivations- und Sexbücher gelesen und sämtliche Aufreiß-Gurus weltweit studiert. Ich kenne alle Flirtsprüche und ich weiß, welche Stimme die Frauen verrückt macht. Ich weiß, welche Worte ich sagen muss, um erotische Energien freizusetzen. Aber warum soll ich jetzt ausgerechnet einen Flirtkurs besuchen? Tanzschule? Tanzen kann ich sowieso wie ein junger Gott.
Der Brief kommt auf den Stapel zur unerledigten Post. Ich suche Trost auf meiner Couch, starre an die Decke. Mich verfolgen die Worte meiner Zwillingsschwester.
Hansi, dem Vater haben die Krankenschwestern vor fast fünfzig Jahren gesagt, wir beide waren eine schwere Geburt. Doch Mutter und Kinder sind wohlauf. Er kam wie immer zu spät. Drei Tage hat er sich Zeit gelassen, uns und Mutter zu besuchen. Übrigens, du warst zwar der Zweite, aber der Schwerere.
Jedes Mal wenn meine Schwester von unserer Geburt erzählt, werde ich immer hundert Gramm schwerer. Nun feiern wir ein Jubiläum, das man fest in Stein meißeln muss. Natürlich nur, wenn es nach meiner Schwester geht.
So sind Frauen. Sie drängeln, nerven, organisieren. Vor allem Dinge, die einem nicht so wirklich was bedeuten.
Ich, Hans Selling bin
neunundvierzig Jahre elf Monate und zwanzig Tage alt
und gehöre zu den Männern, die nun mal keine Lust auf Geburtstagsvorbereitungen haben. Wofür soll ich mich feiern lassen?
Für unseren Zwillingsgeburtstag? Das könnte ich vielleicht noch verstehen. Aber nicht, die Drängelei, dass ich Single bin, und dass in meinem Leben die ordnende Hand einer Frau fehlt.
Ein hupendes Auto reißt mich aus meinen Grübeleien. Schon wieder ein Fahrer, der es besonders eilig hat. Das muss ich sehen. Ich gehe zu meinem Beobachtungsposten. Ich traue meinen Augen nicht. Heike steigt gerade aus ihrem VW Golf. Suchend blickt sie die Balkonreihen ab.
„Hanni, ich komme gerade von der Reiterfarm. Ich habe gehört, dass du heute deinen freien Tag hast. Kann ich mal kurz hochkommen? Wird Zeit, dass ich mir deine neue Wohnung ansehe.“
Ich erwarte Heike an der Tür. „Nimm deine Reitstiefel rein. Sonst meckert die Schäpperkötter.“
„Wer?“
„Die da drüben“, zeige ich mit dem Finger auf die Tür gerade rüber. „Es reicht schon, dass sie mir das Leben schwer macht.“
„Wo bist du denn gelandet? Etwas bieder alles hier, oder? Nicht mal Schuhe kann man bei dir vor der Tür stehen lassen.“
„Flotte Damenschuhe schon, aber nicht diese Dreckdinger.“
„Was heißt Dreckdinger. Das sind teure, handgefertigte Lederstiefel“, ist Heike beleidigt. Sie nimmt ihre Stiefel in die Hand und stellt sie in den Flur neben die Eingangstür und stürzt auf meine Couch zu.
„Wow Hanni, sieht gut aus, dein Sofa.“ Sie streicht über die Lehne. „Mensch, das ist ja Samt. Und die rote Farbe. Tolles Ding. Wo hast du die denn her?“ Ich sage nichts mehr. Heike geht in die Küche. „Bisschen kahl hier. Brauchst du noch Töpfe. Meine Mutter hat gerade welche ausrangiert. Sie hat sich einen neuen Herd gekauft. Da mussten neue Töpfe her. Die alten stehen bei mir im Keller.“
Nicht mal ja oder nein, kann ich sagen. Ohne Übergang geht sie zum nächsten Thema über. „Hanni, ich gratuliere dir zu deinem mutigen Schritt! Die erste eigene Wohnung und ohne Geliebte. Glaub mir, die ewige Suche nach der Richtigen oder dem Richtigen ist Illusion. Auch ich bin am Überlegen, meinen extrem launischen Ehemann ’in die Wüste’ zu schicken. Außerdem will ich frei von Emotionen sein. Laufend redet Holger von Gefühlen. Ich glaube damit will er mich erpressen“, seufzt sie. „Ich muss ihm sagen, dass er mir auf den Wecker geht. Es ist schlimm, wenn man sich schon so lange kennt, und dann feststellen muss, dass man keine Gemeinsamkeiten mehr hat, außer den Erinnerungen.“
Heike trinkt in einem Zug das Glas Wasser leer, stellt es auf den Tisch und fragt beim Hinausgehen: „Sag mal hast du Christine überhaupt geliebt?“
„Blöde Frage, klar habe ich das. Nur ihre Texterei ging mir auf den Keks. Nie hatte sie Zeit. Sie arbeitet nämlich an einem Theaterstück, worüber die Stadt reden soll.“
„Und du die Hauptrolle spielst? Ha, ha du Träumer.“
Heike zieht ihre Stiefel an und ruft vom Flurende: „Ich muss los, die Aktenberge in der Kanzlei warten.“
„Wann sehen wir uns wieder?“
„Heute Abend, wenn du willst. Timmi und Holger sind auch da.“ Auf eine Antwort wartet sie gar nicht, zieht die Tür zu und stürmt die Treppe herunter. Ich stehe da, allein. Zurück bleiben die Erdkrümel von Wiesenbusch.
*
Christine, wo sind meine Zigaretten? Wieso antwortet denn niemand? Ach so, ich bin allein. Daran muss ich mich erst gewöhnen. Auch daran, dass keine monotone Stimme ruft: Musst du schon wieder rauchen, kannst du nicht aufhören. Die ganze Wohnung riecht verqualmt.
Gähnend laufe ich an meinem Wohnzimmertisch vorbei. Der Briefstapel wächst. Nicht mal in meiner eigenen Wohnung bin ich vor Rechnungen, Zahlungserinnerungen, Mahnungen geschützt. Eines Tages steckten alle Briefe in meinem Kasten. Christine, hatte die Briefe gesammelt und zu mir gebracht. Bloß gut, dass ich nicht da war. So musste ich mir nicht anhören, immer dasselbe mit dir. Könntest doch gleich allen Zahlungsaufforderungen nachkommen. Gibt es denn niemanden, der mir das mal abarbeitet? Schreiben von Ämtern, von der Autowerkstatt, der Bank, dem Finanzamt und der Telekom. Sogar die GEZ hat an mich gedacht. Meine Bank möchte, dass ich vorbeikomme. Die Telekom will Geld. Die Autowerkstatt erinnert an den TÜV. Die Einladung mit Gutschein liegt oben drauf. Geburtstagsfeiern, auch wenn es ein runder, der Fünfzigste ist, gehen mir sonst wo vorbei, liebes Schwesterherz. Schlimm, dass sie uns noch älter macht. Zwei Mal 50ig ist gleich Hundert. Eine einfache Rechnung. Aber wie sich das anhört. Das Pflegeheim lässt grüssen, meine Liebe. Anscheinend weiß sie gar nicht, wie das ist, wenn man sich älter macht. Die jung Gebliebene. Kommt bestimmt davon, dass sie seit ihrer Jugend alle möglichen Vitalkurse und Ernährungsseminare besucht. Nun soll ich auch noch zu unserer Geburtstagsfeier mit einer Frau erscheinen. Erst mal muss ich die Fünfzig verkraften. Mit dem Gutschein setzt sie mich unter Druck. Bestimmt hat sie lange mit den Fingern auf ihren Schreibtisch getrommelt und überlegt, wie sie denn ihrem Bruder die Idee, mit Frau zu erscheinen, schmackhaft machen kann. Warum siehst du nicht ein, dass ich niemanden habe und mitbringen kann, liebes Schwesterherz.
Letztens haben wir uns am Telefon über das übliche
„Wo gehste hin?“
„Prenzlauer Berg.“
„Spazieren?“
„Nee, Geburtstag.“
„Wer?“
„Heike“
„Kenne ich die?“
„Nee.“
unterhalten. Über eine Stunde hat sie mich über Christine ausgefragt. Viel zu lange für meine Schwester, die treue Norddeutsche. Da, wo die Leute meist keine Sätze, sondern nur Wörter sagen. Sie muss es geahnt haben, dass es zwischen uns kriselt. Sie bat mich, wenn wir uns trennen wollen, dann erst nach der Geburtstagsfeier. Sie hätte Freunden, Nachbarn und Bekannten von ihrem Bruder und seiner tollen Frau erzählt. Wir wären ein glückliches Paar. Was sollen die Leute sagen, wenn ihr Bruder wieder Single ist. Selbst bei der Vorstellung der Party gehen unsere Meinungen auseinander. Sie will eine Party mit viel Brimborium im Stil der siebziger Jahre. Ich fände einen feurigen mexikanischen Abend mit Nachos, Tacos, Tortillas und Tequila viel besser. Bloß gut, dass sie mich bei der Festlegung der Garderobe nicht mit einbezogen hat. Die Männer werden in Schlaghosen oder Frack kommen und die Frauen in bunten Mini- oder Abendkleidern. Fast so, wie zu einer Gala der Prominenz. Weiß ich, was ihr dabei eingefallen ist, sich so fest zu setzen. Wenn die in meinen Schrank gucken würde, dann würde sie Augen machen. Ich habe gerade mal eine ordentliche Jeans und zwei Lieblingshemden, eins ist blau kariert und eins grün gestreift. Der Anzug, ein Zweireiher, ein Stück aus dem Ausverkauf bei Woolworth, ist inzwischen unmodern geworden. Das kann sie sich gar nicht vorstellen, dass man mit so wenigen Klamotten auskommt. Im Moment zählt nur die Feier, unser doppeltes Glück.
„Weißt du Hansi, das Schlimmste ist die Hektik in den letzten Tagen.“
Sie wollte mich überreden, nun doch etwas für die Feier zu tun. Ich habe sie zum Abschluss unseres langen Telefonats getröstet, sie soll sich nur nicht aus der Ruhe bringen lassen. Denn die geht bestimmt jeden Tag die Gästeliste rauf und runter, hat alle Servietten gezählt, das Buffet x mal umgestellt und die Musikfolge dreimal geändert. Nun fleht sie mich an, ich soll eine Dame zu unserem Fest mitbringen, und wenn es nur für diesen Abend ist. Ich verstehe sie ja, Sie hat schon immer gejammert. Früher fehlten Cousins und Cousinen, die sie in Berlin hätte besuchen können. Immer hätte es einen Anlass gegeben. Zur Einschulung, zur Konfirmation usw.
Doch jetzt, viel zu spät meine Liebe. Eine Familie hätte ich viel eher gründen müssen. So nach dem Motto: Frau, Kinder, Hund und Papagei. Jetzt möchte Regina, dass mich eine umsorgt. So fürs Alter. Die mir Pasta zubereitet und die Hemden bügelt.
Was denkt die denn? Wo soll ich die denn so schnell herbekommen? Soll ich wie ein hungriger Löwe durch den Supermarkt streifen oder jeden Abend an der Kinokasse fragen?
Wenn ich nun zur Feier solo ankomme, einen alten Anzug von Woolworth trage, das findet sie peinlich. Ihre Freunde, Kollegen und Nachbarn sollen nicht sagen, was ist das denn für einer. Für Mode hat er wohl nichts übrig. Wieso hat denn der keine abgekriegt. So schlecht sieht er doch nicht aus. Groß und schlank, schwarzes volles Haar, stahlblaue Augen, die hinter langen Wimpern versteckt sind.
Also Männer, lasst euch sagen, Frauen können anstrengend sein, egal ob Freundin, Schwester, Mutter, Verkäuferin oder Zugbegleiterin.
Kurze Zeit nach unserem letzten Telefongespräch, als Regina mitbekommen hat, dass ich mit Christine in einer Krise stecke, habe ich zurückgerufen und gebeichtet, dass ich Christine nicht mehr will.
„Wieso nicht ?“ fragte Regina gleich wie eine Richterin.
„Ich will sie nicht. Ich will keine Beziehung, die auf materieller Basis aufgebaut ist, also keine Kapitalanlage. Verstehst du das überhaupt?“
„Du willst die Garantie für lebenslängliche Romantik. Du glaubst, wenn du nicht heiratest findest du die ewige Liebe. Das ist ein schrecklicher Irrtum, glaub mir mein Lieber.“ Endlich gab ich kleinlaut zu, dass wir uns getrennt haben.
„Wieso getrennt?“
Ich spürte, wie Regina den Hörer für einen Moment vom Ohr weg hielt. „Das ist doch ganz einfach, man trennt sich eben.“
„Aber Hansi, Christine ist doch reich, hat Vermögen, ein Haus mit allem was dein Herz begehrt. Pferde, die auf der Koppel stehen und morgens auf eure Terrasse sehen.“
„Ich sagte dir doch, dass ich keine Kapitalanlage will. Und dass Pferde morgens auf die Terrasse glotzen, ist vorbei.“
„Vorbei? Wieso?“
„Weil ich ausgezogen bin und eine Wohnung in einer ruhigen Gegend im ersten Stock gemietet habe.“
Das hatte gesessen. Stille am anderen Ende der Leitung. Regina hat es die Sprache verschlagen. Mit Nachdruck muss ich ihr nochmals klar machen, dass ich auf all den Reichtum verzichten kann. Ein dickes Konto ist nicht alles, was man zum Leben braucht. Ich habe auch ein Vermögen. Meins ist die Freiheit. Ich will das Leben genießen. Ich will schwach werden, wenn ich eine Frau sehe, die schwarzes, seidiges Haar hat, lange Beine und einen knackigen Arsch.
Meine Schwester kommentierte meine Vorstellungen vom Leben lapidar:
Bruderherz, jetzt bist du aber wirklich durchgeknallt.
Sie versteht aber auch nicht, wenn ich sage, seit ich meine eigene Wohnung habe, habe ich keine Probleme mehr mit Frauen bzw. die Frauen keine Probleme mehr mit mir. Ich muss keine Gefühlsausbrüche ertragen, muss nicht Rede und Antwort stehen, warum ich wieder solange im Stall bei den Pferden war. Keine kann mir die Augen auskratzen, bloß weil ich im Schlaf den Namen meiner ersten großen Liebe genannt habe. Anabell. Diese kurze, aber leidenschaftliche Beziehung müsste 27 Jahre her sein. Meiner Schwester habe ich damals von dem Urlaubsabend in Griechenland erzählt. Von meinem Lieblingsclub, wo wir viel und ausgelassen tanzten. Und von Anabell. Die mir nachgereist war, weil sie wusste, dass ich ebenfalls hier sein würde. Regina wurde rot, als ich ihr die Abendszene und die heiße Nacht mit Anabell beschrieb. Von unseren Tänzen und wie meine Hand unter ihren Rock wanderte. Sie hatte es noch nicht erlebt, wie es ist, wenn man wie wild übereinander herfällt, sich die Kleider vom Leib reißt und den ganzen Körper mit Küssen bedeckt. Ich habe nie wieder eine Frau mit solchen großen, festen Brüsten liebkost. Und keine war so geil wie Anabell.
Regina löcherte schon damals, „wirst du sie heiraten?“
Und ich sagte: „Nein.“
Regina redete auf mich ein, wenn ich Anabell so begehre, warum ich nicht mit ihr zusammenziehen würde? Ich wollte nicht mehr darüber reden. Nach meinem Argument, ich sei zu jung, ließ sie mich mit ihrer Fragerei in Ruhe. Deshalb erzählte ich Regina nicht, dass Anabell Kinder wollte und sie uns schon als tüchtige Eltern sah. Ich habe nach unserer Griechenland Affäre nie wieder etwas von ihr gehört.
Ich zog viele Frauen in die engere Wahl. Alle haben eingekauft, die Wäsche gewaschen, die Wohnung geputzt und mir an den Sonntagen das Frühstück ans Bett gebracht. Aber heiraten, das schwor ich mir, niemals. Es geht auch ohne Trauschein, versuche ich meiner Schwester und meinen Kumpels immer wieder klar zu machen.
Ich kann allein Kaffee trinken, allein waschen und bügeln, allein einkaufen. Es gibt jede Menge Ratgeber für Singles. Alles ist aufgelistet: Ist die Suche nach dem Verfallsdatum bei Eiern wirklich wichtig? Tipps, wie man ein Single-Appartement einrichtet.
Leider hat keiner die Öffnungszeiten des Supermarktes recherchiert. Erst gestern ist es mir wieder passiert, dass ich zum Supermarkt gehe, und die gerade zu machen. „Wir schließen um 20 Uhr. Können Sie nicht lesen. Steht doch auf dem Schild“, bekomme ich auf meine Frage, ob ich noch zwei Tüten Milch kaufen kann, zu hören.
Das Alleinsein hat aber auch Vorteile. Seit einigen Tagen muss ich mir nicht mehr anhören:
Warum steht hier ein schmutziger Teller?
Was?
Warum-hier-ein-schmutziger-Teller-steht?
Ist der von mir?
Witzbold!
Oh, ich hab gedacht die Spülmaschine ist voll, ich räum den gleich ein.
*
Auf meiner Uhr sehe ich, dass es schon ziemlich spät ist. Nur ein kurzer Abendspaziergang und ich stehe vor Heikes Hausaufgang.
Holger und Timmi sitzen im Wohnzimmer und gucken: Wer wird Millionär?
Heike sortiert Fotos von ihrer Silberhochzeitsfeier. Ein Brautpaar umgeben von Kindern und Enkeln. „Ich komme gleich zu euch“, ruft sie und widmet ihre Aufmerksamkeit weiter den Fotos.
Holger wettert, schon wieder so eine bescheuerte Frage.
Was macht Reinhold Messner mit dem Mount Everest?
A: anbaggern
B: rumkriegen
C: flachlegen
D: besteigen
Der Kandidat sitzt vor Jauch und überlegt. Timmi ruft: Du Idiot, besteigen.
Die zweite Frage wird eingeblendet: Wozu braucht man einen Dampfkochtopf?
„Heike, für dich“, stoße ich sie an.
„Hast du keine Ahnung, oder tust du nur so, Hanni? Sicherlich zum Kochen.“ „Richtig. Darauf wäre ich auch gekommen. Aber mal eine ganz private Frage, die ich von euch beantwortet haben möchte.
Stimmt es, dass man Kartoffeln nach dem Kochen abdämpft?“
„Natürlich“, sagt Heike. „Wie blöd bist du. Hast du noch nie Kartoffeln gekocht?“
„Klar habe ich schon Kartoffeln gekocht, aber jetzt erst gelesen, dass man sie abdämpfen soll.“
Sie schien nachzudenken, wie alt man werden kann, ohne das alles zu wissen.
„Man schüttet das Wasser ab und stellt den Topf noch mal für drei bis vier Minuten auf den Herd. Dabei musst du die Kartoffeln im Topf hin und her schütteln.“
Ich bedanke mich für die Informationen.
Der Kandidat gewinnt 100 Euro und Günter Jauch lässt die nächste Frage einblenden.
Wer die Schnellschreibmaschine mit 16 Tasten erfand.
„Das reicht ruft Holger“ und schaltet den Fernsehapparat aus, geht zum Schallplattenspieler und fragt ob wir Jazz hören wollen. Sie hätten da etwas ganz Besonderes. Ich höre von Interpretation der Zauberflöte oder so etwas. Bloß gut, dass Timmi knurrt: „Könnt ihr hören, wenn ihr allene seid.“ Wenn Holger schlechte Laune hat, dann müssen alle nach seiner Pfeife tanzen. Holger schiebt eine CD von Bob Dylan ins Radio, Heike legt die Fotos beiseite und reicht jedem ein Glas Wein und stellt Chips auf den Tisch. Ohne einen Grund redet Holger von Midlife-Crisis, dass wir in die Jahre gekommen sind und ab jetzt um Jugendlichkeit ringen. Heike hat ja kurz angedeutet, dass es bei den beiden kriselt. Aber so schlimm, dass hätte ich nicht gedacht, durchfährt es mich. „Wisst ihr wie schwer es ist, einen Studienplatz für unsere Tochter zu ergattern?“, fragt Holger die Runde. Ich sage nichts. Das Thema passt mir nicht. Ich finde die Gespräche so öde, dass ich nur nach Hause will. Früher war das nicht so. Ich kannte alle als Ichs. Seit einigen Jahren höre ich bei jedem Treffen immer nur Wir. Wir wollen. Wir müssen. Was ist nur aus den Ichs geworden. „Hanni, ich habe gehört, dass du eine passable Wohnung hast“, lenkt Holger das Gespräch wieder so, dass Timmi und ich mitreden können.
„Ja, alles schön, Wohnung und Gegend. Habe mich gerade ans Alleinsein gewöhnt, da schickt mir meine Schwester einen Brief und stellt mir ein Ultimatum.“
„Was musst du denn machen?“, fragen die drei.
„In zehn Tagen soll ich mit einer Frau zu unserer Zwillingsgeburtagsfeier kommen.“
Holger und Heike gucken ratlos. Holger ist der erste, der mir antwortet. „Na, Hanni, das ist doch bei dir kein Problem. Auf der Pferdefarm bist du den ganzen Tag von Frauen umgeben.“ Heike grinst und sagt: „Doris würde dich vom Fleck weg heiraten. Das wäre doch eine fürs Fest.“
„Ich will sie nicht“, wie oft soll ich das noch sagen.
Die Erlösung bringt Timmi: „Komm doch mal wieder zu mir in den Kiosk. Da können wir ´ne Flasche Bier trinken, quatschen wie uns der Schnabel gewachsen ist und nach Weibern gucken.“
„Richtig, ich brauch nur mal ein richtiges Bier und einen Kaffee, dann sieht die Welt schon wieder anders aus. Entschuldigt mich, ich muss morgen früh raus.“ Heike drückte mir zum Abschied zwei Töpfe in die Hand. „Denk daran was ich dir zum Kartoffeln dämpfen gesagt habe. Man schüttet das Wasser ab und stellt den Topf noch mal kurz auf den Herd. Die Kartoffeln im Topf einige Male hin und her schütteln.“
*
Die Zwillingsschwester Regina
„Ganz Lübeck ist ein Märchen aus Backstein. Das Holstentor ist unser Wahrzeichen“, erklärt Regina den Gästen und zeigt auf das Lübecker Stadttor. Eine Besuchergruppe steht dicht gedrängt um die Frau mit dem roten Hut, den sie keck auf die Seite ihrer schwarzen Locken gesetzt hat.
Während sie den Blick weiter auf das Holstentor richtet, schwärmt sie von der einst mächtige Hansestadt Lübeck. Von einer langen und stolzen Geschichte. Im 12. Jahrhundert von Heinrich dem Löwen gegründet, beherrschte diese Stadt rasch den Warentransport über die Ostsee mit dem gesamten Baltikum: Pelzwerk, Korn und Holz aus Russland und Lettland, Heringe aus Schonen und der berühmte Stockfisch Norwegens bildeten zusammen mit dem weißen Gold aus Lüneburg, der güldenen Wolle Englands und den Luxuswaren aus Brügge die Basis für einen bedeutenden nordeuropäischen Handelsplatz.
Regina führt die Gruppe durch die schmalen Gassen mitten auf den Marktplatz. Sie zeigt mit der Hand zum Rathaus.
„Erkennen Sie die Architektur im spätromanischen Stil? Oder die vielen Türme, die Arkaden?
Es ist eines der schönsten Rathäuser Deutschlands. Folgen Sie mir zum Haupteingang in die Breite Straße.“
Sie sieht die fragenden Blicke ihrer Gäste.
„So ist das schon immer. Man geht nicht vom Marktplatz in das Gebäude, sondern von einer Seitengasse.“
Regina schiebt sacht den Blusenärmel hoch und guckt auf ihre Armbanduhr. Noch eine halbe Stunde, dann ist es geschafft. Sie kennt jeden Satz, jedes Kaufmannshaus, jede Straße, jeden Winkel. Sie kann im Voraus sagen, welche Fragen gestellt werden. Nach dieser Führung ist für sie heute Feierabend. Eine Gruppe hatte abgesagt. So kann sie gleich noch in die Druckerei und die Tischkarten für die Geburtstagsfeier bestellen. Fleischer, Bäcker und Fischladen wollen noch einmal die Bestätigung der Bestellung. Nach der Führung durch das Rathaus verabschiedet sie sich, empfiehlt das offene Deck des Parkhauses Aalhof am Hüxterdamm 1 anzusteuern. Dort hat man die Skyline mit den sieben Türmen in Superbreitbildpanoramakinoleinwandformat. Rasch ist sie in eine der Seitengassen verschwunden. „Geschafft“, murmelt Regina vor sich hin, setzt ihre rote Mütze ab und verstaut sie in ihrer Tasche.