Читать книгу Chouchou - Heike Pohl - Страница 4
ОглавлениеDonnerstag, 22. Dezember, Paris
Die feuchte Kälte kriecht durch Baptistes Kleidung. Seine ungepflegten Haare hängen ihm in wirren Strähnen über Stirn und Wangen.
Die Heizung in seiner armseligen Behausung ist schon lange tot.
Seit sein Kumpel Luc weg ist, verbringt er die Tage wie im Delirium.
Von einem Schuss zum nächsten hält ihn das Heroin am Leben, um ihn über kurz oder lang doch zu töten.
Er wirft den kleinen Gasbrenner an und zieht die verschmutzte Matratze, die einmal das Lager von Luc war, von der eiskalten Ecke an der Wand weg in die wärmere Mitte des Zimmers.
Baptiste lässt sich auf die durchgelegene Schlafunterlage fallen, als er aus dem Augenwinkel etwas auf dem Boden liegen sieht, dort wo sich eben noch das Matratzenlager befand.
Ein Briefumschlag.
Er rutscht über den Linoleumboden, schnappt sich das Ding, hockt sich im Schneidersitz auf den Matratzenrand, dreht sich mit ungelenken, klammen Fingern eine Kippe. Dann öffnet er den Umschlag und überfliegt hastig den handschriftlichen Brief.
Mit jeder Zeile, die er liest, verliert sein ohnehin schon blasses Gesicht
zunehmend an Farbe.
Baptiste springt hoch und durchmisst das kahle Zimmer mit langen, aufgeregten Schritten. Seine zitternden Finger lassen den Umschlag flattern.
Eine Nacht und ein weiterer Tag vergehen, ehe der junge Bursche den Entschluss fasst, mit seinem Fundstück zur Polizei zu gehen.
***
Kommissarin Marie Danglard liest den Brief einer gewissen Catherine
Apetrois ein zweites Mal, nachdem die Personalien von Baptiste aufgenommen, seine Aussage protokolliert und unterschrieben wurden.
Sie hat den nervösen Kerl vorerst gehen lassen, ihn jedoch gebeten, sich zur Verfügung zu halten.
Danglard schreibt einen Namen auf ein weißes Blatt Papier.
Unterstreicht ihn doppelt.
Bertrand de Rancourt.
Sie will zum Hörer ihres Telefons greifen. Und lässt es dann doch sein. Durch die gläserne Trennscheibe ihres Büros blickt sie gedankenverloren auf das Treiben ihrer Mitarbeiter, dann wieder auf diesen Namen.
Die Sache ist eindeutig eine Nummer zu groß für sie. Oder doch nicht? Mit hastiger Hand geschrieben, finden drei weitere Namen zu Papier.
Eric Valon
Luc Apetrois
Catherine Apetrois
Marie Danglard lässt den Stift durch die Finger rutschen. Sie wählt
Stephans Nummer. Als sich ihr Assistent meldet, sagt sie leise und schnell in den Hörer:
"Stephan, bring mir alles, was über Eric Valon, Journalist beim Canard, Catherine und Luc Apetrois zu finden ist.
Höchste Priorität - alles andere kannst du liegen lassen!"