Читать книгу Pralex - Heiko Fritschen - Страница 4
Szene 2
ОглавлениеChristian sitzt an einem Tisch, auf dem ein schwarzer Stein liegt, und spricht diesen an.
Christian: „Pralex, heute Abend treffe ich mich mit den Damen aus der Naturschutzgruppe Hängende Margerite. Ich habe noch keine Ahnung, was ich mit denen besprechen soll. Sie wollen einen besseren Bienenschutz in der Stadt, und möchten nun eine Erläuterung dazu, wie man eine Petition stellt. Die Partei meint, ich solle das übernehmen.“
Pralex: „Ich stelle dir einige Punkte zusammen.“
Christian: „Ich vermute, die haben mich eingeladen, weil sie keine weiteren Reden hören wollen. Also muss ich da wohl etwas mehr vorbringen.“
Pralex: „Ist jemand dabei, der von näherem Interesse für dich ist?“
Christian: „Ja, schon. Die zweite Vorsitzende ist recht nett.“
Pralex: „Das meinte ich jetzt gerade nicht … aber warum nicht? Du bist jung … Sehr interessant: Annekatrin Meier, neunzehn Jahre alt, Studentin der Biologie an der hiesigen Uni. Netter Notendurchschnitt, gerade ohne Beziehung, wenn ich die Mails richtig interpretiere. Ja, sie ist hübsch. Ein anständiger Body-Mass-Index, wobei ich die Ausbildung ihrer Gesichtszüge nicht genau beurteilen kann. Aber recht symmetrisch, was als Schönheitsideal angesehen wird. Die Wertung der Gesichtserkennung ist noch nicht so zuverlässig. Ja, du hast einen guten Geschmack. Und sie hat auch andere Vorlieben, die von Vorteil sind. Seit ihr schon Essen gewesen? Ach, klar nicht. Das wüsste ich. Soll ich mir ihre Konfektionsgröße speichern?“
Christian: „Woher kennst du ihre Konfektionsgröße?“
Pralex: „Sie hat eine Bonuskarte in ihrem Laden und zahlt mit Kreditkarte. Ich bezweifle aber, dass sie gut kochen kann. Puh, wie sie damit ihre Größe halten kann, muss ich mal ermitteln. Aber vielleicht für dich interessant: Im letzten halben Jahr keine Pille und nur einmal ein Viererpack Kondome. Aber vor drei Monaten eine Mitgliedskarte beim Fitnessstudio hier um die Ecke, was meine Frage vielleicht beantwortet. Sie ist fast täglich dort, meist früh ab sieben Uhr. Aber ihr Fernsehprogramm … ich weiß nicht.“
Christian: „Pralex, manchmal frage ich mich, ob das alles so richtig ist.“
Pralex: „Hab schon verstanden. Euer Meeting dauert von achtzehn bis zwanzig Uhr. Gut, ich werde dir einen Picknickkorb zusammenstellen. Ihr könntet zusammen den Grünstreifen an der Allee entlangfahren. Sie muss auch dort entlang, um nach Hause zu kommen. Und ihr könntet an dem kleinen Badesee etwas essen.“
Christian wendet sich an das Publikum.
Christian: „Vor zwei Monaten hätte mir das alles noch Angst gemacht. Aber man gewöhnt sich an die digitale Welt, wenn man mit einem solchen Gerät zusammenwohnt. Wie war das, Digital first – Bedenken später?“
Wieder an Pralex gerichtet.
Christian: „Warum sollte sie dort mit mir essen?“
Pralex: „Es existiert eine nichtöffentliche Petition, den Uferstreifen nur noch einmal im Jahr zu mähen, und es werden noch drei Apfelbäume aus einer Ausgleichsmaßnahme dort aufgestellt. Zumindest habe ich die Empfehlung gerade erstellt. Das bringt dir bei ihr bestimmt noch ein paar Bonuspunkte. Die Argumentation ist, dass an der Badestelle das Obst erst dann fällt, wenn die Badesaison vorbei ist. Eine lokale Gruppe kann dann dort abernten und den Saft für soziale Zwecke verkaufen. Das wird durchgewinkt. Habe ich schon öfter gemacht.“
Christian: „Und deshalb möchte sie mit mir essen?“
Pralex: „Mann, und du bist der Beste für diesen Job? … Du möchtest dir das als Vertreter der Partei mit ihr gemeinsam anschauen, und machst ihr deutlich, dass es ursprünglich ihre Idee war und setzt es dann eine Woche später um. Wir machen eine Pressemitteilung, dass sie das angestoßen hat. Du bist der Held, sie ist dankbar, und das mit Mondschein. Das sollte selbst für dich kein Problem sein.“
Christian: „Na super, du hörst dich an wie meine Großmutter. Sonst noch einen Tipp, wie ich Lusche eine Frau aufreißen kann?“
Pralex: „Sicher, aber bleiben wir erst einmal bei dem was du hinbekommst. Später am Abend müsstet ihr plätschernde Geräusche im Schilf hören – im Mai bei Vollmond laichen die Schleie. Du kannst ja erwähnen, dass einige Mitglieder der Partei sie vor vier Jahren dort ausgesetzt haben. Dieses Wissen bringt dir noch einen Pluspunkt.“
Christian wendet sich wieder an das Publikum.
Christian: „Digital first hat doch so seine Vorteile.“
Wieder an Pralex gerichtet.
Christian: „Und was ist mit dem Petenten?“
Pralex: „Dem sind meine Manipulationen egal. Hauptsache seine Petition wird umgesetzt! Wenn ich ihn informiere, dass dafür mein Praktikant ein Mädchen rumkriegen möchte, würde er schallend lachen und dir viel Glück wünschen.“
Christian: „Du schickst dem Petenten eine Nachricht darüber?“
Pralex: „Mann, doch nicht so plump! Wenn in der Zeitung ein Foto von euch beiden Arm in Arm zu sehen ist, wird er lachen und sich seinen Teil denken.“
Christian: „Macht ihn irgendwie sympathisch.“
Pralex: „Er ist die Pest! Hoffnungslos analog! Auf deinem Handy findest du die Liste angemessener Kleidung. Blau schafft Vertrauen!“
Christian geht.