Читать книгу Kalle und der Grünforscher - Heiko Fritschen - Страница 4
Weit entfernt und doch gleich
ОглавлениеSo viel Glück wie Kalle hat der andere Junge in dieser Geschichte noch nicht. Er brütet schon seit drei Stunden an seiner Strafarbeit über das Entstehen des Grüns. Auch er wohnt in einem kleinen Nest und muss am letzten Schultag vor den Ferien noch seine Strafarbeit beenden.
In dem Schulbuch Das Grün der Erde und wie es entstanden sein könnte ist er jetzt auf Seite zweihundertachtundsechzig und hat keine Idee, was dieses Grün eigentlich sein könnte.
Jetzt habe ich Euch diesen Jungen noch gar nicht vorgestellt. Er heißt ĦĦ¥æð, was in seiner Sprache so ungefähr wie Bö klingt. Und es ist für alle Leser und Zuhörer wohl einfacher, wir merken uns Bö.
Warum er so einen komischen Namen hat?
Er lebt 778.852.369 km entfernt von Kalle und auch von allen anderen Kindern, die ihr kennt.
Bö wohnt auf Europa in einer unterirdischen Stadt. Ihr habt richtig gehört: auf Europa. Jemand hat doch tatsächlich einen Mond, der den Jupiter umkreist, auch Europa wie den Kontinent auf dem Ihr lebt, genannt. Aber obwohl er auf Europa – oder noch besser in Europa, schließlich wohnt er unter der Erde – lebt, hat er die gleichen Probleme wie alle anderen Kinder dieses Sonnensystems. Als Sonnensystem werden alle Planeten bezeichnet, die um eine bestimmte Sonne kreisen. Und davon gibt es eine ganze Menge.
Bö darf erst zum Spielen rausgehen, wenn er seine Hausarbeiten – oder heute Strafarbeiten – erledigt hat. Das bedeutet in diesem Fall für Bö: Kein Fernsehen, keinen Computer, keine sonstigen Spiele, keine Knisterkristallexperimente – nur ein Buch, ein leeres Blatt Papier und einen Stift vor sich liegen zu haben.
Bö schaut aus seinem Fenster und betrachtet die Stadt. Es ist schon spät am Tag. Einige Fluggleiter fliegen noch durch die Luft, und ein paar Europäer wandern durch die Kristallparks.
Bö holt tief Luft und pustet sie dann geräuschvoll wieder aus. Was soll´s? Er hat nur noch zehn Seiten vor sich. Er schlägt die Seite zweihundertneunundsechzig auf.
Herr Professor Mignatsch Wutusel stellt dort eine weitere Behauptung auf: Die Grünfärbungen, die auf dem Planeten Erde zeitweise zu erkennen sind, bestehen aus verschiedenen Kupferverbindungen. Verbindungen sind so etwas wie eine Mischung eines Kuchenteigs: Ei, Mehl, Wasser und Äpfel gehen eine Verbindung ein und werden zu etwas Neuem, nämlich zu einem Apfelkuchen. Aber Bö kennt gar keinen Apfelkuchen, also liest er weiter.
Mignatsch Wutusel behauptet, dass es auf der Erde eine sehr saure Atmosphäre gibt – das ist die Lufthülle der Erde – und diese sich jahreszeitenbedingt durch die Sonneneinstrahlung ändert. Dadurch erscheint der nördliche Bereich im Sommer grün und im Winter weiß. Also beides ganz sicher wegen zwei verschiedener Kupferverbindungen.
Von diesen Überlegungen haben Kalle, Lisa und Rudi aber keine Ahnung. Weshalb sie vergnügt vom Steg ins Wasser springen. Natürlich immer unter dem wachsamen Auge der Schwanenkönigin, die ein paar Meter weiter im Wasser nach essbaren Pflanzen sucht. Die – wie Ihr sicher wisst – meistens grün sind.
Aber das hilft Bö, der noch immer in Europa in seinem Schulbuch nach der Antwort auf die Frage Wie entsteht das Grün auf der Erde? sucht, nicht weiter.
Bö hört, wie seine Eltern sich verabschieden und ihn alleine zu Hause lassen. Und darauf hat er nur gewartet! Verwegen und heldenhaft würde er heute das ewige Rätsel auf die Frage des Grüns lösen! Etwas, das noch nie jemand zuvor aus Europa gewagt hatte.