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Einführung
ОглавлениеDass der 53 n. Chr. geborene Trajan (Abb. 1) der Sohn einer aus der Provinz Hispania stammenden und in Rom ansässig gewordenen Familie war, 98 bis 117 n. Chr. als Kaiser über Rom und dessen Weltreich herrschte und einer der mächtigsten römischen Kaiser gewesen ist, die es jemals gegeben hatte, ist allgemein bekannt. Niemals zuvor und auch zu keiner späteren Zeit war das Herrschaftsgebiet des Imperium Romanum, das von Großbritannien über Gallien, Germanien und die Mittelmeerländer bis in das Grenzgebiet des Indischen Subkontinents reichte (Abb. 2), so groß wie zur Zeit Trajans. Dabei konnte sich Trajan in seiner Position und Funktion als Kaiser Roms wie keiner seiner Vorgänger auf den ausdrücklichen Willen des römischen Senats und auch der Götter berufen (Plinius d. J., Panegyricus 10.4). Vor allem der Verweis auf den Willen der Götter kann für eine Legitimation seiner Herrschaft und deren Akzeptanz besonders nützlich oder sogar nötig gewesen sein. Schließlich hatte es vor Trajan noch nie einen römischen Kaiser gegeben, der nicht zu einer der Familien der in Rom oder Italien ansässigen Eliten gehörte, sondern dessen Familie aus einer fernab von Rom gelegenen Provinz stammte. Angesichts seiner familiären Wurzeln in Italica in Spanien war er deshalb eigentlich ein Fremdstämmiger (Cassius Dio 68.4.2).
Unbeschadet dessen darf bei dem Thema dieses Buches der Hinweis nicht fehlen, dass von Trajan nach der Übernahme der kaiserlichen Macht erwartet wurde, dass er nicht nur als Feldherr und Herrscher Roms aktiv und erfolgreich war, sondern sich auch als potenter Bauherr profilierte. Dass er solchen Erwartungen mit höchst eindrucksvollen Ergebnissen entgegengekommen ist, belegen bedeutende Bauten und Baumaßnahmen in Rom und Italien ebenso wie eine schriftliche Quelle, in der ausdrücklich notiert ist, Trajan habe ebensoviel Geld für Werke des Friedens wie für die von ihm geführten Kriege aufgewendet (Cassius Dio 68.7.1). Zwar waren diese Kriege weitgehend erfolgreich, doch wurden sie in Rom nicht nur beifällig begrüßt, sondern auch mit Kritik zur Kenntnis genommen. Umso wichtiger dürfte es für Trajan gewesen sein, sich in Rom als Bauherr und Intitiator öffentlicher Bauten wahrnehmbar zu betätigen. Allerdings erfüllte er damit nicht nur eine kaiserliche Pflicht der Liberalitas oder an ihn gerichtete Erwartungen der Öffentlichkeit Roms, sondern er nutzte zugleich die sich damit bietende Möglichkeit, solche Bauten zu Trägern von Botschaften werden zu lassen, an deren Verbreitung ihm besonders gelegen war. Deshalb konnte manches dieser Bauwerke auch im Interesse bestimmter politischer oder ideologischer Ziele des Kaisers gleichsam medial instrumentalisiert worden sein, sodass solche Bauten nicht nur zu einer Gattungsgeschichte der römischen Architektur gehören. Darüber hinaus sind sie zugleich Quellen und Belege, die zum Verständnis der Person dieses Kaisers ebenso beitragen wie zum Verständnis der Geschichte seiner Zeit. Dementsprechend gelten die in diesem Buch diskutierten Beispiele nicht nur als architektonische Spuren, die dieser Kaiser durch Gebäude und Baumaßnahmen oder bestimmte Bauprojekte hinterlassen hat, sondern sie werfen darüber hinaus zugleich auch Fragen nach Funktion und Bedeutung auf.
Abb. 1 Portraitbüste Trajans. München, Glyptothek. Inv. Nr. 335
Dass hierzu und wie in einem Vorspann zu dem eigentlichen Thema dieses Buches einige historische Ereignisse und Daten gehören, bedarf keiner besonderen Begründung. Deshalb wird zuerst in knapper Form auf die Vita Trajans und seine Eigenart sowie auf seine politischen und ideologischen Ziele hingewiesen. Bekanntlich sind vor allem das 68. Buch der Römischen Geschichte des Cassius Dio und die als Panegyricus bekannt gewordene Rede des jüngeren Plinius, mit der er sich für das ihm im Jahr 100 n. Chr. übertragene Amt eines Konsuls im Senat Roms bedankte, die wichtigsten schriftlichen antiken Quellen einer jeden Beschäftigung mit diesem Kaiser, mit seinen Taten und Werken. Darüber hinaus sind nicht zuletzt Münzbilder heranzuziehen, welche die Nachricht von Bauten, die auf Initiative Trajans zurückgehen, öffentlich wirksam verbreitet haben. Als besonders wichtige Quellen unterstreichen sie neben den Bauwerken selbst deren herausragende Bedeutung.
Nach historisch gesicherten Daten herrschte der 53 n. Chr. als Marcus Ulpius Traianus geborene Trajan von 98 n. Chr. bis zu seinem Tod im Jahr 117 n. Chr. als Kaiser über Rom und dessen Weltreich. Dabei war es keineswegs selbstverständlich und eigentlich auch nicht zu erwarten, dass er mit seiner Karriere und seiner familiären Herkunft zum Herrscher über dieses riesige Römische Reich werden würde. Schließlich war vor ihm noch nie ein Provinzialer in seiner Laufbahn bis zum Kaiser aufgestiegen (Appian I 1b.38.153; Cassius Dio 68.4.2). Dass er trotzdem in den Besitz dieser Machtposition gekommen ist, musste dennoch nicht völlig überraschend gewesen sein, da seine Fähigkeiten zumindest in Rom und bei dortigen Führungseliten gut bekannt gewesen sind. Bereits 78 n. Chr. hatte er mit der Quaestur eine politische Laufbahn eingeschlagen, die ihm den Weg in den Senat und 91 n. Chr. sogar zum Konsulat eröffnete. Außerdem leistete er fast zehn Jahre lang sowohl im Westen bei den Truppen am Rhein als auch im Osten bei den Truppen am Euphrat (Plinius d. J., Panegyricus 14 – 15) einen ausführlichen Militärdienst, wurde 89 n. Chr. Befehlshaber des obergermanischen Heeres, war anschließend an der Donau aktiv und übernahm, wahrscheinlich 96 n. Chr., das Amt und die Funktion eines Statthalters in Germania Superior. Deshalb entsprach seine Laufbahn, die ihn mit allen militärischen sowie administrativen Kompetenzen ausgestattet hatte, einer eindrucksvollen Bilderbuchkarriere, die ihm alle Chancen eines sozialen und politischen Aufstiegs eröffnen konnte. Als loyales Mitglied des römischen Senats und als erfolgreicher Legionsführer, der auch bei den römischen Truppen bestens angesehen war, gehörte er in Rom schon seit längerer Zeit zu den dort in einflussreichen Kreisen aufmerksam wahrgenommenen Personen, die sich im näheren Umkreis des Machtzentrums von Kaiser und Senat befanden. Offensichtlich gab es bei diesen macht- und innenpolitisch maßgeblichen Eliten Roms genügend Interessenten, die ihren Einfluss bei Nerva geltend machen konnten, um diesen alternden Kaiser für eine Adoption Trajans zu gewinnen.
Abb. 2 Karte des Imperium Romanum zur Zeit Trajans
Hierfür hatte nicht zuletzt die Karriere des vermögenden und zugleich sehr prestigebewussten Vaters von Trajan in Rom den Weg geebnet. Dieser hieß gleichfalls M. Ulpius Traianus und war sowohl zum Senatsmitglied als auch zum Konsul und sogar zum Patrizier aufgestiegen. Deshalb schlug auch der junge Trajan eine entsprechende Laufbahn ein, diente zuerst unter seinem Vater, war dann im Auftrag von Domitian militärisch und administrativ tätig und setzte diese Karriere unter Nerva in gleicher Loyalität gegenüber dem amtierenden Kaiser fort. Schließlich verkündete der kinderlos gebliebene Nerva im Jahr 97 n. Chr. auf dem Kapitol in Rom, nachdem er dort, in einem durchaus ungewöhnlichen Verfahren, betend den Rat der Götter eingeholt hatte (Plinius d. J., Panegyricus 8.1 und 22.5), die Adoption Trajans. Damit war – wie schriftliche Quellen bestätigen (Cassius Dio 68.4) – Trajan zu Nervas Nachfolger und damit zum kommenden Kaiser bestimmt. Mit ihm kam 98 n. Chr., nach dem Tod Nervas, eine Persönlichkeit an die Macht, die über reichliche Erfahrung in staatlicher Verwaltung und in politischer Führung sowie im Umgang mit dem Militär verfügte und somit mit den maßgeblichen Einflussgrößen des durchaus komplizierten Machtgefüges Roms vertraut war. Allerdings fehlte ihm noch der für einen Kaiser unverzichtbre Nachweis seiner virtus, den ihm eigentlich nur ein offiziell vom Senat zugesprochener Triumph bescheinigen konnte. Zwar war er als Legionsführer mit den militärischen und strategischen Problemen in den Provinzen und hierbei vor allem in den Grenzgebieten an Rhein und Donau bestens vertraut und die Truppen und deren Interessen waren ihm gut bekannt, doch konnte er bisher auf keine Erfolge verweisen, die mit einem Triumph geehrt worden waren, wie dies von einem künftigen Kaiser eigentlich zu erwarten war. Deshalb bleibt ziemlich unbekannt, auf welchem Wege und wegen welcher besonderen Verdienste es naheliegend gewesen war, ihm die Funktion und Machtfülle des Kaisers zu übergeben.
Es mag sein, dass hierzu vielleicht weniger Trajan selbst beigetragen hatte als vielmehr das durchaus nicht unproblematische Verhältnis zwischen Nerva als Kaiser und den Truppen als einem für Rom sehr wichtigen und einflussreichen Machtfaktor. Zumindest scheint beim Militär das Ansehen Nervas, der selbst zu keiner Zeit als Heerführer besonders erfolgreich in Erscheinung getreten ist, eher gering gewesen zu sein. Außerdem befolgte Nerva, von dem schon wegen seines bereits bei der Übernahme der kaiserlichen Macht fortgeschrittenen Alters in den Augen mancher Zeitgenossen eigentlich nicht mehr allzu viel zu erwarten war, konsequent die vom Senat über Domitian ausgesprochene damnatio memoriae. Da jedoch Domitian bei den Truppen wegen seiner militärischen Erfolge und einer Erhöhung des Soldes (Sueton, Domitian 6 f.) sehr angesehen war, stießen die gegen Domitians Ansehen gerichteten Aktivitäten Nervas bei den Truppen eher auf Widerspruch. Zumindest konnten sie seiner Autorität mehr schaden als nützen. In Kenntnis und im Bewusstsein einer solchen Stimmung kann sich für Nerva eine Adoption von Trajan, der ihm gegenüber stets loyal gewesen war und der in gutem Ansehen bei den in den Provinzen stationierten Truppen stand, als eine besonders positive Lösung der bisher noch ungeklärten Frage seiner Nachfolge angeboten haben. Da Trajan offensichtlich auch in einflussreichen Kreisen der römischen Gesellschaft genügend Fürsprecher hatte, stand seiner Adoption durch Nerva nichts mehr entgegen.
Für Trajan selbst war mit dem Tod Nervas dessen Nachfolge bereits eindeutig entschieden. Denn er sah sich beim Eintreffen der Nachricht von Nervas Tod, die ihm von seinem Zögling Hadrian übermittelt wurde, nicht veranlasst, gleich nach Rom zu kommen, um sich dort vom Senat als der neue Kaiser bestätigen zu lassen. Stattdessen blieb er noch für längere Zeit bei seinen Truppen an Rhein und Donau, um in Fortsetzung der Politik Domitians dortige Unruhen zu bereinigen und die Grenzsituation zu stabilisieren. Erst nachdem diese, für seine Rolle als Kaiser und den Machterhalt Roms wichtigen Angelegenheiten erfolgreich zu Ende gebracht waren, kam er im Herbst des Jahres 99 n. Chr., mehr als anderthalb Jahre nach Nervas Tod, doch noch von militärischem Erfolg begleitet nach Rom, um die offizielle Proklamation des Senats entgegenzunehmen. Dabei war er, der weder hoch zu Ross noch auf einem Kampfwagen in Rom triumphal Einzug hielt, sondern hier zu Fuß angekommen ist (Plinius d. J., Panegyricus 22.1), offensichtlich um eine bürgerliche Attitüde bemüht. Dieses Verhalten ist in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich für das Verständnis Trajans und seines Umgangs mit der ihm durch Adoption übertragenen Macht sowie für das Verständnis seines Verhältnisses zum Senat und bestimmter, für ihn wichtiger Prioritäten: Zum einen war er sich seiner Sache bei der Übernahme der kaiserlichen Macht so sicher, dass ihm besondere Eile für die noch ausstehende Proklamation nicht erforderlich zu sein schien; zum anderen vertraute er mehr seinem durch militärische Siege gestärkten Ansehen und stützte seine Herrschaft hauptsächlich auf die ihm unterstellte militärische Macht, auf seine Verbundenheit mit den von ihm geführten Truppen und auf deren Loyalität. Deshalb gab es aus seiner Sicht wahrscheinlich mehr als nur einen Grund, sich deutlicher als andere für seine Soldaten einzusetzen, die er – als sei er selbst ein Truppenmitglied und einer der ihren – sogar bei Übungen und im tatsächlichen Kampf begleitete (Plinius d. J., Panegyricus 13.1).
Darüber hinaus bemühte er sich von Anfang an und während der gesamten Zeit seiner Herrschaft um ein gutes Verhältnis zum Senat und damit zu der alten Elite Roms, deren verbriefte Rechte er gut kannte und grundsätzlich auch respektierte. Schließlich hatte er selbst mehrere senatorische Ämter durchlaufen; die im Senat gepflegten Be- und Empfindlichkeiten waren ihm also nicht unbekannt. Dementsprechend hatte er bei seiner Machtübernahme den Senatoren in einem handschriftlich verfassten Brief verbindlich zugesichert, er werde niemals einen ehrenwerten Mann – gemeint waren damit vor allem die Mitglieder des Senats – töten lassen oder ächten (Cassius Dio 68.5,2) Dies hielt ihn freilich nicht davon ab, der eigenen Selbsteinschätzung und deren Legitimation so deutlich Ausdruck zu geben, dass niemand von seinem Macht- und Selbstbewusstsein überrascht zu sein brauchte. Beispielhaft zeigt dies die Form seiner offiziellen Proklamation durch den Senat, der sich hierfür gemeinsam mit dem Volk Roms auf dem Kapitol versammelte, während Trajan dort im Tempel des Iuppiter Optimus Maximus Einzug hielt (Plinius d. J., Panegyricus 5.3 – 4). Nichts konnte die unvergleichliche Bedeutung dieses Ereignisses deutlicher unterstreichen als dessen Vollzug im Heiligtum der für Rom und seine Bürger höchsten göttlichen Instanz. Zwar blieben dabei die Rechtsposition des Senats und dessen Zuständigkeit formal gewahrt, doch konnte durch den Tagungsort auf dem Kapitol dem dort vollzogenen Vorgang ein Sinnbezug unterlegt werden, der dieser Proklamation zugleich einen anderen und deutlich überhöhten Stellenwert zuschrieb. Schließlich war noch keinem Kaiser zuvor die Herrschaft vom Senat im Heiligtum des höchsten aller Götter übertragen worden. Deshalb dürften für Trajan der Ort und die Form seiner Proklamation nicht nur eine besondere Auszeichnung gewesen sein, sondern zugleich in einer feinsinnigen Anspielung ein Hinweis darauf, dass diese Übergabe und Übernahme der Macht ihre Anerkennung im Beisein Jupiters und damit durch den höchsten Staatsgott Roms selbst erfahren hat. Falls solche Vorgänge und damit zum Ausdruck gebrachte Ansprüche in Rom nicht nur Beifall gefunden haben, konnte man sich unbestreitbar und getrost darauf berufen, dass schon Nerva die Adoption Trajans auf dem Kapitol nach Beratung mit den Göttern und nach göttlichem Ratschluss verkündet hatte. Schon deshalb scheint gerade dieser Ort für die Proklamation durch den Senat in besonderer Weise prädestiniert gewesen zu sein. Außerdem gab dies Trajan und seiner nicht ganz unproblematischen Herkunft nicht zuletzt eine Legitimation, die weder zu bezweifeln noch zu übertreffen war. Im Bewusstsein dieses Procederes verfügte Trajan jetzt nicht nur über eine ihm durch den Senat, dem rechtmäßig zuständigen Organ der res publica, gleichsam zu treuen Händen übergebene Funktion, sondern vor allem auch über eine ihm von Jupiter übertragene Macht.
Zwar war dieser Vorgang zuerst für den bis zum Kaiser Roms aufgestiegenen Trajan eine ganz besondere und sehr persönliche Auszeichnung, doch signalisierte er zugleich einen Wandel von grundsätzlicher Bedeutung: Auch wenn eine solche Inszenierung zuerst die Legitimation der Adoption Trajans unterstützte, entsprach deren Inhalt zugleich einer Propaganda, durch die an anderer Stelle und gewiss nicht zufällig in einem breit dargelegten Hinweis betont wurde (Plinius d. J., Panegyricus 6.7 – 8.1), dass es für den Staat keineswegs gut sein müsse, wenn die Herrschaft vom Vater auf den Sohn übergehe oder der Herrschaftswandel nur durch eine verwandtschaftliche Verbindung begründet und abhängig bliebe. Dem jüngeren Plinius gab seine Lob- und Dankesrede, die er vor dem Senat und somit vor den alten und durchaus selbstbewussten Eliten Roms hielt, offenbar die ausführlich genutzte Gelegenheit, ein Plädoyer vorzutragen über die Vorzüge einer Adoption durch einen guten Regenten, der mit diesem Akt zum Wohle Roms mit Sachkunde und Verantwortung seine Nachfolge regelt. Unausgesprochen, aber deshalb nicht weniger deutlich, folgte Plinius mit der dabei erläuterten und ebenso grundsätzlichen wie ideologisch motivierten Begründung für ein Adoptivkaisertum einem durchaus aktuell gewordenen Thema zur Staatsführung Roms. Dass dies mit einem damals in der Frage der Herrschernachfolge ohnehin vollzogenen Wandel übereinging, der von familiären Bindungen und Blutsverwandtschaften zu Adoptionen führte, muss kein Zufall gewesen sein: Schließlich hatte Rom mit Nero oder auch Domitian und damit mit einem System, das einer verwandtschaftlichen Bindung mehr Gewicht einräumte als einer besseren Qualifikation, keine besonders guten Erfahrungen gemacht. Dies begründet das Lob für die durch die Adoption Trajans erwiesene Weitsicht Nervas und ebenso den weit ausholenden Einschub zum grundsätzlichen Vorzug einer Adoption. Deshalb empfiehlt Plinius den römischen Kaisern auch über diesen Akt mit der Adoption Trajans durch Nerva hinaus, ihre Nachfolge nicht dem Zufall einer familiären Erbfolge zu überlassen, sondern zum Wohle Roms selbst mit der Adoption einer durch eigenes Handeln wirklich ausgewiesenen und kompetenten Person tätig zu werden.
Dass Plinius in seiner Lobrede betonte, Trajan habe von Anfang an allen für eine Übernahme der kaiserlichen Macht erforderlichen Bedingungen und erwünschten Idealen entsprochen, ergab sich zwar aus Anlass und Funktion dieses Panegyricus, doch blieb Trajan offensichtlich auch als Kaiser bei der Ausübung seiner Herrschaft weitgehend korrekt. Zumindest hütete er sich, zumal ihm als warnendes Exempel das Schicksal des Senatsverächters Domitian gut bekannt gewesen ist, vor offenkundigem Machtmissbrauch. Zugleich war er darum bemüht, sich gegenüber den Senatoren als einer der ihren zu zeigen. Er hat wohl schon deshalb Auseinandersetzungen weitgehend vermieden, damit man im Senat keinen Anlass sehen konnte, seiner Politik und Machtentfaltung im Wege zu stehen. Hierfür hat es wohl auch keinen besonderen Grund gegeben, zumal Trajan der gute Zustand der ihm unterstellten Truppen offensichtlich nicht weniger wichtig gewesen ist als die Zufriedenheit des römischen Volkes, unter das er – wie ein zu diesem Anlass geprägter Sesterz bestätigt – große Geldsummen verteilte (Plinius d. J., Panegyricus 25.2 – 5). Einer solchen Politik entspricht, dass er viel in zahlreiche, dringend notwendige Bauarbeiten von Straßen, Häfen und sonstigen öffentlichen Gebäuden investiert und außerdem eine außerordentlich großzügige Verteilung von alimenta (Plinius d. J., Panegyricus 26.3; 28.4 – 5) veranlasst hatte. Für deren Finanzierung sind nach einem bestimmten System Gelder aus dem Wirtschaftskreislauf abgeschöpft worden, um in Rom und Städten Italiens Gelder für heranwachsende Kinder und Finanzierungshilfen für die Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus ist für Trajan die Getreideverteilung gegen Hunger und Not der ärmeren Bevölkerung ein andauerndes Thema gewesen (Plinius d. J., Panegyricus 29.1). Deshalb konnte sich Trajan einer allgemeinen Wertschätzung durch das römische Volk sicher sein.
Trotzdem stützte er seine Machtposition vor allem auf die ihm unter- und ergebenen Truppen, sowie auf die mit ihnen errungenen militärischen Erfolge. Dabei standen neben Maßnahmen zur Grenzsicherung in Germanien und Dakien nicht zuletzt große Offensiven gegen vermeintliche oder tatsächliche Gegner und eine ständige Vergrößerung des römischen Weltreiches durch die Eroberung weiterer Länder auf der Tagesordnung. Offensichtlich dienten diese Eroberungen sowohl einer Stärkung römischer Macht als auch dem Gewinn reicher Beute, von der sowohl der Kaiser als auch Rom und nicht zuletzt die siegreichen Truppen profitierten. Vor allem die beiden Dakerkriege der Jahre 101 – 102 und 105 – 106 n. Chr., von denen die schriftlichen Quellen ausführlich berichten (Cassius Dio 68.6 – 14), sollten die Vormacht Roms in den Donaugebieten im heutigen Rumänien und damit den offenen Zugang zum Schwarzen Meer sichern. Abgesehen von einer für Rom wichtigen strategischen Bedeutung dieses territorialen Gewinns könnte auch der direkte Zugriff auf die reichen Edelmetallvorkommen im Erzgebirge Siebenbürgens – das berühmte Gold der Daker – besonders attraktiv gewesen sein. Schließlich war nach Aussage einer zuverlässigen Quelle (Herodot IV 104) schon seit Jahrhunderten und zumindest bis nach Athen bekannt, dass in diesen Gebieten Erzvorkommen abgebaut wurden, die zu Gold verarbeitet werden konnten.
Offensichtlich scheute Rom keinen Aufwand, um bis in die Gebiete der dort ansässigen Daker vorzudringen. Beispielhaft dokumentiert dies die bereits in antiken Zeiten berühmte Brücke, über die bei Drobeta im heutigen Rumänien die Donau von den Truppen Trajans überquert werden konnte und auch überquert worden ist. Die Brücke selbst, von der zwar nichts mehr erhalten ist, die aber ein technisches und konstruktives Wunderwerk gewesen zu sein scheint, war zugleich das erste Bauwerk, mit dem Trajan als Bauherr auf sich aufmerksam gemacht hatte. Noch dem späteren Biographen Trajans war diese Brücke offensichtlich so gegenwärtig, dass er ihre Größe, Bauform und Leistungsfähigkeit ziemlich genau nennen konnte (Cassius Dio 68.13.1 – 6). Hiernach soll die Brücke mehr als einen Kilometer lang und etwa 20 Meter breit gewesen sein. Anscheinend waren mindestens zwanzig bis zu 45 Meter hohe Pfeiler aus Quadersteinen, die tief in das Flussbett eingegraben waren, Teil ihrer aufwendigen Baukonstruktion. Der von diesen Pfeilern getragene Brückenaufbau bestand wahrscheinlich aus leichterem Material. Hadrian ließ die Brücke dann allerdings wieder abbauen (Cassius Dio 13.6), um das Eindringen von Feinden zu unterbinden. Trotzdem lässt sich von der Gestalt dieses erstaunlichen und zumindest konstruktiv sehr kühnen Bauwerks, das Apollodor von Damaskus im Auftrag Trajans geplant und ausgeführt hatte (Prokopios, de aedificiis 4.6 11 ff.), sowohl durch Darstellungen auf der Trajanssäule als auch durch ein Münzbild und nicht zuletzt durch die nach urkundlichem Beleg (CIL II 759) im Jahr 103 gleichfalls unter Trajan errichtete, gut erhaltene und als ein Prachtstück trajanischer Baukunst bezeichnete Brücke über den Tajo, den antiken Tagus bei Alcantara zumindest eine einigermaßen zutreffende Vorstellung (Abb. 3) gewinnen. Dass diese Brücke für die militärischen Erfolge im Dakerkrieg von besonderer Bedeutung war und deshalb Apollodor als ihr Baumeister und Konstrukteur bei Trajan in positiver Erinnerung geblieben war, könnte diesem Architekten bei der Erteilung des Auftrags für den Bau der großen Säule auf dem Trajansforum (siehe S. 27 ff.) zugute gekommen sein. Darüber hinaus wurde dieser Sieg in Rom als ein derart herausragendes und glorifizierendes Ereignis verstanden, dass sich der Senat veranlasst sah, dem Kaiser die in ihrer Art einzigartige Auszeichnung des Ehrentitels eines Optimus Princeps zu verleihen (Cassius Dio 68.23.1). Dass dies vor allem durch die Erfolge in den Dakerkriegen begründet war, betont in nahezu hymnischer Form das Bau- und Bildprogramm des Trajansforums in Rom, mit dessen Bau gleich nach dem siegreichen Ende dieser Kriege begonnen worden war. Für dasselbe Jahr hatte der Senat Trajan einen Triumph anlässlich dieses Sieges zugesprochen, dessen Festzug ihn hinauf zum Tempel des Jupiter auf dem Kapitol führte (Plinius d. J., epist. 8.4,2). Zugleich beteiligte er das Volk an dem durch diesen Erfolg vereinnahmten Gewinn und verteilte an jeden Mann 500 Denare – einen Betrag, der etwa 200 Tageslöhnen eines einfachen Arbeiters entsprach. Außerdem fanden zur Feier des Sieges für die Dauer von mindestens einem Jahr nahezu täglich Spiele und Wettkämpfe statt, bei denen angeblich elftausend Tiere getötet worden sind und bei denen zehntausend Gladiatoren gekämpft haben sollen (Cassius Dio 68.15.1).
Abb. 3 Rekonstruktionsskizze der Donaubrücke Apollodors
Nur wenig später startete Trajan nochmals einen großen Feldzug in den Osten. Während diesem wurden Armenien und Mesopotamien als Provinzen dem Imperium Romanum angeschlosssen. Durch einen militärisch endgültigen Sieg über die Parther sollte ein altes Thema Roms triumphal besiegelt werden. Zwar kamen römische Truppen dabei bis zum Persischen Golf (Cassius Dio 68.31.1), doch führte dieser Krieg zu keinem für Rom wirklich befriedigenden Ergebnis. Trajan musste sich schließlich mit einem für ihn und Rom keineswegs begrüßenswerten Kompromiss zufrieden geben, durch den der ausgebliebene Erfolg ebenso wenig zu verschleiern war (Cassius Dio 68.31.3; 33.1 – 2) wie auch der durch eine Rückgabe bereits eroberter Gebiete (Cassius Dio 68.29,4) offensichtliche Machtverlust. Anscheinend hatte sich Trajan nicht veranlassst gesehen, dem Rat zu folgen, den Augustus seiner Zeit und seinen Nachfolgern hinterlassen hatte. Er hatte ihnen empfohlen das Reich nicht über die in der Zeit des Augustus erreichten Grenzen hinaus zu vergrößern (Tacitus, Annalen 1.11). Dabei hatten die strapaziösen Feldzüge offensichtlich auch bei Trajan selbst, der inzwischen sein 60. Lebensjahr deutlich überschritten hatte, ihren Tribut gefordert. Schließlich erkrankte er, ohne dass die näheren Umstände bekannt wären, auf der Rückreise nach Rom und verstarb 117 n. Chr. während eines Zwischenaufenthaltes in Selinus am Schwarzen Meer (Cassius Dio 68.33.3).
Trotzdem war und blieb er unter den Kaisern Roms einer der erfolgreichsten Feldherren. Dies betonen nicht zuletzt Ehrenbezeichnungen, die seinem eigentlichen Namen wie titurale Beinamen hinzugefügt worden sind. Dementsprechend wurde er nach seinem Erfolg im Krieg gegen die Germanen als Germanicus, nach seinem Sieg über die Daker als Dacius und nach dem zwar ziemlich erfolglos gebliebenen, aber in der Propaganda trotzdem zu einem Sieg umgemünzten Krieg gegen die Parther als Parthius bezeichnet. Noch nach seinem Tod wurde er in Rom – wie in einem posthum inszenierten Triumphzug – mit einer ihm nachempfundenen Puppe auf einem Triumphwagen als siegreicher Feldherr feierlich geehrt (SHA Hadrian 6).
Für Rom bedeuteten die militärischen Siege nicht nur einen triumphal gefeierten Machtzuwachs, diese Kriegserfolge waren zugleich durch die reiche Beute mit einem großen materiellen Gewinn verbunden. Mit diesen Geldern konnten die überaus kostspieligen Feldzüge mit einer deutlichen Erhöhung des Militärsolds unterstützt werden und eine Stabilisierung des Staatshaushalts erreicht werden. Schließlich waren die Finanzen Roms nicht nur durch die großzügige Verteilung von Alimenta und Getreiderationen, sondern auch durch die Finanzierung aufwendiger Spektakel und nicht zuletzt durch die von Trajan initiierten Bauprogramme ständig beansprucht und wohl auch überfordert worden. Dabei konzentrierte sich ein beträchtlicher Teil dieser Bauprogramme – abgesehen von großen Bauten und Anlagen in Rom – auf den Ausbau von Straßen, die Errichtung von Brücken und Aquaedukten sowie auf eine Vergrößerung und Befestigung von Hafenanlagen. Dies unterstreicht den hohen Stellenwert, den eine Verbesserung der Verkehrsverbindungen zu Wasser und zu Land und eine Konsolidierung von Infrastrukturen in den Bauprogrammen dieses Kaisers eingenommen hatten. Offensichtlich war dabei der Ausbau von Hafenanlagen wie in Ancona und vor allem in Ostia für Rom besonders wichtig, zumal diese Stadt – als Metropole mit über einer Million Bewohnern – für die Versorgung ihrer Bevölkerung auf eine gut funktionierende Lebensmittelzufuhr, die zum Beispiel aus den Kornkammern Ägyptens über das Meer und von den Häfen Italiens an Land gebracht werden musste, dringend angewiesen war. Außerdem sollten Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur wohl auch für private Bauherren ein Anreiz sein, an Orten, die von solchen Projekten profitierten, mit eigenen Bauten aktiv zu werden. Dies konnte – wie Ostia beispielhaft zeigt (siehe unten, S. 123 ff.) – entscheidend dazu beitragen, sowohl das Bild der Städte als auch den jeweiligen Wirtschaftsstandort und die Lebensverhältnisse der Bevölkerung deutlich zu verbessern. Dabei brauchte Trajan außerhalb Roms kaum mit von ihm selbst initiierten Bauwerken in Erscheinung zu treten, zumal dort auch ohne sein Zutun durch besondere Bauten oder Monumente Zeichen gesetzt waren, die seine Herrschaft und deren programmatische Ziele höchst eindrucksvoll zur Wirkung bringen konnten, wie zum Beispiel in Adamklissi (S. 63 ff.) oder in Benevent (S. 107 ff.) und auch in Ancona (S. 117 ff.).
Dagegen trat Trajan selbst als Bauherr in Rom deutlicher in Erscheinung und engagierte sich dort für Projekte, die schon bald aus dem Stadtbild Roms nicht mehr wegzudenken waren. Dies gilt an erster Stelle für sein außerordentlich anspruchsvoll konzipiertes und mit zahlreichen Skulpturen ausgestattetes Kaiserforum (S. 40 ff.). Bekanntlich war für dessen Baugestalt mit Apollodor von Damaskus ein Architekt verantwortlich, den Trajan bereits für den Bau der im Dakerfeldzug errichteten Brücke über die Donau herangezogen hatte. Dass Bauten auch unabhängig von dieser Forumsanlage für Trajan ein besonders wichtiges Thema sein konnten, um das er sich auch persönlich kümmerte, überliefert beispielhaft die Nachricht (Cassius Dio 69.4.2), nach der er sich mit Apollodor wegen bestimmter Bauvorhaben auch ganz direkt beraten hatte. Anscheinend war für diesen Architekten sogar der persönliche Zugang zum Kaiser möglich. Noch mehr als anlässlich anderer Bauten dürften – auch wenn dies nicht authentisch überliefert ist – die Planung und Ausführung des Trajansforums Gegenstand ausführlicher Beratungen zwischen Trajan und Apollodor gewesen sein. Dabei hatte Trajan mit seinem besonderen Repräsentationsplatz nicht nur mitten im Zentrum Roms und in direkter Nachbarschaft zu den hier bereits vorhandenen Kaiserfora eine wahrhaft kaiserliche Staatsarchitektur in neuen Maßstäben angelegt, sondern mit dem großen Säulenmonument zugleich ein Zeichen gesetzt, das sich bekanntlich auch über diese Zeiten hinaus und wie auf ewige Dauer im Gedächtnis späterer Zeiten festgeschrieben hat.
Dass es Trajan in Rom nicht dabei beließ, durch eindrucksvolle Bauten und besonders auffallende Monumente seinen besonderen Rang als siegreicher Feldherr nachdrücklich zur Wirkung zu bringen, belegen sowohl schriftliche Quellen (Cassius Dio 68.7.1) als auch die unmittelbar neben seinem Kaiserforum angelegten Marktbauten (S. 101 ff.), ebenso das auf seine Veranlassung hin errichtete städtische Freizeitzentrum der Trajansthermen (S. 57 ff.) mit der zu ihrer Versorgung mit Wasser bereitstehenden Zisterne, sowie der als Aqua Traiana (S. 93 ff.) bekannte Aquaedukt. Damit sind nicht nur Bauwerke entstanden, die über ihre repräsentative Funktion hinaus zugleich Trajans Verbundenheit mit dem Volk betonten, indem sie breiteren Schichten der Bevölkerung Roms für deren Freizeitgestaltung und für die allgemeine Kommunikation zur Verfügung standen. Zugleich waren damit Aufträge verbunden, die einer größeren Allgemeinheit zugute kommen konnten, indem sie sowohl die Wasserversorgung in Rom und die Infrastruktur dieser Stadt verbesserten als auch für den Broterwerb ungezählter Arbeiter, Händler, Lieferanten und sonstiger Gewerbetreibender sorgten.
Darüber hinaus ist Trajan – soweit dies schriftliche Quellen und archäologische Befunde erkennen lassen – als Bauherr oder Initiator besonders wichtiger Baumaßnahmen außerhalb von Italien anscheinend in keiner der großen und starken Provinzen des Römischen Reiches unmittelbar aktiv geworden. Dass dies allerdings nicht bedeutet, es sei ihm gleichgültig gewesen, was in Städten und Ländern dieser Provinzen bei Baumaßnahmen geschah, belegt vor allem der offizielle Auftrag, den er um 110 n. Chr. dem ehemaligen Konsul Plinius d. J., einem der höchsten und einflussreichsten Spitzenbeamten des Römischen Reiches, mit der Aufgabe erteilt hat, vor Ort in Provinzen des Ostens zu prüfen, ob bei öffentlichen und halböffentlichen Bauten die rechtmäßige und dem jeweiligen Anlass angemessene Ausführung beachtet wird. Der rege Schriftverkehr zwischen Plinius und dem Kaiser zeigt vor allem, dass diese Vorgänge von Trajan mit deutlich wahrnehmbarem Interesse verfolgt worden sind. Anscheinend ist eine etwas strengere Kontrolle dieser Städte, die bisweilen mit ehrgeizigen Bauprojekten ihre finanziellen Möglichkeiten überfordert hatten, durchaus angebracht gewesen. Ihnen konnte gegebenenfalls Einhalt geboten werden und deren Lebensfähigkeit konnte dadurch – auch im Interesse einer Stabilität des Reiches – gesichert werden. Darüber hinaus hatte sich Trajan allerdings als Bauherr in den Provinzen kaum engagiert, sondern war als politisch ordnende Instanz dort mehr daran interessiert, den möglichst selbständig verwalteten und Rom zugleich treu ergebenen Städten in einer fortschreitenden Romanisierung den Weg zu weisen. Offensichtlich ist dabei für Trajan eine gut funktionierende Infrastruktur ein wichtiges und stets aktuell gebliebenes Thema gewesen (Cassius Dio 68.7.1), zu dem neben dem Bau wichtiger Hafenanlagen nicht zuletzt der Ausbau großer Überlandstraßen (Plinius d. J., Panegyricus 29.2) gehörte. Dass diese Straßen nicht nur als Handelswege nützlich waren, sondern Rom auch in die Lage versetzten, bei Bedarf Truppenkontingente problemlos und zügig zu verlegen, unterstreicht zugleich deren strategischen Nutzen für Rom. Dabei galt, wie die fertig gestellten Bauprojekte und die hierfür bereitgestellten finanziellen Mittel zeigen, das besondere Interesse und Engagement dieses Kaisers vor allem Italien mit Rom als seinem geographischen, geschichtlichen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt.
Allerdings scheinen Trajans Aktivitäten – und dies meint vor allem seine keineswegs nur erfolgreichen Feldzüge – Rom fast bis an den Rand seiner materiellen und administrativen Leistungsfähigkeit gebracht zu haben. Zumindest sah sich sein Adoptivsohn und Nachfolger Hadrian direkt nach Trajans Tod – vielleicht auch angesichts der zuletzt erfolglos gebliebenen Feldzüge und angesichts des Römischen Reiches, das riesig angewachsenen und in seiner ethnischen sowie kulturellen Vielschichtigkeit kaum noch zu überblicken war – veranlasst, eine Fortsetzung der Kriegsaktivitäten zur Eroberung weiterer Länder sofort einzustellen und für die gesamte Zeit seiner Herrschaft auf jeglichen Angriffskrieg zu verzichten (Cassius Dio 69.5,1). Dabei werden das Lebensende Trajans und der Herrschaftsbeginn Hadrians in antiken schriftlichen Quellen von Andeutungen begleitet (Cassius Dio 69.1.2 – 4), nach denen es bei der Adoption Hadrians – und damit bei dessen Benennung zum Nachfolger Trajans – vielleicht nicht ganz mit rechten Dingen zugegangen sein soll. Allerdings muss die Sachlage als solche trotzdem weitgehend klar gewesen sein, weil Trajan, dessen Ehe mit Plotina kinderlos geblieben ist, seinen im Kindesalter vaterlos gewordenen Neffen Hadrian bei sich aufgenommen und erzogen und ihn mit offiziellen Aufgaben und staatlichen Ämtern betraut hat. Auf diese Weise hat er ihn bestens auf eine spätere Übernahme der kaiserlichen Machtposition vorbereitet. Andererseits war bekannt geworden, dass sich Trajan bis zur Stunde seines Todes nicht zu einer eigentlich längst fälligen Adoption Hadrians entschließen konnte; es wurde kolportiert, Trajan habe – im Sterben liegend – mit letzter Anstrengung und kaum verständlicher Stimme gerade noch den Namen Hadrians genannt. Da Trajan jedoch seinen letzten Willen weder schriftlich festgehalten hatte, noch anderen Personen aus seinem näheren Umkreis anvertraut hatte, konnte die Adoption Hadrians lediglich von Trajans Gattin Plotina und von Hadrians Schwiegermutter Matidia, die beide an Trajans Sterbebett gestanden hatten, als der letzte Wille dieses Kaisers bezeugt werden. Obwohl Hadrian in der Nachfolge Trajans dessen von Kriegszügen begleiteter Expansionspolitik eine klare Absage erteilte und als Kaiser Roms gänzlich andere Interessen verfolgte, blieb Trajans Ansehen als einer der für Rom erfolgreichsten und stärksten Herrscher weiterhin lebendig. Auch deshalb sind und bleiben seine Bauten als Zeugnisse seines Wirkens von besonderem und nachhaltig wirkendem Interesse.