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Vierter Auftritt

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Der Gerichtsrat Walter tritt auf. Die Vorigen.

Walter

Gott grüß Euch, Richter Adam.


Adam

Ei, willkommen!

Willkommen, gnäd’ger Herr, in unserm Huisum!

Wer konnte, du gerechter Gott, wer konnte

So freudigen Besuches sich gewärt’gen.

Kein Traum, der heute früh Glock achte noch

Zu solchem Glücke sich versteigen durfte.


Walter

Ich komm ein wenig schnell, ich weiß; und muß

Auf dieser Reis’, in unsrer Staaten Dienst,

Zufrieden sein, wenn meine Wirte mich

Mit wohlgemeintem Abschiedsgruß entlassen.

Inzwischen ich, was meinen Gruß betrifft,

Ich meins von Herzen gut, schon wenn ich komme.

Das Obertribunal in Utrecht will

Die Rechtspfleg auf dem platten Land verbessern,

Die mangelhaft von mancher Seite scheint,

Und strenge Weisung hat der Mißbrauch zu erwarten.

Doch mein Geschäft auf dieser Reis’ ist noch

Ein strenges nicht, sehn soll ich bloß, nicht strafen,

Und find ich gleich nicht alles, wie es soll,

Ich freue mich, wenn es erträglich ist.


Adam

Fürwahr, so edle Denkart muß man loben.

Ew. Gnaden werden hie und da, nicht zweifl ich,

Den alten Brauch im Recht zu tadeln wissen;

Und wenn er in den Niederlanden gleich

Seit Kaiser Karl dem Fünften schon besteht:

Was läßt sich in Gedanken nicht erfinden?

Die Welt, sagt unser Sprichwort, wird stets klüger,

Und alles liest, ich weiß, den Puffendorf;

Doch Huisum ist ein kleiner Teil der Welt,

Auf den nicht mehr, nicht minder, als sein Teil nur

Kann von der allgemeinen Klugheit kommen.

Klärt die Justiz in Huisum gütigst auf,

Und überzeugt Euch, gnäd’ger Herr, Ihr habt

Ihr noch so bald den Rücken nicht gekehrt,

Als sie auch völlig Euch befried’gen wird;

Doch fändet Ihr sie heut im Amte schon,

Wie Ihr es wünscht, mein Seel, so wärs ein Wunder,

Da sie nur dunkel weiß noch, was Ihr wollt.


Walter

Es fehlt an Vorschriften, ganz recht. Vielmehr

Es sind zu viel, man wird sie sichten müssen.


Adam

Ja, durch ein großes Sieb. Viel Spreu! Viel Spreu!


Walter

Das ist dort der Herr Schreiber?


Licht

Der Schreiber Licht,

Zu Eurer Gnaden Diensten. Pfingsten

Neun Jahre, daß ich im Justizamt bin.


Adam bringt einen Stuhl.

Setzt Euch.


Walter

Laßt sein.


Adam

Ihr kommt von Holla schon.


Walter

Zwei kleine Meilen — Woher wißt Ihr das?


Adam

Woher? Ew. Gnaden Diener —


Licht

Ein Bauer sagt’ es,

Der eben jetzt von Holla eingetroffen.


Walter

Ein Bauer?


Adam

Aufzuwarten.


Walter

— Ja! Es trug sich

Dort ein unangenehmer Vorfall zu,

Der mir die heitre Laune störte,

Die in Geschäften uns begleiten soll. —

Ihr werdet davon unterrichtet sein?


Adam

Wärs wahr, gestrenger Herr? Der Richter Pfaul,

Weil er Arrest in seinem Haus empfing,

Verzweiflung hätt den Toren überrascht,

Er hing sich auf?


Walter

Und machte Übel ärger.

Was nur Unordnung schien, Verworrenheit,

Nimmt jetzt den Schein an der Veruntreuung,

Die das Gesetz, Ihr wißts, nicht mehr verschont. —

Wie viele Kassen habt Ihr?


Adam

Fünf, zu dienen.


Walter

Wie, fünf? Ich stand im Wahn — Gefüllte Kassen?

Ich stand im Wahn, daß Ihr nur vier —


Adam

Verzeiht!

Mit der Rhein-Inundations-Kollekten-Kasse?


Walter

Mit der Inundations-Kollekten-Kasse!

Doch jetzo ist der Rhein nicht inundiert,

Und die Kollekten gehn mithin nicht ein.

— Sagt doch, Ihr habt ja wohl Gerichtstag heut?


Adam

Ob wir —?


Walter

Was?


Licht

Ja, den ersten in der Woche.


Walter

Und jene Schar von Leuten, die ich draußen

Auf Eurem Flure sah, sind das —?


Adam

Das werden —


Licht

Die Kläger sinds, die sich bereits versammeln.


Walter

Gut. Dieser Umstand ist mir lieb, ihr Herren.

Laßt diese Leute, wenns beliebt, erscheinen.

Ich wohne dem Gerichtsgang bei; ich sehe,

Wie er in Eurem Huisum üblich ist.

Wir nehmen die Registratur, die Kassen

Nachher, wenn diese Sache abgetan.


Adam

Wie Ihr befehlt. — Der Büttel! He! Hanfriede!


Der zerbrochene Krug

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