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16 Vatl lebt

Nun kamen Renate und ich oft zur gleichen Zeit nach Hause. Sie hatte immer den Schlüssel, bis uns bissel später Fleischers drei neue verschafften, dann hatten wir jeder einen. Fleischers hatten Beziehungen zu allem, und sie nannten sich geschickte und herzliche „Schieber“. An diesem Tag lag eine kleine Karte bei unserer Stubentür. Post wurde damals immer hochgebracht und in den Türschlitz gesteckt. Die Postfrauen müssen ganz schön fit gewesen sein, und eine Dicke sah man nie; überhaupt sah man keine wohlbeleibten Personen damals. Übrigens wohnte unsere Postfrau über uns im vierten Stockwerk mit ihrer Tochter; deren Vater auch im Krieg gefallen war. Mein Schwesterlein guckte die Karte an, schrie auf, und sofort kamen ihr die Tränen. Sie schnappte mich, umarmte mich und wirbelte mich herum, bis wir beide umfielen. Heinzelmann, Heinzelmann, die Nachricht ist vom Vatl!, schreit sie außer Atem. Sie schluchzt und kann kaum sprechen. Es war eine Karte von einem Kriegsgefangenenlager in Russland, von wo sie den Weg zu uns gefunden hat durchs Rote Kreuz in der Schweiz und über unsere Tante Emmy und Onkel Emil Kluge in Chemnitz. Tante Emmy war Vatls Schwester. Renate umklammerte und küsste mich, und immer wieder stammelte sie heulend, daß wir unseren Vatl wiederhaben.


Vatls erste Karte aus der Gefangenschaft


Die Rückseite

Ein planloses Leben – Teil 1

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