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Pipinas Geburt

Es war einmal ein hübsches Bergdorf im mazedonischen Ländchen in Griechenland. Das Land des meist gefürchteten Kämpfers aller Zeiten, das Land Alexander des Großen. In diesem friedlichen und reizvollen Dorf, wo die Bäche bei Tag und Nacht wild rauschen und nachts über das ganze Dorf die Dunkelheit ihren Mantel ausbreitet. In dieser stillen Nacht, wo außer dem Rauschen der Bäche, dem Knurren der Hunde, dem Geschnatter der Enten und Gänsen und den Geschossen der Partisanen, die eifrig dabei waren, das Land von den meist gehassten Besatzern, den Deutschen, zu befreien. Den gehassten, weil sie dauernd Schokolade aßen, ohne uns etwas abzugeben.

Wir beobachteten sie gierig und bei jedem Biss, den sie machten, bissen wir unsere Zähne so fest zusammen, bis unsere Kiefer krumm wurden. Aber diese wunderbaren Söhne aus deutscher Erde beachteten uns nicht und hatten kein Erbarmen, wie einst unsere Freunde, die Engländer oder die Italiener, die uns wenigstens die übrig gebliebenen Krümelchen abgaben und die mit unseren strammen Weibern sogar Leib und Seele teilten.

In so einer friedlichen Nacht, liebe Leute, bevor der Kirchturm 12 mal geschlagen hatte, erblickte ich Pipina, als zweite Tochter eines Gastwirt-Paares, nach Erzählungen meiner Eltern und Großeltern irgendwann im Frühjahr 1940 oder 1941, zwischen der letzten Stufe der Treppe und der Schlafzimmertür eines einstöckigen Einfamilienhauses, das Licht dieser friedvollen Welt.

Als ich, das Genie des Jahrhunderts, herausschlüpfte, übertönte mein freudiges Geschrei sogar das Gegackere der Hühner, die unruhig in ihren geräumigen Hühnerstall liefen, um Schutz vor den streunenden Füchsen zu suchen, die Abend für Abend im tief schlafenden Dorf ihre Mahlzeiten suchten und manches vor Angst zitternde Huhn erbarmungslos mit sich schleppten, als Vorratsmahlzeit für den nächsten Tag.

Also, wie ich bereits erwähnte, schliefen fast alle Bewohner in dieser stillen Nacht in seliger Ruhe, bis auf einige Saufbrüder, die sich schon seit frühmorgens immer noch im Wirtshaus meines ehrenwerten Vaters aufhielten, das Wirtshaus nicht verlassen wollten und ihm nicht erlaubten nach Hause zu gehen, um seinen wohlverdienten Feierabend zu genießen. Als mein Vater sie nachhaltig darum bat, sich auf den Weg zu machen und zu ihren vertrauten Familien heimzukehren, und sie sich immer noch sträubten, verlor er die Geduld und entschloss sich diese friedenstörenden Gestalten alle mit sanfter Gewalt, also mit einem Kehrbesen, auf die Straße zu fegen, um dann hocherfreut zu seinem vor Gott angetrautem Weib nach Hause zu gehen und sich auszuruhen.

Ich sagte schon bereits, es war sehr still als mein Vater das Haus betrat und seine von ihm geschwängerte Frau auf der Treppe liegen sah, mit weit aufgerissenen, an die Decke starrenden Augen. Großmutter war unterwegs die Hebamme zu holen für die wunderbare Schwiegertochter, die sie X-mal am Tage verfluchte und die ebenfalls zurück fluchte. Dieses nette junge Wesen. Die Schwiegertochter stand nämlich ihrem lieben Gatten bei Tag und Nacht zur Seite und schuftete mit ihm im bitteren Kampf des Lebens. So lernte sie auch von ihm das Handwerk des Rausschmeißers, ohne eine Prüfung abzulegen und wenn es zu Notsituationen kam, half sie ihm bei der Säuberung des Wirtshauses.

Kurz und bündig, um diese wunderbare Frau bangte Großmutter und so entfernte sie sich mit eiligen Schritten, ohne sich weiter um die Schwangere zu kümmern, um von draußen Hilfe zu holen.

Sie hüllte sich in das Hirtencape meines Großvaters, band sich ihr rotkariertes mit langen Fransen versehenes Kopftuch fest um den Kopf, schlang die Enden des Tuches um den Hals und band sie im Nacken fest. So hoffte sie mit dem festgebundenen Kopftuch nicht die Geschosse der Partisanen zu höheren.

Die gute Samariterin lief eifrig zu der Hebamme, um sie zu ihrer heiß geliebten Schwiegertochter zu bringen und sie von dem kleinen Bengel zu befreien, der seit über neun Monaten im Leibe seiner Mutter Fußball spielte.

Die Hochschwangere bemerkte ihre ersten Wehen in der Wirtschaft ihres Mannes, als sie am Herd stand um die Gulaschsuppe für die Ehrensäufer zu kochen. Erst als die Wehen zu stark kamen, vertraute sie es ihrem Mann an, dass der liebe Gott ihr befohlen hatte, noch heute ihr Osterkindlein auf die Welt zu bringen. So hievte der liebe Mann seine Frau auf den Rücken des Esels, gab dem erstaunten Esel einen Tritt ins Hinterteil und das Grautier jagte mit der Frau bis zum Eingang ihres Hauses.

Die Großmutter, die schnarchend in ihrem Bett lag, erwachte durch das IA IA des Esels, eilte an die Tür und erfasste sofort die Situation. Riss, wie schon gesagt, Großvaters Hirtencape von dem krummgebogenen Nagel der als Garderobe in der Diele diente, warf es sich um die Schultern und verschwand in der Stille der Nacht. Das struppige Cape aus Ziegenwolle mit Schweineborsten als Beimischung gewebt, reichte bis an Großmutters Knöchel und verdeckte den knielangen Liebestöter, der sie vor den gierigen Blicken der Fledermäuse schützen sollte, die überall während der Nacht umher schwirrten. So verkleidet, machte sie sich auf den Weg zur Hebamme.

Als die Hochschwangere merkte, dass sie allein auf sich angewiesen war, schleppte Sie sich auf allen Vieren die Treppe hinauf zum ersten Stock. Sie schaffte es nur bis zur letzten Stufe und blieb dort liegen, um auf das Eintreffen der Hebamme zu warten.

Sie war schlau genug, sich so zu lagern, dass ihr Fußballspielernachwuchs, falls es ihm einfiel zu schnell zu erscheinen bevor Hilfe kommt, nicht gleich die Treppe mit Anlauf nimmt.

Als ich, die Pipina, noch im wohlbehüteten Leib der Mutter die Schritte meines Vaters hörte und ihn sofort als meinen leiblichen Vater akzeptierte, schlüpfte ich eilig mit einem freudigen Schrei heraus.

“Guck mal, Papi, wer da kommt!”

Endlich kam die Hebamme, band die Nabelschnur ab und versorgte Mutter und Kind.

Ich wurde in das mit viel Liebe von Großvater geschnitzte und reich verzierte Bettchen gelegt.

Pipina der Naivling

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