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Einführung
ОглавлениеZur Philosophie der Jetztzeit
Die Größe wahrer Menschlichkeit in die Zukunft tragen
Denker und Philosophen zerbrechen sich die Köpfe, wie das Wissen aus der Zeitlichkeit eines Menschenlebens weitergebracht werden kann Richtung Zeit in ihrer Endlosigkeit. Es wäre der letzte Schritt in das Universum hinein. Der Parallelschritt wäre die Verlängerung der Zeit-Ort-Koordinaten des Seienden eines Menschenlebens hinaus in die Grenzenlosigkeit des Seins an sich. Wenn das möglich würde, käme der Mensch auf der Suche einer Erklärung, was Wahrheit ist, den entscheidenden Schritt vorwärts.
Denn von der Antike bis zur Philosophie des Existenzialismus hakt der Schritt an den Koordinaten des Zeitlichen und Seienden eines Menschlebens fest. Jeder Versuch zum erforderlichen nächsten Schritt zur Befreiung von diesen “euklidischen” Koordinaten war ein Stolperschritt mit dem gedanklichen Sturz zurück. Eine Befreiung zur Entschlüsselung des verschlossenen Tores hinein in die bislang unvorstellbar große Welt der Ideen schlug bis in die Gegenwart des Denkens, Mathematisierens und Computerisierens auf die konsequenteste Weise fehl.
Die denkenden Köpfe rauchten die klügsten Gedanken in die Atmosphäre ihres zeitlichen Daseins. Sie machten Sprachen und weise Sprüche, machten Skulpturen von Göttern und großen Denkern, Mathematikern, Wissenschaftlern und Dichtern, aber an den Schrittmacher der letzten Weisheit zum Öffnen des Tores in das Universum von Raum und Zeit in der allumfassenden und alldurchdringenden Wahrheit kamen sie nicht heran. Von solch einem “Öffnungspionier” und “Menschheitshelden” gibt es weder eine Vorstellung noch eine Skulptur.
Zwar machten schon die antiken Denker und Philosophen ungeheuer große gedankliche Bewegungen, dass z.B. Pythagoras von Samos (570-500 v.Chr.) die Zahl in das Zentrum des Wesens aller Dinge in ihrer Zeitlichkeit rückte, und Heraklit von Ephesos (520-460 v.Chr.) die Denkbewegung durch die Worte: “panta rhei - πάντα ῥεῖ = alles fließt” gleichsam revolutionierte und an den ‘statischen’ Koordinaten des zeitlich Seienden rüttelte, doch an seinen kosmischen Fragmenten, die über das Menschenleben hinausgingen, an der kosmischen Ordnung festhielt. Für ihn gab es in der Welt, wie sie sich in der Zeitlichkeit des Seienden an den Dingen offenbart, keinerlei Statik im Sinne eines Stillstandes.
Die Aufgabe, die sich philosophisch für die Jetztzeit stellt, geht mit der Frage einher, ob der Mensch mit seinem Wissen und dem Reichtum seiner Erfahrungen und Kenntnisse in der Lage ist, aus der Zeitlichkeit in die Zeit, aus dem Seienden in das Sein, und aus der Räumlichkeit des Daseins in den universalen Raum vor- bzw. einzudringen. Es ist sicherlich eine schwer zu lösende Aufgabe, wenn sie den philosophisch Denkenden auch unter den Nägeln brennt. Symbolisch gedacht dürfte es eine Art des weit fortgeschrittenen Differentials sein, weil die Zahlenmathematik der großen antiken Philosophen sowie die Mathematik des René Descartes (1596-1650) im Lösungsversuch nicht weitergeführt haben, sondern regelrecht steckengeblieben sind.
Statt der Weiterentwicklung mit Öffnung des Denkens in die Eigentlichkeit von Raum, Sein und Zeit haben sich lediglich die Fundamente und Koordinaten in den begrenzten Räumlichkeiten und Zeitlichkeiten im irdischen Dasein ‘orthodox’ verfestigt, als wäre der Planet ‘Erde’ in seiner beschränkten Größe das seins- und ist-denkliche Zentrum der universalen Welt in seiner schier grenzenlosen Weite von Höhe und Tiefe in den Maßen der Lichtgeschwindigkeit über die unvorstellbaren Entfernungen und Massepotenzialen. Es wäre eine Art frühmittelalterlicher Denkorthodoxie und Vorstellung von Welt und Sein.
Das Verständnis vom Sinn des Seins im Allgemeinen bleibt jedoch solange begrenzt, wie sich der Mensch dabei ‘anthropozentrisch’ auch im Denkprozess in die Mitte stellt und sich als Mittelpunkt begreift. Denn das Sein geht ja über die Zeitlichkeit eines Menschenlebens weit hinaus.
Angst und Furcht werden psychologisch verständlich, wenn sich der Mensch denkerisch aus der Mitte entfernt und sich auf den Weg in die Unendlichkeit macht und sich unterwegs selbst vertilgt, weil er sich die Welt ohne ihn nicht vorstellen kann, wenn die Welt für ihn einen Sinn haben soll. Ganz unrecht hat der Mensch dabei nicht, weil er als Teilnehmer und Teilhaber am Weltgeschehen seine, wenn auch zeitlich begrenzte und auf sein Dasein fixierte Existenz sich die Welt erdenkt und die Gedanken dazu ausspricht und nach dem Stand seines Wissens und der Erkenntnis interpretiert. Ohne seine Stellung in der Welt und seine Stellungnahme von der Welt wäre das Wissen vom Anfang bis zur Jetztzeit weit zurückgeblieben.
Doch das Wissen von der Teilwelt in Raum und Zeit ist bereits so umfangreich, dass die Sinnfrage zur Struktur für und in Bezug auf das Leben ihn in den Anforderungen des Alltags überfordert. Der Anthropozentrismus kann nicht Inhalt des letzten Schrittes in Richtung Eigentlichkeit von Sein und Zeit in ihrer universalen Unendlichkeit sein, weil es die Welt vor dem Menschen gab und weit länger nach Ablauf eines Menschenlebens geben wird.
Angst und Furcht, das erste ziellos, das zweite zielgerichtet, haften dem Leben bis zu seinem Ende an, dass von Eigenschaften gesprochen werden kann, die dem Leben zutiefst angehören, ihm dauerhaft aufsitzen und begleiten. Ein Leben ohne diese Eigenschaften gibt es nicht.
Das Elaborat ruht auf den Säulen: 1. Anteilnahme und Anteilgabe, 2. Das gab es auch, und woran es mangelte, 3. Zwischen Verständnis und Verstehen, 4. Von der Sprache bis zur Sprachlosigkeit.