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Das „moderne“ Bild Heinrich Jasomirgotts

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Was die wissenschaftliche Qualität all dieser Werke angeht, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden, hatte der Wiener Hofarchivar Andreas von Meiller sicher recht, als er 1850 im Vorwort seiner „Regesten zur Geschichte der Markgrafen und Herzoge Oesterreichs aus dem Hause Babenberg aus Urkunden und Saalbüchern“ konstatierte, die Geschichte befinde sich immer noch „so ziemlich auf dem Standpuncte …, den Schrötter und Rauch vor 70 Jahren einnahmen“.64 Mit eben diesen Regesten, dem ersten Werk dieser Art für die Babenbergerzeit, leistete Meiller selbst einen unverzichtbaren Beitrag für den weiteren wissenschaftlichen Fortschritt. Er setzte sich auch erstmals fundiert und kritisch mit den Annalen und Chroniken auseinander, die bislang als Grundlage der Geschichtsschreibung über die Babenberger dienten, und verwarf einige von ihnen. Allerdings: Auch für ihn war Leopold IV. der ältere und Heinrich Jasomirgott der jüngere Bruder;65 dies bestimmte seine zeitliche Zuordnung nicht datierter Urkunden – und ersparte ihm, der Frage „Erbfolge“ nachzugehen.

Meillers Forschungen flossen zumindest teilweise in die Darstellungen zur österreichischen Geschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein; sie verhinderten wenigstens, dass noch einmal ein in fast allen Daten ähnlich falsches Elaborat erschien wie der Artikel zu Heinrich Jasomirgott in „Wigands’ Conversations-Lexikon Für alle Stände, Von einer Gesellschaft deutscher Gelehrten bearbeitet“ (Abtretung Bayern 1154, Sturz vom Pferd 1172).66

1880 verfasste Heinrich von Zeißberg, Lehrstuhlinhaber für österreichische Geschichte an der Universität Wien, für die „Allgemeine Deutsche Biographie“ den Artikel über Heinrich Jasomirgott.67 Von ihm stammen übrigens auch alle anderen Artikel in der ADB über Babenberger Markgrafen und Herzöge. Bei ihm ist Heinrich der zweite Sohn Leopolds III. mit Agnes (wobei nicht klar ist, ob er auch Adalbert unter Agnes’ Söhne zählt), „vom Vater wohl weniger geliebt und deshalb in den Urkunden desselben seltener erwähnt“. Drei Jahre später, 1883, schrieb Zeißberg in der ADB über Leopold IV., dieser sei der „drittgeborene“ Sohn des Markgrafen Leopold III., der vermutlich als Liebling seines Vaters in der Nachfolge Heinrich Jasomirgott vorgezogen wurde.68 Die politische Bedeutung der Regierungszeit Heinrich Jasomirgotts sah Zeißberg – darin mit seinen Zeitgenossen weitgehend in Übereinstimmung – in der Trennung Österreichs von Bayern und der Begründung eines neuen reichsfürstlichen Territoriums.

1894 erschien dann die erste moderne wissenschaftlich fundierte Gesamtdarstellung der Babenbergerzeit: Georg Juritsch, Gymnasialdirektor in Böhmen und angesehener Historiker, schrieb eine materialreiche, wenn in ihren Schlüssen auch nicht immer zutreffende „Geschichte der Babenberger und ihrer Länder“. Für die Söhne Leopolds III. hielt sich Juritsch an die durch das „Chronicon pii marchionis“ vorgegebene Reihung: Heinrich ist der zweite, vom Vater weniger geliebte Sohn. Aus einer durchaus kritischen Darstellung der Tätigkeit Heinrich Jasomirgotts vom Pfalzgrafen bei Rhein bis zum Herzog von Österreich kommt Juritsch zu einer insgesamt positiven Wertung:

„Heinrichs Persönlichkeit war anders geartet als jene seines Vaters … [Er] zeigte wenig Lust, die ohnehin schon bedeutenden Reichtümer der österreichischen Klöster weiter zu vergrößern … An dem einmal erlangten Herzogtitel hielt er in langem Kampfe fest und setzte es durch, dass die Ostmark von dem bisherigen Abhängigkeitsverhältnisse zu Baiern getrennt und zu einem selbständigen Herzogtume erhoben wurde. Seit jener großen Niederlage im Kampfe gegen die Ungarn versuchte er niemals später das Waffenglück in entscheidenden Schlachten zu erproben, und wenn wir ihn auch einige Male bei den Kriegszügen in Italien beschäftigt finden, so lag sein Ruhm weniger in der Beteiligung am Kampfe, als in dem richtigen Verständnisse seiner Stellung zum Gesamtreiche und einer absichtlichen Nichtbeachtung des ihm durch das Privilegium eingeräumten Rechtes …“69 Diesem Privilegium minus freilich maß Juritsch keine „allzu große“ Bedeutung bei: Von einer „exceptionellen Stellung des österreichischen Herzogs“ könne man nicht sprechen.

Ähnlich urteilte Max Vancsa, Direktor des niederösterreichischen Landesarchivs, in seiner „Geschichte Nieder- und Oberösterreichs“ (1905). Wenn auch die Entscheidung Leopolds III. in der Nachfolgefrage und die zögerliche Haltung König Konrads III. bei der Übertragung des Herzogtums Bayern den Schluss nahelegten, Persönlichkeit und die Fähigkeiten Heinrichs hätten allgemein wenig Vertrauen eingeflößt, so sei dieser doch offenbar an seinen Aufgaben gewachsen. Jedenfalls habe er seine Aufgabe „mit sicherem Blick und fester Hand“ erfasst70 und „durch seine kluge und maßvolle Politik mitten unter den schwierigsten Verhältnissen seinem Lande den Frieden erhalten und so dessen gedeihliche Entwickelung gefördert“.71

Für bayerische Historiker wie Sigmund von Riezler war die Erhebung Österreichs zum Herzogtum nach wie vor „ein für die Zukunft schädlicher Präzedenzfall“. Bayern sei von seiner Aufgabe der Verteidigung der Ostgrenze des Deutschtums abgelenkt worden, wodurch ihm seine Hauptaufgabe entzogen worden sei.72 Deshalb konnte die „großdeutsche“ Geschichtsschreibung mit den Babenbergern im Allgemeinen und Heinrich Jasomirgott im Besonderen nur wenig anfangen. Ganz allgemein wurde Heinrichs Beurteilung auch durch die negative Wertung der Persönlichkeit und Leistungen König Konrads III., des „Pfaffenkönigs“, beeinflusst.73 Das schon durch Otto von Freisings pessimistische Sicht geprägte „mehr oder weniger negative Gesamturteil über den ersten König aus staufischem Haus“74 färbte auf den Halbbruder ab, der dem König stets politisch eng verbunden war. Schließlich verschwand Heinrich fast im Schatten von Friedrich Barbarossa und Heinrich dem Löwen. Selbst als „Verursacher“ des „Privilegium minus“ wirkte er eher wie eine Schachfigur im kaiserlichen Spiel. Der Ausbau der markgräflichen Macht durch Leopold III. und die Ausweitung des Herzogtums Österreich unter Leopold V. und Leopold VI. schienen wichtiger als das zähe Ringen Heinrichs um Erhalt und Stellung des Babenberger Landes im Kräftefeld zwischen Staufern und Welfen. Für den österreichischen Geschichtsunterricht war er allerdings als erster Herzog interessant: 1858 schrieb Pater Columban Welleba, Subprior und Professor am Wiener Schottenkloster, einen ersten entsprechenden Beitrag.75 Anderenfalls figurierte er eher als eine vom Namen her amüsante Randfigur der Geschichte, und bestenfalls in Wien erfreute er sich weiterhin eines gewissen Ansehens. Dramatiker und Romanciers hat er nicht sonderlich angeregt. Da stand er nicht nur im Schatten seines Vaters – auch Leopolds V. Affäre um Richard Löwenherz oder Friedrichs II. stolzes und tragisches Ende waren eindeutig bessere Stoffe: Sogar Franz Grillparzer wollte ein historisches Schauspiel über Friedrich den Streitbaren schreiben.76

In der im 19. Jahrhundert einsetzenden und im 20. Jahrhundert mit Vehemenz fortgesetzten wissenschaftlichen Diskussion über Struktur und Rechtsverhältnisse des Herzogtums Österreich traten Person und Wirken Heinrich Jasomirgotts ganz hinter methodologische, diplomatische und verfassungsrechtliche Fragen zurück.77 Die Entlarvung des „Privilegium maius“ als Fälschung legte nahe, auch das „Privilegium minus“ oder zumindest Teile davon auf ihre Authentizität hin zu hinterfragen. Parallel dazu verlief die Auseinandersetzung um das gerichtliche Exemtionsrecht der Babenberger: War es Teil des Privilegiums, in welcher Ausprägung wurde es praktiziert, bedeutete es wirklich eine umfassende landesherrliche Stellung des österreichischen Herzogs, die sich von der anderer vergleichbarer Reichsfürsten unterschied? Angesichts der politischen Entwicklung, die Österreich endgültig aus dem Deutschen Reich drängte, des anwachsenden Nationalismus und schließlich, nach 1918, der Reduzierung auf „Deutsch-Österreich“ bekamen solche Fragen politisches Gewicht, was sich zwangsläufig auf die Forschung und die Darstellung ihrer Ergebnisse auswirkte.

Ein historischer Autodidakt, Hanns Sassmann, Schüler Egon Friedells, Theaterkritiker und Drehbuchautor, leider nach 1938 von den Nazis vereinnahmt, hat in seiner weitgehend unbekannt gebliebenen Kulturgeschichte Österreichs „Das Reich der Träumer“ die Babenberger „Bauern auf dem Fürstenstuhl“ genannt, „nüchtern, schlau und bedächtig“.78 Genau diese Eigenschaften habe auch Heinrich Jasomirgott gezeigt, als er 1156 das ihm verliehene Bayern dem Kaiser zurückgeben sollte, und insgesamt gesehen in seinen fünfunddreißig Jahren als Markgraf und Herzog. Dass der Freiheitsbrief Friedrich Barbarossas, das „Privilegium minus“, „ein nationalpolitisches Unglück“ gewesen sei, weist in die Richtung der deutschnationalen Geschichtsauffassung.

Trotz einer solchen „Bodenhaftung“ vermochte die nationalsozialistische Geschichtsklitterung Heinrich Jasomirgott nichts abzugewinnen, da doch gerade dessen „Ostmark“ just „heim ins Reich“ geführt wurde. Dass auch ernst zu nehmende österreichische Historiker, allen voran Otto Brunner, mit dem Regime und seiner Ideologie paktierten, blieb an ihren Forschungen zum österreichischen Mittelalter haften: Brunners „Land und Herrschaft“ als Modell mittelalterlicher Territorialentwicklung ist zwar wesentliche Grundlage neuerer Forschungen geworden,79 in seiner Tendenz aber nach wie vor umstritten.80

Karl Lechner hat 1947 in einer kleinen Schrift über „Die Babenberger in Österreich“ subsumiert, „dass seit fast 100 Jahren die geschichtliche Betrachtungsweise dieses Österreich immer wieder vermengt wird mit jeweiligen politischen Wunschbildern und Zielen, ja, dass die wissenschaftliche Forschung selbst immer wieder … sich leiten ließ von den vermeintlichen Erfordernissen der jeweiligen Gegenwart“.81

Weitgehend befreit von solchen Zwängen, wenn natürlich auch nicht ganz ohne staatsideologischen Hintergrund, wandte sich nach 1945 die nun wieder „österreichische“ Geschichtsschreibung verstärkt den an den Anfängen eigenständiger Landesentwicklung stehenden Babenbergern zu. Wichtigstes Forschungsmittel wurde das seit 1950 in vier Bänden herausgegebene „Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich“. Es stieß zahlreiche Einzeluntersuchungen an, die freilich das Wirken Heinrich Jasomirgotts als Herzog von Österreich eher kursorisch behandelten. Es dauerte bis 1976, ehe eine niederösterreichische Jubiläumsausstellung im (von Leopold VI. gegründeten) Stift Lilienfeld mit umfangreichem Katalog der „1000 Jahre Babenberger in Österreich“ seit 976 im großen Überblick gedachte. Im gleichen Jahr erschien auch Karl Lechners umfassendes Werk über die Babenberger. Auf seinen „Babenberger-Stammbaum“ (mit Heinrich Jasomirgott als ältestem Sohn von Leopold III. und Agnes, aber nach Adalbert, dem Sohn Leopolds III. aus erster Ehe), beruft sich seither die österreichische Geschichtswissenschaft. Warum Heinrich dem Vater in der Markgrafschaft nicht nachfolgte, weiß Lechner allerdings nicht zu sagen. Das „Privilegium minus“ sei nicht etwas „unvergleichlich Neues“ gewesen, sondern ein „Anfang, eine Tendenz“.82 Insgesamt billigt Lechner Heinrich Jasomirgott „entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung Österreichs“ zu, „wenn er auch nicht die große Bedeutung seines Vaters und seines Enkels erreichte“.83

Die vom Wiener Schottenstift 1977 zum 800. Todestag Heinrich Jasomirgotts herausgegebene „Gedächtnisschrift“ enthält eine kurze und kenntnisreiche Beschreibung des Lebens und der Leistungen des „Herzogs von Österreich“. P. Heinrich Ferenzcy nennt ihn zu Recht „eine Herrscherpersönlichkeit des Übergangs“ und hält es – angesichts der „Misserfolge und tragischen politischen Ereignisse“, die seine Herrschaft überschatteten – für geboten, seine tatsächlichen Leistungen entsprechend zu würdigen.84 Dies tut er nicht unkritisch, aber insgesamt recht positiv. Der mit Anmerkungen fünfzehn Druckseiten umfassende Aufsatz ist bislang der umfangreichste Beitrag und die einzige moderne Monografie über Heinrich Jasomirgott geblieben.

Seltsamerweise finden sich auch in der neuesten Forschung wenig positive Urteile über Heinrich Jasomirgott – sofern sie überhaupt näher auf ihn eingeht. So schreibt Erich Zöllner, einer der bedeutendsten Wiener Historiker, in seiner 1980 erschienenen Geschichte Österreichs, Leopold IV. sei „sein wie es scheint weniger begabter Bruder Heinrich II. Jasomirgott“ nachgefolgt – ohne freilich diese Minderbegabung näher zu belegen.85

Ähnlich abfällig bewerten deutsche Historiker Heinrichs Zeit als Pfalzgraf bei Rhein. Sie war in der Tat ein „kurzes Intermezzo“,86 da für ihn und wohl auch für Konrad III. 1141 die Übernahme der österreichischen Markgrafschaft zwangsläufig wichtiger war. Ob aber schon in dieser kurzen Zeit wirklich „offenbar wurde, daß sich Heinrich Jasomirgott in der Pfalzgrafschaft nicht durchsetzen würde“,87 muss wohl dahingestellt bleiben, weil es dafür weder positive noch negative Belege gibt.

Häufig wird Heinrich Jasomirgott in der geschichtlichen Darstellung auch ganz einfach „übersprungen“. Typisch dafür ist der Beitrag über die Babenberger im „Historischen Lexikon der deutschen Länder“: „1156 erhielten die Babenberger als Ausgleich für den Verlust des Leopold IV. … anvertrauten Herzogtums Bayern … die Erhebung der Mark … zum territorialen Herzogtum.“88 Kein Wort über Heinrich Jasomirgott – ebenso wenig wie zum Beispiel in einem Beitrag Erich Zöllners über Wien in der Babenbergerzeit im Ausstellungskatalog „1000 Jahre Babenberger in Österreich“.89

In der neueren bayerischen Geschichtsschreibung erscheint Heinrich Jasomirgott eher als Randfigur des „welfischen Jahrhunderts“: Kurt Reindel (im Handbuch der Bayerischen Geschichte) und Andreas Kraus in seiner „Geschichte Bayerns“ gehen zwar näher auf die Auseinandersetzungen zwischen 1139 und 1156 sowie das „Privilegium minus“ ein, nicht jedoch auf die Frage, ob und in welchem Umfang die beiden Babenberger Leopold und Heinrich als bayerische Herzöge die weitere Entwicklung Bayerns geprägt haben. Kraus sieht die Abtrennung Österreichs und seine Erhebung zum Herzogtum als Ausgangspunkt des „schicksalsschweren Dualismus im Süden Deutschlands“.90 Auch Friedrich Prinz macht in seiner „Geschichte Bayerns“ negative Folgen dieser Trennung für Bayern geltend. In noch viel stärkerem Maße gilt diese Verweisung Heinrich Jasomirgotts in eine historische „Nebenrolle“ für die umfangreiche Literatur zur staufisch-welfischen Zeit und ihren Protagonisten.

Die neuesten deutschen Arbeiten über Friedrich Barbarossa und Heinrich den Löwen beschränken sich, was Heinrich Jasomirgott angeht, im Wesentlichen auf die Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern. Ferdinand Opll (Friedrich Barbarossa, 1990), Joachim Ehlers (Heinrich der Löwe, 2008) und Knut Görich (Friedrich Barbarossa, 2011) folgen dabei im Großen und Ganzen der Darstellung Ottos von Freising und heben die Geduld Friedrich Barbarossas mit seinem babenbergischen Onkel hervor. Johannes Laudage (Friedrich Barbarossa, 2009) allerdings nennt die letztlich erfolgreiche Vermittlung zwischen Heinrich dem Löwen und Heinrich Jasomirgott einen „Pyrrhussieg“ des Kaisers.91

In dem von Peter Schmid und Heinrich Wanderwitz 2007 als Ergebnis eines Symposiums österreichischer und deutscher Historiker herausgegebenen Sammelwerk „Die Geburt Österreichs. 850 Jahre Privilegium minus“ wird Heinrich Jasomirgott zwar eine entscheidende Rolle zugebilligt, aber insgesamt wird er doch eher abhängig von der zwischen Friedrich Barbarossa und Heinrich dem Löwen entstandenen Machtkonstellation gesehen.

Immerhin blieb es der Publizistik überlassen, Schauergeschichten über Heinrich Jasomirgott zu erfinden: Der österreichische Schriftsteller Stephan Vajda spekulierte 1986 in einem insgesamt recht kenntnisreichen Buch über die Babenberger, ob Heinrich nicht, „wenn auch unabsichtlich, auf der Jagd am 15. November 1136 den tödlichen Speer ins Gesicht des … Markgrafen geworfen“ habe. Vielleicht sei er deshalb von seiner Mutter Agnes geächtet und „standesgemäß abgeschoben“ worden, nämlich in die Pfalzgrafschaft.92 Derlei darf wohl unkommentiert bleiben.

In der jüngsten Zeit ergeht es Heinrich Jasomirgott in der österreichischen Geschichtsschreibung erkennbar besser: Karl Brunner relativierte in seinem Buch über den Heiligen Leopold (2009) die Rolle Heinrichs in positivem Sinne: Ihm sei eine „ehrenvolle, aber heikle und umstrittene Aufgabe an Rhein und Mosel“ zugewiesen worden, und nur der „etwas provinzielle Horizont eines damaligen Klosterneuburger Chorherrn“ habe dies als Benachteiligung auslegen können.93 Georg Scheibelreiter (für den 1989 Heinrich noch „keine überragende Persönlichkeit“ gewesen war)94 zeichnete in seinem 2010 erschienenen Buch „Die Babenberger“ ein ausgewogenes Lebensbild des ersten österreichischen Herzogs, das „große Momente und zweifellos große Erfolge … bestimmen“, wenn auch „Fehler, Irrtümer und Schwächen im Einzelnen nicht zu leugnen“ seien.95 (Denn Otto von Freisings Diktum der Unbesonnenheit ist zählebig.)

Stellen wir an den Schluss der „Nachreden“ ein positives Urteil, das – wie könnte es anders sein? – aus Wien kommt, der Stadt, die Heinrich Jasomirgott ja in der Tat ihren Aufstieg zur Residenzstadt verdankt: Dieser, so schreibt Reinhard Pohanka, Kurator am Historischen Museum der Stadt Wien, „muß als außerordentlich weitblickender Herzog gewürdigt werden, der wie kein anderer seiner Vorgänger die Möglichkeiten, die ihm dieses von seinen Vorvätern eroberte Land bot, erkannte.“96

1 Otto Chronik, II, Vorwort

2 Otto Gesta, Proemium

3 Otto Gesta, S. 11, Anm. 42

4 Fuhrmann 2003, S. 153

5 Otto Gesta, I, 34

6 Schlotheuber, S. 146f.

7 Otto Gesta, III, 43

8 CPM, S. 607 f.; auch: Dienst 1990, Anhang 1

9 Haider 1991, S. 23

10 Dienst 1990, Anhang 1, S. 229

11 Dienst 1990, S. 23

12 Dienst 1990, S. 72

13 Fichtenau, S. 5

14 Breve Chronicon, S. 70

15 Annales Austriae, insbesondere: Annales Admuntensis, Continuatio Claustroneoburgensis I und II, Continuatio Cremifacensis, Auctarium Cremifacense, Auctarium Lambacense, Annales Mellicenses, Annales Sancti Rudberti Salisburgensis, Continuatio Zwetlensis prima und altera

16 Scheibelreiter 2010, S. 218

17 Auctarium Cremifacense, S. 550

18 Annales Mellicenses, S. 504

19 Dienst 1990, S. 90

20 Ligurinus, S. 2f.

21 Glaser, S. 843f.

22 Franz-Josef Schmale, „Hermann“, in: NDB 8, 1969, S. 648

23 zit. nach: Lindner, S. 258

24 Sächsische Weltchronik, S. 217ff.

25 Peter Csendes, „Enikel, Jans“, in, Lexikon des Mittelalters, Bd. 3, Sp. 2012

26 Enikel, S. 616

27 Ottokar, S. 933

28 Andreas, S. 540ff. und S. 629ff.

29 Glaser, S. 851

30 Wacha, S. 618

31 Sunthaym, o. S. auch für das Folgende

32 Meiller 1869, S. 35

33 Arnpeck, S. XXXf.

34 Aventinus, S. 331

35 Aventinus, S. 367

36 Adelphus, S. 25f.

37 Scharrer, S. 89

38 Scharrer, S. 98f.

39 Falckenstein, S. 389

40 Falckenstein, S. 387

41 Falckenstein, S. 398

42 Wegele, S. 555

43 Lechner 1992, S. 170

44 Annales Austriae (Auctarium vindobonense), S. 723

45 Megiser, S. 66

46 Dienst 1990, S. 72

47 Vocelka 2001, S. 129

48 Zeißberg 1880, S. 557

49 Fontane, Bd. 20, S. 77

50 Göttingische Anzeigen, S. 326

51 Meiller Regesten, S. 220, Anm. 177

52 Pfaff, S. 165

53 Schneller, S. 124f.

54 Scheibelreiter 2010, S. 224

55 Voltaire, S. 169

56 Groppenberger, S. 9

57 Groppenberger, S. 30

58 Schneller, S. 86

59 Meynert, S. 55

60 Haßler, S. 35

61 Mauerer, S. 113f.

62 Wolf, S. 240

63 Damberger, S. 356

64 Meiller Regesten, Vorbemerkung (o. S.)

65 Meiller Regesten, S. 212, Anm. 114 und Anm. 133

66 Wigand, Bd. 10, S. 3

67 Zeißberg 1880, S. 554f.

68 Zeißberg 1883, S. 384

69 Juritsch, S. 278ff.

70 Vancsa, S. 339

71 Vancsa, S. 349

72 Riezler 1927, S. 47

73 Ziegler 2007, S. 15

74 RI IV, 1, 2 n. 789 (Kommentar)

75 Engelbrecht, S. 656f.

76 Heger 2, S. 636

77 Hierzu: Fichtenau, S. 22ff.

78 Sassmann, S. 60

79 Weltin, S. 7

80 Schoettler, S. 181f.

81 Lechner 1947, S. 2

82 Lechner 1992, S. 156

83 Lechner 1992, S. 170

84 Rapf, S. 27ff.

85 Zöllner 1990, S. 69

86 Ziegler 2007, S. 713

87 ebd., S. 547

88 Köbler, S. 30

89 Zöllner 1976/2, S. 296f.

90 Kraus, S. 85ff.

91 Laudage, S. 96

92 Vajda, S. 79f.

93 Brunner Karl 2009, S. 196

94 Scheibelreiter 1989, Sp. 2975

95 Scheibelreiter 2010, S. 377

96 Pohanka, S. 48

Herzog Heinrich II. Jasomirgott

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