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Kapitel 2

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Jeden Tag fiel es mir schwer, aufzustehen - aber ich schaffte es.

Ich musste es schaffen! Ich hatte Pläne.

Wisst ihr, ich freute mich schon auf meinen zwölften Geburtstag, weil das immer eine Menge zusätzlicher Streicheleinheiten und einen kleinen Geburtstagskuchen von der L&M Bäckerei bedeutete! Ich war natürlich nicht darauf aus, mir das entgehen zu lassen!

Und endlich war es dann soweit und ich alter wackeliger Kerl konnte am 10. März 2010 meinen zwölften Geburtstag feiern! Ich, Mami, Papi, Jonny, die Bobtail-Schwestern Kira und Emma und meine fünf Katzenfreunde Flavia, Holly, Merlin, Mogli und mein Plumpserle Nala. Wir hatten alle sehr viel Spaß miteinander und durften sogar Papphüte tragen! Von allen Geschenken waren mir die Umarmungen und Küsse von Mami und Papi am liebsten, und, natürlich mein Geburtstagskuchen von der L&M Bäckerei. Er war köstlich!

Aber drei Tage später kam die dunkle und stürmische Nacht, von der ich euch schon vorher erzählt habe.

Ich schlief immer oben bei Mami und Papi - immer. Aber an diesem Abend schaffte ich es einfach nicht die Treppen hinauf, deshalb machten es mir meine Eltern im Erdgeschoss gemütlich. Ich war mit meinen Bobtail-Freundinnen und den Katzen zusammen, hatte also Gesellschaft und fühlte mich nicht alleine.

„Ich mag es, wenn du unten bei mir schläfst, Henley“, sagte Nala sanft und legte ihren Kopf auf meine großen zottigen Pfoten. „Du bist lieb und warm.“

„Nun, es ist auch schön, mit dir hier zu sein.“

„Wie geht es deinen Beinen, Henley?“

„Heute nicht so gut, Nala.“

„Wie kommt das?“

„Ich werde einfach alt. Das ist alles.“

Nala kuschelte sich in meine Pfote. „Ist das eine Geschichte vom Kreislauf des Lebens?“

„Meinst du, ob ich jetzt sterbe?“

„Ähm... ja.“

„Nala, wenn unsere Zeit kommt, dann kommt sie.“

„Und ich muss keine Angst haben?“

„Hast Du noch nie die Geschichte von der Regenbogenbrücke gehört?“

Nala schaute hoch in meine Augen. „Ich glaube, Minka hat etwas davon erzählt, als ich noch ein Kätzchen war. Es war so etwas wie ein Gedicht, oder?“

„So etwas. Magst du es hören?“

„Klar.“

„Okay... es gibt viele Fassungen davon, aber so hat man es mir erzählt. Bist du bereit?“

„Ja!“

„Auf dieser Seite des Himmels gibt es einen Ort, der heißt Regenbogenbrücke. Wenn nun ein Tier stirbt, das jemandem hier auf der Erde ganz besonders nahe stand, dann geht es zur Regenbogenbrücke. Es gibt hier wunderschöne Auen, üppige Felder, Hügel und Täler voller Blumen und alle unsere besonderen Freunde können hier zusammen rennen, springen und spielen. Es ist herrlich! Es gibt immer reichlich Futter, Leckereien, frisches Wasser, den schönsten Sonnenschein und unsere tierischen Freunde haben es warm, sicher und gemütlich. Tiere, die krank und alt waren, werden wieder gesund und haben die Energie und die Ausdauer eines sechs Monate alten Welpen. Tiere, die verletzt und behindert waren, werden wieder heil und stark. Alle Brückenbewohner sind glücklich und zufrieden, nur eines fehlt ihnen - sie alle vermissen jemanden, der etwas ganz Besonderes für sie war, einen, den sie zurücklassen mussten. Sie toben und spielen alle miteinander, bis eines Tages plötzlich einer innehält und in die Ferne starrt. Seine glänzenden Augen sind aufmerksam, sein Körper zittert vor Aufregung, dann, plötzlich, rennt er von der Gruppe weg, fliegt über das grüne Gras, seine Beine lassen ihn schneller und schneller werden. Er hat den einen entdeckt, den er zurücklassen musste. Und dann finden sie sich endlich und sie umarmen sich in einem freudigen Wiedersehen, um nie wieder getrennt zu sein. Es regnet glückliche Küsse auf das Gesicht des Tieres, wieder streicheln Hände über diesen geliebten Kopf, während das Tier einmal mehr in die liebevollen Augen von diesem besonderen Jemand schaut, der so lange aus seinem Leben, aber niemals aus seinem Herzen war.“

„Das ist eine wunderschöne Geschichte, Henley.“

„Das finde ich auch. Meine Mutter hat sie mir erzählt, als ich noch ein Baby war.“

„Dann werden wir uns also eines Tages an der Regenbogenbrücke wiedersehen?“

„Irgendwann.“

„Und werde ich Minka wiedersehen?“

„Natürlich.“

„Du bist ein toller Hund, weißt du das? Sogar mit deinen wackeligen alten Beinen.“

Ich lächelte sie an. „Ich nehme das als großes Kompliment, Miss Nala.“

Henley im Himmel

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