Blitzartig können persönliche Begegnungen das Denken des Gegenübers erhellen. Die in diesem Band versammelten Porträts einiger der bedeutendsten Gelehrten unserer Zeit wollen deren Werk aus einer persönlichen Sicht und in Momentaufnahmen beleuchten. Dass die Biographie einen privilegierten Zugang zur Welt der Ideen zu bieten vermag – diese Einsicht verdankt Henning Ritter dem Philosophen Isaiah Berlin. Er bezeichnet die Auseinandersetzung mit dessen Schriften als 'rettend', riss sie ihn doch aus seiner 'ans Theoretisieren verlorenen Haltung'. Die persönliche Begegnung mit dem herausragenden Ideengeschichtler gehört zu jenen Erfahrungen, die in Henning Ritters Leben und Denken einen tiefen Abdruck hinterlassen haben. So verschieden die Porträtierten – Carl Schmitt, Jacob Taubes, Klaus Heinrich, Isaiah Berlin und Hans Blumenberg – auch sein mögen, gemeinsam ist ihnen, dass Denken und Person in einer großartigen Spannung zueinander stehen. Henning Ritter gelingt es, diese Spannung sichtbar zu machen, indem er in geraffter Form und in betont subjektiver Sicht Person und Werk ineinander spiegelt.
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Henning Ritter. Verehrte Denker
Inhalt
Carl Schmitt. Besuch in Plettenberg
Jacob Taubes. Verstehen, was da los ist
Klaus Heinrich. Die lange Lehre zum kurzen Protest
Isaiah Berlin. Das Treffen in Frankfurt
Hans Blumenberg. Imaginäre Bibliotheken
Отрывок из книги
Reihe zu Klampen Essay
Herausgegeben von
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Malerei war für ihn vor allem spanische Malerei – die Malerei des zweiten Weltreichs nach dem römischen. Welche Formen entwickelte die Kunst dieses Weltreichs nach seinem Ende? Es war kein Zufall, daß die große Malerei Spaniens am Ende zur Karikatur hin tendierte. War sie ihr Schicksal? Zwei große Namen mußten hier fallen, Goya und Manet, der nicht nur die spanische Malerei für sich entdeckte, sondern dessen »Erschießung Kaiser Maximilians« Spanien sogar direkt betraf. Zu seinen Bildern meinte Carl Schmitt, sie nähmen sich neben der Malerei Goyas wie Stilleben aus.
Es konnte schließlich nicht ausbleiben, daß die Rede auch auf den spanischen Schelmenroman kam und auf die Gestalt des Picaro, auf Quevedos abenteuerlichen Buscón. Was ist der Picaro? Carl Schmitts Antwort auf diese Frage bediente eines seiner ältesten Ressentiments: Thomas Mann ist der Picaro. Das sollte wohl heißen, daß das Schicksal einer Welt, die die Geschichte verloren hat, von Spanien nach Deutschland gewandert sei.