Читать книгу En Pédale, en Pédale - Mit dem Fahrrad durch Marokko - Henning Wiebers - Страница 3

Prolog

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Will mich unter Hirten mischen

An Oasen mich erfrischen

Wenn mit Carawanen wandle

Shawl, Kaffee und Moschus handle

Jeden Pfad will ich betreten

Von der Wüste zu den Städten

Aus „West-östlicher Divan, Buch des Sängers“ (Goethe, 1819).


En Pedale, en Pedale - tous autre, c’est égale! Im Winter 2010/2011 spielte ich mit dem Gedanken, im Frühjahr eine Radtour durch Marokko zu unternehmen. Einschlägige Reiseberichte im Internet zeigen, dass Fahrradtouren dort durchaus möglich sind und berichten teilweise begeistert von dem Land. Eine Tour von Malaga nach Agadir schwebte mir vor, denn ich fahre nicht gerne im Kreis und wollte das ganze Land kennenlernen. Zudem lässt sich Malaga von Hamburg aus günstig mit dem Flugzeug erreichen, wie ich von meinen Touren Malaga - Madrid und Malaga - Lisssabon wusste, und außerdem sollen meine Touren ja ein „zusammenhängendes Netz“ bilden.

Ich studierte Reiseführer und war angetan von den Landschaften und der Exotik der Städte und Menschen, - es ist doch schon Afrika! Marokko ist zwar touristisch erschlossen, nur gehen die Reiseführer davon aus, dass man sich mit einer Reisegruppe , im eigenen Auto oder mit dem Bus durchs Land bewegt, - auf eigene Faust mit Fahrrad und Zelt ist es doch etwas anderes. Die Unruhen des „Arabischen Frühlings“ in Tunesien, Algerien und Ägypten ließen so eine Tour zudem als ein Risiko erscheinen, auch wenn es in Marokko – noch – ruhig war. Letztlich war mir aber der Unterschied zwischen den Ländern Europas, die ich bisher mit dem Fahrrad bereist hatte und „Afrika“ doch zu groß, und ich verwarf die Idee fürs erste, - an Marokko musste ich mich erst herantasten.

Nachdem ich im Herbst 2012 den Balkan und die Türkei mit dem Fahrrad bereist hatte, kam mir im Winter wieder Marokko in den Sinn. Rumänien und Bulgarien sind keine einfachen Fahrradländer und die islamische Türkei hatte mir gut gefallen und einen Vorgeschmack auf Asien vermittelt; - da müsste Marokko doch auch machbar sein!

Bis zum Beginn der Osterferien am 23. März darf die Tour dauern, also muss ich noch im Februar starten. Um die Zeit kann es in Spanien noch ziemlich kühl sein, daher scheint es mir besser, von Agadir nach Malaga zu radeln. Erneutes Studium der Reiseführer: Wie schon 2011 soll die Route von Agadir nach Osten verlaufen, zwischen Antiatlas und Hohem Atlas hindurch ins Draa-Tal, dann die Draa-Oase flussabwärts bis an den Rand der Sahara. Dies ist allerdings eine Sackgasse und ich muss wieder zurück, da ich mit dem Rad nicht auf unbefestigten Pisten durch die Wüste fahren will. Im Süden des Hohen Atlas soll es weiter nach Osten gehen, bis ich nach Norden abbiegen werde, um den Hohen Atlas zu überqueren und Meknès oder Fès zu besuchen. Weiter über das Rif Gebirge ans Mittelmeer und nach Ceuta, wo die Fähre nach Europa ablegt. An der Costa del Sol entlang nach Malaga ist es dann nur noch ein „Klacks“. Mir war Marokko bisher ziemlich unbekannt, dem Leser wird es vielleicht ähnlich gehen, deshalb zur Übersicht die Karte mit der Tour wie sie letzten Endes stattfand:

Marokkotour, (© OpenStreetMap-Mitwirkende (OpenStreetMap, 2013))

Die übliche Rechnung zur Entfernungsschätzung (Wiebers, 2013): Der grobe Streckenzug meiner Route Agadir–Ar-Rachidia + Draa-Tal + Ar-Rachidia - Ceuta +Algecira- Malaga misst auf der Karte im Maßstab 1: 4 000 000 nach der ich plane ungefähr 13+4+11+3 = 31cm. Das entspricht 1240km. Multipliziert mit dem Faktor 1,5 kommt man auf eine Fahrradstrecke von 1860km. Da die Strecke gebirgig ist, gebe ich 5% dazu. So ergeben sich geschätzte 1953km für die Tour. In Anbetracht der vielen Gebirge, und da Marokko doch schon Afrika ist, also die Verhältnisse wohl schwierig sein werden, kalkuliere ich mit 80km statt – wie sonst – mit 100km pro Tag. Das bedeutet 24 - 25 Fahrtage.

Die übliche Suche nach günstigen Flügen. Am 22. März fliegt Air Berlin direkt von Malaga nach Hamburg für 170€. Condor bietet am 26. Februar einen Direktflug nach Agadir, allerdings nur von Frankfurt, für 180€. Hinzu kommen jeweils 50€ für das Fahrrad und 64€ für die Bahnfahrt nach Frankfurt. Wie üblich rechne ich An – und Abreisetag als einen Fahrtag und habe somit 24 Fahrtage zur Verfügung. Es ist früh im Jahr und im Atlas-Gebirge werde ich mich meist auf über 1000m bewegen, da können die Nächte kühl sein, - auch in Afrika! Deshalb gönne ich mir einen neuen Schlafsack mit einer Komforttemperatur bis -5°C und packe meine „Winterkleidung“ ein: Winterhandschuhe, Skiunterhose und eine wärmende Weste. Regenkleidung ist natürlich auch im Gepäck, sowie die üblichen Lebensmittel: Reis, Nudeln, verschiedene Soßenpulver, Mettwurst, - wer weiß, was man in Marokko kaufen kann!

Mein Vorhaben wird allgemein als gewagt angesehen. Meine Schwestern weisen mich auf die Warnungen des Auswärtigen Amtes hin, - in der Nähe der Sahara seien Entführungen nicht auszuschließen! Mich bewegt eher die Frage, ob ich in Marokko mit kurzen Fahrradhosen fahren kann, ohne den Unmut der einheimischen Bevölkerung auf mich zu ziehen; - man liest so etwas über arabische Staaten. Mein Freund R. stellt diese Frage für mich am „Marokko-Stand“ auf der Reisemesse in Hamburg; - dort reagiert man empört und behauptet, ich könne in jeder „Verkleidung“ fahren! Das andere Problem sind die Telefongebühren: Alle Anbieter verlangen 3,50€ pro Minute für Gespräche von Marokko nach Deutschland, - Marokko gehört überall zur teuersten Kategorie. Am billigste wäre es zu „skypen“, wo es ein WLAN gibt. Deswegen ein teures Smartphone anzuschaffen, habe ich aber keine Lust. So üben meine Frau und ich das SMS-Schreiben, denn eine SMS kostet „nur“ 1,50€. Kurz vor der Abreise besuche ich noch meine alte Mutter und informiere sie über meine Pläne; - im Gegensatz zu meinen Schwestern reagiert sie erstaunlich gelassen!

Am 25. März geht es mit der Bahn nach Alfter bei Bonn, wo meine Tochter wohnt. Bei ihr will ich übernachten und am nächsten Tag zum Flughafen nach Frankfurt fahren, wo mittags der Flug startet. Natürlich ist mein Fahrrad das einzige im Zug. Es ist schon für den Flug mit Styroporrohren „verpackt“, lässt sich aber noch fahren. Ein junger Mann erkundigt sich nach meinen Plänen; er kennt Marokko vom Surfen her und will nach Andalusien, wo er als Mountainbike-Führer arbeitet. Es ist kalt in Deutschland und die Regenkleidung kommt zum Einsatz, als ich vom Bonner Bahnhof die Hügel nach Alfter hochfahre; - es schneit. Meine Tochter hat gekocht: Eine vegane Lasagne, die wir zusammen mit den jungen Leuten ihrer Wohngemeinschaft verzehren, – es schmeckt hervorragend, dazu nette Gespräche!

En Pédale, en Pédale - Mit dem Fahrrad durch Marokko

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