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Erstes Kapitel
ОглавлениеDer Stationsvorsteher wechselte seinen Rock zur Ankunft des Zuges.
„Verdammt, wie die Zeit läuft!“ sagte er und reckte die Arme. Er war ein wenig über den Rechnungsbüchern eingeschlummert.
Er zündete einen Zigarrenstummel an und ging auf den Perron hinaus. Wenn er so auf und ab ging, in der strammen Uniform, die Hände in beiden Rocktaschen, sah man ihm noch den Leutnant an. Auch an den Beinen, die von der Kavallerie her die Rundung behalten hatten.
Fünf, sechs Bauernburschen waren gekommen und standen mit gespreizten Beinen in einem Haufen mitten vor dem Stationsgebäude; der Gepäckträger schleppte das Gepäck heraus, einen einzigen grüngestrichenen Kasten, der aussah, als sei er am Wegrande verloren.
Die Pfarrerstochter, die Gardemass hatte, stiess die Perrontür auf und trat auf den Perron.
Der Stationsvorsteher schlug die Hacken zusammen und grüsste.
„Was wollen gnädiges Fräulein denn heute?“ fragte er. Wenn der Stationsvorsteher auf dem Perron war, unterhielt er sich in demselben Ton, dessen er sich in alten Zeiten bei der Kavallerie auf den Klubbällen in Nästved bedient hatte.
Fräulein Luise war drinnen im Wartesaal und zupfte ihren Schleier zurecht. Die Fräulein Abels machten in ausgeschnittenen Kleidern mit Rüschen, Jettperlen und Schleiern.
Bai ging nach der Küche, um seiner Frau den Verwalter zu melden ...
Die Pfarrerstochter sass auf dem grüngestrichenen Koffer und baumelte mit den Beinen. Sie zog die Uhr heraus und sah nach.
„Mein Gott, macht der Mensch sich rar,“ sagte sie.
Fräulein Jensen meinte: „Ja — der Zug scheint sich beträchtlich verspätet zu haben.“ Fräulein Jensen sprach unbeschreiblich korrekt, namentlich wenn sie mit der Pfarrerstochter sprach. Sie mochte die Pfarrerstochter nicht.
„In dem Ton spreche ich mit meinen Schülern nicht,“ sagte sie zu der Witwe.
„Ach — da ist ja die schöne Frau!“ Die Pfarrerstochter sprang von der Kiste und stürzte über den Perron auf Frau Bai zu, die auf die Steintreppe herausgetreten war. Wenn die Pfarrerstochter jemanden herzlich begrüsste, sah es aus wie ein gewaltsamer Überfall.
Frau Bai lächelte still und liess sich küssen.
„Herr Gott!“ rief die Pfarrerstochter, „wir bekommen unerwartet einen neuen Hahn auf den Hof. Da ist er.“
Man hörte den Lärm des Zuges in der Ferne und das laute Klappern, als er über die Flussbrücke fuhr. Langsam kam er keuchend und stöhnend über die Wiese.
Die Pfarrerstochter und Frau Bai blieben auf der Treppe stehen. Das Fräulein hatte Frau Bai um die Taille gefasst.
„Da ist Ida Abel,“ rief die Pfarrerstochter. „Ich kenne sie am Schleier.“ Ein bordeauxroter Schleier wehte aus einem Fenster des Zuges.
Der Zug hielt, und die Türen wurden auf und zu geschlagen. Frau Abel schrie ihr „Guten Tag!“ so laut, dass die Insassen aller Nachbarkupees an die Fenster kamen.
Ida die Jüngste kniff ärgerlich den Arm der Mutter — sie stand noch auf dem Trittbrett des Wagens: „Es ist ein Herr im Zuge — nach hier — wer ist er?“ Das ging wie geschmiert. Ida, die Jüngste, war hinuntergestiegen. Da stand der Herr ... ein blondbärtiger, sehr ruhiger Herr, der Hutschachtel und Reisetasche aus einem Rauchkupee nahm.
„Und Tante — Tante Mi —!“ schrie die Witwe.
„Halt den Mund!“ sagte Ida, die Jüngste, leise, aber wütend. „Wo ist Luise?“
Luise sprang auf der Steintreppe vor Frau Bai und der Pfarrerstochter so kindlich umher, als stecke ihre Schönheit in Knopfstiefeln.
Unten an der Treppe stellte sich der Verwalter Herrn Kjär vor.
„Ja — verteufelte Geschichte — da legt er sich in der schlimmsten Zeit ... Na, wir wollen das Beste hoffen ...“ Herr Kjär schlug den neuen Verwalter auf die Schulter.
„Ach, du lieber Gott!“ sagte die Pfarrerstochter. „Ein ganz gewöhnliches Haustier.“
Der Grüngestrichene war verladen, und die Eimer der Molkereigenossenschaft waren aus dem Gepäckwagen herausgeholt. Der Zug begann sich in Bewegung zu setzen, als ein Bauer aus einem Fenster schrie, er habe kein Billett.
Der Zugführer, ein schlanker Jüngling, stramm wie ein Husar, in den eleganten Unaussprechlichen, reichte Bai zwei Finger und sprang auf das Trittbrett.
Der Bauer schrie weiter und zankte sich mit dem Kondukteur, der auf dem Laufbrett stand.
Und alle Gesichter auf dem Perron schauten einen Augenblick dem Zuge nach, der davonrollte ...
„Hm — das war das,“ sagte die Pfarrerstochter und trat mit Frau Bai ins Haus.
„Mein Verwalter, Herr Huus,“ sagte Herr Kjär zu Bai, der vorüberging. Alle drei blieben eine Weile stehen.
Luise, die Älteste, und Ida, die Jüngste, fanden einander endlich und begannen mitten in der Tür sich wie wild zu küssen.
„Ach Gott,“ sagte die Witwe, „sie haben sich ja seit sechs Wochen nicht gesehen.“
„Sie haben Glück, Herr Huus,“ sagte Bai im Klubballton: „Sie treffen gleich die Damen der Gegend ... Meine Damen, darf ich Sie bekannt machen?“
Die Fräulein Abel hörten wie auf Kommando mit dem Küssen auf.
„Fräulein Abels,“ sagte Herr Bai. „Herr Huus!“
„Ja, ich habe meine Jüngste abgeholt — aus Kopenhagen,“ sagte die Witwe unmotiviert.
„Frau Abel,“ sagte Herr Bai.
Herr Huus verbeugte sich.
„Fräulein Linde“ — das war die Pfarrerstochter — „Herr Huus.“
Das Fräulein nickte.
„Und meine Frau,“ sagte Herr Bai.
Herr Huus sprach einige Worte, und dann gingen alle hinein, um sich nach dem Gepäck umzusehen.
Gutsbesitzer Kjär rollte mit seinem Verwalter davon. Die anderen gingen. Als sie auf den Weg hinausgekommen waren, hatten sie Fräulein Jensen vergessen. Sie stand noch auf dem Perron und träumte, an einen Signalmast gelehnt.
„Fräulein Jensen!“ rief die Pfarrerstochter vom Wege her.
Fräulein Jensen fuhr auf. Fräulein Jensen wurde immer schwermütig, wenn sie eine Eisenbahn sah; sie konnte nicht vertragen, „etwas davonziehen zu sehen“.
„Wirklich ein netter Mensch,“ sagte Frau Abel, während sie auf dem Wege weiterschritten.
„Ein ganz gewöhnlicher Verwalter,“ sagte die Pfarrerstochter, die mit Frau Bai Arm in Arm ging. „Hübsche Hände hatte er.“
Die beiden Küken gingen hinterher und zankten sich.
„Holla! — Fräulein Jensen, haben Sie’s aber eilig!“ rief die Pfarrerstochter. Fräulein Jensen sprang wie eine Ziege weit voran zwischen den Pfützen des Weges umher. Sie zeigte wegen der herbstlichen Nässe ihre jungfräulichen Beine.
Sie schritten an einem kleinen Stück Wald entlang; an der Wegbiegung verabschiedete sich Frau Bai.
„O, wie klein und zierlich die schöne Frau in dem grossen Schal aussieht,“ sagte die Pfarrerstochter und warf sich Frau Bai einige Male um den Hals.
„Adieu ...“
„A—dieu ...“
„Der geht der Atem nicht aus vom Sprechen!“ sagte Ida, die Jüngste.
Die Pfarrerstochter pfiff.
„Ach — da ist der Kaplan!“ sagte Frau Abel. „Guten Abend, Herr Pastor ... guten Abend!“
Der Kaplan lüftete den Hut. Er müsse doch die Heimkehrenden begrüssen, sagte er.
„Nun, gnädiges Fräulein — und Ihr Befinden?“
„Danke,“ sagte Fräulein Abel.
„Sie haben einen Konkurrenten bekommen, Herr Pastor,“ sagte Frau Abel.
„So? Wo?“
„Herr Kjär hat seinen neuen Verwalter abgeholt — wirklich ein scharmanter Mensch, nicht wahr, Fräulein Linde?“
„O ja.“
„Prima, Fräulein Linde?“
„FF,“ sagte die Pfarrerstochter.
Die Pfarrerstochter und der Kaplan sprachen stets in diesem Jargon, wenn sie mit Fremden zusammen waren, und sagten nie ein vernünftiges Wort. Sie lachten über ihre eigenen Dummheiten, dass sie beinahe platzten.
Die Pfarrerstochter ging nie mehr in die Kirche, wenn der Kaplan predigte, seit sie ihn an einem Sonntag während des Vaterunsers auf der Kanzel fast zum Lachen gebracht hatte.
„Fräulein Jensen rennt, als sässen ihr Raketen an einer gewissen Stelle,“ sagte der Kaplan.
Fräulein Jensen war noch immer voran.
„Aber Andersen!“ — Fräulein Linde lachte laut auf, „jetzt sind Sie holbergsch.“
Sie kamen an den Pfarrhof, den ersten Hof im Dorfe, und die Pfarrerstochter und der Kaplan verabschiedeten sich an der Gartenpforte.
„Adieu — Fräulein Jensen,“ rief Fräulein Linde den Weg entlang. Ein Piepsen antwortete ihr.
„Wie war er?“ fragte der Kaplan drinnen im Garten. Sein Ton war hier ein ganz anderer.
„Mein Gott,“ sagte Fräulein Linde, „ein ganz netter Landmann.“
Schweigend gingen sie nebeneinander durch den Garten.
„Hm!“ sagte Fräulein Ida — die Familie Abel hatte jetzt Fräulein Jensen erreicht, die auf einer trocknen Stelle stand und auf sie wartete — „das soll einer glauben, dass er gekommen war, um mir guten Tag zu sagen.“
Sie gingen wieder eine Strecke, dann sagte Fräulein Jensen:
„Es gibt so viele Arten Menschen.“
„Ja ...“ sagte Frau Abel.
„Ich lege keinen Wert darauf, mit der Familie Linde zusammenzutreffen,“ sagte Fräulein Jensen ... „ich gehe ihr am liebsten aus dem Wege.“
Fräulein Jensen ging seit acht Tagen „aus dem Wege“, seit der Pastor das gesagt hatte ...
„Frau Abel,“ sagte Fräulein Jensen ... „was vermag eine alleinstehende Frau? Ich habe es dem Pastor gesagt: ‚Herr Pastor,‘ sagte ich, ‚Sie interessieren sich für die Freischule ... deshalb schicken die Eltern ihre Kinder in die Freischule.‘
Und was antwortete er mir — Frau Abel? ... Ich spreche nicht mehr mit Pastor Linde über die Legatangelegenheit. Der Gemeinderat hat meinem Institut (Fräulein Jensen sagte Institot) die Hälfte der Unterstützung entzogen. Ich werde weiter meine Pflicht tun — selbst wenn sie mir die letzte Hälfte auch noch nehmen. — Ich spreche nicht mehr mit Pastor Linde über die Legatangelegenheit.“
Die drei Damen waren in den kleinen Weg eingebogen, der zu dem „Gehöft“ führte, einem alten weissen Gebäude mit zwei Seitenflügeln.
Die Witwe Abel wohnte im Flügel rechts, Fräulein Jensens Institut befand sich links.
„Dass man sie nun beide wieder hat,“ sagte die Witwe, sie verabschiedeten sich auf dem Hofe.
„Meine Güte!“ sagte Ida, die Jüngste, als sie ins Haus getreten waren, „wie saht ihr auf dem Bahnhof aus — man musste sich ja schämen.“
„Ich möchte wissen, wie man aussehen soll,“ sagte Luise, die Älteste, die vor dem Spiegel den Schleier abband, „wenn du die Kleider mitgenommen hast.“
Die Witwe zog Latschen an. Es waren keine Sohlen unter ihren Stiefeln. —
Fräulein Jensen hatte endlich den Schlüssel aus ihrer Tasche herausbekommen und aufgeschlossen. Drinnen im Zimmer bellte ihr Mops ihr ein paarmal mürrisch entgegen, blieb aber ruhig in seinem Korb liegen.
Fräulein Jensen legte Hut und Mantel ab und setzte sich in eine Ecke, um zu weinen.
Sie weinte immer, wenn sie allein war, seit Pastor Linde das gesagt hatte.
„Sie interessieren sich für die Freischule, Herr Pastor,“ hatte sie gesagt, „deshalb schicken die Eltern ihre Kinder dahin.“
„Ich will Ihnen sagen, Fräulein Jensen, weshalb die Eltern ihre Kinder in die Freischule schicken: weil Fräulein Sörensen ihre Sache versteht.“ Das hatte der Pastor geantwortet.
Fräulein Jensen hatte diese Worte nur der Frau des Gastwirts anvertraut. „Und was vermag eine alleinstehende Frau, Madam Madsen?“ hatte sie hinzugefügt — „Die einzige Waffe des Weibes sind Tränen.“ — —
Fräulein Jensen sass in ihrer Ecke und weinte. Es fing an dunkel zu werden, und schliesslich stand sie auf und ging in die Küche hinaus.
Sie zündete einen kleinen Petroleumkocher an und setzte Wasser zum Tee auf. Dann legte sie ein Tischtuch über eine Ecke des Küchentisches und setzte Brot und Butter neben den einzigen Teller.
Aber während sie dies tat, verfiel sie immer wieder in Grübeleien und dachte aufs neue an die Worte des Pastors.
Der Mops war ihr gefolgt und hatte sich vor seinen leeren Napf auf ein Kissen gelegt.
Fräulein Jensen nahm den Napf und füllte ihn mit Weissbrot, das in warmem Wasser aufgeweicht war. Der Mops bekam den Teller und machte sich daran, das Futter zu verzehren, fast ohne sich zu rühren.
Fräulein Jensen hatte ein einsames Licht angezündet. Sie trank ihren Tee und ass ein Stück Schwarzbrot mit Butter dazu — sie schnitt es mit dem Messer in zierliche, kleine Würfel. Als sie den Tee getrunken hatte, ging Fräulein Jensen zu Bett. Sie nahm den Mops auf den Arm und legte ihn am Fussende auf das Federbett. Dann nahm sie das Schulprotokoll und legte es auf den Tisch vor dem Bett.
Sie verschloss die Tür und leuchtete mit dem Licht in alle Ecken und unter das Bett.
Dann entkleidete sie sich, kämmte ihre Zöpfe und hängte sie an den Spiegel.
Der Mops schlief bereits und schnarchte auf dem Federbett.
Fräulein Jensen schlief nicht gut, seit Pastor Linde jene Worte gesagt hatte.
Frau Bai ging auf dem Wege zur Station zurück. Sie öffnete die Pforte und trat auf den Perron. Dieser war ganz leer und so still, dass man die beiden Telegraphendrähte summen hörte.
Frau Bai setzte sich auf die Bank vor der Tür, die Hände im Schoss, und blickte über die Felder hin. Frau Bai blieb gerne so sitzen, wo sie einen Stuhl oder eine Bank oder eine Treppenstufe fand.
Sie blickte über die Felder hin, über die grossen Flächen Acker und die Wiesen dahinter. Der Himmel war hoch und lichtblau. Da war kein Ruhepunkt für das Auge ausser der Filialkirche, und diese sah man mit ihrem gezackten Turm am äussersten Rande der flachen Felder.
Frau Bai fröstelte und erhob sich. Sie ging zum Gartenzaun und blickte hinüber, öffnete die Pforte und trat ein. Der Garten war ein dreieckiger Streif längs der Bahn, vorn befand sich der Küchengarten, und in der hintersten Spitze war ein Rasenplatz mit einigen hochstämmigen Rosen vor der Laube unter dem Holunder.
Sie besah die Rosen, sie fand noch ein paar Knospen. Sie hatten diesen Sommer wirklich treulich geblüht.
Aber nun mussten sie bald zugedeckt werden ...
Wie die Blätter schon fielen ... aber hier war ja auch gar kein Schutz.
Frau Bai verliess den Garten wieder und ging am Perron entlang in den kleinen Hof hinter dem Bretterzaun. Sie rief das Mädchen, sie wollte den Tauben Futter geben.
Sie bekam das Korn in einer irdenen Schale und begann die Tauben zu locken und die Körner auf die Steine zu streuen.
Sie mochte Tauben so gern, von Kind an. In dem grossen Hause daheim in dem Provinzstädtchen waren Unmengen gewesen ... Wie hatten sie um den Taubenschlag über der Werkstattür umhergeschwärmt ... Es war, als höre man ein Girren und Gurren, wenn man nur an das Haus daheim dachte. An das alte Haus — denn später, als der Vater starb, verkauften sie Werkstatt und alles und zogen um.
Die Tauben flatterten zu Frau Bai herab und pickten die Körner auf.
„Marie,“ sagte Frau Bai, „sieh nur, wie bös die Gefleckte ist.“
Marie erschien in der Küchentür und sprach über die Tauben. Frau Bai leerte die Futterschale. „Ein paar müssen nun zu Bais L’hombreabend geschlachtet werden,“ sagte sie.
Sie ging die Treppe hinauf. „Wie früh es jetzt dunkel wird,“ sagte sie, indem sie hineinging.
Im Zimmer war es dämmerig und warm, wenn man von draussen kam. Frau Bai setzte sich ans Klavier und spielte.
Sie spielte nie ausser in der Dämmerung und stets dieselben drei, vier Melodien, sentimentale kleine Lieder, die sie schleppend und langsam spielte, alle mit demselben Vortrag, so dass sie alle einander glichen.
Wenn sie in der dunklen Stube sass und spielte, dachte Frau Bai fast stets an ihr Elternhaus. Sie waren viele Geschwister gewesen und hatten daheim stets viel Abwechslung gehabt.
Sie war die jüngste von allen. Als der Vater noch lebte, war sie noch so klein, dass sie bei Tische kaum an den Teller reichen konnte.
Der Vater sass auf dem Sofa in Hemdärmeln, und um den Tisch herum standen alle Kinder und langten nach dem Essen.
„Gerade stehen, Kinder,“ sagte der Vater. Er sass mit seinem breiten Rücken vornüber gebeugt da, die Arme weit über den Tisch gelegt.
Die Mutter ging hin und her, holte und brachte das Essen ...
Draussen in der Küche assen alle Lehrjungen aus der Werkstatt an dem langen Tisch. Sie kicherten und zankten sich, dass man es durch die Tür hören konnte, und plötzlich gerieten sie aneinander, dass man glauben konnte, das Haus stürze zusammen: „Was macht ihr für einen Spektakel?“ rief der Vater und schlug drinnen in der Stube auf den Tisch.
Draussen in der Küche wurde es ganz still; nur ein leises Tappen eines einzelnen, der nach dem Gefecht etwas unter dem Tisch suchte.
„Kreuzdonnerwetter!“ rief der Vater.
Nach dem Mittag schlief er eine Stunde auf dem Sofa. Er erwachte auf den Glockenschlag:
„Jetzt hat man wohl ausreichend über das Wohl des Staates nachgedacht,“ sagte er und trank seinen Kaffee, ehe er nach der Werkstatt ging. — —
Als der Vater starb, wurde es freilich ganz anders. Katinka kam in ein Institut mit den Töchtern von Konsul Lasson und Bürgermeisters Fanny. Und sie wurde auch zu Konsuls eingeladen ... Die anderen Geschwister kamen alle fort, sie blieb allein bei der Mutter.
Diese Jahre waren Katinkas beste Zeit dort in der kleinen Stadt, wo sie alle kannte und alle sie kannten. Des Nachmittags sassen die Mutter und sie im Wohnzimmer jede an ihrem Fenster auf dem Fenstertritt — die Mutter hatte das Fenster mit dem „Spion“ — Katinka stickte weiss oder las.
Die Sonne fiel in hellen Streifen durch die Blumen am Fenster über den weissen Fussboden ...
Katinka las aus der Leihbibliothek viele Romane von vornehmen Leuten und auch Gedichte, die sie in ein Buch abschrieb.
„Tinka,“ sagte die Mutter ... „da kommt Ida Levy. Sieh nur, sie hat den gelben Hut auf!“
Katinka sah auf. „Sie geht zur Klavierstunde,“ sagte sie.
Ida Levy ging vorüber. Da wurde geguckt und genickt und mit den Fingern gefragt, ob sie zum Halbzehnuhrzug kämen.
„Es ist doch grässlich, wie Ida Levy ihre Hacken schief tritt,“ sagte Tinka, die ihr nachsah.
„Das hat sie von ihrer Mutter.“
Einer nach dem andern geht vorüber, der Gutsverwalter und die beiden Leutnants, der Gerichtsschreiber und der Doktor. Sie grüssen, und von oben nickt man ihnen zu und macht eine Bemerkung über jeden.
Sie wissen, wohin jeder geht und was er da will.
Sie kennen jedes Kleid und jede Blume auf einem Hut. Und sie machen jeden Tag dieselben Bemerkungen über dieselben Dinge.
Minna Helms geht vorüber und nickt.
„Hast du Minna Helms gesehen?“ fragt die Mutter.
Ja.“ Und Katinka sieht ihr nach und schneidet Grimassen in der Sonne.
„Sie hat auch bald einen neuen Mantel verdient,“ sagt sie.
„Die Ärmste — wo soll sie den her bekommen?“ Die Mutter sieht in den Spion ... „Ja — miserabel sieht er aus,“ sagt sie. „Ich glaube auch, sie könnten ihn neu umsäumen. Aber es ist wohl so, wie Frau Noes sagt — Frau Helms hat nur wenig, aber sie tut auch wenig.“
„Wenn doch der Gerichtsschreiber Ernst machen wollte,“ sagte Tinka.
Die Uhr wurde fünf, und die jungen Mädchen holten einander zu einem Spaziergang ab, und zu zweien gingen sie die Strasse auf und nieder und begegneten sich und blieben in Gruppen stehen und lachten und schwatzten und trennten sich wieder ...
Aber des Abends nach dem Tee zum Halbzehnuhrzug waren die Mütter mit, und es ging stiller zu auf dem Wege nach dem Bahnhof.
„Katinka,“ rief die Mutter, die mit Frau Levy voranging, und drehte sich um: „Herr Bai ... er hat also heute abend keinen Dienst ...“
Herr Bai ging vorüber und grüsste. Und Katinka nickte und wurde rot, denn die Freundinnen neckten sie stets mit Herrn Bai ...
„Dann will er wohl hin und Kegel spielen,“ sagte Frau Levy.
Des Sonntags gingen sie in die Kirche zum Hauptgottesdienst. Alle waren festlich gekleidet, und sie sangen, dass es an den Gewölben widerhallte, während die Sonne durch die grossen Chorfenster hereinschien. In der Kirche neben Thora Berg zu sitzen war wirklich eine Qual.
Sie trieb die ganze Zeit, solange der Prediger auf der Kanzel war, Allotria, bald kniff sie einen, bald spottete sie über den alten Prediger ...
Ja, Thora Berg war bei allen Torheiten die Anführerin.
Abends flog ein Regen von Sand und kleinen Steinen gegen Tinkas Fenster ...
Und sie hörten ein Lärmen und Lachen die ganze Strasse entlang.
„Das ist Thora, die aus der Gesellschaft kommt,“ sagte Tinka. „Sie sind bei Bürgermeisters gewesen.“
Thora eilte die Strasse entlang nach Hause, wie die wilde Jagd, alle jungen Herren hinter ihr her. Die ganze Stadt konnte es hören, wenn Thora Berg aus einer Gesellschaft heimkehrte.
Katinka war Thora Berg die liebste. Sie bewunderte sie und liess die Augen nicht von ihr, wenn sie zusammen waren. Zwanzigmal täglich sagte sie daheim:
„Das hat Thora gesagt ...“
Eigentlichen Verkehr hatten sie nicht miteinander, aber nachmittags, wenn sie spazieren gingen, oder draussen im Pavillon, wo die Abonnementskonzerte der Militärkapelle an jedem zweiten Mittwoch stattfanden — da sprachen sie miteinander. Tinka bekam immer einen ganz roten Kopf, wenn sie sich begegneten ... Im Pavillon hatte sie auch die erste Bekanntschaft mit Bai gemacht ... Er hatte gleich am ersten Abend am meisten mit ihr getanzt.
Und wenn sie Schlittschuh liefen, forderte er sie immer zum Laufen auf. Es war, als flögen sie, fast als trüge er sie ... Er kam auch zu ihnen ins Haus ...
Alle Freundinnen neckten sie, und auf Gesellschaften beim Zettelschreiben und beim Personenraten bekam sie immer Bai, und dann entstand immer ein allgemeines Gekicher.
Und daheim sprach die Mutter unablässig von ihm.
Dann kam die Brautzeit, und sie hatte immer jemanden, mit dem sie gehen konnte, am Sonntag zur Kirche und im Winter, wenn Schauspieler da waren, ins Theater, und immer ... Und als Bai eine Anstellung erhielt, kam die eilige Zeit mit der Aussteuer und der Einrichtung und all dem. Die Freundinnen halfen ihr beim Namensticken und beim Nähen.
Es war Sommer, und sie sassen alle oben in der Laube. Die Nähmaschine rasselte. Eine kniffte die Säume, eine andere befestigte Enden. Und die Freundinnen neckten sie und lachten, und plötzlich sprangen sie auf, liefen in den Garten hinaus und rannten unter Lärm und Lachen, wild wie eine Herde Füllen, um den Rasenplatz.
Tinka war die stillste von ihnen.
Das war ein Geflüster unter den Freundinnen in allen Ecken, und es fanden Zusammenkünfte bei Levys statt, wo sie den Teppich stickten, auf dem Tinka als Braut vor dem Altar stehen sollte — und Singübungen für Gesänge, die im Chor gesungen werden sollten.
Dann kam der Tag und die Trauung in der geschmückten Kirche — sie war ganz voll von Menschen, Gesicht an Gesicht. Oben bei der Orgel standen alle die jungen Mädchen. Tinka nickte hinauf, dankte und weinte von neuem. Sie hatte die ganze Zeit geweint wie eine Wasserleitung.
Und dann kamen sie hierher in die Stille.
Im Anfang ihrer Ehe war Tinka stets schreckhaft und ängstlich, als ob jemand sie überfallen wolle.
Da war so vieles, was sie sich nicht gedacht hatte, und Bai war so gewaltsam in vielem, wobei sie selber fast nur litt und duldete, eingeschüchtert und unsicher, wie sie war...
Sie war auch so ganz fremd hier und kannte niemanden.
Später kam eine Zeit, wo sie empfänglicher wurde — doch meistens nur lässig in sich versunken, wie es in ihrer Natur lag.
Sie sass drinnen bei ihrem Mann im Büro mit ihrer Häkelei, und sie sah ihn an, wie er über seinen Tisch gebeugt dasass — das Haar, das sich leicht lockte, fiel ihr ein wenig in die Stirn.
Sie erhob sich und ging zu ihm hin, schlang den Arm um seinen Hals und wäre am liebsten so bei ihm stehen geblieben und hätte still und lange so bei ihm sein mögen.
„Mein Kind, ich schreibe ja,“ sagte Bai.
Sie beugte den Nacken an seinen Mund, und er küsste ihn.
„Darf ich jetzt schreiben?“ sagte er und küsste sie noch einmal.
„Du Schreibpeter!“ sagte sie und entfernte sich.
Das Jahr verging. Katinka glitt mit den Zügen, die kamen und gingen, ins Leben hinein und unter die Leute der Umgegend, die reisten und wieder heimkehrten. Neues brachten und nach Neuem fragten.
Sie kamen in Verkehr mit den Leuten, die in der Gegend wohnten, vor allem durch Bais L’hombrepartien, zu denen die Frauen jedes zweite Mal mitkamen.
Und dann hatte sie den Hund, die Tauben und den Garten. Und im übrigen gehörte Frau Bai nicht zu den beweglichen Naturen. Sie bekam nie so viel zustande, dass ihr die Zeit lang wurde. Sie brauchte lange zu allem, und Bai nannte sie: „Kommemorgen.“
Kinder bekamen sie nicht.
Als Katinkas Mutter starb, erhielten sie die Erbschaft ausgezahlt. Für zwei einzelne Menschen befanden sie sich im Wohlstand und hatten alles vollauf.
Bai liebte es gut zu essen und bezog aus Aalborg vielen und guten Wein. Er legte etwas aus und wurde recht bequem, während sein Assistent die meiste Arbeit machte. Den Leutnant steckte er nur ausserhalb seiner vier Pfähle heraus.
Oben im Dorfe hatte er ein Kind.
„Zum Teufel auch!“ sagte er zu Kjär, der Junggeselle war ... „man ist ja doch ein alter Kavallerist ... und das Mädel war verliebt wie ein Spatz ...“
Das Mädchen ging nach der Katastrophe in die Stadt, das Kind wurde oben im Dorf in Pflege gegeben.
So verging die Zeit.
Katinka las nicht mehr wie früher, als sie ein junges Mädchen war. In den Büchern standen doch nur lauter Lügen.
In ihrem Sekretär hatte Frau Bai eine grosse Pappschachtel mit vielen vertrockneten Blumen, kleinen Bändern und Seidenpapiergegenständen mit Devisen von Goldpapierbuchstaben. Es waren ihre alten Kotillonerinnerungen vom Klub her und von dem letzten Abonnementskonzert im Pavillon, wo getanzt wurde.
Diese Sachen nahm sie während der Winterabende oft hervor und ordnete sie wieder und wieder und suchte sich zu erinnern, wer ihr diesen oder jenen Gegenstand gegeben hatte.
Sie fand es richtig heraus und schrieb den Namen des Herrn hinten auf jeden Kotillonorden.
Bai sass am Tisch und trank seinen Grog. „Der alte Trödel!“ sagte er.
„Lass es liegen, Bai,“ sagte sie, „bis ich es geordnet habe.“ Und sie schrieb ihre Herrennamen weiter.
Sie las auch mitunter in ihrem alten Poesiebuch die Verse, die sie einst abgeschrieben hatte.
In der obersten Schublade unter dem Silberschrank im Sekretär lag ihr Brautschleier und der verwelkte Myrtenkranz.
Auch diesen nahm sie hervor, glättete ihn und legte ihn dann wieder zusammen.
Und sie sass halbe Stunden vor der aufgezogenen Schublade und tat nichts, wie es ihre Gewohnheit war.
Mitunter glättete sie nur den Schleier mit den Händen.
Der Brautschleier begann ganz gelb zu werden.
Aber die Zeit verging auch. Es waren bereits zehn Jahre verflossen ...
Ja — sie war bald eine alte Frau. Sie war zweiunddreissig Jahre alt geworden ...
Bais waren in der ganzen Gegend beliebt und als gute und gastfreie Leute bekannt, bei denen der Kaffeekessel sogleich aufs Feuer gestellt wurde, wenn ein Bekannter sich auf der Station einfand.
Bai war ein guter Gesellschafter, und auf dem Bahnhof befand sich alles in grösster Ordnung, wenn er auch selbst gerade nicht sehr eifrig im Dienst war.
Die Frau war ziemlich still, aber es tat einem stets wohl, ihr mildes Gesicht zu sehen. Sie sah aus wie ein junges Mädchen, wenn sie an den grossen L’hombreabenden zwischen den anderen Frauen sass.
„Aber da müssten ein paar Kinder sein,“ sagte Frau Linde, wenn sie mit ihrem Mann des Abends von Bais nach Hause trabte ... „Diese wohlhabenden Leute — die sie ernähren könnten ... Es ist eine Sünde und Schande — dass sie dort so einsam sitzen müssen.“
„Der liebe Gott gibt Leben nach seinem Willen, mein Kind,“ sagte der Pfarrer.
„Ja — Gottes Wille geschehe!“ sagte die Frau.
Pastors hatten zehn Kinder gehabt.
Sieben hatte der Herr als kleine Kinder zu sich genommen.
Der alte Pastor dachte an diese sieben jedesmal, wenn ein Kind in der Gemeinde begraben wurde.
Frau Bai hatte aufgehört zu spielen. Sie sass da und dachte daran, dass sie eigentlich aufstehen und die Lampe anzünden müsse, aber dann rief sie das Mädchen, dass dieses sie anzünden sollte, und blieb sitzen.
Marie kam mit der Lampe herein. Sie deckte den Tisch zum Tee.
„Wie spät ist es?“ fragte Frau Bai.
„Der Achtuhrzug ist gemeldet,“ sagte Marie.
„Das habe ich gar nicht gehört ...“
Frau Bai nahm ein Tuch um und ging hinaus:
„Ist der Zug schon da?“ fragte sie im Büro.
„Gleich,“ sagte Bai. Er stand am Telegraphentisch.
„Sind Depeschen da?“
„Ja.“
„An wen?“
„Ach — oben im Dorfe.“
„Dann muss Ane also hin ...“
Frau Bai ging auf den Perron hinaus. Sie liebte es sehr, die Züge im Finstern kommen und gehen zu sehen.
Der Laut, anfangs ganz in der Ferne, und dann das Dröhnen, wenn der Zug über die Flussbrücke rollte, und das grosse Licht, das immer näher kam, und endlich die schwere, keuchende Masse, die sich aus der Nacht herauswand und zu deutlichen Wagen wurde, die vor ihren Augen hielten mit den Schaffnern und dem hellen Postwagen und den Kupees.
Wenn dann der Zug wieder fort und das Brausen erstorben war, lag alles wieder schweigend, gleichsam doppelt still da.
Der Stationswärter löschte die Laternen aus; zuerst die eine auf dem Perron, dann die über der Tür.
Man sah nichts mehr als das Licht der beiden Fenster, zwei schmale Lichtbrücken, die in das grosse Dunkel hinausführten.
Frau Bai ging ins Haus.
Sie tranken Tee, und dann las Bai die Zeitungen bei einem Grog oder zweien. Bai las nur die Regierungsorgane. Er selbst hielt die „Nationalzeitung“ und las ausserdem Kjärs „Tageblatt“, das er der Post entnahm.
Er schlug auf den Tisch, dass das Grogglas klirrte, wenn die Gegner „ordentlich eins auf den Schnabel bekamen“, und mitunter las er einzelne Sätze laut und lachte dazwischen.
Frau Bai hörte ruhig zu. Sie interessierte sich nicht für Politik, ausserdem war sie jetzt abends immer furchtbar schläfrig.
„Nun ist es wohl Zeit,“ sagte Bai.
Er erhob sich und zündete eine Handlaterne an. Er machte seine Runde, um zu sehen, ob alles geschlossen und die Weiche für den Nachtzug richtig gestellt sei.
„Du kannst zu Bett gehen, Marie,“ rief Frau Bai in die Küche hinaus. Sie weckte Marie, die auf dem Holzstuhl sass und schlief.
„Gute Nacht, Frau Bai,“ sagte sie schlaftrunken.
„Gute Nacht.“
Frau Bai stellte die Blumen in der Stube vom Fensterbrett auf den Fussboden. Dort standen sie während der Nacht in einer Reihe. Bai kam zurück.
„Es wird kalt zur Nacht,“ sagte er.
„Ich dachte schon daran, wegen der Rosen — ich habe heute nach ihnen gesehen.“
„Ja,“ sagte er, „sie müssen jetzt zugedeckt werden.“
Bai begann sich im Schlafzimmer zu entkleiden. Die Tür stand offen.
Er liebte es, des Abends im Zimmer auf und nieder zu gehen. Vom Schlafzimmer nach dem Wohnzimmer in tiefem Negligee.
„Dies Trampeltier!“ rief er. Marie trat oben in der Bodenkammer hart auf.
Frau Bai legte weisse Decken über die Möbel und schloss die Tür zum Büro.
„Kann ich auslöschen?“ sagte sie und blies die Lampe aus.
Sie ging ins Schlafzimmer, setzte sich vor den Spiegel und löste ihr Haar.
Bai war in Unterhosen und bat um eine Schere.
„Teufel auch, wie mager du wirst,“ sagte er.
Katinka nahm den Frisiermantel um.
Bai ging ins Bett, lag da und schwatzte. Sie antwortete in ihrer stillen Weise wie immer, sie machte immer eine kleine Pause, ehe die Worte kamen.
Sie hatten eine Zeitlang geschwiegen, da sagte Bai: „Hm, ein ganz netter Mensch — was?“
„Ja, so auf den ersten Blick ...“
„Was sagt Agnes Linde? ...“
„Auch, dass er ganz nett sei.“
„Hm — einen losen Mund hat das Mädel. Und Gott mag wissen, was für einen L’hombre er spielt ...“
Bald darauf schlief Bai.
Wenn Bai schlief, atmete er stark durch die Nase.
Jetzt hatte sich Frau Bai daran gewöhnt.
Sie blieb noch einige Zeit vor dem Spiegel sitzen; sie nahm den Frisiermantel ab und besah ihren Hals.
Ja, sie war wirklich mager geworden.
Das war, seit sie im Frühjahr den Husten gehabt hatte.
Frau Bai löschte das Licht aus und legte sich ins Bett neben Herrn Bai.