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A Zur bisherigen Entwicklung der Lebensspanne

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Im ersten Abschnitt meines Artikels möchte ich mich der Frage widmen, wie sich die Lebensspanne der Menschen in ihrer bisherigen Geschichte entwickelt hat. Wie alt wurden die Menschen in der Antike, wie alt werden sie heute, was wird von den Experten erwartet für die nächste Zukunft? Wo kommen wir her, wo stehen wir heute und wo kann die Reise unserer mittleren Lebenserwartung und der höchsten Lebensspanne hingehen? Was kann man aus dem derzeit verfügbaren publizierten Quellenmaterial lernen?

Wenn man dieses Thema recherchiert, stellt man fest, es gibt viele Literaturstellen dazu, es gibt viele Datenquellen dazu. Meine eigene Recherche stützt sich im Wesentlichen auf Quellen aus dem Internet, auf Artikel aus Zeitungen und Illustrierten und auf relativ aktuelle Bücher zum Thema. Ich habe hier kein Literaturverzeichnis beigefügt, bei Interesse kann ich aber sehr gerne auf Quellen hinweisen.

Viele Veröffentlichungen beschäftigen sich mit der Entwicklung der Lebenserwartung. Hier vorab eine Begriffsklärung: Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt ist die statistische Lebenserwartung eines Neugeborenen unter Berücksichtigung von Faktoren wie Kindersterblichkeit, Wahrscheinlichkeit von Tod durch Krankheiten und Unfällen während des gesamten Lebens und der von den Menschen ,statistisch erreichten Lebensalter. Dies ist nicht zu verwechseln mit den höchsten erreichten Lebensspannen. Nicht jeder Mensch, der bei Geburt eine Lebenserwartung von 80 Jahren hat wird 80 Jahre alt werden. Und eine Lebenserwartung von 80 Jahren bedeutet nicht, dass mit 80 Jahren Schluss sein muss.

Allen Veröffentlichungen gemein ist, dass die Datenbasis und damit die Sicherheit der Aussagen umso dürftiger wird, je weiter man in der Zeit zurück geht. Dies wird auch von allen Autoren zugestanden und ist leicht verständlich. Auch hängt die Qualität und Reichhaltigkeit der Datenbasis und damit die mögliche Aussagekraft sehr deutlich von der betrachteten Region der Erde ab. In Europa und anderen weiter entwickelten Regionen gibt es meist mehr Daten und Aufzeichnungen, als z.B. in Mittelafrika. Alle Aussagen müssen also mit diesem Wissen um die Qualität, bzw. mangelnde Qualität der Daten bewertet werden.

Ausnahmsweise möchte ich nun mittendrin beginnen. Im Mittelalter in Europa. Quer durch alle Artikel dazu findet man die Annahme, dass die durchschnittliche Lebenserwartung im Mittelalter in Europa irgendwo im Bereich um 30 bis 40 Jahre lag. Je nach Region in Europa gab es wohl starke Schwankungen, die Lebensumstände waren damals noch wesentlich unterschiedlicher als sie es heute sind.

Selbst für diese Zeit, die ja nicht so sehr weit zurückliegt, ist es schwer, einigermaßen aussagekräftige Quellen zu den Lebensspannen der Menschen zu finden. Die verfügbaren Daten für die publizierten Auswertungen sind nach Aussage der Autoren teils einfach zu schlecht. Relativ gute Daten gibt es für die oberen und obersten Schichten der Gesellschaft. Für die unteren Schichten gibt es sehr häufig keine oder nur sehr wenige und wenig sichere Aufzeichnungen. Dies macht es den Auswertenden schwer, zuverlässige und aussagekräftige Ergebnisse und Interpretationen zu entwickeln.

Sagen lässt sich wohl, dass zum Einen die Streuung der erreichten Lebensalter der Menschen im Mittelalter extrem groß ist und zum Anderen auch damals schon Menschen Lebensalter jenseits der 70 bis 80 Jahre durchaus erreicht haben. Die große Streuung drückt nichts anderes aus, als: Menschen sind damals in allen Lebensphasen sehr häufig gestorben. Dies ist den sehr verschiedenen Lebensumständen der Menschen und den verfügbaren medizinischen Mitteln geschuldet.

Die Kindersterblichkeit war im Mittelalter enorm hoch. Man nimmt an, dass 10 bis 20% der Kinder bereits im ersten Jahr gestorben sind. In armen Gegenden von Europa kann dies noch höher gewesen sein, in Regionen mit einem höheren Lebensstandard auch niedriger. Bis zu 40% der Kinder starben vor Erreichen der Pubertät.

Aber auch wer diese Lebensphase überstanden hatte, war aber noch nicht über den Berg. Schlechte Ernährung und Hunger, generelle schlechte medizinische Versorgung, schlechte medizinische Kenntnisse zur Behandlung von Krankheiten, schlechte bis keine Kenntnisse zur Hygiene, schlechte und harte Arbeitsbedingungen, schlechte Wohnsituationen, hohe Unfallhäufigkeit in Arbeit und im allgemeinen Leben, Gewalt im Alltag, Kriege und Epidemien haben die Menschen in allen Altern aus dem Leben geholt. Je niedriger der Stand der Menschen in der Gesellschaft war, desto mehr mussten sie unter den obigen Todesursachen leiden. Menschen in hohem Stand mit guter Ernährung, gutem Lebensstandard, guter Wohnsituation und guten physischen Grundlagen konnten aber auch damals schon durchaus 70 und bis zu über 80 Jahre alt werden.

Wenn man in der Zeit noch weiter zurück geht, zum Beispiel in die römische Zeit, wird die Datenbasis nicht besser, obwohl die Römer gerne alles aufgezeichnet haben. Auch für die Römer gilt, Menschen in hohem Stand sind relativ gut dokumentiert, Menschen in niedrigem Stand sind eher schlecht dokumentiert. Was für das Mittelalter an Gefahren für das Leben galt und an den Unterschied dabei zwischen den gesellschaftlichen Schichten, gilt in ähnlicher Form auch für die Zeit der Römer. Die verfügbaren Auswertungen zu dieser Zeit gehen von einer durchschnittlichen Lebenserwartung von bis zu 30 Jahren aus.

Noch weiter zurück in der Zeit findet man kaum noch aussagekräftige Daten, entsprechend sind auch die Berichte über die Lebensspannen sehr vage. Die meisten Autoren gehen von Lebenserwartungen in der Antike und weiter zurück von unter 30 Jahren aus, manche vermuten eher noch knapp über 20 Jahre.

Zurück aus dem kurzen Exkurs in die Vorgeschichte, gehen wir nunmehr in die etwas nähere Vergangenheit und in die Gegenwart. Die Datenvolumen und auch die Datensicherheit steigen für das 19te Jahrhundert an. Für Betrachtungen ab der Mitte des 19ten Jahrhunderts trauen sich viele Autoren in ihren Veröffentlichungen relativ solide Aussagen zu. Das liegt vor allem daran, dass die Dokumentation der Bevölkerung über die obere Schicht hinausgehend deutlich besser wurde und damit bessere Auswertungen gemacht werden können.

Viele Artikel beschreiben die Zeit ab etwa 1870 bis heute. Deshalb werde auch ich hier diesen Zeitraum wählen. Um das Jahr 1870 herum wird von vielen Autoren die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt für Männer in Europa mit etwa 37 Jahren und für Frauen mit etwa 39 Jahren angenommen. Auch damals galt also schon, was bis heute noch gilt, Frauen leben im Schnitt etwas länger als Männer. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Im Laufe der Zeit stieg dann die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland bis 1970 an auf knapp unter 70 Jahre für Männer und auf knapp über 70 Jahre für Frauen. Die Einflüsse der Kriege und der Zeiten danach, lasse ich hier ebenfalls aus. Auch das ist für mein Thema in diesem Artikel nicht sehr relevant. Die Lebenserwartung stieg also innerhalb von nur 100 Jahren um gut 30 Jahre für Männer und Frauen an. Das ist beträchtlich.

Von Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts bis 2015 stieg die durchschnittliche Lebenserwartung weiter an, auf fast 80 Jahre für Männer und auf knapp über 80 Jahre für Frauen. In den letzten 40 Jahren also um weitere 10 Jahre. (Es soll hier erwähnt werden, dass es durchaus Berechnungen mit verschiedenen Ergebnissen dazu gibt, die Werte weichen aber nicht gravierend ab.)

Wird das so weiter gehen?

Auswertungen und daraus resultierende Prognosen von Experten in Deutschland, die sich sehr genau mit den Ursachen dieser Entwicklung beschäftigen, sagen für das Jahr 2050 eine Lebenserwartung bei der Geburt für Männer von etwa 83 Jahren und für Frauen von etwa 87 Jahren voraus. Die Lebenserwartung steigt also, zumindest nach diesen Hochrechnungen, auch weiterhin an. (Wie schon im Vorwort erwähnt gibt es auch noch wesentlich optimistischere Vorhersagen für die Lebenserwartung.)

Nun ist natürlich Deutschland nicht der Maßstab der Welt, ähnliche Werte finden sich aber auch für andere Regionen der hoch entwickelten Welt. Im Ranking der Länder steht Deutschland übrigens im relativ oberen Bereich. Angeführt wird die Liste von Japan und Hong Kong, dort liegt die derzeitige durchschnittliche Lebenserwartung gemittelt für Männer und Frauen bereits bei rund 83 Jahren, in Deutschland bei knapp 81 Jahren, in manchen Regionen in Afrika dagegen bei etwa 50 bis 60 Jahren, am niedrigsten im Tschad, bei knapp 50 Jahren. Das sind Zahlen aus 2015. Über die gesamte Welt gemittelt betrug die durchschnittliche Lebenserwartung 1960 etwa 50 Jahre und 2010 etwa 67 Jahre. Es gab also einen gravierenden Anstieg der Lebenserwartung in der gesamten Weltbevölkerung.

Interessant ist es nicht nur die durchschnittlichen Lebenserwartungen, sondern auch die Sterbewahrscheinlichkeiten in verschiedenen Lebensaltern zu betrachten. Natürlich gilt auch hier wieder das bereits vorher gesagte, einigermaßen zuverlässige Datenquellen gibt es erst aus der letzten Vergangenheit, deshalb auch hier die Einschränkung auf den Zeitraum von 1870 bis heute.

Vergleiche der Sterbewahrscheinlichkeiten von 1870 bis heute zeigen mehrere Effekte, die man auch nicht anders erwartet.

Effekt 1: Die Kindersterblichkeit bei der Geburt sinkt von 1870 bis heute dramatisch ab. Dies ist vor allem der medizinischen Versorgung von Kindern und Müttern vor und während der Geburt geschuldet.

Effekt 2: Die Sterbewahrscheinlichkeit in den ersten Kinderjahren, dem jungen Erwachsenenleben und dem späteren Erwachsenenleben sinkt ganz erheblich, je näher wir unserer Gegenwart kommen.

Effekt 3: Auch im Alter sinkt die Sterbewahrscheinlichkeit, aber nicht mehr so stark und zum hohen Alter hin bleibt sie fast auf einem Niveau stehen und sinkt nur leicht. Auch die erreichten Höchstalter der Menschen bleiben fast konstant und steigen nur ganz leicht an.

Das sind Effekte, wie sie die meisten von uns wohl nicht anders erwartet hätten, wie sie unseren allgemeinen Kenntnissen und unserem persönlichen Erfahrungsstand entsprechen. Die Fortschritte in der Medizin, in der Hygiene, in der Ernährung, in den Wohnsituationen und ganz allgemein in den Lebens- und Arbeitsbedingungen lassen es nicht anders erwarten. Auch kennen wohl die meisten von uns Großeltern, die bereits 80 Jahre oder älter geworden sind und ´gefühlt´ hat sich das höchste Lebensalter bis heute nicht wesentlich verändert. Auch heute noch wird ein Alter von über 80 Jahren als sehr alt empfunden, auch wenn es Menschen gibt, die auch die 90 Jahre erreichen und manche noch mehr.

In Summe können wir also sehen: Die Sterbewahrscheinlichkeit hat sich auf breiter Front verringert, das erreichte Höchstalter der Menschen ist aber nur relativ wenig gestiegen. Das ist eine interessante Tatsache in Bezug auf das Thema dieses Artikels.

Unter besonders günstigen Rahmenbedingungen können Menschen auch heute bereits 100 Jahre alt werden, die ältesten bisher bekannten Menschen erreichten bis etwa 120 Jahren. Diese Einzelfälle reichen damit also bereits bis an die, für diesen Artikel als Überschrift verwendeten, 120 Jahre heran.

Aus dem oben dargestellten in Summe betrachtet, stellen sich für mich zwei Kernfragen.

Erstens: Wird es gelingen die Sterblichkeit bei Geburt und auch in allen späteren Lebensphasen in der Zukunft so weit zu reduzieren, dass sehr viele Menschen, deutlich mehr noch als heute, das hohe Alter erreichen? Damit ginge dann natürlich automatisch eine weitere Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung einher. Allerdings zeigen die bisherigen Kenntnisse zu den Sterbewahrscheinlichkeiten, dass damit noch nicht automatisch auch eine deutliche Erhöhung der maximal erreichbaren Höchstalter für eine breite Masse erzielt wird.

Und zweitens: Wird es möglich sein, das für die Vielzahl der Menschen erreichbare Höchstalter deutlich anzuheben, bzw. das derzeitig nur auf Einzelfälle beschränkte Höchstalter für alle oder die meisten erreichbar zu machen?

Für die erfolgreiche Lösung der ersten Frage ist es ohne Zweifel nötig noch sehr viele, vor allem medizinische, Hürden zu überspringen. Von den Grundlagen der Ernährung und Hygiene, bis zur Beherrschung von Krebs und anderen potentiell tödlichen Krankheiten, von der Verbesserung der Unfallchirurgie bis zur Verringerung von Unfallursachen reicht die breite Palette an Herausforderungen.

Für die erfolgreiche Lösung der zweiten Frage scheint die genetische Forschung eine ganz wesentliche Rolle zu spielen. Man weiß heute, einzelne Tierarten werden bis zu 400 Jahren alt, z.B. Eishaie. Und manche Forscher der Genetik sind fest davon überzeugt, dass das Entschlüsseln der Geheimnisse des Alterns auch für den Menschen nur noch eine Frage der Zeit ist. Ob damit dann Höchstalter deutlich jenseits des heute erreichten möglich sind und ob es damit gelingt, die breite Masse der Menschen an heutige Einzelfall-Höchstalter heranzuführen, ist heute nicht beurteilbar. Auch wenn einige Forscher bereits meinen, die Unsterblichkeit liegt bereits vor unserer Labortür.

Hinzu kommt: Was sind dann die Konsequenzen? Wie wünschenswert ist das? Wie würde es die Menschen und die Menschheit verändern? Schon für den ´konservativeren´ Fall einer Lebenserwartung von z.B. 120 Jahren, wie in meinem Artikel angenommen. Noch viel drastischer natürlich für den utopisch klingenden Fall der Unsterblichkeit.

Das sind die Fragen, die mich zu diesem Artikel bewegt haben und die mich den Titel auswählen ließen. 120 Jahre Lebenserwartung. Was wäre die Konsequenz, wenn die realistisch erreichbare Lebenserwartung für Menschen 120 Jahre wäre? Eine durchschnittliche Lebenserwartung, die ganz deutlich, nämlich rund 40 Jahre, über der heutigen liegt.

Damit werde ich mich im Folgenden beschäftigen.

120 Jahre Leben(serwartung)

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