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Vorwort der ersten Ausgabe.
(Ende 1900).

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Der Name Hermann Lauscher tritt mit der vorliegenden Publikation zum ersten Mal in die Öffentlichkeit. Lauschers Dichtungen, unter fremdem Namen im Druck erschienen, sind einem bestimmten engeren Leserkreise wohlbekannt.

Leider hat der verstorbene Dichter mir verboten, sein Geheimnis preiszugeben und seine früher gedruckten Schriften ihm zu vindizieren. Es war ein Abend in der Weinstube des „Storchen“; Lauscher war von seiner gewöhnlichen traurig bitteren Stimmung befallen, vielleicht warf auch sein bald darauf erfolgter Tod den Schatten einer ängstigenden Ahnung voraus. Er bat mich förmlich zu schwören, seine Anonymität aufs treueste wahren zu helfen. Vor mir, als dem einzigen Literaten seiner Freundschaft, schien er in diesem Punkte besonders ängstlich zu sein. Ich schwor lachend ewiges Stillschweigen, das Gespräch wendete sich zu literarischen Fragen, wobei Lauscher alle Quellen seiner fast feindseligen Ironie springen ließ. Dann versank er in Schweigen, trank hastig mehrere Becher Wein und nahm plötzlich kurzen Abschied. Ich sah ihn seither nicht wieder — zehn Tage darauf starb er plötzlich auf einer Reise.

Lauschers literarischer Nachlaß enthielt fast nichts als die hier mitgeteilten Stücke. Nächst dem rein persönlichen Wert, den diese für seine Freunde haben, dürften sie als Dokumente der eigentümlichen Seele eines modernen Ästheten und Sonderlings das Interesse aufmerksamer Leser verdienen, namentlich durch die herbe, selbstquälerische Wahrheitsliebe des „Tagebuchs“. Sie entbehren fast ganz die fleißig geschliffene, preziöse Form, welche Lauschers Dichtungen eigen ist, und dürften so, ganz im Sinn ihres Verfassers, auch gewandten literarischen Spürern keinerlei Schlüsse auf dessen anderwärts existierende Autorschaft zulassen.

Durch weitere Notizen über den Dahingegangenen oder durch eine vielleicht zuweilen erwünscht scheinende abrundende Redaktion den persönlich lebendigen Duft der nachstehenden Blätter zu beeinträchtigen, schien mir unerlaubt.

Mögest du mir verzeihen, mein armer, toter Freund, wenn diese Veröffentlichung deiner letzten, einsamen Gedanken und Leiden nicht deinem stumm gebliebenen, letzten Wunsche entspricht!


Hermann Lauscher

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