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Das Bindegewebe – unsere Mülldeponie

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Lange Zeit hat die Schulmedizin überhaupt das Problem einer »Übersäuerung« bestritten. Und natürlich auch, dass unser Bindegewebe darunter leidet. Seit aber immer häufiger auch anerkannte Ärzte wie etwa Dr. H.-W. Müller-Wohlfahrt von einer »Versulzung« unseres Bindegewebes durch Übersäuerung sprechen, scheint hier ein Umdenkprozess einzusetzen. Was aber ist das Bindegewebe, von dem so oft gesprochen wird? Einige bezeichnen es als ein Organ wie Herz, Lunge oder Niere mit dem Unterschied, dass es den ganzen Körper durchzieht und so die Billionen von Körperzellen miteinander verbindet.

Unser gesamter Stoffwechsel passiert die haarfeinen Filtersysteme unseres Bindegewebes. Denn keine einzige Organzelle unseres Körpers hat einen direkten Anschluss an eine Blutader. Die feinsten Verästelungen unserer Adern (Kapillare), die Nährstoffe und Sauerstoff heranschaffen, enden alle im Bindegewebe. Genauer gesagt in der Flüssigkeit zwischen den Zellen des Bindegewebes. Von dort aus schwimmen die Nährstoffe zu den Organzellen. Umgekehrt müssen auch die Abfallstoffe aus unseren Zellen durch das Bindegewebe zurück zu den Blutgefäßen oder zu unserem Abwassersystem, den Lymphkanälen.

Doch damit nicht genug. Dasselbe gilt auch für die gesamte Kommunikation in unserem Körper, die eigentlich auch eine Art von Transport ist, nämlich die Beförderung von Botschaften. Die bioelektrische Weiterleitung von Nervenimpulsen läuft über unser Bindegewebe. Dabei leitet Wasser eigentlich keinen Strom. Erst die kleinsten Partikel, die im Wasser aufgelöst sind – die Mineralsalze –, verleihen ihm diese Eigenschaft. Wegen dieser Funktion nennt man sie auch »Elektrolyte«. Eine korrekte Mineralsalzzusammensetzung in der Zwischenzellflüssigkeit ist also für eine störungsfreie Reizweiterleitung der Nervenimpulse notwendig.

Und nicht zuletzt steuert unser Bindegewebe das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen.

Säuren, die nicht sofort über die Lungen oder Nieren ausgeschieden werden können, müssen unschädlich gemacht werden. Dazu bedient sich unser Körper bei seinen Mineralstofflagern: Fingernägel, Knochen, Haare, Zähne oder Sehnen. Das Ergebnis sind nur leider schwer ausscheidbare Salze in unserem Bindegewebe, auch Schlacken genannt. Doch was geschieht, wenn das Bindegewebe bereits »voll« ist? Leicht einzusehen, dass ein Bindegewebe, das mit Schlacken aus der Neutralisation von Säuren »versulzt« ist, seine lebenswichtigen Aufgaben nurmehr eingeschränkt ausüben kann. Es gelangen nicht mehr genügend Nährstoffe und Sauerstoff in die Zellen, und andererseits können die Abfallstoffe nicht mehr abtransportiert werden. Das führt zu einem sauren Milieu und letztlich zu Säurekrankheiten. Das Heimtückische daran: Jahrelang kommt es »nur« zu mehr oder weniger unangenehmen Symptomen oder Befindlichkeitsstörungen wie Müdigkeit, Konzentrationsmangel oder Kopfschmerzen. Bis dann richtige Krankheiten ausbrechen. Und da das Bindegewebe alle Teile unseres Körpers betrifft, ist die Bandbreite der möglichen Krankheiten schier unbegrenzt. Das kann ein Bandscheibenvorfall, Allergien, Rheuma oder sogar ein Herzanfall sein.

BINDEGEWEBE-TYPEN

Wenn wir uns die Größe und Bedeutung des Bindegewebes vergegenwärtigen, kann es nicht verwundern, dass das zusammenhängende und letztlich alles tragende Bindegewebe als »Grundsystem des Körpers« oder »System der Grundregulation« bezeichnet wird. Alle grundlegenden, für das Funktionieren unseres Körpers nötigen Aufgaben werden über dieses Gewebe durchgeführt und auch reguliert. Dabei ist es enorm wandlungsfähig.

Die Hauptbestandteile unseres Bindegewebes sind Zellen, die in Fasern und Wasser mit Nährstoffen eingebettet sind. Die meisten Fasern bestehen übrigens aus dem aus der Kosmetikindustrie bekannten Eiweißstoff »Kollagen«. Übersetzt heißt das bezeichnenderweise »leimbildend«. Noch wichtiger für Hautcremes und dergleichen dürfte der zweite Fasertyp, das »Elastin« sein.

Welche Funktionen das Bindegewebe in unserem Körper erfüllt, hängt stark von der Konsistenz ab:

→ Es kann locker mit vielen Zellen, Wasser und wenig Faseranteil sein wie zwischen Muskeln, Nerven und Organen.

→ Es kann sehr straff sein mit viel Faseranteil und fast ohne Wasser, wie etwa die Sehnen unserer Muskeln, unsere Stimmbänder oder die Gelenkkapseln unserer Kniegelenke.

→ Es kann »wabbeliges« Fettgewebe sein.

→ Es kann aber auch fester Knorpel bis hin zum harten Knochen fast ohne Wasser sein.

Die Pflege des Bindegewebes ist also für jeden von uns eine der wichtigsten Säulen zur Aufrechterhaltung körperlichen Wohlergehens. Wer da bei ersten Anzeichen von Übersäuerung rechtzeitig gegensteuert, seine Lebensweise und Ernährung umstellt, kann viele Krankheiten vermeiden. Lesen Sie dazu ab Seite 93 »Essen Sie sich gesund« und ab Seite 195 »Bewegung und Entspannung«.

Übersäuerung

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