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2.

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Als er erwachte, lag er auf einer Art Matte, die in einem Gestell aufgespannt war, und blickte gegen eine sandfarbene Decke, in die mehrere runde Leuchten eingelassen waren.

Das Licht erschien ihm zu grell, deshalb schloss er die Augen.

»Oh, mein Kopf!«, klagte er. »Immer diese Gelage!«

Er runzelte die Stirn, als ihm bewusst wurde, dass er keine Ahnung hatte, von was für einem Gelage er sprach.

Im nächsten Moment wurde ihm klar, dass er nicht einmal seinen Namen kannte.

Aber das war noch lange nicht alles.

Er wusste auch nicht, wo er war und wie er hierhergekommen war.

Seine erste physische Reaktion war der Versuch, sich aufzusetzen. Er schlug fehl, weil sich, wie er gleich darauf feststellte, ein breiter Gurt über seinen Bauch spannte, dessen Enden am Gestell der Matte befestigt waren, auf der er lag.

Natürlich versuchte er, ein Ende zu lösen. Dabei erkannte er, dass beide Enden mit Schlössern an der Matte befestigt und dass die Schlösser abgeschlossen waren.

Da dämmerte ihm, dass seine Lage noch viel schlimmer war, als er bisher geglaubt hatte. Anscheinend war er nicht einmal mehr Herr über sich selbst, sondern ein Gefangener.

Oder ein tobsüchtiger Irrer!, überlegte er. Normale Gefangene fesselt man nicht ans Bett!

Obwohl das eigentlich kein Bett war, auf dem er lag, sondern eine ziemlich unbequeme Plastikmatte. Und er trug auch keinen Schlafanzug, sondern eine weite Hemdhose aus minderwertigem, kratzigem Stoff.

»Verdammt noch mal!«, brüllte er.

Und schloss den Mund sofort wieder, weil er sich sagte, dass man ihn vielleicht noch fester binden würde, wenn er herumtobte.

Als er ein leises Zischen hörte, hob er den Kopf.

In dieser Lage konnte er geradewegs zur Tür sehen, die sich etwa drei Meter hinter dem Fußende seiner Lagerstatt befand.

Er sah, dass sie sich geöffnet hatte und dass ein hochgewachsener, dürrer Humanoide in beigefarbener Kombination das Zimmer betrat. Das Wesen hatte dunkelbraune, ledrige Haut, die sich straff über seinen Schädel spannte, der einem Totenschädel ähnelte.

Er ahnte, dass er ein männliches Wesen vor sich hatte, beschloss aber, sich noch unwissender zu stellen, als er ohnehin war.

»Guten Tag, Schwester!«, säuselte er mit seiner süßesten Stimme.

Ein Ding, das dem Fremdling eigroß und metallisch vor der Brust hing, sprach in einer unbekannten Sprache. Daraufhin sagte der Fremdling ebenfalls etwas in der unbekannten Sprache – und das Ding sagte in der Sprache, die er verwandt hatte:

»Ich bin nicht mal dein Bruder, geschweige denn deine Schwester, Giffi Marauder.«

Klick!, machte es in seinem Gehirn und noch einmal: klick!

Ich bin also Giffi Marauder!, dachte er – und mit einem Mal fiel ihm noch mehr ein, wenn auch nur verschwommen.

Etwas von einem Freien Wirtschaftsimperium war darunter und von einem Fischerei-Mutterschiff namens TIMEFLOWER – und die Erinnerung an ein weibliches Wesen namens Perwela Grove Goor, bei der ihm heiß ums Herz wurde.

»Aber woher weißt du das?«, fragte er verwundert. »Das wusste ja nicht einmal ich selbst. Und wo bin ich hier? Und wie kam ich hierher? Und warum bin ich an diesem Gestell festgeschnallt? Ist das eine Art Klaps... äh, Sanatorium?«

Abermals schaltete sich das metallische Ding dazwischen – und diesmal begriff Giffi Marauder, dass es sich um ein Übersetzungsgerät handelte.

»Das weiß ich, weil der Name an der Unterkleidung stand, die du bei deiner Bergung unter dem Raumanzug trugst«, antwortete der Fremde. »Und es wundert mich nicht, dass du das selbst nicht wusstest, denn du leidest an den Nachwirkungen eines Strangeness-Schocks. Und du befindest dich an Bord des Raumtenders ROARKA, nachdem wir dich und einige andere Schiffbrüchige aus den Trümmern der SETNAR-METEM bargen, die während eines wissenschaftlichen Experiments an die Randzone einer 6-D-Implosion geriet.«

Giffi Marauder schwirrte der Kopf.

Er wusste weder, was ein Strangeness-Schock war noch etwas von einer SETNAR-METEM oder einer 6-D-Implosion.

Aber das alles erschien ihm nicht halb so schlimm wie die Tatsache, dass er immer noch gefesselt war. »Warum bin ich festgeschnallt?«, fragte er.

»Du hast den Status eines Gefangenen«, stellte der Fremde fest. »Die anderen Geretteten von der SETNAR-METEM sagten aus, dass du dort der persönliche Gefangene von Shazar tum Reel warst. Da du außerdem kein Hauri bist, wirst du weiter ein Gefangener bleiben, bis Kommandant Herfar karj Shdong deinen Status vielleicht ändert und du entweder bedingt frei bist oder vor ein Exekutionskommando gestellt wirst.«

»Exekutionskommando?«, wiederholte Giffi erschaudernd und erinnerte sich daran, dass er einmal vor eine Gruppe Männer gestellt worden war, die mit Strahlgewehren auf ihn angelegt hatten. Auch das war ein Exekutionskommando gewesen – und es hätte ihn vom Leben zum Tode befördert, wenn Perwela nicht im letzten Augenblick aufgetreten wäre und das verhindert hätte, was ohne ihr Wissen von einem eifersüchtigen Gouverneur eingefädelt worden war.

Perwela ist schon ein Engel!, dachte Giffi verklärt. Falls sie auch hier gefangen gehalten wird, muss ich sie befreien.

Und von da an spielte er ein Spiel, das bezweckte, Perwela Grove Goor zu retten.

Doch das war das Endziel.

Das vorläufige Zwischenziel hieß, sich aus dem Gefangenenstatus davonzustehlen.

*

Zwei weitere Fremde betraten das Zimmer. Sie waren ebenso dürr wie der Erste und hatten die gleichen Mumiengesichter.

Aber ihre Kleidung war anders, und als sie Giffi mit Hilfe von Instrumenten untersuchten, begriff er auch, warum.

Sie waren Mediziner – und er befand sich, wie er wenig später herausbekam, im Bordhospital des Raumtenders ROARKA, weil er unter den Nachwirkungen eines Strangeness-Schocks litt (was immer ein Strangeness-Schock war) und weil er während des Höhepunkts dieses Schocks offenbar tobsüchtig gewesen war.

Giffi Marauder lachte sich halb tot, während die Mediziner ihn abtasteten.

Sie hielten das wohl für einen Vorboten eines neuen Tobsuchtsanfalls, denn einer von ihnen machte eine Injektionspistole schussbereit.

Das erschreckte Giffi so sehr, dass er nicht mehr lachte. Hastig erklärte er ihnen, was die Geräusche bedeuteten, die sie gehört hatten, und dass er ganz bestimmt nie wieder toben würde.

Sie diskutierten miteinander darüber und verzichteten dann auf den »Beruhigungsschuss«. Dafür brachten sie ihn mitsamt seinem Gestell in ein anderes Zimmer, in dem drei uniformierte, finster dreinblickende »Hungerkünstler« ihn erwarteten.

Er merkte ziemlich schnell, dass das, was sie mit ihm praktizierten, ein Verhör war.

Darauf versessen, so harmlos wie nur möglich zu erscheinen, beantwortete er alle ihre Fragen wahrheitsgemäß, sofern er die Antworten wusste. Die übrigen Antworten versuchte er zu erfinden, wobei er so behutsam wie möglich vorging.

Ansonsten stellte er sich dumm. Wahrscheinlich hielten seine Befrager ihn sowieso für geistig unterbelichtet.

Das mochte der Grund dafür sein, warum sie in seiner Gegenwart offen über das Ziel des Raumtenders, die Bedeutung dieses Zieles und einiges mehr sprachen.

Auf diese Weise erfuhr er, dass die ROARKA unterwegs ins Zapurush-System war, wo auf dem dritten Planeten ein vorgeschobener Überwachungsposten eingerichtet wurde.

Er erfuhr auch, dass Shazar tum Reel ihn in Meekorah-Hangay, was immer das war, gefangen genommen hatte, als er dort mit einem kleinen Raumschiff namens HAWKING antriebslos durch den Raum gedriftet war. Er war infolge eines Strangeness-Schocks handlungsunfähig gewesen.

Shazar tum Reel hatte ihn und sein Schiff geborgen und war mit seiner SETNAR-METEM nach Tarkan-Hangay übergewechselt, was immer Tarkan-Hangay auch hieß. Dort hatte ihn ein neuer Strangeness-Schock total paralysiert – und als er nach der Bergung aus den Trümmern der SETNAR-METEM auf die ROARKA gebracht worden war, hatte er in geistiger Umnachtung getobt.

Jetzt, da sein Zustand sich allmählich besserte und die Amnesie zu weichen schien (was Giffi allerdings viel zu langsam ging), versuchten die Hauri, im Verhör aus ihm herauszubekommen, mit welchem Auftrag er nach Meekorah-Hangay geschickt worden war.

Und sie wollten von ihm wissen, was das für ein geheimnisvolles Objekt gewesen sei, das im unversehrt geborgenen Logbuch der SETNAR-METEM erwähnt und mit dem Namen Lullog bezeichnet worden war.

Die Erwähnung dieses Namens löste bei Giffi Marauder einen wahren Gefühlssturm aus. Lullog schien etwas zu sein, zu dem er sehr intensive emotionale Beziehungen gehabt hatte. Aber er vermochte sich nicht zu erinnern, wer oder was Lullog gewesen war.

Keinesfalls konnte Lullog über Zauberkräfte verfügt haben, wie die Verhöroffiziere ihm einzureden versuchten – und er konnte auch nicht an Bord des Raumtenders herumgeistern, wie sie behaupteten, denn er war ganz sicher bei der Zerstörung der SETNAR-METEM vernichtet worden.

Was den angeblichen Auftrag anging, mit dem er nach Meekorah-Hangay geschickt worden sein sollte, so vermochte sich Giffi an absolut nichts zu erinnern.

Die Erwähnung der HAWKING löste allerdings in seinem Bewusstsein die Vorstellung eines diskusförmigen, überlichtschnellen Raumflugkörpers voller Hightech-Produkte aus.

Und diese Vorstellung wiederum löste den Wunsch in ihm aus, die HAWKING wieder zu besitzen.

Falls sie nicht mit der SETNAR-METEM zerstört worden war.

Im Verlauf des Verhörs brachte er geschickt die Sprache darauf – und das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er erfuhr, dass die HAWKING unversehrt geborgen worden war und in einem Kleinhangar des Raumtenders stand.

Von da an stand für ihn fest, dass er an sein Schiff herankommen und mit ihm fliehen würde. Erst wieder in Freiheit, sollte es irgendwie möglich sein, alle Erinnerungen zurückzuerhalten.

Allerdings musste er erst einmal zu seinem Schiff kommen – und das würde nicht so leicht sein, denn die Verhöroffiziere brachten ihn ins Bordhospital zurück und fesselten ihn wieder an seine Lagerstatt.

Finstere Gedanken kreisten in Giffis Schädel, als er wieder allein war.

Da wisperte etwas in seinem Bewusstsein:

»Hilfe ist nah, Giffi.«

Etwas klickte – und der Bauchgurt, der ihn an seine Lagerstatt gefesselt hatte, sprang auf.

Giffi Marauder richtete sich auf und blickte mit wilden Augen umher. Aber er konnte niemanden sehen.

»Ich bin es, Lullog«, wisperte es wieder. »Allerdings bin ich nicht nahe bei dir, denn ich versuche gerade, Hilfe zu holen. Wir befinden uns im Landeanflug auf den dritten Planeten der Sonne Zapurush, und ich habe auf der anderen Seite der Planetenkugel ein Raumschiff entdeckt, das sich zwei Sekunden in der Zukunft verbirgt.«

»Wie konntest du es dann entdecken, Lullog?«, fragte Giffi.

»Einer meiner Vorfahren war das Zeitauge Angekok«, antwortete Lullog. »Von ihm habe ich die Fähigkeit geerbt, begrenzt in Vergangenheit und Zukunft zu spähen. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Wichtig ist allein, dass das entdeckte Schiff Freunden gehört. Ich spüre das – und ich versuche, sie auf unsere Notlage aufmerksam zu machen, damit sie etwas zu unserer Befreiung unternehmen.«

»Dem Großen Black Hole sei Dank!«, entfuhr es Giffi Marauder. »Dann kann ich schon nicht vor ein Exekutionskommando gestellt werden. Sorge aber dafür, dass sie auch die HAWKING befreien!«

Lullog reagierte nicht darauf.

Giffi rief mehrmals seinen Namen, bekam aber keine Antwort.

Erst zirka zwei Minuten später sagte Lullog – in seinem Bewusstsein:

»Unsere Freunde werden uns nicht helfen, Giffi. Sie haben meine Versuche, ihnen unsere Notlage klarzumachen, missverstanden und sind geflohen. Nun ja, möglicherweise jagte ich ihnen Angst ein, aber meine Schaltfelder sind durch zwei starke Strangeness-Schocks so gestört, dass es mir nicht gelingt, exakt das herbeizuführen, was ich herbeiführen möchte.«

»Ich verstehe«, erwiderte Giffi. »Auch bei mir ist einiges gestört. Aber jetzt, da ich nicht mehr ans Bett gefesselt bin, werde ich die HAWKING aufsuchen und mit ihr fliehen. Ich hoffe nur, dass du mitkommen kannst.«

»Ich will es versuchen«, erklärte Lullog.

»Gut«, sagte Giffi. »Aber wer oder was bist du eigentlich? Ich habe es vergessen.«

»Ich bin Lullog«, antwortete Lullog. »Das Produkt mehrerer Faktoren, die mir größtenteils entfallen sind. Ich weiß nur, dass das Zeitauge Angekok daran beteiligt war, mehr nicht. Ich weiß nicht einmal so recht, wer du eigentlich bist.«

»Giffi Marauder«, sagte Giffi. »Ein Astralfischer im Dienst von Perwela Grove Goor, der ausgezogen ist, um diese schönste Frau des Universums zu retten.«

»Das besagt leider nicht viel«, erwiderte Lullog. »Aber ich werde dir selbstverständlich dabei helfen.«

Perry Rhodan 1380: Die Helden von Zapurush-III

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