Читать книгу Perry Rhodan 497: Die Armee der Kriegsdiener - H.G. Ewers - Страница 4
ОглавлениеKriege werden nicht von Völkern, sondern von Einzelpersonen gemacht – aber sie werden nicht von Einzelpersonen, sondern von Völkern geführt. Dieser Widerspruch entblößt den Widersinn des Krieges an sich und macht die Tatsache, dass unter ihm sowohl die Volksmassen der Überfallenen als auch die Volksmassen der Aggressoren zu leiden haben, zu einer logischen Folge des Verstoßes gegen die universellen Gesetze.
Elgart Gaisas
1.
Im Steuerbordsektor der Bildschirmgalerie leuchtet weiß und grell jener große Normalstern, den die Terraner Wega nennen. Ein Stern in einer fremden, zerfaserten Galaxis, die gar nichts von der Ordnung unserer Heimatgalaxis besitzt.
Doch die Wega ist nicht das Ziel unserer sechzigtausend Sammler. Ursprünglich hatten wir bei einem gelben Normalstern namens Sol, siebenundzwanzig terranische Lichtjahre von hier entfernt, in den Normalraum zurückkehren wollen, nur ein Berechnungsfehler hat uns hierher verschlagen.
Selbstverständlich sind die dafür verantwortlichen Astronavigatoren exekutiert worden. Wer seine Pflicht der Großen Gemeinschaft gegenüber nicht erfüllt, hat keinen Platz in dieser Gemeinschaft; er würde ihre Vollkommenheit aufweichen.
Inzwischen sind die ersten Schlachten geschlagen. Wider Erwarten konnten wir den Widerstand der terranischen Barbaren nicht brechen, noch nicht. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis uns das gelingt. Der Wille des Taschkars ist Gesetz, und jedes Gesetz realisiert sich kraft seiner Existenz. Wir werden das Pseudo-Staatsgebilde jener halbzivilisierten Wilden, die sich Menschen nennen, zerschlagen und den Gesetzen des Taschkars und der Großen Gemeinschaft auch in dieser ungeordneten Galaxis Geltung verschaffen.
Ich, Aronte, Kriegsdiener Zweiter Klasse und Begleiter des genialen und unbesiegbaren Vascalo, werde meine Pflichten getreu den Buchstaben der Ehernen Verkündigung erfüllen, damit die in tiefer Unwissenheit und Barbarei lebenden Völker dieser Galaxis am Licht der vollendeten. Ordnung teilhaben können.
Wie unwissend und dumm sind doch diese armen Kreaturen, dass sie sich gegen ihre Wohltäter stellen. Aber ihr Widerstand ist sinn- und zwecklos, denn wir werden selbstverständlich nicht aufgeben, sondern ihnen das Glück gewaltsam bringen. Vielleicht müssen wir die Hälfte von ihnen töten, vielleicht auch noch mehr, doch das alles zählt nicht; es wird sie höchstens früher zur Einsicht bringen.
Der geniale Vascalo – minderwertige Subjekte nennen ihn Vascalo den Krummen, weil eine Mutation der Wirbelsäule ihn am völlig aufrechten Gang des Durchschnittscappins hindert – hat seine Großartigkeit wieder einmal bewiesen, indem er einen ursprünglichen Nachteil zu einem strategischen Vorteil umwandelte.
Unseren Pedopeilortern ist es gelungen, die Steuerfrequenz eines ganjasischen Pedopeilers zu orten, der sich auf einem Himmelskörper terranischen Heimatsystems befindet. Inzwischen haben sich 130.000 Kriegsdiener unserer Sammlerflotte auf die individualneutralen Impulse jenes Pedopeilers eingepeilt. Während wir durch die bloße Anwesenheit unserer Sammlerflotte die terranischen Verteidigungskräfte bei der Wega binden, bereiten wir uns zur Invasion des Solsystems vor. Wir werden so überraschend auftauchen, dass das Zentralsystem der Barbaren uns wie eine reife Frucht in die Hände fallen wird.
Mitten in meine von der Vorfreude bestimmten Überlegungen schallt der Gong und ruft mich und die anderen Glieder unserer Gemeinschaft in die Verpflegungsräume. Wir erheben uns und bewegen uns als Ströme eines geordneten Ganzen zu den vorbestimmten Zielen. Nach der Mahlzeit rufen uns die Signale in die Ausrüstungskammern. Auf jedem unserer vielen Sammler vollzieht sich der gleiche Vorgang in der gleichen Reihenfolge, eine erhebende Perfektion.
Während wir uns gegenseitig in die schweren Kampfanzüge helfen, bringt uns die aus allen Lautsprechern tönende Sinfonie der Unfehlbarkeit in die Stimmungslage, die wir zur Durchführung unserer Mission brauchen. Die Takte lassen unsere Herzen im Gleichklang schlagen, steuern die Hormonausschüttung unserer endokrinen Systeme und gleichen die biochemischen Aktivitäten unserer Gehirne einander an.
Wir sind eins, viele Teile eines Ganzen, die im Denken und Fühlen und Wollen gleichgestimmt die planvolle Richtung ansteuern. Wie arm und bedauernswert sind doch die Terraner, die das alles nicht kennen. Ich fühle den ungestümen Drang in mir, diese dahinvegetierenden Individuen zur glückhaften Vereinigung zu zwingen, in eine homogene Masse, die nur DAS GESETZ und DAS ZIEL kennt.
Ich habe meinen Kampfanzug geschlossen und die Systeme überprüft. Alles funktioniert einwandfrei. Da summt der Melder meines Helmfunkgerätes auf; eine mechanische Stimme bestellt mich zu Vascalo. Schnell gehe ich zum Beauftragten des Taschkars. Er empfängt mich mit einem genau abgewogenen Lächeln, das das ideale Ebenmaß seiner Gesichtszüge noch stärker als sonst betont.
Welche Reinheit, welche unbeirrbare Zielstrebigkeit liegen in diesen Zügen. Der unbesiegbare Vascalo kennt jene Schwankungen nicht, die niedere Glieder der Gemeinschaft manchmal überkommen. Wenn er ein Ziel erkannt hat, so geht er unbeirrbar seinen Weg, frei von falschen Skrupeln und frei von Mitleid. Er lobt, wenn gelobt werden muss, er tötet, wenn getötet werden muss, und er zitiert die Gesetze, die zitiert werden müssen.
Ich knie vor ihm nieder, damit er nicht zu mir aufsehen muss, denn Vascalo ist körperlich kleiner als ein Durchschnittscappin, obwohl sein Geist unvergleichlich größer und stärker ist, ausgenommen der des Taschkars.
»Aronte ...«, sagt er mit seiner vollen gütigen Stimme, »... unsere Planungspositronik hat Sie dazu bestimmt, meine Kommandokugel zu steuern, sobald wir den solaren Himmelskörper erreicht haben, auf dem sich der ganjasische Pedopeiler befindet.«
Ich widerspreche nicht, obwohl wir meines Wissens nicht die technischen Möglichkeiten besitzen, ein so großes Gerät wie die Kommandokugel mitzunehmen. Aber wie könnte ich mich erdreisten, mehr wissen zu wollen als der unfehlbare Vascalo. So warte ich also ab.
»Die Kommandokugel ist zerlegt ...«, fährt Vascalo fort, »... und wird von der Gruppe des Kriegsdieners Dritter Klasse Ivorun mitgenommen. Sofort nach der Ankunft werden Sie den Zusammenbau überwachen und mir anschließend als Pilot dienen. Sie haben gehört und verstanden?«
»Ich habe gehört und verstanden«, antworte ich in der alten Formel.
»Gut, gehen Sie jetzt, Aronte«, sagt Vascalo.
Schweigend, wie es sich geziemt, erhebe ich mich und verlasse den Raum, ohne das überwältigende Glücksgefühl zu zeigen, das mich angesichts der großen Ehre, die mir zuteil wird, befällt. In das Glücksgefühl mischt sich eine Spur von Scham darüber, dass ich in einem Anflug von Kleinmütigkeit meine Unwissenheit über die Beförderung der Kommandokugel für kurze Zeit mit Wissen verwechselte. Ich will versuchen, diese Abweichung vom genormten Bewusstsein durch besonderen Einsatz wieder gutzumachen.
Als ich die Kriegsdiener der Gruppe Ivorun erreiche, ist die Kommandokugel bereits zerlegt. Die Männer haben sich die Einzelteile in großen unförmigen Paketen vor die Brust geschnallt, so dass sie nur aufrecht stehen und gehen können.
»Ruhm und Ehre der Ehernen Verkündigung!«, grüße ich die achtzehn Kämpfer.
»Ruhm und Ehre der Ehernen Verkündigung!«, antworten sie mir im Chor.
Ich mustere ihre Gesichter und stelle fest, dass einige sich zu einem spöttischen Grinsen verzogen haben. Sollten einige Kriegsdiener unbewusst von der Bewusstseinsnorm abgewichen sein? Ich muss ihnen helfen, die Ansätze der Abweichungen zu korrigieren.
»Der Krieg gegen die Unwissenden ist die höchste Form der Liebe«, zitiere ich einen Ausspruch des ersten Taschkars von Groß-Gruelfin.
Ivoruns Gesicht wird undurchdringlich. Nur seine schwarzen Augen verraten mir, dass seine Gedanken noch nicht wieder der Norm angeglichen sind.
»Das ist wahr«, murmelt er und senkt den Blick. »Aber sind Sie sicher, Kriegsdiener Zweiter Klasse Aronte, dass die Terraner ebenfalls zu dieser Einsicht gelangen werden?«
»Wer die Uneinsichtigen tötet, beschleunigt bei den Überlebenden den Prozess der Wahrheitsannahme«, zitiere ich abermals. »Kriegsdiener Dritter Klasse Ivorun, Sie sollten umdenken, bevor der Zweifel in die Unfehlbarkeit unserer Gesetze Ihr Bewusstsein vergiften kann!«
»Wir alle sind treue Diener der Gesetze, des Taschkars und seines Beauftragten Vascalo«, wirft ein Mitglied der Gruppe Ivorun ein. Er ist bleich geworden, denn er hat wohl erkannt, wie nahe Ivorun daran war, eine schädliche Tendenz zu entwickeln. »Aber ...«, fährt er fort, »... die Terraner haben in ihrer Unwissenheit heftigen Widerstand geleistet und viele unserer Vasallen abgeschossen. Wäre es nicht besser, die Ankunft der zweiten Sammlerflotte abzuwarten und erst dann mit der geballten Macht von insgesamt 1,8 Millionen Pedotransferern zuzuschlagen?«
Ivorun räuspert sich und sieht den Frevler durchdringend an.
»Das ist ein Zweifel an die Unfehlbarkeit des Planes, den ich nicht dulden kann!«, sagt er scharf. »Vascalo wird wissen, warum er nicht auf die zweite Flotte wartet, und uns steht es nicht zu, seine Entscheidungen anzuzweifeln.«
»Richtig«, bestärke ich ihn in seinem positiven Umdenkungsprozess. »Ein Kriegsdiener muss absolutes Vertrauen in die Führung haben, die nicht anders als unfehlbar sein kann, da sie den Gesetzen und Verkündigungen absolut vertraut.«
»Ich erkenne meinen verabscheuungswürdigen Fehler an«, sagt der Kriegsdiener. »Mein Denkprozess hatte sich von der Linie des Normbewusstseins entfernt, und ich danke Ihnen, Kriegsdiener Zweiter Klasse Aronte, dass Sie mich auf den richtigen Weg zurückgeführt haben. Ich verpflichte mich zu vollkommener Gefechtsbereitschaft und zum vollen Einsatz meiner Person im bevorstehenden Kampf.«
Ich fühle, wie ich von Stolz ergriffen werde, von Stolz auf die Früchte meiner erzieherischen Arbeit. Gleichzeitig bin ich stolz auf unsere Ordnung, die im Perfektionismus der Einführung Tag für Tag Bewährung findet.
Da ertönen die machtvollen Signale, die uns zum Einsatz rufen. Das Licht wechselt vom ruhigen steten Grün zu beflügelndem Rosarot.
Wir kommen, wir kommen!
*
Merceile blickte vom geschwungenen Pult des Dakkarkoms auf, als der Melder des Panzerschotts summte und eine gelbe Leuchtplatte über ihr in kurzen Intervallen erstrahlte.
Die Biotransferkorrektorin – vor mehr als zweihunderttausend Jahren Mitglied jenes takerischen Kommandos, das auf der Erde ein verbrecherisches Bio-Programm verwirklichen sollte, Widerstandskämpferin gegen die Pläne ihres eigenen Volkes und heute Vertraute des Ganjos Ovaron und Verbündete der Terraner – schaltete ein Kontrollsystem ein.
In einem kleinen Trivideokubus erschienen die Abbilder dreier merkwürdiger Gestalten.
Eine der Gestalten unterschied sich körperlich kaum von einem normalen Erdgeborenen. Es handelte sich um Balton Wyt, früher Freihändler und heute SolAb-Agent, ein hochgewachsener Mann mit schulterlangem rostrotem Haar. Balton Wyt war Telekinet.
Die zweite Gestalt war, verglichen mit Erdgeborenen, ein Zwerg, dessen Kampfanzug in Sonderanfertigung hergestellt worden war. Es handelte sich um Lesska Lokoshan, den Großvater von Major Patulli Lokoshan. Lesska hatte, wie sein Enkel, ein schmales, scharfgeschnittenes goldbraunes Gesicht mit gekrümmter Nase, grünes Körperhaar, blaue Augen und eine tiefe volle Bassstimme; nur sein Schädeldach war – im Unterschied zu Patulli – völlig kahl.
Die dritte Gestalt war kaum zu erkennen, da sie sich im Innern eines kegelförmigen, zwei Meter hohen Transportroboters befand. Ribald Corellos geringe Körperkräfte und sein übergroßer Schädel ließen keine normale Fortbewegung zu. Seine geistigen Kräfte aber machten ihn zu einem Supermutanten.
Merceile lächelte und betätigte den Öffnungsmechanismus. Das Panzerschott glitt in die Decke.
Zuerst schwebte Corello in seinem Transportroboter herein, ihm folgte leichtfüßig der Kamashite Lokoshan – und zuletzt betrat Balton Wyt den Dakkarkomraum, phlegmatisch und von einer penetranten Gleichgültigkeit, die ein hervorstechender Zug seines Temperaments war.
»Ich grüße Sie, Miss Merceile, bezaubernder Traum aller männlichen Lebewesen!«, rief Ribald Corello über den Stimmkraftverstärker seines Transportroboters. »Mein Herz liegt Ihnen zu Füßen. Ich wollte, Sie könnten sich entschließen, in einen Ehekontrakt mit mir einzuwilligen.«
Merceile errötete leicht. Sie wusste zwar, dass der Supermutant übertrieb, doch sie hatte schon vor einiger Zeit erkannt, dass er es nur tat, um seine tieferen Gefühle ihr gegenüber zu kaschieren. Ribald Corello würde wahrscheinlich eines der glücklichsten Lebewesen des Universums sein, wenn sie sich entschlösse, seinem Werben nachzugeben. Doch obwohl sie ihn niemals als Monstrosität betrachtet hatte und ihn sehr sympathisch fand, wusste sie, dass sie seine Gefühle niemals erwidern konnte. Außerdem liebte sie, wenn auch unbewusst, Rhodans Sohn Mike.
Lesska Lokoshan verneigte sich, was wegen des relativ plumpen Kampfanzuges, den er trug, recht ungeschickt ausfiel.
»Gruß Ihnen, strahlende Göttin, Glanz der Galaxis!«, rief der Kamashite. »Solarmarschall Deighton schickt uns, um uns nach Ihren Wünschen zu erkundigen.«
»Gruß ...!«, murmelte Balton Wyt und unterdrückte mühsam ein Gähnen. Sein Blick drückte unendliche Langeweile aus, doch nach einiger Zeit trat ein winziges Funkeln in seine Augen. Selbst ein Phlegmatiker wie er konnte sich nicht gänzlich dem Reiz von Merceiles Erscheinung entziehen.
Die Takererin lachte.
»Ich finde es nett, dass Sie mich besuchen«, sagte sie in einwandfreiem Interkosmo. »Darf ich Ihnen Kaffee anbieten? Ihre terranischen Versorgungstechniker haben sogar in diesem Raum einen Getränkeautomaten installiert, und er liefert tatsächlich trinkbaren Kaffee.«
»Danke!«, rief Corello, schwebte in seinem Roboter zum Automaten und tastete mit einem der beiden Greifarme des Roboters einen Becher Kaffee. Die Vorderseite des auf dem Kegel sitzenden Kugelbehälters öffnete sich; behutsam führte der Mutant den Becher zum Mund.
Lesska Lokoshan bediente sich ebenfalls. Nur Balton Wyt rührte sich nicht von der Stelle; er war zu bequem dazu.
Merceile erhob sich, ging zum Automaten und tastete zwei Becher Kaffee. Einen brachte sie Wyt, aus dem anderen trank sie selbst.
»Sie können Solarmarschall Deighton ausrichten, dass ich keine besonderen Wünsche habe«, erklärte sie. »Die Dakkarkomverbindung mit Ovaron funktioniert einwandfrei. Ich habe soeben die letzten Meldungen aus der Kampfzone Wega durchgegeben. Dieses Gerät ist von hoher technischer Vollkommenheit; notfalls könnte ich meine Meldungen sogar mit Hilfe eines Verfahrens durchgeben, das ihr Terraner Morseverfahren nennt.«
»Und wie steht es am Pedopeiler der Station?«, fragte Corello.
Merceiles Gesicht verdüsterte sich kurz, dann hellte es sich wieder auf. Sie teilte zwar nicht Galbraith Deightons Befürchtung, dass der Pedopeiler in Ovarons alter Titan-Station von den takerischen Pedotransferern missbraucht werden könnte, aber ein gewisses Risiko war natürlich immer dabei, das Gerät auf Empfang geschaltet zu lassen.
»Es ist alles in Ordnung«, antwortete sie und aktivierte ein Monitor-System.
Auf einem großen Bildschirm war eine riesige Felsenhalle zu sehen. Der spindelförmige Pedopeiler, mit dessen Hilfe Merceile die kaum vorstellbare Entfernung zwischen der Sombrero-Galaxis und der Milchstraße überbrückt hatte, glänzte im harten Licht der Beleuchtung.
Rings um die metallische Spindel waren terranische Raumsoldaten in schweren Kampfanzügen postiert. Kleine fahrbare Energiegeschütze und Schutzschirmprojektoren standen bereit.
Sechs kleinere Bildschirme zeigten die sechs Felsenkammern, die um die Peilerhalle gruppiert waren. Hier saßen, standen und lagen ebenfalls terranische Raumsoldaten in Bereitschaft. Insgesamt hatte Solarmarschall Deighton viertausendsechshundert Mann zur Absicherung des Pedopeilers abkommandiert.
»Ja, es sieht so aus, als wäre alles in Ordnung«, bestätigte Ribald Corello. »Dennoch wollte ich, Sie brauchten nicht in der Station zu bleiben.«
»Jeder von uns hat seine bestimmte Aufgabe«, erwiderte das Cappin-Mädchen. »Meine ist nun einmal, über Dakkarkom Verbindung mit Ovaron zu halten. Außerdem erwartete ich einen Sonderbeauftragten des Ganjos, und ich muss dafür sorgen, dass er sich hier zurechtfindet.«
»Ist es ein junger Mann?«, fragte Corello.
Merceile erkannte, was sich hinter dieser Frage verbarg, und wurde verlegen. »Ich weiß es nicht, Corello, und es ist auch völlig bedeutungslos.«
Der Supermutant atmete auf.
»Das stimmt natürlich, Miss Merceile. Dennoch würde ich gern an Ihrer Seite bleiben, Königin des Universums. Leider haben wir Befehl erhalten, uns bis spätestens 13.00 Uhr Standardzeit wieder bei Solarmarschall Deighton einzufinden.«
Er blickte auf den Chronographen im unteren Teil der Kugelrundung. Es war bereits 12:33:41 Uhr Standardzeit und der 10. Juli des Jahres 3438.
»Wir müssen wieder aufbrechen. Denken Sie darüber nach, ob Sie mit mir zusammen einen Ehekontrakt schließen möchten, Miss Merceile. Ich könnte Ihnen die herrlichsten Schätze des Universums zu Füßen legen.«
Lesska Lokoshan blickte Corello verwundert an.
»Woraus bestehen denn die herrlichsten Schätze des Universums, Ribald?«
Der Supermutant ging nicht auf die Frage ein. Abrupt brach er auf, schwebte zum Schott und winkte mit den beiden Greifarmen zum Abschied. Lesska Lokoshan stapfte hinter ihm her und murmelte dabei vor sich hin.
Als das Panzerschott sich abermals geöffnet hatte, drehte sich der Kamashite um und sagte: »Aufwachen, Balton! Whisky fassen!«
Mit einer Schnelligkeit, die man dem Telekineten kaum zugetraut hätte, wirbelte Balton Wyt herum, riss die Augen weit auf und seufzte enttäuscht, als er erkannte, dass Lesska ihn zum Narren gehalten hatte.
»Na warte!«, sagte er.
Er schlurfte hinter Corello und Lokoshan her, die sich bereits draußen auf dem Gang befanden. Bevor er durch die Schleuse trat, bewegte er die behandschuhten Finger seiner rechten Hand träge zum Abschiedsgruß.
Merceile lächelte und setzte sich wieder hinter den Dakkarkom.
Draußen im Freien bestiegen die drei Männer den Gleiter, mit dem sie gekommen waren. Die Atomsonnen verbreiteten wärmende Helligkeit; sie waren zu dieser Zeit auf Maximalleistung geschaltet. Eine laue Brise wehte durch die Täler der Akalos-Berge, bewegte die Blätter der Gigantea-Palmen und umschmeichelte Lokoshans und Wyts Gesichter. Corello hatte die Kugelrundung seines Transportroboters wieder verschlossen; der schwächliche Körper konnte nur vorübergehend auf die von dem geschlossenen Klimasystem erzeugte Temperatur von 37 Grad Celsius verzichten.
Lesska schirmte die Augen gegen die von hier aus sichtbare Atomsonne ab und musterte die Wölbung des tiefblauen wolkenlosen Himmels. Er atmete die würzige Luft tief ein. Titan war ein Paradies – oder fast ein Paradies, seit der Saturnmond eine künstliche Sauerstoffatmosphäre und seine sechs wärme- und lichtspendenden Atomsonnen erhalten hatte. Nur manchmal regten sich die lebensfeindlichen Naturgewalten dieser Welt, ließen tektonische Kräfte aus uralten Spalten und Kratern gewaltige Mengen von Methangas strömen, das tief unter der Kruste in riesigen Kavernen lagerte. Dann flüchteten die Bewohner in ihre Heime und schlossen die Gasschleusen, oder sie bewegten sich in Schutzanzügen durch eine jählings feindlich gewordene Welt. Die Vegetation war durch genetische Umformung größtenteils gegen die kurzzeitigen Einflüsse von Methan und Ammoniak immunisiert worden; von einer entsprechenden Umformung des Menschen hatte man abgesehen.
Lesska Lokoshan aktivierte das Antigravtriebwerk des Spezialgleiters und steuerte die nächste Verkehrsschneise an. An diesem Tag herrschte nur wenig Verkehr; meist waren es schwere Lastengleiter, die den drei Männern begegneten. Solarmarschall Galbraith Deighton hatte Voralarm für den gesamten Titan geben lassen.
Bald jagte der Gleiter auf singenden Antigravkissen die breite Tangente entlang, die Lievenstein Citys Außenbezirke berührte und durch eine Akklimatisierungszone für extraterrestrische Vegetation führte, auf deren der Stadt abgewandten Seite die Kuppeln der Sonnenkontrollstation EINSTEIN IV gleich schwarzgrauen Warzen über den Horizont ragten.
Eine knappe halbe Stunde später bog der Gleiter in die Abzweigung ein, die nach Nordwesten führte. Die Vegetation wurde spärlicher; hier und da säumten Schlackenhalden die Verkehrsschneise. Von einem Steilhang spähten die kreisenden Antennen einer Wachstation herüber. Hier war militärisches Sperrgebiet, und voraus stand das Dallwerth-Gebirge schwarzgrau am Horizont. Dort befand sich der Kuppelkomplex, in dem Galbraith Deighton sein Hauptquartier eingerichtet hatte; dort lag auch das Ziel von Corello, Wyt und Lokoshan.
Im Frachtraum rumpelte Corellos Transportroboter, als Lesska mit hoher Geschwindigkeit in einen Verteilerkessel einbog. Hoch am Himmel kreisten die grauen Silhouetten großer Vögel. Der Kamashite fühlte plötzlich Unbehagen in sich aufsteigen. Ihm war, als griffe eine riesige dunkle Hand nach Titan ...
*
Zur gleichen Zeit ...
Captain Tolous Bettron, Kommandeur des Wachkommandos Ovaron-Station, stand Captain Alea Onandere gegenüber. Alea Onandere war Chef der Ortungsstationen des Saturnmondes Titan. Gemeinsam mit Bettron ging sie die Ortungsdiagramme durch, die innerhalb der letzten sechs Stunden angefertigt worden waren.
Tolous Bettron musste sich immer wieder zwingen, nicht nur Alea anzustarren. Dennoch ertappte er sich ständig dabei, wie er ihre schlanke Gestalt musterte – die vollendeten Formen ihres geschmeidigen Körpers, ihre dunkelbraune, wie Samt schimmernde Haut, ihr herrliches schwarzes Kraushaar und ihre blitzenden Zähne.
Alea Onandere merkte es und reagierte mit einem ironischen Funkeln ihrer schwarzen Augen.
»Bitte, achten Sie auf die Diagramme, Captain!«, ermahnte sie ihn.
Tolous Bettron spürte, wie ihm das Blut heiß ins Gesicht stieg. Wieder einmal wurde er sich seiner körperlichen Unzulänglichkeiten bewusst. Wieder einmal wurde ihm klar, dass er bei einem von der Natur so bevorzugten Geschöpf wie Alea keine Chancen hatte. Sein Gesicht war ausgesprochen hässlich, mit schlaffer grauer Haut. Der vorspringende Oberkiefer und die schiefen großen Zähne verliehen ihm etwas Groteskes; er litt an Magengeschwüren und einer chronisch geschwollenen Leber, beides Nachwirkungen einer Virusinfektion, die er sich vor anderthalb Jahren auf einem Sumpfplaneten zugezogen hatte.
»Ja, natürlich«, murmelte er und wischte sich die schweißnassen Handflächen an seinem Kampfanzug ab. Dabei merkte er, wie seine Finger zitterten. Er seufzte.
Aleas Augen verdunkelten sich. Mit dem sicheren Gespür der lebenserfahrenen Frau erkannte sie, dass Captain Bettron in sie verliebt war und gleichzeitig wusste, dass diese Liebe unerfüllt bleiben musste. Eine Art mütterlicher Instinkt regte sich in ihr. Für kurze Zeit suchte sie in sich selber nach Ansätzen, die ihr eine Erwiderung von Bettrons Liebe ermöglichen könnten. Aber keine verborgene Saite schlug an. Sie konnte den Captain als hervorragenden, tapferen und zuverlässigen Offizier schätzen, doch das war alles.
Sie wünschte, sie könnte Bettron das klarmachen, wusste jedoch, dass er einen solchen Versuch in seinem Sinne deuten würde; er würde glauben, seine Gefühle hätten eine erste Resonanz erzeugt, und seine Hoffnung würde sich ins Unermessliche steigern.
Deshalb atmete sie auf, als die Durchmusterung der Ortungsdiagramme durch den Eintritt des Funkoffiziers Leutnant Hooldrich Shibe unterbrochen wurde.
Shibe, ein hochgewachsener, aber stets etwas gebeugt gehender junger Mann mit blasser Haut und abstehenden großen Ohren, ließ seine Blicke zwischen Captain Onandere und Captain Bettron hin- und herwandern. Seine grauen Augen schimmerten feucht.
Bei allen Himmeln!, durchfuhr es Alea. Noch ein Verehrer, dazu einer, der eifersüchtig auf Tolous Bettron ist!
»Sie wünschen, Leutnant?«, fragte sie betont kühl.
Shibes Ohren liefen rot an.
»Ein Hyperfunkgespräch, Captain«, sagte er. »Für Captain Bettron.« Er zog seine Schultern zurück und wartete ab, bis Tolous Bettron ihn ansah. »Staatsmarschall Bull, Captain.«
Bettrons Gestalt straffte sich unwillkürlich.
»Ich bin gleich zurück, Captain Onandere«, sagte er hoffnungsvoll.
»Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Alea schroff. »Die letzten Diagramme enthalten keinerlei Besonderheiten. Sie können vom Funkraum aus direkt zu Ihrer Einheit zurückfliegen.«
Bettron spürte, wie sein Magen sich schmerzhaft zusammenzog. Aleas Gestalt verschwamm vor seinen Augen, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.
»Einverstanden«, sagte er mechanisch, wandte sich ab und schritt zum Schott, an Leutnant Hooldrich Shibe vorbei, der Alea einen letzten sehnsüchtigen Blick zuwarf und ihm dann vornübergebeugt folgte.
Im Hyperfunkraum der Hauptortungsstation herrschte reger Betrieb. Zwei Kontrollschirme zeigten die Abbilder von Staatsmarschall Reginald Bull und Solarmarschall Deighton, die über einen Verbindungskanal des Visiphonnetzes miteinander sprachen. Die Bildübertragung aus dem Wega-Sektor war von hervorragender Qualität, bei der geringen Entfernung von nur siebenundzwanzig Lichtjahren allerdings kein Wunder.
Leutnant Shibe schaltete sich in den Verbindungskanal ein und sagte: »Staatsmarschall, Captain Bettron steht zur Verfügung.«
Reginald Bull gab mit den Augen zu erkennen, dass er verstanden hatte.
»Wir verhalten uns wie abgesprochen, Deighton«, sagte er. »Und denken Sie daran: allerhöchste Wachsamkeit! Die Umgruppierung der takerischen Sammlerflotte wird zwar von der Biopositronik der INTERSOLAR als normal bezeichnet, aber meine Erfahrung sagt mir, dass es sich hier um ein Ablenkungsmanöver handelt. Bis bald!«
Der Kontrollschirm mit Deightons Abbild erlosch, dafür wurde Bulls Abbild auf den großen Hyperkomschirm umgeblendet.
Captain Tolous Bettron nahm Haltung an. Er wusste, dass Bull ihn jetzt sehen konnte.
»Staatsmarschall, ich ...«
Reginald Bull winkte ungeduldig ab.
»Keine Formalitäten, Captain. Folgendes: Solarmarschall Deighton und ich rechnen damit, dass die Takerer versuchen werden, sich in die Steuerfrequenz des Pedopeilers in Ovarons alter Station einzufädeln. Ich befehle Ihnen erhöhte Alarmbereitschaft. Machen Sie Ihren Leuten klar, dass sie notfalls bis zum letzten kämpfen müssen. Haben Sie noch Fragen?«
»Nein, Sir«, antwortete Bettron. »Sie können sich auf uns verlassen, Sir. Bei uns kommt kein Takerer durch.«
Reginald Bulls Gesicht wurde starr. Es schien, als wollte der Staatsmarschall noch etwas sagen, doch dann winkte er nur grüßend und unterbrach die Verbindung.
Tolous Bettron blickte noch einen Herzschlag lang auf den erloschenen Trivideokubus, dann machte er kehrt und verließ den Funkraum.
Vergessen war die Sichtung der Ortungsdiagramme, vergessen war auch Captain Alea Onandere. Captain Bettron dachte nur noch an seine Pflicht und hatte keinen anderen Wunsch, als so schnell wie möglich wieder bei seinen Männern in Ovarons alter Station zu sein.
Sein Fluggleiter wartete auf einer Plattform außerhalb der Ortungs- und Funkstation. Der Pilot betätigte den Öffnungsmechanismus, als er seinen Vorgesetzten aus dem Gebäude eilen sah.
Bettron ließ sich in seinen Sessel fallen und befahl: »Zur Ovaron-Station. Schnell!«
Die Tür des Gleiters schloss sich mit schmatzendem Geräusch, dann stieg das Fahrzeug senkrecht in den Himmel. Die beiderseitig des Hecks angebrachten Impulstriebwerke sprangen an, und der Gleiter schoss vorwärts, den Akalos-Bergen entgegen.
Allmählich beruhigte sich Captain Bettron wieder. Der starke Eindruck, den Bulls Worte auf ihn gemacht hatten, verblasste etwas. Tolous gewann die Fähigkeit zurück, seine Umgebung nüchtern zu betrachten.
Tief unter sich sah er die Schlackenhalden, die in grauer Vorzeit mit Trockeneis bedeckt gewesen waren, als Titan noch eine dünne Atmosphäre aus Methan mit Spuren von Ammoniak und Wasserstoff besessen hatte. Ein uralter Krater spie eine dünne Wolke von Methangas aus, nicht genug, um die überall installierten Spürgeräte zu veranlassen, Methanalarm zu geben, aber genug, um an die ständige Bedrohung zu erinnern, unter der die terranische Titankolonie schwebte.
Am östlichen Horizont schwamm wie eine Mauer aus blassem Licht ein Stück des Saturn-Ringsystems am Himmel, überstrahlt vom hellen Schein der Atomsonnen, riesigen, von Kraftfeldern zusammengepressten Plasmakugeln, in denen sich der Fusionsprozess selbständig aufrechterhielt.
Tolous Bettron lächelte geistesabwesend.
Der Mensch hatte den Titan erobert, umgewandelt und zu einer blühenden Kolonie gemacht. Es war undenkbar, dass er dieses Paradies – wenn auch ein Paradies mit einem kleinen Makel – jemals wieder aufgeben würde.
Unwillkürlich tastete Bettron nach dem platinfarbenen Reif, der seine Stirn umspannte. Dieses Band, Dakkarschleife genannt, wurde inzwischen von vielen Millionen Menschen getragen. Es verhinderte durch seine Ausstrahlung, dass seine Träger von Pedotransferern übernommen werden konnten. Jeder Mensch in einer Position, die in irgendeiner Weise in Beziehung zur Sicherheit auf militärischem, wirtschaftlichem und politischem Gebiet stand, trug eine solche Dakkarschleife.
»Nein«, murmelte Bettron zuversichtlich, »sie können uns nichts anhaben, was immer sie auch unternehmen.«
»Wie, bitte, Sir?«, fragte der Pilot.
»Oh, es ist nichts«, erwiderte Tolous Bettron.
Der Gleiter überflog soeben die nördlichen Ausläufer der Akalos-Berge, ging tiefer und stieß in das tiefeingeschnittene Tal hinab, an dessen Ende der wieder freigelegte Haupteingang zu Ovarons ehemaliger Geheimstation lag.
Plötzlich summte der Bordtelekom.
Bettron aktivierte das Gerät und sah auf dem Bildschirm das Gesicht seines Stellvertreters.
»Aktivität im Pedopeiler, Sir«, meldete der Mann. »Offenbar kommt der von Merceile erwartete Beauftragte Ovarons an.«
»Ich werde rechtzeitig unten sein«, erwiderte der Captain und wollte abschalten.
Im letzten Moment verharrte sein ausgestreckter Finger über der Schalttaste. Aus dem Lautsprechersystem des Telekoms drangen undefinierbare Geräusche, dann öffnete sich der Mund von Bettrons Stellvertreter zu einem Schrei.
»Take...!«
Der Schrei brach ab. Über den Bildschirm zuckten grelle Entladungen, dann erlosch er und wurde schwarz.
Sowohl Captain Tolous Bettron als auch der Gleiterpilot hatten begriffen, was beim Pedopeiler geschehen war. Während der Pilot noch einmal beschleunigte und mit halsbrecherischer Geschwindigkeit in die Schlucht hinabtauchte, aktivierte Bettron sein starkes Armbandgerät und gab auf der Alarmfrequenz Solarmarschall Deightons die Meldung durch, dass takerische Pedotransferer aus dem Pedopeiler kämen.
Kurz darauf setzte der Gleiter mit überlasteten Antigravpolstern vor dem Hauptportal auf. Captain Bettron klappte seinen Kugelhelm zu und rannte zum offenen Portal.
In der Ovaron-Station heulten die Alarmsirenen, bleiche Gesichter blickten aus offenen Schotten, Schreie hallten durch die Korridore. Gedämpft von zahlreichen starken Stahlwänden und Felsmauern dröhnte der Lärm eines Gefechts, das von Sekunde zu Sekunde an Heftigkeit zunahm.
Bettron schaltete Flugaggregat und Energieschirm ein und flog durch das Gangsystem der Station. Als er den Zugang zur Pedopeilerhalle erreichte, musste er die Außenmikrophone seines Kampfanzuges abschalten, um nicht vom Krachen zahlloser Energieentladungen betäubt zu werden.
Im Helmtelekom, der auf die Frequenz seines Wachkommandos geschaltet war, gellten die Schreie von Verwundeten, kam das Röcheln Sterbender.
Vor Bettrons Augen verglühte ein Soldat seines Kommandos unter dem Beschuss dreier Energiestrahler. Der Captain schoss mit der schweren Impulswaffe auf einen der Angreifer und sah gleichzeitig, wie aus den Öffnungen des Pedopeilers Scharen von Takerern quollen, die sich sofort ins Kampfgetümmel stürzten.
»Vorwärts!«, schrie Tolous. »Schlagt die Takerer zurück!«
Er kurvte in die weite Felsenhalle hinein, schoss und schoss und wurde von den Entladungen geblendet, die in seinem Energieschirm tobten. Rings um ihn vergingen seine Männer im Strahlengewitter der Angreifer. Immer mehr Takerer strömten aus dem Pedopeiler. Ihre zahlenmäßige Überlegenheit und die Wucht ihres Angriffs erdrückte das Wachkommando, drängte es zurück, dezimierte es.
Tolous Bettron erkannte, dass der Kampf zugunsten der Takerer entschieden war. Dennoch kämpfte er wie ein Berserker.
Die Takerer formierten sich zum entscheidenden Stoß. Ihr Strahlenfeuer brachte Stahl und Fels zum Glühen und Schmelzen, räumte furchtbar unter den Verteidigern auf und ließ einen letzten verzweifelten Gegenangriff nach wenigen Metern Bodengewinn zusammenbrechen.
Trotz des eigentümlichen Zustandes – einer Mischung aus Wut und Furcht – erkannte Captain Bettrons geschulter Verstand, dass die Halle mit dem Pedopeiler sich nicht länger verteidigen ließ. Er befahl den Rückzug auf die nächsten Gangsysteme und die Formierung einer neuen Verteidigungslinie.
Die Reste des Wachkommandos lösten sich kämpfend vom Gegner, dessen Zahl von Sekunde zu Sekunde zunahm. Ein Volltreffer brachte Bettrons Energieschirm zum Flackern und schleuderte den Captain durch seine Auftreffwucht zurück. Neben ihm brach der Schutzschirm eines Soldaten zusammen. Der Mann verglühte im nächsten Moment im Feuer zweier Strahlwaffen.
Wie ein Automat gab Captain Bettron seine Befehle. Es gelang ihm, einen Abwehrriegel aufzubauen, bevor die Takerer sich zu einem neuen Angriff formiert hatten. Diesmal brach der Angriff im erbitterten Abwehrfeuer zusammen.
Doch Tolous Bettron wusste genau, dass dies nur einen Aufschub des Endes bedeutete. Sie alle konnten nur hoffen, dass sie lange genug lebten, um die Takerer bis zum Eintreffen von Verstärkungen innerhalb der Ovaron-Station zu binden ...