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2.

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Der Gleiter flog über schneebedeckte Gipfel in eine Gebirgslandschaft, die den halben Planeten zu überspannen schien. So weit Atlan sehen konnte, erhoben sich Berge.

Riesige Vögel schwebten scheinbar schwerelos im Aufwind der Steilwände.

Artin erhob sich und ging zur Tür.

Wenig später senkte sich der Gleiter steil ab. Er flog in eine Schlucht, die sich allmählich verengte.

Atlan blickte durch die Fenster hinaus. Er sah, dass überall an den Felswänden Energiekanonen drohten.

Hier kam keiner durch, der nicht dazu legitimiert war.

Auch von oben konnte sich niemand nähern, ohne abgeschossen zu werden. Ein ganzer Zaun von dicht an dicht stehenden Energiestrahlern bildete den Abschluss der rechts von Atlan gelegenen Wand. Wie die linke Wand gesichert war, konnte er nicht erkennen. Er war jedoch überzeugt davon, dass auch sie vor Kanonen starrte.

Die Schlucht endete an einer Steilwand, in der sich ein riesiges Schott befand. Davor erhoben sich Gebäude, die von stationären Kampfstationen umgeben wurden. Schirmfeldprojektoren boten zusätzliche Sicherheit.

Auf Landeplattformen an den Steilwänden parkten einige hundert Panzergleiter und Kleinstraumschiffe mit beeindruckender Kampfkraft.

Der Arkonide hatte nicht erwartet, dass Chirmor Flog sich in eine derartige Festung zurückgezogen hatte.

»Warum das alles?«, fragte er Gara Tin. »Gegen wen muss sich Chirmor Flog wehren? Wer bedroht ihn in einem Maß, dass derartige Verteidigungsanlagen notwendig sind?«

»Muss jemand, der über solche Kampfanlagen verfügt, bedroht sein?«, entgegnete sie.

»Wozu sollte er sonst einen solchen Aufwand betreiben?«

»Um seine Macht und seine Bedeutung zu unterstreichen. Alle großen Persönlichkeiten haben ihre Festung, in der sich ihre Bedeutung widerspiegelt.«

Atlan verzichtete darauf, ihr zu sagen, was er wirklich darüber dachte.

Der Gleiter landete zwischen zwei halbschalenförmigen Gebäuden. Atlan erwartete, dass die Scuddamoren sich erheben würden, doch zunächst machte keiner von ihnen Anstalten, die Maschine zu verlassen. Abwartend saßen sie in ihren Sesseln. Dann blitzte es vor der Maschine blau auf.

Artin stieg aus. Er entfernte sich einige Schritte vom Gleiter und blieb dann stehen.

»Atlan, Gara Tin«, brüllte er. »Kommt endlich heraus.«

Der Arkonide ging zu dem Scuddamoren und stellte sich neben ihn. Wenig später kam Gara Tin.

»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte der Aktivatorträger.

»Abwarten«, befahl Artin.

»Tu ich ja«, erwiderte Atlan. »Fragt sich nur, wie lange ich dazu noch bereit bin.«

»Gib nicht an. Du hast ja keine Ahnung, mit wem du es zu tun hast. Glaubst, du, du kannst mit Frechheit etwas ausrichten?«

»Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Tatsache ist jedoch, dass Chirmor Flog etwas haben will, was nur ich ihm geben kann.«

Der Arkonide legte die Hand an den Zellaktivator, der durch eine Brustplatte daran gehindert wurde, wieder in der Brust zu versinken.

»Woher weißt du, dass er dir das Ding nicht einfach wegnimmt?«

»Chirmor Flog ist darüber informiert, dass dieses – hm – Ding nicht mehr so funktioniert, wie es soll, wenn ich es nicht einstelle oder wenn ich gewaltsam von ihm getrennt werde. Du siehst, meine Lage ist gar nicht mal so schlecht, wie du glaubst. Man kann nicht so ohne weiteres mit mir machen, was man will.«

Artin fluchte.

Der Arkonide sah sich um.

Vor ihnen erhob sich eine kahle Wand. Davor stand ein kastenförmiges Gerät auf einer Bank.

Jemand beobachtet dich mit diesem Ding, stellte der Logiksektor fest. Es ist richtig, dass du dich nicht eingeschüchtert zeigst.

Aus einem der Gebäude in der Nähe traten vier Scuddamoren in hellrot leuchtenden Schilden. Sie kamen mit fließenden Bewegungen auf sie zu.

Atlan erinnerte sich an den Kampf in der Festung Artins. Dort hatte er bereits Scuddamoren in solchen Schilden gesehen, die allerdings dunkler gewesen waren.

Drei der roten Gestalten blieben einige Meter von ihm entfernt stehen. Die vierte trat vor ihn hin.

»Seit wann genügt es, sich über Funk anzumelden?«, fragte sie. Atlan fiel auf, dass dieser Scuddamore das Garva-Guva nicht so hart sprach wie Artin und die anderen düsteren Scuddamoren.

»Was soll dieser Unsinn?«, fragte Artin. »Wir wollen zu Chirmor Flog, und das sofort.«

»Sofort?« Atlan glaubte, den Roten lachen zu hören.

»Allerdings«, betonte Artin.

»Wir haben keinerlei Angaben über euch. Wer seid ihr? Was wollt ihr hier? Wisst ihr nicht, dass ihr euch vor wenigstens vier Wochen hättet anmelden müssen, wenn ihr einen Termin haben wollt?«

Jetzt schien Artin zu lachen.

»Idiotisch«, sagte er. »Chirmor Flog braucht dringend Hilfe. Der Mann, der ihm helfen kann, ist da, und ihr baut bürokratische Sperren auf. Dafür wird der Neffe euch umbringen.«

»Wir haben Gesetze, nach denen wir uns richten müssen«, erklärte der Scuddamore im roten Schild.

»Also schön. Dann meldet Chirmor Flog, dass wir da waren und wieder abgeflogen sind. Aber vergesst es nicht, es ihm noch heute zu sagen.«

»Der Neffe hat erst morgen wieder einen Termin. Er hat sich zurückgezogen, da er unter einer leichten gesundheitlichen Störung leidet. Wir können ihm die Nachricht daher erst morgen übermitteln.«

»Einverstanden«, sagte Artin höhnisch. »Erklärt ihm nur, dass ihr den Arzt, der ihm helfen kann, weggeschickt habt.«

»Wir haben unsere Vorschriften, und an die halten wir uns. Damit müsst ihr euch abfinden.«

»Ihr verdammten Narren«, sagte der Kommandant der düsteren Scuddamoren zornig. »Ihr könnt euch freuen, dass ich hier nicht mehr die Befehlsgewalt habe. Ich würde euch alle zum Teufel schicken.«

»Ich werde fragen«, erklärte der Scuddamore in dem roten Schild. »Wartet. Ich glaube jedoch nicht, dass sich etwas ändert.«

Er entfernte sie gemächlich und verschwand in dem Gebäude. Etwa eine halbe Stunde verstrich. Dann kam ein anderer Scuddamore. Auch er verbarg sich unter einem rot leuchtenden Schild, doch dieser war auffallend groß, größer sogar noch als jener von Artin.

Atlan hörte deutlich, dass Artin erregt schnaufte.

Er kennt ihn, und er hasst ihn, stellte der Logiksektor fest.

»Wer ist das?«, fragte der Arkonide.

»Skaddos«, antwortete der Düstere neben ihm. »Sieh dich vor. Er ist gefährlich.«

Artin hatte sichtlich Mühe sich zu beherrschen.

Skaddos könnte ihn aus diesem inneren Bereich der Festung verjagt haben. Er ist der eigentliche Widersacher Artins.

»Warum bleibst du nicht im Gleiter, Artin?«, fragte Skaddos. »Der Befehl lautet, dass du den Fremden hier absetzen sollst. Er besagt nicht, dass du aussteigen darfst.«

»Das war notwendig, weil die von dir geleiteten Trottel sonst einen schriftlichen Antrag mit einer Antragsfrist von vier bis sechs Wochen zur Bedingung gemacht hätten. Chirmor Flog hat diesen Fremden zu sich bestellt, und ich werde ihn zu ihm bringen. Das heißt, Gara Tin wird ebenfalls dabei sein.«

»Keiner von euch beiden. Nur der Fremde begleitet mich.«

»Wer bist du?«, fragte Atlan.

»Skaddos.«

»Also gut, Skaddos. Schreibe dir hinter die Ohren, falls du welche hast, dass Gara Tin mich begleiten wird.«

»Wer hier was tut, bestimme ich.«

»Mag sein, aber ich habe, was Chirmor Flog will, und ich gebe es ihm nur, wenn du die Bedingungen erfüllst, die ich stelle.«

Artin stieß ihn an.

»He, du«, sagte er wütend. »Und was ist mit mir? Ich will auch mit. Ich muss mit Chirmor Flog reden.«

»Später vielleicht«, erwiderte der Arkonide kühl.

»Zurück in den Gleiter«, befahl Skaddos. »Oder sollen meine Leute auf dich schießen?«

Artin fluchte lauthals – und gehorchte.

In der Tür zum Gleiter blieb er stehen und drehte sich um. Atlan fühlte, dass er ihn ansah. Er gab ihm ein verstohlenes Zeichen mit der Hand, um anzudeuten, dass Artin Geduld haben sollte. Er wollte dem Scuddamoren zu verstehen geben, dass er durchaus an ihn dachte, zur Zeit jedoch keine Möglichkeit sah, etwas für ihn zu tun.

Artin verstand. Er stieg ein. Die Tür schloss sich, und die Maschine startete.

»Kommt«, befahl Skaddos.

Er führte Atlan und Gara Tin zu dem Gebäude, aus dem er gekommen war. Als sie es betreten hatten, stellte sich heraus, dass es nicht mehr als der überdachte Abgang zu tiefer gelegenen Anlagen war. Sie glitten über eine Antigravschräge in die Tiefe und gelangten durch ein Panzerschott in einen langen Gang mit transparenten Wänden. Zu beiden Seiten des Ganges lagen riesige Hallen, in denen sich kommunikative Anlagen aller Art befanden. Sie erinnerten den Arkoniden an vergleichbare Einrichtungen auf der Erde in Imperium Alpha. Für ihn war klar, dass dies eine Befehlszentrale war, von der aus Chirmor Flog seine Macht ausübte. Sicherlich gab es von hier aus auch eine Verbindung zum Dunklen Oheim.

An den Geräten arbeiteten Tausende von Scuddamoren, die alle schwärzliche Schilde trugen. Atlan hatte erwartet, hier nur Scuddamoren in roten Schilden zu sehen, doch er hatte sich getäuscht.

Skaddos führte ihn und die junge Frau bis zu einem Schott am Ende des Ganges. Hier tippte er einige Daten in eine Programmtastatur an der Wand neben dem Schott. Wenig später glitt die Panzerwand zur Seite. Dahinter wurde die Kabine einer Rohrbahn sichtbar.

»Steigt ein«, befahl der Rote.

Atlan und Gara Tin gehorchten. Sie setzten sich in die bequemen Polster der Sessel. Skaddos blieb stehen. Die Kabine fuhr ruckfrei an und beschleunigte, ohne dass die Insassen dadurch belastet wurden. Wie schnell sich die Kabine bewegte, wurde für Atlan nur durch die an den Fenstern vorbeirasenden Farbstreifen der Tunnelwand sichtbar. Dennoch war es unmöglich für ihn, die Entfernung abzuschätzen, die sie in der Rohrbahn zurücklegten.

Etwa zehn Minuten vergingen. Dann verzögerte die Kabine. Ein Schott öffnete sich, und das Licht einer künstlichen Sonne flutete herein.

Skaddos stieß die Tür auf und gab den Weg in eine künstlich angelegte Landschaft von außerordentlichem Reiz frei. Ein milder Wind wehte Atlan ins Gesicht, als er die Kabine verließ und eine Halle betrat, deren Dimensionen er nicht abschätzen konnte. Das Licht schien von überall her zu kommen und warf keine Schatten.

Einige hundert Meter von ihm entfernt erhob sich eine Säule, die sich nach oben immer mehr verbreiterte und sich im Blau des Deckengewölbes zu verlieren schien.

Am blauen Himmelsgewölbe schwebten drachenähnliche Gebilde, aus denen eine angenehm klingende, exotische Musik ertönte.

»Das letzte Stück gehen wir zu Fuß«, erklärte Skaddos. »Der Weg ist nicht beschwerlich.«

Atlan und Gara Tin antworteten nicht. Sie schritten neben dem Scuddamoren durch die Parklandschaft, die sanft gewellt war. Der Kiesweg führte nie über die Anhöhen hinweg, so dass sie stets nur einen Teil der Landschaft übersehen konnten.

Als sie etwa zehn Minuten lang gegangen waren, erreichten sie ein kleines Tal, in dessen Zentrum eine riesige Blüte wuchs. Herden von antilopenartigen Tieren ästen in ihrer Nähe.

Atlan hatte noch nie ein pflanzliches Gebilde von solcher Größe gesehen.

Dieses Mittelding zwischen einer Blüte und einer Frucht könnte der Sitz des Neffen sein, bemerkte der Logiksektor.

Das Gebilde sah im unteren Teil wie eine angeschnittene Ananasfrucht, und im oberen wie eine Kreuzung aus einer Tulpe und einer Nelke aus. Zahlreiche Lianen in zarten Farben sprossen aus seinen Seiten. Es war etwa fünfzig Meter hoch und an seiner breitesten Stelle achtzig Meter breit.

Zunächst glaubte der Arkonide, dass es daneben keinerlei technische Einrichtungen gab. Als er näher kam, sah er jedoch, dass es zahlreiche Abgänge zwischen den Büschen und Bäumen gab. Aus einigen kamen Scuddamoren in roten Schilden hervor. Sie warteten, bis sie heran waren. Dann begleiteten sie sie eine Treppe hinunter, Atlan blickte zur Riesenpflanze hoch. Er entdeckte, dass sich zwischen den Blütenblättern zahlreiche Antennen erhoben.

Er deutete auf das Gebilde.

»Was ist das?«, fragte er.

»Die Topeya-Wiege«, erwiderte Skaddos.

Über die Treppe und einen Gang gelangte die Gruppe unter das pflanzliche Gebilde. Dann führte Skaddos den Arkoniden und das Mädchen über eine Wendeltreppe wieder nach oben. Ein betäubender, süßlicher Geruch schlug ihnen entgegen, als sie in die Riesenpflanze eindrangen. Er wurde so intensiv, dass Atlan schwindelte. Gara Tin erbleichte. Sie hielt sich die Hände vor das Gesicht.

»Wie kann man das ertragen?«, fragte sie.

»Wenn es dir nicht gefällt, kannst du ja verschwinden«, erwiderte Skaddos.

Über einen gewundenen Gang führte er sie zu einem kleinen Raum, der lediglich einige Hocker, eine Liege, einen Tisch und einige Regale mit allerlei getrockneten und präparierten Pflanzen enthielt. Aus einem anderen Raum kamen vier weitere Scuddamoren.

»Zieht euch aus«, befahl Skaddos.

»Wozu?«, fragte der Arkonide.

»Ich will wissen, ob ihr irgend etwas bei euch habt, was ihr als Waffe gegen Chirmor Flog einsetzen könnt«, erwiderte der Scuddamore. »Sollte das der Fall sein, wird es schwierig für euch.«

Der Arkonide zuckte gelassen mit den Schultern und streifte das Goldene Vlies ab. Die Scuddamoren untersuchten es ebenso gründlich wie die leichte Kombination, die er darunter trug. Dann reichten sie es ihm zurück und wandten sich Gara Tin zu. Diese weigerte sich lange, sich zu entkleiden. Schließlich bot Atlan an, den Raum zu verlassen. Auch das minderte ihren Widerstand nicht. Der Arkonide ging dennoch mit einem Scuddamoren hinaus und ließ Gara Tin mit den anderen allein. Er hörte ihre Protestschreie, aber er konnte nichts tun, ihr die demütigende Untersuchung zu ersparen.

Gara Tin war weiß im Gesicht, als Atlan in den Raum zurückkehrte. Sie trug ihre Kleider wieder. Diese wiesen jedoch Spuren eines Kampfes auf.

»Sie hatte ein Messer bei sich«, erklärte Skaddos und verließ mit den anderen den Raum. Das Schloss rastete klickend ein.

»Wozu?«, fragte Atlan.

»Ich hatte vergessen, dass ich es bei mir hatte«, behauptete sie.

»Wenn Sie versuchen, Chirmor Flog umzubringen, kommen Sie hier nicht mehr lebend raus«, stellte er fest. »Ist es das, was Sie wollen?«

»Natürlich nicht«, erwiderte sie schroff. Sie wandte ihm den Rücken zu und setzte sich auf einen Hocker. Auf seine Fragen antwortete sie nicht. Sie tat, als sei er nicht vorhanden.

Atlan 426: Der Arkonide und der Herrscher

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