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2 Das Prinzip von do ut des

Berührung zwischen Flüchtigkeit und Bewusstheit

Do ut des will genau den Zwischenbereich erfassen, der, benennt man die beidseitigen Extreme, zwischen der flüchtigen Berührung zum Beispiel beim Vorbeigehen an einem anderen Menschen und der intensivsten aller Berührungen beim Orgasmus liegt.

Allerdings müssen wir die Idee von do ut des noch etwas genauer eingrenzen.

Das flüchtige Berühren einer Türklinke zum Zwecke des Öffnens oder Schließens der Tür spielt bei do ut des überhaupt keine Rolle.

Aber zum Beispiel das Durchkämmen der Kopfhaare mit einem Kamm und das wohlige Empfinden der Durchblutung der Kopfhaut bei dieser Berührung liegt schon sehr nahe an do ut des. Man kann sich zum Beispiel diesen Berührungsgenuss ja auch jederzeit selbst verschaffen.

Jemand anderem zum Gruß die Hand zu geben und dabei dessen festen oder leichten Händedruck, die Wärme seiner Hand und die Beschaffenheit seiner Haut zu spüren liegt ebenfalls sehr nahe bei do ut des. Es fehlt jedoch der Zweck, den do ut des verfolgt.

Hier ein typisches Beispiel für do ut des:

- Jemand anderem den Rücken zu kraulen,

- damit bewusst dessen Berührungsgenuss verfolgen und optimieren,

- dafür soviel Zeit aufwenden wie der andere will

- eine für mich vergleichbare Gegenleistung vom anderen zu bekommen

- dieses Berührungsgeschehen in vielerlei Varianten zu einem immer wiederkehrenden Dauergenuss zu machen

Das ist do ut des.

Nun werden Sie einwenden : Den Rücken kraulen ,das mache ich bei meinem Partner fast täglich.

Gut, dann sind Sie auf dem besten Wege zur Anwendung von do ut des. Ich nehme aber an, ihnen fehlt noch ein Teil Bewusstheit, Sie machen es vielleicht doch nur sporadisch, Sie achten auch nicht auf Leistung und Gegenleistung, Sie genießen zwar die Berührung, haben sie aber noch nicht als Glücksbringer entdeckt, der eigentlich fast nichts kostet und der doch so unendlich viel Genuß bringen kann.

Die konstituierenden Elemente von do ut des lauten also:

 Das Erbringen einer Berührungsleistung

 Die bewußte Optimierung des Genusses beim anderen

 Das Erbringen einer für mich vergleichbaren Gegenleistung

Dazu gehören zwei Randfaktoren, die man nicht außer acht lassen sollte,weil man ansonsten die Dauerhaftigkeit des Genusses gefährdet:

 Einsatz unterschiedlicher Berührungsmittel und

 Fantasiereiche Gestaltung der Berührungssituation

Ich bin zutiefst überzeugt, dass sich sehr viele Menschen nach Berührung sehnen.Tun Sie es und berühren Sie sich gegeseitig ganz bewußt. Man kann dabei Stress abbauen, ruhiger werden, über sich selbst nachdenken , die Seele baumeln lassen.

Vielleicht haben Sie auch schon bemerkt, dass sich insbesondere junge Menschen heute nur ganz ungern berühren lassen. Sie zucken zurück, wenn man die Hand auf ihren Arm legt. Manchmal reagieren sie sogar schroff abweisend: Komm mir nicht zu nahe! Vielen Menschen ist eine Berührung zumindest unangenehm.Woher kommt das?

Ich führe es darauf zurück, dass wir alle von zu vielen Seiten angegangen werden und das ist sicherlich verbunden mit einer Reihe von Enttäuschungen.So sind wir genötigt einen Schutzwall um uns herum aufzubauen; der eine mehr und der andere weniger.Eine körperliche Berührung auch der kleinsten Art bedeutet aber schon für viele das Durchbrechen einer Schutzzone, die man bewußt oder unbewußt um sich aufgebaut hat.Das mag man nicht.

So gesehen gehört zum Thema Berührung noch ein weiteres konstituierendes Moment, das Vertrauen. Bei Menschen, die sich kennen, ist es das Vertrauen in den guten Willen des anderen und solche, die sich nicht kennen, müssen wenigstens in den Kontrakt vertrauen können , den man miteinander über das Berührungsgeschehen geschlossen hat. Dazu folgen Ausführungen weiter hinten.

Do ut des

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