Читать книгу Die Abenteuer der Kuh Anneliese und der Ameise Anastasia - Holger Dr. Neumann - Страница 4
Wie die Ameisen und die Kuh Anneliese ein Problem friedlich lösten
Оглавлениеs war einmal eine bunte Wiese. Sie lag an einem großen Wald hinter dem kleinen Dorf und war voller saftiger Gräser, bunter Wiesenblumen und brummender Insekten. Grashüpfer waren da, Schmetterlinge, Hummeln, Bienen, Käfer und … Ameisen. Ganz viele Ameisen gab es, weil der Wald in der Nähe war und dort der große Ameisenhügel unter den dichten, grünen Tannen stand.
Die Ameisen liefen auf die Wiese und sammelten alles ein, was dort auf der Wiese zum Essen herumlag. Das waren Blüten, Samen, aber auch gestorbene Insekten und Tiere.
Die Ameisen waren die Gesundheitspolizei auf der Wiese. Sie sorgten für Ordnung und Sauberkeit und die ist auf der Wiese genauso wichtig wie im Kinderzimmer.
Auf der Wiese weidete die Kuh des Bauern. Sie war groß und hatte ein geschecktes Fell mit braunen Flecken und hieß “Anneliese“. Es war eine prächtige Kuh, so eine, wie sie in den Kinderbüchern immer gemalt auf der bunten Wiese steht.
Die große gefleckte Kuh fraß jeden Tag viel Gras, gab 3 Kannen Milch und … ja, das war das Problem der Ameisen. Denn die Kuh Anneliese ließ jeden Tag große Kuhfladen auf die Wiese fallen. Und das ohne jede Vorwarnung! Sie stand auf der Wiese, rupfte das saftige Gras und “Platsch“ landete wieder ein großer Fladen auf der Wiese.
Die Ameisen waren gar nicht glücklich, wenn sie auf ihren Streifzügen aus heiterem Himmel von einem Kuhfladen begraben wurden.
Sie hielten Rat im Ameisenbau und überlegten, was zu tun sei. “Dieser planlose Fladenabwurf muss aufhören“, forderten die Arbeiterameisen, die jeden Tag auf die Wiese die Nahrung für den Ameisenhügel besorgten. “Die Ameisensoldaten müssen in den Krieg ziehen und die Kuh von der Wiese vertreiben!“
Im Ameisenstaat hat jeder seine genaue Aufgabe und die Soldaten sind für den Schutz des Ameisenvolkes zuständig.
Die Ameisenkönigin wackelte mit den Fühlern. Das tut sie immer, wenn sie überlegt und meist fällt ihr dann etwas Gutes ein.
“Wir werden erst einmal verhandeln“ verkündete sie und bestimmte eine junge Ameise zur Verhandlungsführerin. Alle waren froh, dass der Ameisenkönigin so etwas Schlaues eingefallen war: Die Arbeiterameisen mussten erst einmal nicht wieder auf die Wiese und die Soldatenameisen mussten nicht kämpfen.
Die junge Ameise, die mit der Kuh verhandeln sollte, fragte sich aber, wie sie diese schwierige Aufgabe lösen konnte. Tags darauf zog sie allein auf die Wiese und suchte nach der braungescheckten Kuh Anneliese. Von fern sah sie einen braun weiß gefleckten Berg auf sich zukommen.
“Platsch!“ Da war es wieder passiert und unsere Ameise unter einem Kuhfladen begraben. Mühsam krabbelte sie hervor und schrie Anneliese an: “Genau auf´s Auge! So geht man nicht mit einer Verhandlungsführerin des ruhmreichen Ameisenstaates um!“ Aber Anneliese hatte schon ein neues, saftiges Grasbüschel entdeckt und hörte die Ameise nicht. Die Ameise nutzte die Chance, rannte blitzschnell um das Grasbüschel herum und kletterte einen besonders langen Grashalm empor, so dass sie jetzt genau vor dem Kopf der Kuh Anneliese hing.
Sie entrollte eine kleine weiße Fahne und schwenkte sie wild hin und her. Das hatte ihr der Ameisengeneral noch geraten, weil Verhandler immer eine weiße Fahne schwenkten.
“Ich komme in diplomatischer Mission“
schrie die Ameise und die Kuh Anneliese guckte ganz verdutzt, was da auf dem Grasbüschel herumwuselte. Ganz geheuer war ihr das Grasbüschel nicht. Und, weil Kühe aufpassen müssen, dass sie keine giftigen Pflanzen fressen, hörte sie auf zu kauen.
“Ich bin die Kuh Anneliese“ sagte sie zu dem Grasbüschel. Und siehe an: Das Grasbüschel schwenkte weiter seine Fahne und schrie: “Ich bin eine Ameise und auf diplomatischer Mission!“
“So, so“, sagte Anneliese, die keine Ahnung von diplomatischen Missionen hatte und fragte: “Was willst Du denn von mir? Ich muss fressen, sonst gebe ich keine Milch und dann werde ich geschlachtet.“
“Oh“, schrie die Ameise zurück, “das tut mir aber leid! Aber wir Ameisen haben ein großes Problem. Immer wenn du einen Kuhfladen fallen lässt, werden wir darunter begraben! Das ist nicht schön und weil das auf der ganzen Wiese passiert, haben wir sehr viel zusätzliche Arbeit!“
“Na, so was“ wunderte sich Annelise, “das mache ich nicht mit Absicht. Aber ab und zu passiert das nun mal. Ich kaue schon jeden Grashalm mehrmals durch, aber der Rest muss wieder raus auf die Wiese. Wir Kühe machen das so. Und, unsere Kuhfladen werden von Menschen in anderen Ländern sogar gesammelt, getrocknet und als Brennmaterial benutzt!“
“Das ist ja toll“, lobte sie die Ameise und dachte an ihre diplomatische Mission, “aber wäre es nicht möglich, an nur einer Stelle, zum Beispiel am Waldrand, die Fladen fallen zu lassen?“
“Tja“, überlegte Anneliese, “warum eigentlich nicht?“ So ein kleiner Verdauungsspaziergang zum Waldrand würde sich einrichten lassen. Und eigentlich hatte es auch Anneliese immer gestört, wenn ihre Kuhfladen breit gestreut herumlagen. Anneliese hatte es gern ordentlich auf ihrer Wiese.
“Und was bekomme ich dafür,“ fragte Anneliese, “wenn ich auf deinen Vorschlag eingehe?“
“Au weia“, dachte die Ameise, darauf bin ich gar nicht vorbereitet. Laut aber sagte sie:
“Ich bin bevollmächtigt, dir für alle Zeit die Hilfe und Unterstützung des ruhmreichen Ameisenvolkes anzubieten“ tönte sie, “ und außerdem machen wir auch deine Fladen wieder weg.“
Anneliese wackelte mit den Ohren. Aber das letzte Argument hatte sie überzeugt.
Sie stimmte mit einem kräftigem “Muuuhh“ dem Vorschlag zu und wünschte der Ameise noch einen schönen Tag. Höflich brachte sie die Ameise zurück zum Waldrand.
Dort ließ sie gleich probeweise mal einen Fladen fallen und fand Gefallen an der Sache. Toll, so ein “stilles Örtchen“ dachte sie. Aber, was wollen diese kleinen Ameisen mir schon helfen? Anneliese schüttelte den Kopf und ging zum Melken.
Die kleine Diplomatenameise aber wurde von der Ameisenkönigin gelobt und von ihrem Volk gefeiert. Die Königin ernannte sie zur Chefdiplomatenameise und sie bekam sogar einen Namen. Ab sofort hieß sie "Anastasia". Das war eine besondere Auszeichnung, denn Ameisen haben sonst keine Namen, weil sie so viele sind.
Alle ließen sie hochleben, lobten die weise Königin und freuten sich auf eine saubere Wiese.