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Holger Sonnabend. Nero
|2|Historische Biografie
Nero
Impressum
Menü
|5|Inhalt
|7|1Einleitung: Der berühmteste römische Kaiser
|13|2Die Herstellung eines Tyrannen: Nero-Bilder in den Quellen
|14|Münzen
Inschriften
Archäologische Überreste
Literarische Zeugnisse
Der Nero des Tacitus
Der Nero Suetons
Der Nero des Cassius Dio
Der Nero des Aurelius Victor
|35|3Der Bezugsrahmen: Die frühe römische Kaiserzeit
|43|4Nero wird Kaiser
|61|5 Nero – Stationen seines kaiserlichen Lebens
Jahr 54
Jahr 55
Jahr 56
|63|Jahr 57
Jahr 58
Jahr 59
Jahr 60
Jahr 61
|65|Jahr 62
Jahr 63
Jahr 64
Jahr 65
Jahr 66
Jahr 67
Jahr 68
|68|6Familie
|87|7Freunde und Helfer
|110|8Der Brand von Rom und die Verfolgung der Christen
|130|9 Der Künstler
|148|10 Griechenland-Tournee
|179|11 Nero und die Politik
|205|12Gegner
|211|13Der Vorhang fällt
|223|14Nero lebt
|227|15Bilanz
|231|Anmerkungen. 1 Einleitung: Der berühmteste römische Kaiser
2 Die Herstellung eines Tyrannen: Nero-Bilder in den Quellen
3 Der Bezugsrahmen: Die frühe römische Kaiserzeit
4 Nero wird Kaiser
6 Familie
7 Freunde und Helfer
8 Der Brand von Rom und die Verfolgung der Christen
|235|9 Der Künstler
10 Griechenland-Tournee
11 Nero und die Politik
|238|12 Gegner
13 Der Vorhang fällt
14 Nero lebt
15 Bilanz
|239|Bibliografie. Quellenausgaben
Forschungsliteratur
|241|Abbildungsnachweis
|243|Register. Namen
Orte
Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
Отрывок из книги
herausgegeben von
Manfred Clauss
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Das Verfahren, die Leistungen und Taten der Kaiser in Rubriken unterzubringen, dient Sueton also, in Abkehr von seinem sonstigen Bemühen um Neutralität, auch dazu, sie negativ oder positiv zu klassifizieren. Und für eine historische Auswertung birgt das Zettelkastenverfahren zudem eine Reihe von Gefahren. Das Hauptproblem besteht darin, dass auf diese Weise historische Zusammenhänge getrennt werden. Das zeigt sich in aller Deutlichkeit bei dem Brand von Rom im Jahre 64, der als einer der herausragenden und bekanntesten Vorfälle aus der Regierungszeit Neros gelten kann. Ein Vergleich zwischen den diesbezüglichen Angaben Suetons mit denen des Tacitus ist sehr aufschlussreich. Der Historiker Tacitus |24|berichtet über dieses Ereignis in den Annalen getreu seiner Devise, die Dinge in ihren chronologischen Zusammenhang zu setzen.12 Das Feuer bricht aus. Als Gerüchte aufkommen, dass Kaiser Nero das Feuer selbst gelegt oder zumindest den Befehl dazu gegeben habe, sucht dieser, so Tacitus, nach Schuldigen und findet sie in den Christen der Stadt Rom, die er daraufhin grausam töten lässt. Sueton ordnet die Nachrichten nach seiner Schubladentechnik und hebt dabei den Zusammenhang zwischen dem Brand von Rom und den Christenverfolgungen auf, indem er an zwei ganz verschiedenen Stellen darauf zu sprechen kommt. Im 16. Kapitel der Nero-Vita, noch unter der Überschrift „gute Taten Neros“, heißt es kurz und bündig: „Über die Christen, Menschen, die sich einem neuen und gefährlichen Aberglauben ergeben hatten, wurde die Todesstrafe verhängt.“ Von dem Brand ist hier keine Rede, man erfährt nichts über den Grund der Sanktionen gegen die Christen, und den will Sueton hier auch gar nicht mitteilen, nur das seiner Meinung nach Nero günstig charakterisierende Faktum wird erwähnt. Positiv ist seine Handlungsweise für Sueton deswegen, weil er das von einem Hofbeamten erwartete harte Vorgehen gegen angeblich konspirative, den Staat gefährdende Kräfte unter Beweis stellt. Als Ordnungsstifter ist der Kaiser bei ihm positiv konnotiert. Die Nachricht über den Brand findet sich in Kapitel 38 der Nero-Vita, diesmal platziert unter der Kategorie „Nero, der Verbrecher“: „Unter dem Vorwand, die Hässlichkeit der alten Gebäude und die Enge und Gewundenheit der Straßen beleidige sein Auge, steckte er Rom in Brand.“An dieser Stelle fehlt nun wiederum jegliche Anspielung auf die Christen, weil dieser Aspekt Sueton in dem Zusammenhang nicht interessierte. Theoretisch wäre es denkbar, dass Brand und Verfolgung der Christen tatsächlich in keiner Verbindung standen. Jedoch sind die Aussagen des Tacitus und anderer Quellen eindeutig. So hat Sueton von sich die wahren Abläufe nicht gänzlich verfälscht, wohl aber in ihrer Relation verändert. Die Verfolgung der Christen war gut, der Brand von Rom schlecht, also mussten sie getrennt voneinander geschildert werden.
Der dritte Autor, dem viele Informationen über die Herrschaft Neros zu verdanken sind, ist der griechische Historiker Cassius Dio. Auch er hat |25|seinen Anteil an der Kreation des überwiegend negativen Bildes von Kaiser Nero. Was er von ihm hielt, hat er in einer zusammenfassenden Charakteristik drastisch geschildert.13 Zunächst habe er sich noch ganz ordentlich verhalten, doch als er merkte, was er sich alles erlauben konnte, habe er sich zu einem wahren Tyrannen gewandelt: „Schließlich verlor Nero alle Scham, schlug alle Mahnungen in den Wind und ging darüber hinweg und begann in die Fußstapfen eines Gaius (Caligula) zu treten. Nachdem er einmal das Verlangen gespürt hatte, diesem nachzueifern, übertraf er ihn auch schon, denn er hielt es auch für eine Verpflichtung kaiserlicher Macht, selbst in den schlimmsten Dingen hinter niemandem zurückzustehen. Als Nero dann auch noch den Beifall der Massen für sein Verhalten fand und von ihr viele Schmeicheleien hören durfte, tat er sich keinerlei Zwang mehr an, sondern vollbrachte seine Untaten zuerst im eigenen Haus und in den Kreisen seiner Freunde, später dann sogar in aller Öffentlichkeit. Damit fügte er dem ganzen Volk der Römer Schande zu, und es musste durch ihn viel Böses erleiden. Unzählige Gewalttaten und Verbrechen, Räubereien und Morde wurden nämlich sowohl vom Kaiser selbst als auch von jenen verübt, die bei ihm Einfluss hatten.“14
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