Читать книгу Erlebnis-Wanderungen Odenwald - Horst-Dieter Radke - Страница 7
ОглавлениеWandern im Odenwald
Odenwald ist Wanderland!
Fast jeder Ort kann mit Wanderführern und Wandertafeln Anregungen und Anleitungen bieten. Ein Wanderführer kann damit kaum konkurrieren und muss andere Akzente setzen. Er dient eher für den Überblick und das exemplarische Aufzeigen, wo welche Wanderungen möglich sind. Der Odenwaldklub e.V. (www.odenwaldklub.de/wer-wir-sind) hat ein Wegmarkierungssystem geschaffen, mit dem es sich wunderbar spontan an den meisten Stellen im Odenwald wandern lässt. Bei einer unserer Wanderungen sind wir zwei »Markierern« begegnet, die dabei waren, vorhandene Markierungen zu überprüfen und bei Bedarf zu erneuern. Die Chance, sich zu verlaufen, ist also nicht groß und wenn, dann kommen Sie doch in der Regel an einer Stelle heraus, von der Sie mindestens mit dem Bus wieder wegkommen. Das Verkehrssystem ist gut ausgebaut, und selbst in den entlegensten Orten ist meist eine Bushaltestelle zu finden. Davon, dass die Busse dort allerdings nicht im Zehn-Minuten-Takt vorbeikommen, kann ausgegangen werden, weshalb die gute Vorbereitung einer Wanderung die beste Garantie für einen guten Ausgang ist.
Die Wege am Neckar entlang führen dann und wann durch Wiesen.
Der Odenwald erhebt sich im Westen unmittelbar von der Oberrheinischen Tiefebene. Im Norden zeichnet die B 26 ungefähr die Grenze des Odenwaldes nach, die nicht so abrupt wie im Westen erkennbar ist, denn auch jenseits gibt es noch bergiges Waldland. Im Osten trennt der Main den Odenwald vom Spessart, im Südosten ist es das Flüsschen Erfa, im Südwesten grenzt der Odenwald an das Bauland. Der Neckar bildet die südliche Grenze des Odenwaldes (bis Heidelberg), wobei südlich des Neckars das Gebiet als »Kleiner Odenwald« benannt noch zum Mittelgebirge gerechnet werden kann.
Der Odenwald ist auch ein Dreiländergebiet: Teile liegen in Südhessen, Unterfranken (Bayern) und Baden-Württemberg. Bei der Zusammenstellung der Touren wurde darauf geachtet, die Wanderungen möglichst gleichmäßig auf diese Gebiete aufzuteilen. Bei der Gliederung des Buches bin ich aber nicht streng nach Landesgrenzen vorgegangen, sondern habe in den südlichen, den westlichen und den östlichen Odenwald gegliedert, wobei das die Länder schon fast trifft, aber hier und da werden Landesgrenzen überschritten. Doch was sind schon Grenzen heutzutage für einen Wanderer? Man geht hinüber und herüber und nirgends hemmt ein Zollbeamter den Wanderschritt.
Der Odenwald ist Nibelungenland. Es gibt mehrere Siegfriedbrunnen, den Nibelungensteig und noch einige andere Orte, die mit der Nibelungensage in Verbindung gebracht werden können. Der Nibelungenwanderweg führt durch den Odenwald, der auf Teilstrecken auch von Senioren bewältigt werden kann. Zahlreiche Burgen und Ruinen laden zur Besichtigung ein. Außerdem ist dieser Wanderweg gut dokumentiert, und man kann sich sogar einen Pass besorgen und Teilstück für Teilstück abstempeln lassen (www.nibelungenland.net/Qualitaetsweg-Nibelungensteig). An einigen Stellen passieren die im Buch vorgestellten Routen diesen Langstreckenwanderweg.
Auf den Spuren der Römer lässt sich im Odenwald ebenfalls gut wandern. Der Limes durchläuft den Odenwald (Miltenberg–Walldürn–Buchen–Osteburken), zahlreiche Kastelle sind noch zu sehen, auch Reste römischer Villen und einige Römer-Museen (z. B. in Osterburken). Auf einigen Wanderrouten aus diesem Buch wird es Begegnungen mit den Überresten der Römer im Odenwald geben.
Aber auch das Mittelalter und die Zeit bis zum 19. Jahrhundert lässt sich im Odenwald in Museumsdörfern gut erkunden (Adventon, Gottersdorf u. a.).
Natur gibt es im Odenwald reichlich: Die Naturparks Bergstraße-Odenwald und Neckartal-Odenwald bieten viele Wandermöglichkeiten. Am Neckar im südlichen Odenwald findet man beispielsweise ein Reliktvorkommen der Äskulapnatter, der größten Schlangenart Deutschlands. Sie ist jedoch völlig ungefährlich, wenig scheu und kann daher von Mai bis Anfang September gut beobachtet werden. Flora und Fauna sind reichhaltig und je nach Jahreszeit unterschiedlich zu bewundern.
Plätschernde Bäche begleitet man im Odenwald auf vielen Wegen.
Die höchste Erhebung ist der Katzenbuckel (626 m) in Baden-Württemberg, die zweithöchste die Neunkircher Höhe (605 m) in Hessen. Der Kolli (547,5 m) liegt im Dreiländereck von Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Der Kohlich (525 m) bei Breitenbuch in Bayern ist ebenfalls ein lohnendes Wanderziel. Dass dem höchsten Berg des Odenwaldes in diesem Buch eine Referenz erwiesen wird, ist selbstverständlich.
Die einzelnen Touren sind meistens Rundwanderungen. In einem Fall habe ich darauf verzichtet, weil die Verkehrsverbindungen für die Rückreise zum Ausgangspunkt oder die Weiterreise so gut sind, dass auch ungeplant immer zeitnah eine Verkehrsverbindung erreicht werden kann. Für die kürzeste Tour sind Sie eine knappe Stunde unterwegs, für die längste fast vier Stunden. Es ist immer nur die reine Gehzeit angegeben. Nicht eingerechnet sind die Pausen und die Zeit, die Sie sich für Besichtigungen nehmen. Und ganz exakt ist die Gehzeit auch nicht zu bestimmen, denn der eine geht langsamer und die andere schneller. Nehmen Sie es also als Richtwert. Elf Touren sind als leicht ausgezeichnet. Sie sollten von jedem, der noch mobil ist, bewältigt werden können und einige davon sind sogar für Kinderwagen tauglich.
Der Odenwald ist ein Mittelgebirge. Kein Vergleich zu den Alpen, aber es gibt doch schon Steigungen, die bewältigt werden müssen. Wenn mehr als 100 Höhenmeter bei einer Wanderung zu überwinden sind, vielleicht noch mehrmals im Verlauf der Wandertour, habe ich die Tour als mittelschwer gekennzeichnet. Wenn Sie so etwas gewohnt sind, weil Sie öfters in solchen Regionen wandern, werden Sie die Wanderung möglicherweise als leicht empfinden. Andere kommen da vielleicht schon an ihre Grenzen. Nur eine Wanderung habe ich alleine unternommen, bei den anderen 29 Touren war meine Frau dabei. Bei zwei Wanderungen war eine unserer Töchter dabei, die schon ganz andere Wanderungen, vor allem im Gebirge unternommen hat. Zwei Wanderungen haben wir mit Kindern und Enkelkindern unternommen, um auch die Familientauglichkeit zu prüfen. Ganz besonders bedanke ich mich für die Begleitung auf einigen Wanderungen bei zwei Freunden – Amos und Kook-Nam Cho-Ruwwe. Ohne sie hätte das Erwandern dieses Buches nur halb so viel Spaß gemacht.
Ausrüstung und Vorbereitung
Wie Sie sich für die Wanderungen kleiden, will ich Ihnen gar nicht vorschreiben. Dazu gelten wenige Regeln, die es zu beachten gilt. Die Kleidung muss zu den Jahreszeiten passen, nicht zu warm im Sommer und nicht zu kalt im Winter. Wichtiger als die Outdoorjacke mit dem passenden Schriftzug ist gutes Schuhwerk. Für die leichten Touren genügen meist halbhohe Wanderschuhe. Wenn es in die Mittelgebirge geht oder auch in die Weinlagen hoch, ist es besser, Wanderschuhe zu tragen, die auch die Knöchel schützen. Sie sollten sich in den Schuhen wohlfühlen, am besten in schon eingelaufenen Schuhen, in denen Sie nicht befürchten müssen, sich Blasen zu laufen. Gute Wanderschuhe, die gepflegt werden, halten lange, manchmal ein halbes Leben, weshalb man dafür nicht auf Schnäppchenjagd gehen sollte.
Bei einer Wanderpause entledigt man sich gerne von den leidigen Gerätschaften.
Kurze Touren kann man im Grunde ohne jeden Ballast gehen, aber für längere ist ein kleiner Rucksack oder eine Umhängetasche gut, in der man Brotzeit und etwas zu trinken mitnimmt. Letzteres ist besonders wichtig. Man sollte sich nicht darauf verlassen, dass man bei Bedarf irgendwo einkehren kann. Wenn Sie durch den Odenwald wandern, müssen Sie in manchen Regionen allzu lange auf ein Gasthaus warten. Wichtig sind gute Wanderstöcke. Sie stabilisieren auf unebenen Wegen und helfen beim An- und Abstieg. Bei Wanderungen mit Kindern sollte der mitgeführte Kinderwagen für die Jüngsten geländetauglich sein. Möglich sind dann die Wanderungen 5 und 11. Für Kinder, die schon selbst gut laufen können, sind die Touren 10, 12, 19, 21, 25 und 29 zu empfehlen. Wichtig dabei ist, die Kinder nicht nur wandern zu lassen, sondern ihnen auch Abwechslung zu bieten. Das ist bei den beschriebenen Touren möglich.
Früher gehörte gutes Kartenmaterial zur Grundvoraussetzung beim Wandern. Heute hat man seine Navigationsapp im Smartphone und lässt sich den Weg zeigen. Das will ich gar nicht schlechtreden, es gibt Situationen, da habe ich davon profitiert, etwa wenn geplante Wege nicht gangbar sind. Aber es ist auch ein bisschen lästig, alle paar Meter auf das Smartphone zu gucken, um zu schauen, ob man noch richtig geht, oder der Stimme, die sagt: »Biegen Sie links ab«, blind zu folgen, ohne tatsächlich eine Orientierung zu haben. Mit einer Karte die Tour vorzubereiten bedeutet immer, dass man dann auch weiß, wo man geht. Der Odenwald ist wanderkartenmäßig gut erfasst. Es liegt für jede Region eine Karte im Maßstab 1:20 000 vor. Welche Karte für die jeweilige Tour gilt, ist mit angegeben. Die Feinarbeit in der Vorbereitung mache ich tatsächlich meist mit dem PC, nachdem ich mich vorher auf der Karte orientiert habe. Die dabei erstellte GPS-Datei kann ich dann mitnehmen und bei Schwierigkeiten einsetzen. Für die in diesem Buch beschriebenen Wege sollten Sie ohne Karte und Navigationsapp auskommen. Die Tourenbeschreibungen müssten reichen. Zudem sind die meisten Wege gut ausgeschildert. Zur Sicherheit Karte und/oder App dabeizuhaben, ist trotzdem keine schlechte Idee.
Auf halbem Weg die Himmelsleiter bei Heidelberg auf den Neckar hinabgeschaut
Tageszeit, Wetter und andere Hinweise
Wann es gut ist, mit der Wanderung zu beginnen, lässt sich schwer allgemeingültig festlegen. Ein paar Ansatzpunkte gibt es aber doch. Im Sommer würde ich raten, früh loszugehen. Damit ist gemeint: je früher, desto besser. Allerdings nur an heißen Tagen gilt diese Regel absolut. Man geht in der Morgenfrische los und ist mittags, wenn es beginnt, richtig heiß zu werden, mit der Wanderung fertig. Nach 14 Uhr (Sommerzeit) wird es richtig heiß und statt Spaß zu haben, wird die Tour zu einer Tortur. Man kann die Wanderung zwar in den Wald verlegen, wo es auch an heißen Nachmittagen noch erträglich ist, aber irgendwann kommt man ja aus dem Wald heraus und dann trifft einen die Hitze wie ein Schlag. Im Frühjahr und Herbst ist es eigentlich egal, wann Sie gehen. Morgens, mittags, abends, alles hat etwas für sich. Gerade abends ist es besonders schön, in den Sonnenuntergang zu wandern. Der kommt ja auch noch früher als im Hochsommer um die Sonnenwende herum. Im Winter ist für mich die beste Zeit später Vormittag bis früher Nachmittag. Im Dunkeln zu wandern ist im Winter alles andere als schön. Die früheste Tour in diesem Buch haben wir im Januar gemacht, die letzte Anfang November. Dazwischen waren wir in jedem Monat unterwegs.
Wanderzeichen führen im Odenwald sicher die Strecken entlang.
Der rote Fingerhut blüht am roten Sandstein gerne und prächtig.
Das Wetter wird überschätzt. Natürlich ist Sonnenschein bei nicht zu heißen Temperaturen ideales Wanderwetter. Wenn man aber vor jeder Wolke, die sich vor die Sonne schiebt, Reißaus nimmt und jeden Regentropfen zum Abbruch der Wanderung versteht, dann kommt man nicht weit. Und im Grunde verpasst man manch schönes Erlebnis. Wenn es wie aus Gießkannen schüttet oder schon tagelang geregnet hat und der Boden matschweich ist, dann bleiben Sie besser zu Hause, lesen ein gutes Buch oder planen die nächste Wandertour – ebenso bei starkem Sturm. Aber wenn ein bisschen Wind weht, die Witterung unbeständig ist, es aber nicht richtig regnet, dann gehen Sie ruhig los. Achten Sie nur darauf, dass sie passend angezogen sind oder für Unwägbarkeiten eine Regenjacke im Rucksack haben.