Читать книгу Friede auf Erden - Vom Glauben zum Wissen - Horst Günter Ebel - Страница 5
VORWORT
ОглавлениеWarum ist die Menschheit nicht in der Lage, sich menschenwürdig zu verhalten? Während sich der überwiegende Teil der Weltbevölkerung nach einem Leben in Frieden, Wohlstand und Gleichberechtigung sehnt, sterben Hunderttausende in sinnlosen Kriegen, werden Millionen aus ihrer Heimat vertrieben, fristen Milliarden ein Leben in bitterster Armut, werden die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit immer mehr zerstört. Ist die Welt ein Tollhaus und der Humanismus eine illusorische Gedankenkonstruktion?
Ganze Heerscharen von Wissenschaftlern und Politikexperten beschäftigen sich mit den gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedingungen, mit den Kriegen, Krisen und den Zukunftserwartungen. Doch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind keineswegs humaner geworden. Der gewaltige intellektuelle wie materielle Aufwand hat nur dazu geführt, die real existierenden Machtverhältnisse zu bewahren und die Politik der religiösen und weltlichen Herrscher zu rechtfertigen.
Es bedarf keiner hochtrabenden theoretischen Beweisführung, dass die vielfältigen gesellschaftlichen Widersprüche ihren Ausdruck im emotionalen Verhalten der Menschen finden. Während die individuellen Gefühle wissenschaftlich ausgiebig erforscht sind, wurde die gesellschaftliche Emotionalität in der bisherigen Geistesgeschichte entweder unterschätzt oder bewusst missachtet. Die Existenz einer außerhalb des Individuums bestehenden Emotionalität wurde von der Wissenschaft zwar weitgehend ignoriert, dafür aber in der politischen Praxis zur Manipulation der Menschen umfassend untersucht.
Die Ursache dafür liegt darin, dass die bisherige Geschichte seit der Entstehung der Staaten durch die Spaltung der Gesellschaft in Herrscher und Beherrschte gekennzeichnet ist. Die herrschenden Kasten waren und sind bestrebt, durch die ständige Vergrößerung ihres Reichtums nicht nur ihr Luxusleben zu sichern, sondern auch ihre ökonomische und politische Machtbasis zu festigen und zu erweitern. Alle bisherigen Herrschaftsverhältnisse basieren einerseits auf der Existenz eines religiösen oder imperial geprägten emotionalen Potenzials und andererseits auf einer ununterbrochenen emotionalen Fremdbestimmung der Untergebenen.
Das Töten von Menschen, das im emotional motivierten Massenmord seinen Höhepunkt findet, war und ist das barbarischste Mittel aller Herrscher zur Erhaltung und Erweiterung ihrer Macht. Die Befreiung der Menschen aus der emotionalen Knechtschaft wird sich in dem Maße vollziehen, wie sich im Denken und Handeln der Menschen die gesellschaftliche Vernunft entwickelt und durchsetzt.
Im Gegensatz zur etablierten Wissenschaftlichkeit, die entweder in einer Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Ismen und deren Vertretern oder in der Praxis einer babylonischen Begriffsverwirrung besteht, war ich um eine Begriffsbildung bemüht, die emotional belastete Aussagen ebenso vermeidet wie die Benutzung von Schlagworten. Im Allgemeinen verzichte ich auch auf Autoritätsbeweise in Form von Literaturangaben oder Fußnoten. Dort, wo ein Bezug zu Aussagen bekannter Persönlichkeiten hergestellt wird, können diese im Internet nachgelesen werden.
Die nachfolgenden Überlegungen sollen keinesfalls als Verkündung eines weiteren Ismus, sondern als Angebot zu einer wissenschaftlichen Diskussion verstanden werden, die zur Herstellung wahrhafter humanistischer Verhältnisse auf der Welt führt. Den hochgeistigen Theoretikern, die diese als weder verifizierbar noch falsifizierbar abkanzeln werden, empfehle ich jedoch, aus ihrem philosophischen Olymp in die raue gesellschaftliche Wirklichkeit hinabzusteigen.
Die nachfolgenden Darlegungen sind Ergebnisse eines jahrzehntelangen Erkenntnisprozesses. Durch ein intensives Studium der Geschichte, Philosophie, Ökonomie und Soziologie war ich bemüht, die engen Grenzen der Einzelwissenschaften zu überwinden und die gesellschaftliche Entwicklung so universell wie heute möglich zu analysieren. Wenn das Manuskript den Charakter der Monografie an manchen Stellen verlässt, so entschuldige ich mich für Dopplungen, hoffe jedoch, dass sie, aus unterschiedlichen Ausgangspunkten getroffen, trotzdem zu keinem Gähn-Effekt führen, sondern dazu beitragen werden, einen Aha-Effekt auszulösen.
Leipzig, Mai 2015
Horst Günter Ebel