Читать книгу ...und dann kam Winter - H.P. Karr - Страница 4

2.

Оглавление

»Wie ist sie denn ausgerechnet auf dich gekommen?«, fragte Sandra. Sie nippte an der Kreation in Grün in ihrem Cocktailglas und begann sich mit ihrem kleinen Maschinchen eine Zigarette zu rollen. Tabakkrümel fielen auf ihr Kleid. Rohseide, schätzte Jossack. Stilbruch als Stilprinzip. Das war Sandra.

»Telefonbuch«, meinte er. »Sie hat einfach im Branchentelefonbuch nachgesehen. Und zwar nicht unter D wie Detektive, sondern unter A wie Auskunfteien. Weil sie ja nur eine Auskunft will.«

Sie saßen im Café Click am Isenbergplatz. Spinnennetzartig verdrillte Streifen aus braunem Paketklebeband durchzogen den Raum. Eine Installation des Künstlers des Monats, die die Bedienung in ihrem engen schwarzen Röckchen zu präzisen Slalomläufen zwang.

Sandra schüttelte den Kopf. »Hast du ihr wenigstens versucht zu erklären, was eine Wirtschaftsauskunftei ist?«

Jossack sagte nichts. Sandra steckte sich die Selbstgedrehte an und klebte sie in den Mundwinkel, wo sie beim Sprechen auf und ab wippte. »Was Informationsbeschaffung im Wirtschaftsbereich angeht, magst du ja Spitze sein«, fuhr sie fort. »Aber ich wette, du hast in den letzten zwei Jahren mit nicht mehr als einem Dutzend Menschen von Angesicht zu Angesicht gesprochen.«

»Zeit, dass ich damit anfange.« Jossack mochte Sandra, weil sie kein Blatt vor den Mund nahm. Für eine Juristin schon ungewöhnlich genug. Besonders sympathisch fand er an ihr, dass sie ihre Kommentare niemals in persönliche Ratschläge ausarten ließ. »Du sitzt in deinem Büro an deinen Computern und gräbst dich durch Datenbanken, Computernetze und anderen Schnickschnack«, fuhr sie fort. »Das ist etwas anderes, als von Tür zu Tür zu rennen und den Leuten die Würmer aus der Nase zu ziehen.«

»Sieh ihn dir erst einmal an!« Jossack reichte ihr das Bild, das Martha Wegener ihm widerstrebend dagelassen hatte.

Sandra schob die Brille mit den getönten Gläsern auf die Stirn. »Ein Hübscher ist er!«, stellte sie fest. »Und eine Uniform hat er auch an. Genau der Typ, wegen dem sich viele meiner Klientinnen scheiden lassen wollen. Und zwei Jahre später wollen sie ihn dann auch wieder loswerden.«

»Die 15000 Mark hat er sich angeblich für ein Geschäft geliehen, in das er kurzfristig einsteigen kann. Sportfliegerbedarf oder so etwas ähnliches.«

Sandra legte die Stirn in Falten. »Berufspilot soll er sein?«

Jossack nickte. »Behauptet er jedenfalls. Düsseldorf - New York, zweimal die Woche. Allerdings hat er der Wegener nicht gesagt, bei welcher Gesellschaft. Sie ist auf Anhieb von ihm begeistert gewesen, als er sie vor zwei Monaten auf dem Flughafen angesprochen hat. Sie stand in der Schlange für ihren Charterflug nach Mallorca, da taucht auf einmal er auf...«

»Folgen schöne Worte, gemütliche Einladungen, aufregende Ausflüge und erotische Eskapaden. Und auf einmal eine kleine Geldverlegenheit.«

»Du scheinst dich da ja auszukennen.«

Sie reichte ihm das Bild zurück. »Heiratsschwindel«, sagte sie. »Und das ist noch nicht einmal ein Straftatbestand. Wenn überhaupt, dann kann man ihn nur auf Betrug festnageln. Aber das ist auch schon schwer genug. Unsere Frau Wegener wird ihm die 15000 ganz blind vor Liebe bar und ohne Quittung gegeben haben. Dass er ihr dafür irgendwelche Versprechungen gemacht hat, wird man ihm kaum nachweisen können.«

»Wenn ich ihn habe, werde ich dich als Verteidigerin empfehlen.« Jossack trank seinen Espresso. »Was hältst du davon, wenn wir uns es uns für den Rest des Abends etwas Gemütlicheres suchen?«

»Bei mir oder bei dir, Marlowe?«

...und dann kam Winter

Подняться наверх