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Kopfschmerzen in Mareverde

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Jakob Brömstett wischte sich den Schweiß von der Stirn. Mit letzter Kraft schlug er den Kofferraumdeckel seiner fliegenden Untertasse zu. Doch er fiel nicht wie erwartet ins Schloss, sondern schlug kurz vor dem erlösenden Einrasten auf eine dicke Sporttasche. Der Kofferraum war einfach zu voll. Jakob schimpfte ungehalten. Er versuchte vergeblich, das Urlaubsgepäck der Brömstetts einzuladen. Morgen in aller Frühe sollte es losgehen: Die Reise nach Mareverde. Bei den Brömstetts herrschte große Aufregung. Die Kinder achteten peinlich genau darauf, dass alle wichtigen Spielsachen mitgenommen wurden. Malina hatte ihre Pläne für die neuen Landwirtschaftsroboter noch rechtzeitig fertiggestellt, und Lomoco und Hugo freuten sich auf ihren allerersten Urlaub.

Lomoco surrte zu Jakob: „Kann ich dir helfen? Ich bin ein enorm guter Einpacker.“

Jakob wollte den himmelblauen Haushaltsroboter genervt abwimmeln: „Ich fürchte, es ist einfach zu viel. Die Kinder müssen sich entscheiden, welche Spielsachen sie hierlassen.“ Er erwähnte nicht, dass es seine Golfausrüstung war, die mit Abstand den meisten Platz beanspruchte.

Lomoco ließ sich nicht beirren und bemühte sich eifrig um das Gepäck. Er lud alle Stücke wieder aus und maß deren Größe ab. Mit seinem Computer berechnete er, welches Gepäckstück wo und wie gestapelt werden musste. Exakt nach diesem Plan belud er den Kofferraum der Untertasse und kaum eine halbe Stunde später fiel der Kofferraumdeckel mit sattem Schmatzen ins Schloss. Millimeterarbeit.

Am nächsten Morgen, die ersten Sonnenstrahlen tasteten sich vorsichtig in den Tag, begann das Abenteuer Urlaub. Mit Sack und Pack und natürlich Lomoco und Hugo saßen die Brömstetts in ihrer Untertasse. Routiniert startete Jakob die Maschinen und beschleunigte sanft. Lässig betätigte er das Höhenruder, um die Untertasse nach oben zu ziehen. Aber mit lautem Pfeifen und Ächzen blieb sie wenige Zentimeter über dem Boden hängen. Jakob konnte sie nicht zum Fliegen überreden. Angespannt flog, nein vielmehr fuhr er einige Runden um den Häuserblock und versuchte, der Schwerkraft zu entfliehen. Erfolglos.

„He, Papa, was ist los, flieg schon“, forderte Fabius, doch die Untertasse blieb wie ein nasser Sack auf einer Wäscheleine hängen.

„Kinder, es klappt nicht. Lomoco hat den ganzen Krempel wunderbar eingeschichtet, aber jetzt sind wir einfach zu schwer für unsere alte Untertasse“, sagte Jakob.

Eine hitzige Diskussion brach aus, was hierbleiben müsste. Jakob wollte das Spielzeug der Kinder aussortieren. Wieso sollte Pauls Skihelm unbedingt mit in den Sommerurlaub? Doch Paul bestand darauf, dass es sich um einen Taucherhelm handelte. Und der war unverzichtbar.

Alle waren der Meinung, dass Jakobs Golfausrüstung hierbleiben müsste. Auch Malina unterstützte die Kinder und Jakob stand auf verlorenem Posten. Widerwillig lud er seine Golftasche aus.

Der erneute Startversuch klappte wunderbar. Die Untertasse der Brömstetts zog sanft nach oben und nahm Kurs auf Mareverde.

Mareverde war ein nahe gelegener, künstlicher Planet, dessen Oberfläche nur aus Wasser und Urlaubsinseln bestand. Man hatte ihn vor 20 Jahren aus einem alten Asteroiden gebaut. Auf Mareverde schien das ganze Jahr die Sonne und das Meer plätscherte in angenehmer Badewassertemperatur. Künstliche, palmenbestückte Urlaubsinseln schaukelten sanft auf der Meeresoberfläche. Die Hotels bestanden aus geräumigen Glaskugeln, die weit unter die Wasseroberfläche gebaut waren. In ihren Unterwasserkugeln genossen die Hotelgäste die Schwimmkunststücke bunter Fische und konnten sie füttern. Eine dieser Glaskugeln, im vierten Stock unter Wasser, hatten die Brömstetts angemietet. Erschöpft von dem langen Flug landeten sie auf der Insel und bezogen ihr kugeliges Hotelzimmer. Jella, Fabius und Paul drängten ungeduldig zum Strand. Baden und Tauchen gehen. Lomoco ließ sich gerne von der Aufregung der Kinder anstecken. Hugo folgte skeptisch. Er konnte Wasser nicht leiden. Schließlich war er eine Endurofledermaus und kein fliegender Fisch. Überhaupt fand er die Sonne viel zu heiß.

Hugo plumpste in den Schatten einer Kokospalme und schnappte frische Luft, die er sich mit seinen Flügeln zufächerte. Die Kinder tobten in der warmen Brandung und Lomoco genoss seine erste Begegnung mit dem erholsamen Nass. Das war Urlaub wie aus einem Reiseprospekt. Nach der ersten Abkühlung wollten die Kinder tauchen gehen. Es war noch genügend Zeit vor dem Abendessen.

„Tauchen, was ist das?“, wollte Lomoco wissen.

„Du wirst sehen, das ist fantastisch. Wir schweben unter Wasser“, drängte Jella den kleinen Roboter.

„Schweben?“, fragte Lomoco und seine Knopfaugen leuchteten. „Da komme ich mit.“

Lomoco bekam eine Taucherbrille und Schwimmweste verpasst.

„Warum muss ich eine Schwimmweste anziehen?“, maulte Lomoco. „Ich möchte mit euch tauchen und nicht wie ein Schlauchboot an der Wasseroberfläche dümpeln.“

„Schau mich an. Jeder Taucher trägt eine Schwimmweste. Sie ist nur ein wenig mit Luft gefüllt, sodass du wie ein Fisch im Wasser schwebst. Wenn du tiefer tauchen willst, lässt du etwas Luft aus dem Ventil entweichen. Zum Auftauchen füllst du die Schwimmweste. Dazu musst du einfach hier drücken“, erklärte Jella und ihre Schwimmweste blähte sich auf. „Wir Menschen binden uns zusätzlich einen Bleigurt um, aber das wird bei deinem Blech nicht notwendig sein.“

Lomoco nickte, und folgte Jella und Fabius. Die drei tauchten blubbernd ab. Wenige Meter vor dem Ufer zog sich ein Korallenriff durch das grüne Meer. Jella und Fabius wussten, sie durften nur fünf Meter tief tauchen. Das hatten sie ihren Eltern versprochen. Schließlich konnte Tauchen auch gefährlich sein.

Das wunderschöne Korallenriff leuchtete mit seinen bunten Bewohnern: Fische in allen Regenbogenfarben. Die Sonne zauberte das Spektakel in ein warmes Licht. Ein Schwarm Zebrafische zog einen eleganten Bogen um die drei Taucher. Fabius winkte ihnen zu. Er sah es genau, einige wackelten mit ihren Flossen zurück. Grün-rot gefleckte und gelb-blau gestreifte Fische schwammen vorbei. Es sah aus, als lächelten sie. Begeistert rief Lomoco etwas zu Fabius. Doch es kam nur ein unverständliches Blasengeblubbere aus seinem Mund. Fabius grinste ihn an. Es hatte keinen Sinn, unter Wasser zu reden. Man verstand nichts. Majestätisch zog ein zwei Meter langer Kaiserfisch an den dreien vorbei. Fabius zuckte, obwohl er genau wusste, dass der gepunktete Riese äußerst friedlich war.

Sie tauchten mit quirligen Kolibrifischen im Seetang um die Wette und wussten, dass die Winzlinge einfach schneller waren. Um eine mürrisch aussehende Muräne, die in ihrer Riffhöhle lauerte, paddelten sie einen weiten Bogen.

Fabius blickte auf seine Uhr. Es war Zeit aufzutauchen. Abendessen. Er deutete mit dem Daumen nach oben und die drei schwammen zurück an die Oberfläche. Wieder an Land, sprudelte Lomoco begeistert los: „Tauchen ist wirklich super. Noch viel besser als Küche aufräumen. Und die Fische, habt ihr die Fische gesehen? Also die Fische sehen fantastisch aus. Tauchen ist das Beste, was ich jemals gemacht habe.“

Und während des ganzen Abendessens erzählte Lomoco ohne Punkt und Komma weiter. Er war einfach nicht zu bremsen. Gleich danach wurden die Kinder unter Protest ins Bett geschickt. Trotzig maulten Jella, Fabius, Paul, Lomoco und Hugo. Es waren doch Ferien.

Aber Malina und Jakob gaben nicht nach. Sie hatten sich zu sehr auf den ersten gemeinsamen Urlaubsabend gefreut.

In ihrem Glaskugelzimmer angekommen, genossen die Kinder, der Roboter und die Endurofledermaus den Meeresausblick. Sie befanden sich vielleicht zehn Meter unter der Wasseroberfläche. Letzte Strahlen der untergehenden Sonne drangen nur noch schwach in diese Tiefe vor und ließen die bunten Fische blass erscheinen. Eine Gruppe lustiger Oktopusse zappelte heran. Mit vielen Armen winkten sie den Kindern zu. Jella winkte zurück und die Oktopusse kamen näher. Ganz dicht an die Glasscheibe. Jella gab den Oktopussen Handzeichen. Und siehe da, sie nickten oder schüttelten den Kopf. Verstanden sie wirklich, was Jella sagte? Jella deutete an, dass sie zu ihnen ins Wasser kommen würde. Die Oktopusse nickten begeistert.

„Jella, du spinnst“, sagte Fabius. „Das dürfen wir nicht. Wir sollen schlafen und außerdem haben uns Jakob und Malina verboten, so tief zu tauchen.“

„Wenn du Angst hast, musst du ja nicht mitkommen, mein kleiner Bruder“, antwortete Jella schnippisch. „Lomoco traut sich sicher.“

Fabius zögerte. Sollte er wirklich mitkommen? Hier war das Wasser viel zu tief. Die Dunkelheit tauchte die Korallen in ein gespenstisches Grau. Wie dürre Hexenfinger sahen sie aus, die nach Beute suchten. Und wenn die Eltern sie erwischen würden? Das gäbe ein Riesendonnerwetter.

„Ich bleibe lieber hier“, sagte Fabius kleinlaut.

Jella schnaubte ärgerlich und sah ihren Bruder nicht einmal mehr an. Wortlos packte sie die Taucherausrüstung und ging zusammen mit Lomoco nach oben.

Fabius stand vor der Glaskuppel und starrte ins graue Meer.

Dis Oktopusse schienen keine Angst vor der Dunkelheit zu haben. Sie tobten vergnügt auf und ab.

Paul und Hugo schliefen bereits. Sie waren von der Reise völlig erschöpft.

Jella und Lomoco ließen sich mit angelegter Tauchausrüstung ins dunkle Wasser fallen. Wellen platschten. Der Strahl der Taschenlampen bahnte ihnen den Weg nach unten. Die leuchtenden Farben vom Nachmittag waren einem schwarzgrauen Einerlei gewichen. Die Fischschwärme sahen nicht mehr freundlich aus. Hektisch suchten sie ihren Weg nach Hause. Hatten sie Angst? Mit entschlossenen Flossenschlägen tauchte Jella immer tiefer. Lomoco folgte. Sein Raupenantrieb bewährte sich hervorragend. Das grobe Profil der Gummiraupen wirkte wie ein Raddampfer. Die zwei zogen entlang der Glaskugeln immer weiter nach unten. Die meisten waren dunkel.

Die Taschenlampen wiesen Jella und Lomoco den Weg, Meter für Meter. Mutig fraßen sie sich immer weiter in die Dunkelheit der Tiefe vor.

Da schwamm ein riesiger Kaiserfisch durch ihren Lichtstrahl. Grimmig blickte er sie an. Hatten sie ihn aus dem Schlaf gerissen? Egal. Es war nicht mehr weit.

Hinter der nächsten Riffkante sahen sie ein einzelnes Hotelzimmer leuchten. Das musste die Glaskugel der Brömstetts sein. Hier warteten die Oktopusse. Begeistert schwamm Lomoco voraus. Jella konnte ihm kaum folgen, so schnell surrte der kleine Roboter durchs Wasser. Der Abstand wurde immer größer. Aus einer Riffhöhle funkelten grellgelbe Augen Jella im Schein der Taschenlampe an. War es die mürrische Muräne von heute Nachmittag? Besser nicht zu nahe kommen.

Jella konnte im gläsernen Hotelzimmer Fabius erkennen. Er winkte ihr aufgeregt zu. Die kleinen Oktopusse zappelten mit ihren schier unzähligen Armen. Jella hob die Hand und lächelte unter der Tauchermaske. Fabius sah immer noch ängstlich aus. Er musste noch viel lernen, ihr kleiner Bruder.

Fabius rief Jella etwas zu. Natürlich konnte sie ihn nicht verstehen. Gab es Probleme? Hatten die Eltern den heimlichen Tauchgang bemerkt?

Lomoco war bereits am Ziel angekommen und begrüßte die zappeligen Oktopusse. Die komische Aufregung schien ansteckend zu sein, denn Lomoco blickte zu Jella hinauf und auch er begann aufgeregt herumzufuchteln. Sein Arm verursachte ein wildes Wellendurcheinander. Verunsicherung beschlich Jella. Ängstlich blickte sie sich um.

Da sah sie dem Grund der Aufregung direkt in die Augen. Sie erstarrte vor Schreck. Etwas riesiges Graues schwamm auf sie zu. Auf dem Rücken des gigantischen Fisches thronte wie eine Piratenflagge die dreieckige Flosse. Im Maul des Tieres blitzten Hunderte von Zähnen, lang wie Messer. Ängstlich versuchte Jella zu schreien. Verschreckte Luftblasen blubberten grummelnd aus ihrem Mund und flüchteten zur Wasseroberfläche.

Immerhin schienen sie den grauen Fisch für einen Moment zu verunsichern. Er drehte kurz ab, um dann erneut auf Jella zuzuschwimmen. Seine starren Augen hielten Jella fest. Sie war unfähig, sich zu bewegen und ein einziges Wort raste durch ihren Kopf: Chrosko-Hai.

Mit aufgerissenem Rachen glitt der riesige Chrosko-Hai auf Jella zu. Gemächlich. Er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein.

Der graue Hai schwamm jetzt direkt über Lomoco und nur noch Meter trennten ihn von Jella. Da riss der kleine Roboter beherzt an der Notleine seiner Schwimmweste. In Sekundenbruchteilen füllte sie sich prall mit Luft. Lomoco glich einer dicken, himmelblauen Weißwurst. Wie ein Sektkorken jagte er nach oben und sein harter Blechkopf bohrte sich mit enormer Wucht in den Bauch des grauen Fisches. Der Chrosko-Hai krümmte sich vor Schmerzen. Plötzlich verlor er jedes Interesse an Jella und er flüchtete mit torkelnden Bewegungen.

Schlotternd vor Angst folgte Jella dem kleinen Roboter, der in seiner Schwimmweste gemächlich an der Wasseroberfläche hing. Zittrige Knie trieben Jella nach oben. Sie umarmte den kleinen Roboter und gab ihm einen dicken Kuss.

„Danke, Lomoco, du hast mich vor dem Hai gerettet“, seufzte Jella glücklich.

„Es ist selbstverständlich, dass ich Ihnen helfe, meine junge Dame. Es war mir ein Vergnügen. Ich fühle mich etwas unwohl. Ich habe schreckliche Kopfschmerzen“, sagte Lomoco und nickte ununterbrochen.

„Komm, schnell zurück ins Hotelzimmer. Hoffentlich merken unsere Eltern nichts von dem nächtlichen Abenteuer.“

„Da ich auf Sie aufpassen sollte, meine junge Dame, muss ich auch den verbotenen Ausflug Ihren geschätzten Eltern mitteilen.“

„Spinnst du, Lomoco“, sagte Jella und zeigte ihm einen Vogel.

„Ich bin ein verantwortungsvoller Roboter für Haushalt und Kinderbetreuung. Ich verrichte meine Arbeit mit höchsten Qualitätsansprüchen.“

Jella sagte nichts mehr, aber sie ärgerte sich über Lomocos verdrehte Sätze. Jetzt war wirklich nicht die Zeit, Witze zu reißen.

Fabius brach in ein Freudengeheul aus und umarmte zunächst seine klatschnasse Schwester und dann Lomoco. Das Geschrei riss Hugo aus seinem Schlaf.

„Lomoco, das war wirklich cool, wie du Jella vor dem riesigen Hai gerettet hast“, freute sich Fabius und boxte Lomoco in die Schulter.

„Das ist meine Pflicht als Roboter für Haushaltstätigkeiten und Kinderbetreuung aller Art“, antwortete Lomoco und verbeugte sich.

„Du bist ihm einfach zack in den Bauch geschwommen. Das war ganz große Klasse.“

„Junge Dame, junger Herr, es ist Zeit ins Bett zu gehen. Bitte schlafen Sie jetzt“, sagte Lomoco.

„Was ist denn mit dem los? Hat der einen an der Klatsche, oder ist ihm deine Rettung zu sehr in den Kopf gestiegen“, fragte Fabius seine Schwester.

„Keine Ahnung, Fabius. Seitdem er den Hai in die Flucht geschlagen hat, benimmt er sich so seltsam. Er meinte, er müsse Malina und Jakob von unserem Tauchabenteuer erzählen. Ich glaube, der Zusammenprall hat ihm ziemlich üble Kopfschmerzen verursacht.“ Langsam erholte sich Jella von ihrem Schrecken.

Fabius hatte nur ein verächtliches „Petze“ für den Roboter übrig.

Jella und Fabius legten sich ins Bett, während Lomoco begann, das Hotelzimmer aufzuräumen und noch einmal zu putzen. Er unterbrach seine Arbeit nur durch eine kurze Pause an der Ladestation. Dann setzte er sie emsig fort. Selbst die Pause an der Ladestation nutzte er, um das Besteck blank zu polieren. Leise natürlich, damit er die Brömstett-Kinder nicht beim Schlafen störte.

Am nächsten Morgen, zum Frühstück, brach ein Taifun über Jella herein. Lomoco petzte fein säuberlich und in allen Einzelheiten den nächtlichen Tauchausflug. Malina und Jakob waren schockiert vom Leichtsinn ihrer Tochter und strichen weitere Tauchausflüge für den gesamten Urlaub. Sie hörten Jella nicht einmal zu.

Die Eltern freuten sich, dass Lomoco von dem verbotenen Abenteuer erzählt hatte. Er entwickelte sich zu einem richtig verantwortungsbewussten Haushaltsroboter. Auch die Zimmer hatte er über Nacht aufgeräumt. Und er war plötzlich so höflich. Ein richtiger Musterknabe.

Trotzdem wunderten sich die Brömstetts, als Lomoco nach dem Frühstück fragte: „Was darf ich heute arbeiten, liebe Familie Brömstett? Ich hatte heute früh bereits versucht in der Küche zu helfen, aber die Küchenroboter hatten mich daran gehindert. Sie meinten, ich wäre Gast.“

Jakob lachte: „Lomoco, du hast auch Urlaub und musst nicht arbeiten. Leg dich mit uns an den Strand, und wir spielen Minkelweltraumschinkel.“

Lomoco blickte verständnislos in die Runde: „Urlaub? Ich brauche keinen Urlaub. Ich bin ein Roboter und will arbeiten. Wenn Sie allerdings einen Spielpartner wünschen, stehe ich jederzeit zur Verfügung. Leider kenne ich die Spielregeln für Minkelweltraumschinkel nicht.“

Den Brömstetts blieben die Münder offen stehen. Lomoco konnte sich nicht an Minkelweltraumschinkel erinnern? Er hatte das Spiel erfunden. Es war sein Spiel. Lomoco weigerte sich, das zu glauben. Er meinte, Roboter könnten keine Spiele erfinden.

„Beim Zusammenprall mit dem Hai ist ihm wohl eine Sicherung geplatzt“, meinte Jella. Sie ärgerte sich über Lomoco, der sie verpetzt hatte.

„Ich fürchte, Jella hat recht. Lomoco ist nicht mehr wiederzuerkennen. Unser kleiner Roboter hat Minkelweltraumschinkel verlernt und will nur noch arbeiten. Gibt´s denn so was?“, stimmte Jakob zu.

„Ein Haushaltsroboter, der fleißig arbeitet, das ist gar nicht übel“, sagte Malina. Doch im Proteststurm der Kinder musste sie diese Meinung schnell aufgeben und ehrlicherweise hatte sie Lomoco auch lieb gewonnen, so wie er war. Immerhin hatte er ihre Datenkugel wiedergefunden und Jakob im Asteroidenschwarm gerettet. Der kleine Roboter brauchte bestimmt etwas Ruhe, um sich von dem Zusammenprall zu erholen.

Der Urlaub in Mareverde war wunderschön. Die Eltern hatten den ganzen Tag Zeit für die Kinder, es gab Eis in rauen Mengen und die gemeinsamen Abende gestalteten sich lang und lustig. Nur Lomoco blieb ein langweiliger Musterknabe. Er reinigte zweimal am Tag die Untertasse der Brömstetts, schlich sich nachts heimlich in die Hotelküche und putzte, was das Zeug hielt. Er harkte jeden Morgen den Sandstrand mit einer feinen Silbergabel und sammelte in seiner Freizeit Müll aus dem Meer. Aber zum Spielen war der kleine Kerl gänzlich unbrauchbar. Er fand keinen Spaß am Quatschmachen, lachte über keinen Witz und ihm war es egal, ob er beim Minkelweltraumschinkel gewann oder verlor.

Lomocos komischer Zustand hielt während des ganzen Urlaubs an. Das drückte auf die Stimmung. Alle warteten insgeheim auf zu Hause. Dort sollte Lomoco in einer Roboterwerkstatt repariert werden, um wieder der zu sein, den die Brömstetts lieb gewonnen hatten.

Lomoco spinnt

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