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Einleitung

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Im 15. Kapitel des 1.Korintherbriefes finden wir die Offenbarung des großen Zieles, zu welchem das planmäßige Wirken unseres Gottes hinleitet:

„… auf dass Gott alles in allem sei.“ (Vers 28).

Damit stimmt die Lehre unseres Herrn in Joh. 17,3 überein: „Dies aber ist das ewige Leben (das Wesen des ewigen Lebens), dass sie dich, den allein wahren Gott, und den Du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.“ Werden wir dar um nicht weise handeln, wenn wir dies in unserem täglichen Leben und bei der Betrachtung des heiligen Wortes Gottes immer im Auge behalten? „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze …“ (2.Tim. 3,16) –, darum kann auch kein Teil derselben ohne Schaden vernachlässigt werden.

Wenige Abschnitte der Heiligen Schrift helfen dem demütigen Forscher mehr in dem Trachten nach dieser überaus wichtigen Gotteserkenntnis, als das zu sehr vernachlässigte Hohelied. Wie andere Teile des Wortes Gottes hat dieses Buch seine Schwierigkeiten, aber so ist es mit allen Werken Gottes. Ist nicht gerade die Tatsache, dass sie unser hilfloses Fassungs- und Untersuchungsvermögen übersteigen, ein Siegel dafür, dass es Gottes Werke sind?

Kann der schwache Mensch sich göttliche Macht anmaßen, oder vermag er die Werke und die Vorsehung des Allweisen zu verstehen und zu erklären? Und wenn nicht, ist es da überraschend, dass zur Erklärung seines Wortes übermenschliche Weisheit nötig ist?

Dem Herrn sei Dank! Die Erleuchtung des Heiligen Geistes ist allen verheißen, die darum bitten. Was könnten wir Besseres wünschen?

Lies ohne den Schlüssel, und dieses Buch ist besonders unverständlich, aber jener Schlüssel ist leicht gefunden in den klaren Lehren des Neuen Testamentes. Das fleischgewordene Wort ist der wahre Schlüssel für das geschriebene Wort. Aber auch ehe das Wort Fleisch wurde, konnte der Forscher des Alten Testamentes viel Hilfe für das Verständnis der heiligen Geheimnisse dieses Buches in den prophetischen Schriften finden, denn dort wurde Israel unterwiesen:

„Denn der dich gemacht hat, ist dein Mann“ (Jes. 54,5). Johannes der Täufer, der letzte der Propheten, erkannte den Bräutigam in der Person Christi und sagte:

„Der die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dastehet und ihn hört, ist hoch erfreut über die Stimme des Bräutigams; diese meine Freude nun ist erfüllt“ (Joh. 3,29). Paulus geht im 5. Kapitel des Epheserbriefes noch weiter und lehrt, dass die Vereinigung Christi mit seiner Gemeinde und ihr untertäniges Verhältnis ihm gegenüber dasselbe ist, wie in der Ehe, und diese innige Gemeinschaft gibt uns ein Muster für jede göttliche Verbindung.

In Salomo, dem königlichen Bräutigam und Sänger dieses Liedes, haben wir ein Bild unseres Herrn, des wahrhaftigen Friedefürsten, in seinem kommenden Reiche. Wenn er kommt, wird nicht nur seine Braut, die Gemeinde, sondern auch ein williges Volk, seine Untertanen, über die er in Herrlichkeit regieren wird, gefunden werden; dann werden ferne Fürsten ihren Reichtum bringen und die Herrlichkeit des Königs auf seinem Thron erblicken. Sie werden ihm schwere Fragen vorlegen, wie einst die Königin von Saba dem Salomo, und die, welchen dieses Vorrecht gewährt wird, werden Gesegnete sein. (Ps.72,10.11; 110,3; Jes.11;24,23; 60) Ein kurzer Glanz wird sie für ihre Lebenszeit befriedigen; aber was wird die königliche Würde und Herrlichkeit der auferstandenen und erhöhten Braut sein! Für immer bei ihrem Herrn! Für immer wie ihr Herr!

Für immer sich bewusst, dass sein Verlangen nach ihr steht, wird sie gleicherweise sein Herz besitzen und seinen Thron mit ihm teilen. Kann es ein nützlicheres Studium geben, als das dieses Buches, das uns hilft, diese Geheimnisse der Gnade und Liebe zu verstehen?

Beachtenswert ist der große Gegensatz zwischen diesem Buche und dem vorhergehenden. Der Prediger Salomo lehrt klar und bestimmt die Wahrheit: „Eitelkeit der Eitelkeiten! Alles ist Eitelkeit!“ (Pred.1.2), und dies ist die notwendige Einführung zu dem Hohenlied, welches zeigt, wie und wo wahrhaft bleibender Segen und volles Genüge zu erlangen ist. In gleich packender Weise zeigt der Herr Jesus (Joh.4) in einem Worte, wie die irdischen Dinge nicht einmal eine zeitliche Befriedigung gewähren können. Diesem Mangel stellt er den Segensstrom gegenüber, welcher sich da offenbart, wo der Gegenwart des Heiligen Geistes Raum gelassen wird. (Das Werk des Heiligen Geistes ist nicht, sich selbst zu verklären, sondern Christum als den Bräutigam der See le). „Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wiederum dürsten; wer irgend aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt“ (Vers 13,14).

Wir werden es sehr praktisch finden, das Buch in sechs Abschnitten zu betrachten.

I. Das unbefriedigte Leben und sein Heilmittel (Kap. 1,2-2,7)

II. Die Gemeinschaft ist unterbrochen. Wiederherstellung (Kap. 2,8-3,5)

III. Ununterbrochene Gemeinschaft (Kap. 3,6-5,1)

IV. Die Gemeinschaft ist wieder unterbrochen. Wiederherstellung (Kap. 5,2-6,10)

V. Früchte der anerkannten Vereinigung und Gemeinschaft (Kap. 6,11-8,4)

VI. Unbeschränkte Gemeinschaft (Kap. 8,5-14)

In jedem dieser Abschnitte werden wir als Sprecher die Braut, den Bräutigam und die Töchter Jerusalems finden.

In der Regel ist es nicht schwierig, den Sprecher herauszufinden, nur in einzelnen Punkten stimmen die Anschauungen darüber nicht ganz überein.

Es ist noch zu beachten, dass die Braut der Hauptsprecher ist in Abschnitt I und II, und zwar ist sie sehr mit sich selbst beschäftigt. Dagegen in Abschnitt III, wo die Gemeinschaft nicht unterbrochen ist, hat sie wenig zu sagen, und erscheint als Zuhörerin. Die Töchter Jerusalems haben eine lange Ansprache und der Bräutigam die längste. In diesem Abschnitt nennt er sie zum ersten Mal seine Braut und reizt sie zur Gemeinschaft im Dienste. In Abschnitt IV ist die Braut wieder die Hauptsprecherin, aber nachdem die Gemeinschaft wieder hergestellt ist, spricht der Bräutigam am längsten und er tadelt sie nicht.

In Abschnitt V wird die Braut nicht mehr „die schönste unter den Frauen“ genannt, sondern sie wird als die königliche Braut anerkannt und erhebt auch selbst Anspruch darauf, es zu sein.

In Abschnitt VI macht der Bräutigam seinen Anspruch auf sie deutlich, nicht nur von der Verlobung an, sondern sogar von ihrer Geburt an, ebenso wie Gott der Herr auf Israel Anspruch erhebt (Hesekiel 16).

Ein Geheimnis! Tief verborgen

Bietet Zuflucht sich beim Herrn!

Jauchzend nimmt sie meine Seele,

Lernt zu Jesu Füßen gern.

Sorgen müssen weiterziehen,

Und die Drangsal wird besiegt.

Ja, der Satan selbst muss fliehen,

Weil mein Herz an ihn sich schmiegt.

Das Hohelied

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