Zur Kritik der deutschen Intelligenz
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Hugo Ball. Zur Kritik der deutschen Intelligenz
INHALT:
Vorwort
Einleitung. 1
2
3
4
5
6
Erstes Kapitel. 1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Zweites Kapitel. 1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Drittes Kapitel. 1
2
3
4
5
6
Viertes Kapitel. 1
2
3
4
5
6
7
Nachwort
ANMERKUNGEN. EINLEITUNG / ERSTES KAPITEL
ZWEITES KAPITEL
DRITTES KAPITEL
VIERTES KAPITEL
Отрывок из книги
Zur Kritik der deutschen Intelligenz
HUGO BALL
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In deutschen Schulbüchern wird man wenig darüber finden, und doch waren diese Bauernaufstände eine der mächtigsten und blutigsten Rebellionen gegen Adel und Geistlichkeit, die Europa erlebte52. Die lutheranische Geschichtsschreibung hatte zwiefachen Grund, über dieses Kapitel weitgeistig wegzugehen. Die Stellung Luthers zu diesen universalen Volksaufständen war eine so despotisch reaktionäre, jeglichem Evangelium, jeglicher Bergpredigt widersprechend, dass das Ansehen des Reformators ernstlich gefährdet erscheinen musste, wenn die Bedeutung jener Ereignisse in ihr wahres Licht gerückt wurde. Sodann war nicht nur für den Stifter, sondern für den religiösen Wert des Protestantismus selbst zu fürchten, wenn sich ergab, dass jene Zeiten zwar die Freiheit eines Christenmenschen im kirchlichen Sinne gefordert, im politischen sie aber desto brutaler abgelehnt hatten. „Selbst diejenigen Bearbeiter der Einzelpartien“, schreibt der klassische Geschichtsschreiber der Bauernkriege, Zimmermann, „die eine freiere Gesinnung hinzubrachten, behandelten ihren Gegenstand fast zaghaft, ohne das Wesen desselben, die großen Sünden der Herrschenden und das aus tausend Wunden blutende Herz des zur Verzweiflung getriebenen Volkes nackt aufzudecken.“
So verfiel man auf den Kniff, immer nur von der Reformation, nie aber von der Revolution zu sprechen, die jener Zeit ihr Gepräge gab; und auf den weiteren Kniff, Luthers Stellungnahme in den Bauernkriegen, zwar als einen dunklen Punkt in seinem Leben, im Ganzen aber als eine untergeordnete Episode darzustellen, während seine ablehnende Haltung 1525 tatsächlich die Revolution zum Scheitern brachte und die von ihm selbst ermutigten politischen Rebellen im Stiche ließ53. Es kann nicht nachdrücklich genug betont werden, dass damals das ganze deutsche Volk, von Wut und Empörung gegen Pfaffen, Gelehrte und Junker gleicherweise getrieben, nicht nur den Klerus, sondern den Raubbau der Theokratie abzuschütteln gewillt war. Es kann nicht laut genug ausgesprochen werden, dass Luther es war, der verhinderte, dass Deutschland damals an die Spitze der freiheitlichen Zivilisation trat und als Land einer evangelischen Republik der Vorläufer Frankreichs wurde. Ein abergläubischer Mönch ohne Sinn für die tiefere Not seines Volkes, aufbrausend, dogmatisch und ein Despot, als die Zeit von ihm die Konsequenz seiner Lehre verlangte, dieser Mönch hat verhindert, dass Deutschland heute statt eines feudal zentralistischen Militärstaats eine freie Föderation evangelischer Stämme und Städte darstellt, im Sinne der christlichen Korporationsidee.
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