Der Frauenmörder

Der Frauenmörder
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Hugo Bettauer. Der Frauenmörder

Die Müller, Möller, Jensen und Pfeiffer

Joachim von Dengern, alias Krause

Vier Mädchen ohne Anhang

Selma Cohen als Fünfte

»Idylle an der Havel«

Der blonde Herr mit dem Kneifer

Thomas Hartwig

Im Literaten-Café

Lotte Fröhlich

»Überführt!«

Unterhaltung mit einem Mörder

Kämpfende Seelen

»Drei Menschen«

Das große Rätsel

Der große Prozeß

Die Sensationspremiere

Die Bombe platzt!

Aus dem Dunkel empor!

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Während sich Dr. Wilhelm Clusius in seiner ganzen Art nicht sonderlich von anderen leitenden Polizeibeamten der Großstädte unterschied und seine erfolgreiche Laufbahn weniger irgendwelchen hervorstechenden Eigenschaften, als mustergültiger Pflichttreue, tadelloser Lebensführung und außerordentlichem Taktgefühl, bewiesen in peinlichen, in den vornehmsten Kreisen spielenden Affären, verdankte, glich Krause in keiner Weise den üblichen Kriminalunterbeamten, die man Detektive zu nennen pflegt. Und seine Karriere, seine Lebensgeschichte, sein Werdegang waren wohl ganz außerordentlicher Art. Aber sogar die wenigen Eingeweihten wußten von ihm nicht viel mehr, als daß Krause gar nicht Krause hieß, sondern dies nur ein von ihm angenommener Name sei, und daß es ihm nicht an der Wiege gesungen worden war, dereinst höchstpersönlich, nicht vom grünen Tisch aus, sondern mittelst Einsetzung aller Kräfte Verbrechern nachjagen zu müssen. Genaues wußte im Roten Haus am Alexanderplatz eigentlich nur Dr. Clusius, und weil er es wußte, so schätzte er diesen mitunter höchst widerwärtigen Krause so sehr, ja ganz tief im Inneren brachte er ihm eine Hochachtung und Bewunderung entgegen wie keinem anderen Menschen aus seinem Wirkungs- und Bekanntenkreis.

Krause war ein unglücklicher Mensch und hatte einen Knacks weg, von dem er sich nicht erholen konnte. Er hieß in Wirklichkeit Joachim von Dengern, entstammte einer wenig begüterten, aber um so vornehmeren Familie, hatte sein Einjährigenjahr bei den Gardekürassieren abgedient, war Reserveleutnant geworden und nach Erlangung des Juristischen Doktordiploms und später des Referendarexamens in die Kanzlei eines der berühmtesten Berliner Rechtsanwälte, des Justizrates Rodenbach, eingetreten. Man war jung, hatte in Pommern einen Bruder Gutsbesitzer, der durch Heirat klotzig reich geworden war, man jeute also ein bißchen, gab für nette kleine Mädchen mehr Geld aus, als man eigentlich durfte, pumpte von Zeit zu Zeit den um zehn Jahre älteren Bruder kräftig an, kam oft etwas verkatert und zu spät in das Bureau oder zu Gericht — kurzum, man lebte so und nicht schlechter als tausend andere junge Referendare, die »von« sind, als nette, lustige Kerle gelten und gut daran tun, sich die Hörner abzustoßen, bevor es unter das Joch der Ehe und Würden geht.

.....

»Bei Ihnen, Frau Lestikow, hat Fräulein Annemarie Jensen, ebenfalls aus Hamburg, gewohnt. Rötliche Haare, glatt gescheitelt, mager, Zwicker reines Hochdeutsch. Sie war redselig, hat viel von ihrem Verehrer erzählt, der Naturforscher sei und Ihnen abends vor ihrer Abreise gesagt, sie habe sich verlobt und wolle nun mit dem Bräutigam nach Ketzin, um dort ein Haus zu besichtigen. Sie schildern den Bräutigam genau wie die anderen, so daß wir es ganz ohne Zweifel mit ein und demselben Individuum zu tun haben.

Bei Ihnen aber, Frau Klappholz, hat Fräulein Käthe Pfeiffer, die aus Bayern kam, gewohnt. Sie haben das Mädchen nur zwei- oder dreimal und dann immer nur im Hut gesehen, so daß Sie nicht einmal wissen, ob es blond oder dunkel war. Sie sprach mit süddeutschem Dialekt und hat ihre Abreise in dem uns übergebenen Briefe mitgeteilt.

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