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§ 11

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Über diese Tafel der Kategorien lassen sich artige Betrachtungen anstellen, die vielleicht erhebliche Folgen in Ansehung der wissenschaftlichen Form aller Vernunfterkenntnisse haben könnten. Denn dass diese Tafel im theoretischen Teile der Philosophie ungemein dienlich, ja unentbehrlich sei,d e nP l a nz u mG a n z e ne i n e rW i s s e n s c h a ft, sofern sie auf Begriffen a priori beruht, vollständig zu entwerfen und sie mathematischn a c hb e s t i m m t e nP r i n z i p i e na b z u t e i l e n,erhellt schon von selbst daraus, dass gedachte Tafel alle Elementarbegriffe des Verstandes vollständig, ja selbst die Form eines Systems derselben im menschlichen Verstande enthält, folglich aufa l l eM o m e n t eeiner vorhabenden spekulativen Wissenschaft, ja sogar ihreO r d n u n g,Anweisung gibt, wie ich denn auch davon anderwärts13 eineP r o b egegeben habe. Hier sind nun einige dieser Anmerkungen.

D i ee r s t eist: dass sich diese Tafel, welche vier Klassen von Verstandesbegriffen enthält, zuerst in zwei Abteilungen zerfällen lasse, deren erstere auf Gegenstände der Anschauung (der reinen sowohl als empirischen), die zweite aber auf die Existenz dieser Gegenstände (entweder in Beziehung aufeinander oder auf den Verstand) gerichtet sind.

Die erste Klasse würde ich die derm a t h e m a t i s c h e n,die zweite derd y n a m i s c h e nKategorien nennen. Die erste Klasse hat, wie man sieht, keine Korrelate, die allein in der zweiten Klasse angetroffen werden. Dieser Unterschied muss doch einen Grund in der Natur des Verstandes haben.

2te Anm. Dass allerwärts eine gleiche Zahl der Kategorien jeder Klasse, nämlich drei sind, welches ebenso wohl zum Nachdenken auffordert, da sonst alle Einteilung a priori durch Begriffe, Dichotomie sein muss. Dazu kommt aber noch, dass die dritte Kategorie allenthalben aus der Verbindung der zweiten mit der ersten ihrer Klasse entspringt.

So ist dieA l l h e i t(Totalität) nichts anderes als die Vielheit als Einheit betrachtet, dieE i n s c h r ä n k u n gnichts anderes als Realität mit Negation verbunden, dieG e m e i n s c h a f tist die Kausalität einer Substanz in Bestimmung der anderen wechselseitig, endlich dieN o t w e n d i g k e i tnichts anderes als die Existenz, die durch die Möglichkeit selbst gegeben ist. Man denke aber ja nicht, dass darum die dritte Kategorie ein bloß abgeleiteter und kein Stammbegriff des reinen Verstandes sei. Denn die Verbindung der ersten und zweiten, um den dritten Begriff hervorzubringen, erfordert einen besondern Aktus des Verstandes, der nicht mit dem einerlei ist, der beim ersten und zweiten ausgeübt wird. So ist der Begriff einer Zahl (die zur Kategorie der Allheit gehört) nicht immer möglich, wo die Begriffe der Menge und der Einheit sind (z. B. in der Vorstellung des Unendlichen), oder daraus, dass ich den Begriff einerU r s a c h eund den einerS u b s t a n zbeide verbinde, noch nicht sofort derE i n f l u s s,d. i. wie eine Substanz Ursache von etwas in einer anderen Substanz werden könne, zu verstehen. Daraus erhellt, dass dazu ein besonderer Aktus des Verstandes erforderlich sei; und so bei den Übrigen.

3te Anm. Von einer einzigen Kategorie, nämlich der derG e m e i n s c h a f t,die unter dem dritten Titel befindlich ist, ist die Übereinstimmung mit der in der Tafel der logischen Funktionen ihm korrespondierenden Form eines disjunktiven Urteils nicht so in die Augen fallend, als bei den übrigen.

Um sich dieser Übereinstimmung zu versichern, muss man bemerken, dass in allen disjunktiven Urteilen die Sphäre (die Menge alles dessen, was unter ihm enthalten ist) als ein Ganzes in Teile (die untergeordneten Begriffe) geteilt vorgestellt wird, und, weil einer nicht unter dem anderen enthalten sein kann, sie als einanderk o o r d i n i e r t,nichts u b o r d i n i e r t,so dass sie einander nichte i n s e i t i g,wie in einer Reihe, sondernw e c h s e l s e i t i g,als in einemA g g r e g a t,bestimmen (wenn ein Glied der Einteilung gesetzt wird, alle übrigen ausgeschlossen werden, und so umgekehrt), gedacht werden.

Nun wird eine ähnliche Verknüpfung in einemG a n z e nd e rD i n g egedacht, da nicht eines, als Wirkung, dem anderen als Ursache seines Daseins,u n t e r g e o r d n e t,sondern zugleich und wechselseitig als Ursache in Ansehung der Bestimmung der anderenb e i g e o r d n e twird (z. B. in einem Körper, dessen Teile einander wechselseitig anziehen und auch widerstehen), welches eine ganz andere Art der Verknüpfung ist als die, so im bloßen Verhältnis der Ursache zur Wirkung (des Grundes zur Folge) angetroffen wird, in welchem die Folge nicht wechselseitig wiederum den Grund bestimmt und darum mit diesem (wie der Weltschöpfer mit der Welt) nicht ein Ganzes ausmacht. Dasselbe Verfahren des Verstandes, wenn er sich die Sphäre eines eingeteilten Begriffs vorstellt, beobachtet er auch, wenn er ein Ding als teilbar denkt, und wie die Glieder der Einteilung im ersteren einander ausschließen und doch in einer Sphäre verbunden sind, so stellt er sich die Teile des letzteren als solche, deren Existenz (als Substanzen) jedem auch ausschließlich von den übrigen zukommt, doch als in einem Ganzen verbunden vor.

Kritik der reinen Vernunft

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