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Die Gedanken der Kinder

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Früher, als kleines Mädchen, hatte ich wirklich geglaubt, dass die Erwachsenen friedlich und in Harmonie miteinander leben würden. Es gab nie einen Anlass für mich, etwas anderes zu denken, ich kannte weder Zank noch Streit aus meiner Kindheit, noch Verbote oder Tadel. Wahrscheinlich war dies der Tatsache geschuldet, das ich ohne Vater aufwuchs und keine Erinnerung mehr an ein Zusammenleben meiner Eltern hatte. Ich war drei Jahre alt, als mein Vater tödlich verunglückte. Dafür ist mir das Eheleben meiner Onkel und Tanten als außergewöhnlich harmonisch und liebevoll in Erinnerung geblieben, wenn sie zu Geburtstagen bei uns eingeladen waren. Da war ihr Lachen schon lange vor unserem Haus zu hören, wie ein roter Faden zogen die gute Laune und die Fröhlichkeit über den langen Flur in Oma`s Wohnzimmer ein. Jeder von ihnen kam liebend gern zu uns und wurde dementsprechend herzlich empfangen. Mir geht mein Herz auf, wenn ich an die lustigen Begebenheiten denke, an den Witz und den Humor meiner Onkel, an das eine oder andere Schnäpschen zu viel und an die gute Stimmung, die sie dadurch verbreiteten. Es trieb uns augenblicklich die Tränen in die Augen, wenn sie zum hundertsten mal längst vergangene Geschichten ausgruben und immer wieder neu erfanden oder plötzlich anfingen, leidenschaftlich und voller Hingabe zu singen: „Da sprach der alte Häuptling der Indianer, wild ist der Westen, schwer ist der Beruf....“ oder den Hit von Toni Marshall: „Bora, Bora..“ sehr einfühlsam interpretierten. Wir erhoben uns von den Stühlen, hakten uns einvernehmlich begeistert beim Anderen ein, schunkelten und sangen gemeinsam, fast sehnsuchtsvoll: „in Tahiti hä...“ Und sie kannten die lustigsten Witze und gaben sie zum Besten, einer übertrumpfte den Anderen. Es war so schön! Keine Spur von Stress oder Hektik war ihnen anzumerken, den ließ jeder bei sich zu Hause.

Und ich hatte ernsthaft geglaubt, das das Leben im Alter so harmonisch ist, wie an den lustigen Abenden bei uns zu Hause. Wie naiv, blauäugig und dumm von mir im Nachhinein, aber woher sollte ich es zu dieser Zeit besser wissen?“

Viele Jahre später erzählt die kleine Marie von damals so manche Geschichte aus dem eigenen Eheleben und kann im Stillen über den einen oder anderen heimlichen Wunschgedanken in jungen Jahren nur noch zart lächeln ….


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