Читать книгу ENGELSGESCHICHTEN - Inge Elsing-Fitzinger - Страница 3
Die kleine Naschkatze
ОглавлениеAuf einer großen Wolke in der Himmelswerkstadt sind viele Englein damit beschäftigt alles für das Weihnachtsfest vorzubereiten. Nüsse werden vergoldet, Äpfel blank gerieben und Päckchen mit bunten Bändern verschnürt. Aus der himmlischen Bäckerei duftet es verführerisch – aber die Engel dürfen ja nicht naschen. Es ist alles für die Kinder auf der Erde bestimmt.
Plötzlich steht das Christkind da, und niemand hat es kommen sehen.
„Das habt ihr aber wunderschön gemacht“, bewundert es die Arbeit der Engel. „Aber wir müssen auch noch unsere Weihnachtslieder proben.“ Gerade als es wieder gehen will, fällt sein Blick auf den allerkleinsten Engel. Seine Finger und das winzigen Näschen sind ganz mit Gold bekleckst. Aber warum weint das Engelchen?
Das Christkind kommt näher und sieht überall Keksbrösel und Nussschalen herumliegen.
Der kleine Schlingel hat die Nüsse nicht vergoldet, sondern geknackt und aufgefuttert. Und nun hat er Bauchschmerzen! Das Christkind nimmt den kleinen Sünder an der Hand und führt ihn zur Himmelsapotheke, wo das Englein Magentropfen bekommt.
Einige Zeit später findet die Gegenalprobe für den himmlischen Chor statt. Das Christkind ist recht zufrieden, doch bei der letzten Melodie hört es eine Flöte, die grässlich daneben quietscht. Und wirklich, es war das naschhafte Englein.
„Du bist vielleicht noch zu klein zum Mitspielen“, meint das Christkind und nimmt dem Engelchen die Flöte weg. Das setzt sich schmollend an den Wolkenrand und lässt seine Beinchen baumeln. Gelangweilt schaut es den Schneeflocken zu, wie sie langsam zur Erde schweben.
Als unser kleiner Engel einer besonders dicken Flocke nachschaut, purzelt es kopfüber hinunter. Ein Glück, dass es Flügel hat. So landet es wohlbehalten auf der Erde, in der Nähe eines kleinen verschneiten Dorfes mit hell erleuchteten Fenstern. Neugierig schaut es beim Fenster hinein. Ein kleiner Bub entdeckt mit großen Augen das Englein, das erschrocken davon fliegt. Auf der Fensterscheibe aber blieb ein goldener Fleck.
„Mutti! Mutti!“, ruft der Bub, „gerade war ein kleiner Engel vor unserem Fenster.“ Die Mutter aber lächelt nur.
In der Christnacht eilen alle zur Kirche. Auch der kleine Bub. Plötzlich bleibt er stehen und zeigt auf einige Stellen, an denen Gold schimmert. Da ein Tupf am Zaun, dort ein Fleck an einem Strauch. „Das stammt sicher von dem Englein, das bei uns durch das Fenster geschaut hat“, sagt er aufgeregt. Die Mutter lächelt wieder.
Als in der Kirche ein Weihnachtslied gesungen wird, schaut der Bub zur Decke hoch. All die Bilder sind von Engeln umrahmt. Aber was ist das? Einer bewegt sich ja! Der kleine Junge hält den Atem an: Sein Engel sitzt da oben und strahlt ihn schelmisch an.
Vielleicht triffst ja auch du einmal einen kleinen Engel mit einem, goldenen Näschen? Du musst nur ganz genau hinschauen!