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MARCO

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„Maledizione, er fehlt mir so sehr!“ Marco hatte keine Ahnung, wie oft er in den letzten drei Wochen an den Waldsee geradelt war. Aber er wusste genau: Es war an einem Sonntag, wenige Stunden nach Ollis Party gewesen, als Simon aus ihrer gemeinsamen Wohnung ausgezogen war. Der schwärzeste Tag meines Lebens.

Nachdem Marco sein Fahrrad hinter einem Baum abgestellt hatte, lief er auf dem ausgetretenen Pfad weiter, der durch den Wald bis an den See führte. Er überlegte, sich wieder ein Auto zu kaufen, denn seines hatte er hergegeben, als er mit Simon zusammengezogen war. Und sein Freund hatte seinen Honda natürlich mitgenommen, den sie sonst gemeinsam genutzt hatten. Aber Marco hoffte immer noch, dass ihm Simon verzeihen würde und zu ihm zurückkam.

Es war schon später Nachmittag und die Sonne brannte nicht mehr so stark – die beste Zeit also, um nach den anstrengenden Stunden im Büro ein erfrischendes Bad zu nehmen. Eine uneinsehbare Uferstelle war Marcos und Simons Lieblingsplätzchen ... gewesen. Betrübt dachte er an die schönen Stunden, die sie dort verbracht hatten, während er sich eine dunkle Strähne aus der Stirn strich. Bitte, bitte, sei heute da!, bangte er und beschleunigte seine Schritte. Er hatte zwar nach dem schwarzen Honda Civic Ausschau gehalten, doch der Parkplatz befand sich am anderen Ufer und Marco hatte nicht die Geduld aufgebracht, einen Umweg zu fahren.

Er verfluchte in einem fort den Abend, an dem er in angeheiterter Stimmung mit Oliver rumgeknutscht und Simon sie dabei erwischt hatte. Perbacco, was habe ich mir nur dabei gedacht? Er wollte ja überhaupt nichts mehr von Olli, mit dem er mal eine kurze Beziehung geführt hatte. Marco wusste selbst nicht, was da in ihn gefahren war, denn sein Herz gehörte nur Simon. Seit einem Jahr lebten sie nun zusammen und zum ersten Mal war es ihm mit jemandem total ernst. Ich habe alles ruiniert. Porca miseria!

Am nächsten Morgen hatte Simon wutentbrannt ein paar Sachen gepackt und war einfach gegangen. Ich weiß nicht mal, wo er jetzt wohnt. Und an sein Handy geht er auch nicht. Sie sahen sich zwar jeden Tag in der Arbeit, auch wenn sie in verschiedenen Abteilungen beschäftigt waren, doch nie ergab sich die Gelegenheit, ihn allein zu sprechen. Es war gerade so, als würde Simon seine Kollegen absichtlich um sich scharren.

Marco seufzte. Sobald er die Augen schloss, sah er immer nur Simon unter sich, wie er sich schwer atmend hingab und die harten Stöße sichtlich genoss. Wie sehr er Simons seidige, verschwitzte Haut vermisste, seinen Geruch, seine Körperwärme, sein Lächeln ... ach, einfach alles! Marco stöhnte leise. Allein bei diesen Gedanken wurde er schon wieder hart.

Die letzte Biegung des Weges nahm er im Laufschritt und blieb dann so abrupt stehen, dass er beinahe in einem Gebüsch landete. Er sah den schlanken Mann nur von hinten, der dort am Ufer stand und Steine ins Wasser warf, aber er wusste sofort, dass es Simon war. Außer einer feuchten Shorts trug er nichts am Leib. Die Haut auf seinem Rücken schimmerte im Sonnenlicht wie Bronze, das braune Haar war verstrubbelt und nass. Genau so sieht er aus, wenn er morgens aus der Dusche kommt. Dieser Anblick verursachte bei Marco ein sehnsüchtiges Ziehen hinter dem Brustbein. Wie gerne würde ich ihn jetzt in die Arme schließen, doch so, wie ich ihn kenne, wird er ausflippen. Ich muss es langsam angehen.

Überraschenderweise waren seine Füße plötzlich mit dem Boden verwurzelt; er traute sich nicht mehr zu ihm. Wenn er nicht mit mir sprechen will ... falls er mich zurückweist ... Das könnte ich nicht ertragen.

Simon hatte ihn noch nicht bemerkt. Er schien vollkommen versunken und wirkte so einsam und verloren, wie sich Marco gerade fühlte. Ich habe ihm wehgetan. Ich wünschte, ich könnte das Geschehene rückgängig machen.

Da hob Simon einen weiteren Stein auf und sah Marco auf einmal direkt in die Augen. Dieser hörte, wie sein Freund die Luft einzog und einen unterdrückten Fluch ausstieß. Marcos Hoffnungen begannen zu schwinden. Wie versteinert starrten sie sich an, worauf er bemerkte, dass Simon sehr erschrocken auf seine Gegenwart reagierte. Er hasst mich, durchfuhr es ihn betrübt, dennoch versuchte er ein Lächeln aufzusetzen und sagte: „Hi“, doch es hörte sich mehr wie ein Krächzen an.

„Was willst du hier?“ Simons abfälliger Ton verletzte ihn, und die Blitze, die sein Liebster aus den wunderschönen grünen Augen schleuderte, verfehlten ihre Wirkung ebenfalls nicht.

Marco schluckte schwer, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Geschieht mir ja recht. Idiota!, schimpfte er mit sich. „Ich möchte nur mit dir reden.“

„Verzieh dich, da gibt es nichts zu reden. Für deine Lügen und Ausflüchte kannst du dir in Zukunft jemand anderen suchen, mio amico!“, rief Simon ihm zu. „Lass mich einfach in Ruhe!“ Schnurstracks marschierte er ins Wasser.

„Warte!“ Marco lief zum Ufer. Weder Simons Kleidung noch ein Handtuch lagen auf der Wiese. Anscheinend war er von der anderen Seite, auf der sich der Parkplatz befand, bis hier herübergeschwommen.

Als Simon bis zu den Hüften im See stand, drehte er sich um. Marco war nicht sicher, doch er glaubte, Tränen in seinen Augen schimmern zu sehen. „Ich habe es satt, dass du ständig mit anderen flirtest! Du bist so bestimmend, denkst, du bekommst immer, was du willst. Aber nicht mehr von mir.“ Dann warf er sich ins Wasser und schwamm mit schnellen Zügen davon.

Lauthals fluchend machte sich Marco auf den Rückweg. Ich habe alles vermasselt, er hasst mich! Kraftvoll riss er sein Fahrrad hinter dem Baum hervor, wobei der Reifen an einer spitzen Wurzel hängen blieb. Sofort entwich zischend die Luft. Porca Miseria! Auch das noch!

Ein lauter Donnerschlag ließ ihn zusammenzucken. Ein Gewitter hatte ihm gerade noch gefehlt, aber heute war sowieso schon alles egal.

Ich habe ihn für immer verloren. Ich Idiota könnte mir in den Arsch beißen! Mit hängenden Schultern machte er sich auf den langen Nachhauseweg, sein Fahrrad neben sich herschiebend.

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