Читать книгу Фауст. Трагедия / Faust. Eine Tragödie - Иоганн Вольфганг фон Гёте - Страница 7

Faust
Eine Tragödie
Erster Theil
Studirzimmer

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Faust mit dem Pudel hereintretend.

Faust

Verlassen hab’ ich Feld und Auen,

Die eine tiefe Nacht bedeckt,

Mit ahndungsvollem heil’gem Grauen

In uns die bessre Seele weckt.

Entschlafen sind nun wilde Triebe,

Mit jedem ungestümen Thun;

Es reget sich die Menschenliebe,

Die Liebe Gottes regt sich nun.

Sey ruhig Pudel! renne nicht hin und wieder!

An der Schwelle was schnoperst du hier?

Lege dich hinter den Ofen nieder,

Mein bestes Kissen geb’ ich dir.

Wie du draußen auf dem bergigen Wege,

Durch Rennen und Springen, ergetzt uns hast,

So nimm nun auch von mir die Pflege,

Als ein willkommner stiller Gast.

Ach wenn in unsrer engen Zelle

Die Lampe freundlich wieder brennt,

Dann wird’s in unserm Busen helle,

Im Herzen, das sich selber kennt.

Vernunft fängt wieder an zu sprechen,

Und Hoffnung wieder an zu blühn,

Man sehnt sich nach des Lebens Bächen,

Ach! nach des Lebens Quelle hin.

Knurre nicht Pudel! Zu den heiligen Tönen,

Die jetzt meine ganze Seel’ umfassen,

Will der thierische Laut nicht passen.

Wir sind gewohnt, daß die Menschen verhöhnen

Was sie nicht verstehn,

Daß sie vor dem Guten und Schönen,

Das ihnen oft beschwerlich ist, murren;

Will es der Hund, wie sie, beknurren

Aber ach! schon fühl’ ich, bey dem besten Willen,

Befriedigung nicht mehr aus dem Busen quillen.

Aber warum muß der Strom so bald versiegen,

Und wir wieder im Durste liegen?

Davon hab’ ich so viel Erfahrung.

Doch dieser Mangel läßt sich ersetzen,

Wir lernen das Ueberirdische schätzen,

Wir sehnen uns nach Offenbarung,

Die nirgends würd’ger und schöner brennt,

Als in dem neuen Testament.

Mich drängt’s den Grundtext aufzuschlagen,

Mit redlichem Gefühl einmal

Das heilige Original

In mein geliebtes Deutsch zu übertragen.


Er schlägt ein Volum auf und schickt sich an.

Geschrieben steht: „im Anfang war das Wort!”

Hier stock’ ich schon! Wer hilft mir weiter fort?

Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,

Ich muß es anders übersetzen,

Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.

Geschrieben steht: im Anfang war der Sinn.

Bedenke wohl die erste Zeile,

Daß deine Feder sich nicht übereile!

Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?

Es sollte stehn: im Anfang war die Kraft!

Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,

Schon warnt mich was, daß ich dabey nicht bleibe.

Mir hilft der Geist! auf einmal seh’ ich Rath

Und schreibe getrost: im Anfang war die That!

Soll ich mit dir das Zimmer theilen,

Pudel, so laß das Heulen,

So laß das Bellen!

Solch einen störenden Gesellen

Mag ich nicht in der Nähe leiden.

Einer von uns beyden

Muß die Zelle meiden.

Ungern heb’ ich das Gastrecht auf,

Die Thür’ ist offen, hast freyen Lauf.

Aber was muß ich sehen!

Kann das natürlich geschehen?

Ist es Schatten? ist’s Wirklichkeit?

Wie wird mein Pudel lang und breit!

Er hebt sich mit Gewalt,

Das ist nicht eines Hundes Gestalt!

Welch ein Gespenst bracht’ ich ins Haus!

Schon sieht er wie ein Nilpferd aus,

Mit feurigen Augen, schrecklichem Gebiß.

O! du bist mir gewiß!

Für solche halbe Höllenbrut

Ist Salomonis Schlüssel gut.


Geister auf dem Gange

Drinnen gefangen ist einer!

Bleibet haußen, folg’ ihm keiner!

Wie im Eisen der Fuchs,

Zagt ein alter Höllenluchs.

Aber gebt Acht!

Schwebet hin, schwebet wieder,

Auf und nieder,

Und er hat sich losgemacht.

Könnt ihr ihm nützen,

Laßt ihn nicht sitzen!

Denn er that uns allen

Schon viel zu Gefallen.


Faust

Erst zu begegnen dem Thiere,

Brauch’ ich den Spruch der Viere:

Salamander soll glühen,

Undene sich winden,

Silphe verschwinden,

Kobold sich mühen.


Wer sie nicht kennte

Die Elemente,

Ihre Kraft

Und Eigenschaft,

Wäre kein Meister

Ueber die Geister.


Verschwind’ in Flammen

Salamander!

Rauschend fließe zusammen

Undene!

Leucht’ in Meteoren-Schöne

Silphe!

Bring’ häußliche Hülfe

Incubus! incubus!

Tritt hervor und mache den Schluß.


Keines der Viere

Steckt in dem Thiere.

Es liegt ganz ruhig und grins’t mich an,

Ich hab’ ihm noch nicht weh gethan.

Du sollst mich hören

Stärker beschwören.


Bist du Geselle

Ein Flüchtling der Hölle?

So sieh dies Zeichen!

Dem sie sich beugen

Die schwarzen Schaaren.


Schon schwillt es auf mit borstigen Haaren.

Verworfnes Wesen!

Kannst du ihn lesen?

Den nie entsprossnen,

Unausgesprochnen,

Durch alle Himmel gegossnen,

Freventlich durchstochnen.


Hinter den Ofen gebannt

Schwillt es wie ein Elephant,

Den ganzen Raum füllt es an,

Es will zum Nebel zerfließen.

Steige nicht zur Decke hinan!

Lege dich zu des Meisters Füßen!

Du siehst daß ich nicht vergebens drohe.

Ich versenge dich mit heiliger Lohe!

Erwarte nicht

Das dreymal glühende Licht!

Erwarte nicht

Die stärkste von meinen Künsten!


Mephistopheles tritt, indem der Nebel fällt, gekleidet wie ein fahrender Scholastikus, hinter dem Ofen hervor.

Mephistopheles

Wozu der Lärm? was steht dem Herrn zu Diensten?


Faust

Das also war des Pudels Kern!

Ein fahrender Scolast? Der Casus macht mich lachen.


Mephistopheles

Ich salutire den gelehrten Herrn!

Ihr habt mich weidlich schwitzen machen.


Faust

Wie nennst du dich?


Mephistopheles

Die Frage scheint mir klein,

Für einen der das Wort so sehr verachtet,

Der, weit entfernt von allem Schein,

Nur in der Wesen Tiefe trachtet.


Faust

Bey euch, ihr Herrn, kann man das Wesen

Gewöhnlich aus dem Namen lesen,

Wo es sich allzudeutlich weis’t,

Wenn man euch Fliegengott, Verderber, Lügner heißt.

Nun gut wer bist du denn?


Mephistopheles

Ein Theil von jener Kraft,

Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.


Faust

Was ist mit diesem Räthselwort gemeynt?


Mephistopheles

Ich bin der Geist der stets verneint!

Und das mit Recht; denn alles was entsteht

Ist werth daß es zu Grunde geht;

Drum besser wär’s daß nichts entstünde.

So ist denn alles was ihr Sünde,

Zerstörung, kurz das Böse nennt,

Mein eigentliches Element.


Faust

Du nennst dich einen Theil, und stehst doch ganz vor mir?


Mephistopheles

Bescheidne Wahrheit sprech’ ich dir.

Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt,

Gewöhnlich für ein Ganzes hält;

Ich bin ein Theil des Theils, der Anfangs alles war,

Ein Theil der Finsterniß, die sich das Licht gebar,

Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht

Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht,

Und doch gelingt’s ihm nicht, da es, so viel es strebt,

Verhaftet an den Körpern klebt.

Von Körpern strömt’s, die Körper macht es schön,

Ein Körper hemmt’s auf seinem Gange,

So, hoff’ ich, dauert es nicht lange

Und mit den Körpern wird’s zu Grunde gehn.


Faust

Nun kenn’ ich deine würd’gen Pflichten!

Du kannst im Großen nichts vernichten

Und fängst es nun im Kleinen an.


Mephistopheles

Und freylich ist nicht viel damit gethan.

Was sich dem Nichts entgegenstellt,

Das Etwas, diese plumpe Welt,

So viel als ich schon unternommen

Ich wußte nicht ihr beyzukommen,

Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand,

Geruhig bleibt am Ende Meer und Land!

Und dem verdammten Zeug, der Thier- und Menschenbrut,

Dem ist nun gar nichts anzuhaben,

Wie viele hab’ ich schon begraben!

Und immer zirkulirt ein neues, frisches Blut.

So geht es fort, man möchte rasend werden!

Der Luft, dem Wasser, wie der Erden

Entwinden tausend Keime sich,

Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten!

Hätt’ ich mir nicht die Flamme vorbehalten;

Ich hätte nichts apart’s für mich.


Faust

So setzest du der ewig regen,

Der heilsam schaffenden Gewalt

Die kalte Teufelsfaust entgegen,

Die sich vergebens tückisch ballt!

Was anders suche zu beginnen

Des Chaos wunderlicher Sohn!


Mephistopheles

Wir wollen wirklich uns besinnen,

Die nächstenmale mehr davon!

Dürft’ ich wohl diesmal mich entfernen?


Faust

Ich sehe nicht warum du fragst.

Ich habe jetzt dich kennen lernen,

Besuche nun mich wie du magst.

Hier ist das Fenster, hier die Thüre,

Ein Rauchfang ist dir auch gewiß.


Mephistopheles

Gesteh’ ichs nur! daß ich hinausspaziere

Verbietet mir ein kleines Hinderniß,

Der Drudenfuß auf eurer Schwelle —


Faust

Das Pentagramma macht dir Pein?

Ey sage mir, du Sohn der Hölle,

Wenn das dich bannt, wie kamst du denn herein?

Wie ward ein solcher Geist betrogen?


Mephistopheles

Beschaut es recht! es ist nicht gut gezogen;

Der eine Winkel, der nach außen zu,

Ist, wie du siehst, ein wenig offen.


Faust

Das hat der Zufall gut getroffen!

Und mein Gefangner wärst denn du?

Das ist von ohngefähr gelungen!


Mephistopheles

Der Pudel merkte nichts als er hereingesprungen,

Die Sache sieht jetzt anders aus;

Der Teufel kann nicht aus dem Haus.


Faust

Doch warum gehst du nicht durchs Fenster?


Mephistopheles

’s ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster:

Wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus.

Das erste steht uns frey, beym zweyten sind wir Knechte.


Faust

Die Hölle selbst hat ihre Rechte?

Das find’ ich gut, da ließe sich ein Packt,

Und sicher wohl, mit euch ihr Herren schließen?


Mephistopheles

Was man verspricht, das sollst du rein genießen,

Dir wird davon nichts abgezwackt.

Doch das ist nicht so kurz zu fassen,

Und wir besprechen das zunächst;

Doch jetzo bitt’ ich, hoch und höchst,

Für diesesmal mich zu entlassen.


Faust

So bleibe doch noch einen Augenblick,

Um mir erst gute Mähr zu sagen.


Mephistopheles

Jetzt laß mich los! ich komme bald zurück,

Dann magst du nach Belieben fragen.


Faust

Ich habe dir nicht nachgestellt,

Bist du doch selbst ins Garn gegangen.

Den Teufel halte wer ihn hält!

Er wird ihn nicht sobald zum zweytenmale fangen.


Mephistopheles

Wenn dir’s beliebt, so bin ich auch bereit

Dir zur Gesellschaft hier zu bleiben;

Doch mit Bedingniß, dir die Zeit,

Durch meine Künste, würdig zu vertreiben.


Faust

Ich seh’ es gern, das steht dir frey;

Nur daß die Kunst gefällig sey!


Mephistopheles

Du wirst, mein Freund, für deine Sinnen,

In dieser Stunde mehr gewinnen,

Als in des Jahres Einerley.

Was dir die zarten Geister singen,

Die schönen Bilder die sie bringen,

Sind nicht ein leeres Zauberspiel.

Auch dein Geruch wird sich ergetzen,

Dann wirst du deinen Gaumen letzen,

Und dann entzückt sich dein Gefühl.

Bereitung braucht es nicht voran,

Beysammen sind wir, fanget an!


Geister

Schwindet ihr dunkeln

Wölbungen droben!

Reizender schaue,

Freundlich, der blaue

Aether herein!

Wären die dunkeln

Wolken zerronnen!

Sternelein funkeln,

Mildere Sonnen

Scheinen darein.

Himmlischer Söhne

Geistige Schöne,

Schwankende Beugung

Schwebet vorüber.

Sehnende Neigung

Folget hinüber;

Und der Gewänder

Flatternde Bänder

Decken die Länder,

Decken die Laube,

Wo sich für’s Leben,

Tief in Gedanken,

Liebende geben.

Laube bey Laube!

Sprossende Ranken!

Lastende Traube

Stürzt in’s Behälter

Drängender Kelter,

Stürzen in Bächen

Schäumende Weine,

Rieseln durch reine,

Edle Gesteine,

Lassen die Höhen

Hinter sich liegen,

Breiten zu Seen

Sich ums Genügen

Grünender Hügel.

Und das Geflügel

Schlürfet sich Wonne,

Flieget der Sonne,

Flieget den hellen

Inseln entgegen,

Die sich auf Wellen

Gauklend bewegen;

Wo wir in Chören

Jauchzende hören,

Ueber den Auen

Tanzende schauen,

Die sich im Freyen

Alle zerstreuen.

Einige glimmen

Ueber die Höhen,

Andere schwimmen

Ueber die Seen,

Andere schweben;

Alle zum Leben,

Alle zur Ferne

Liebender Sterne

Seliger Huld.


Mephistopheles

Er schläft! So recht, ihr luft’gen, zarten Jungen!

Ihr habt ihn treulich eingesungen!

Für dies Concert bin ich in eurer Schuld.

Du bist noch nicht der Mann den Teufel fest zu halten!

Umgaukelt ihn mit süßen Traumgestalten,

Versenkt ihn in ein Meer des Wahns;

Doch dieser Schwelle Zauber zu zerspalten

Bedarf ich eines Rattenzahns.

Nicht lange brauch’ ich zu beschwören,

Schon raschelt eine hier und wird sogleich mich hören.

Der Herr der Ratten und der Mäuse,

Der Fliegen, Frösche, Wanzen, Läuse,

Befiehlt dir dich hervor zu wagen

Und diese Schwelle zu benagen,

So wie er sie mit Oel betupft —

Da kommst du schon hervorgehupft!

Nur frisch ans Werk! Die Spitze, die mich bannte,

Sie sitzt ganz vornen an der Kante.

Noch einen Biß, so ist’s geschehn. —

Nun Fauste träume fort, bis wir uns wiedersehn.


Faust erwachend

Bin ich denn abermals betrogen?

Verschwindet so der geisterreiche Drang?

Daß mir ein Traum den Teufel vorgelogen,

Und daß ein Pudel mir entsprang.


Фауст. Трагедия / Faust. Eine Tragödie

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