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Das Ego und die Dualität

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Unser Verstand, unsere Egostruktur unterliegt dem dreidimensionalen Denken. Er befindet sich in der Dualität zwischen Gut und Böse, Falsch und Richtig. Unser Denken beruht auf Erfahrungen, angelerntem Wissen und ist beengt durch das Mögliche und Machbare. Unser Wesen strebt nach Entfaltung und Freiheit. Unser Denken hingegen will die Kontrolle nicht verlieren und unterbindet damit jegliche Entwicklung.

Jedes Werturteil entfremdet uns von uns selbst und grenzt unser Denken und letztendlich unsere Möglichkeiten ein. Jeder Mensch trägt jeden Aspekt des Seins in sich. Manches empfinden wir als falsch, manches als richtig. Die als falsch empfundenen Bereiche unserer selbst werden verleugnet, unterdrückt, ignoriert oder wegrationalisiert. Unsere Werturteile gehen so tief, dass uns das zum Teil gar nicht mehr bewusst ist. Auf der anderen Seite bemühen wir uns verzweifelt, die als gut empfundenen Aspekte zu leben, sie anzustreben bzw. sind wir nicht mehr in der Lage, anders als in unseren vorgegebenen Verhaltensmustern zu agieren und zu reagieren.

Unsere Egostruktur entspricht nicht unserem wahren Wesen

Es ist enorme Kraft erforderlich unserer Egostruktur gerecht zu werden und unser Scheitern ist vorhersehbar. Wir können nie so sein und so handeln, wie wir glauben, dass es richtig ist. Unsere Aufgabe besteht darin, dass zu sein und zu lieben was wir sind und unsere Anforderungen Schritt für Schritt abzubauen.

Jeder Aspekt der Angst, Abwehr, Zweifel, Negativität, Mangel, Zwang und Kampf auslöst, beruht auf unseren Vorstellungen von Richtig und Falsch. Wenn etwas Angst auslöst, heißt das, dass sich unser Bild von uns oder vom Leben nicht mit unseren Vorstellungen deckt.

Richtig und falsch existiert nur in unseren Gedanken. In der Welt der Gegensätze scheint es so zu sein, das ein Pol richtig und der andere falsch ist. In Wahrheit liegt die Harmonie in der Mitte Geduld und Ungeduld werden zum richtigen Tempo. Pünktlichkeit und Unpünktlichkeit werden zum richtigen Zeitpunkt. Ruhe und Unruhe zu Lebendigkeit und Selbstausdruck. Unzuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit verbinden sich und ermöglichen uns zu erkennen, ob das was zu tun ist, wirklich hier und jetzt geschehen muss. Hilfsbereitschaft und Egoismus einen sich und lassen uns sowohl unsere eigenen als auch die Bedürfnisse des anderen erkennen und dementsprechend handeln. Die Akzeptanz des Misserfolges als Teil des Lebens kann uns die Angst nehmen. Beide Seiten sind untrennbar miteinander verbunden und nicht nur das, sie wachsen auch im gleichen Ausmaß. Je wichtiger uns der Erfolg wird, desto größer wird auch unsere Angst vor Misserfolg. Anstatt den Misserfolg abzulehnen, sollten wir auch dessen Vorteile sehen. Nur der Misserfolg wird und kann uns zum Erfolg verhelfen. Er zeigt uns wie es nicht geht, damit wir es beim nächsten Mal besser machen können. Wenn wir lernen den Misserfolg als Berater zu sehen, werden wir die Angst vor ihm verlieren. In dieser Angst und in der gleichzeitigen Unterdrückung ist sehr viel Energie gebündelt, die dadurch freigesetzt wird und enorme Kräfte mobilisieren kann.

Wenn wir die Welt der Dualität verstehen lernen, können wir dieser angstbesetzten und energieraubenden Situation ein Ende bereiten. Wir nehmen die Dinge wie sie kommen, machen das Beste daraus, diese neu entdeckte Souveränität wird uns letztendlich den gewünschten Erfolg bringen.

Die Integration des dunklen Pols

Die Hilfsbereitschaft, für andere da zu sein stellt den hellen Pol dar, der Egoismus steht dem als dunkler Pol gegenüber. Wir sind dazu erzogen worden, hilfsbereit zu sein, uns um andere zu kümmern. Es stellt eine hohe Charaktereigenschaft dar, die wir als richtig empfinden. Den Egoismus dagegen lehnen wir ab, wir wollen ihn nicht, weder bei uns noch bei anderen Menschen. Unsere Hilfsbereitschaft hat aber ihre Grenzen. Wir können nicht immer für andere da sein. Wir können nicht immer geben ohne auch zu nehmen. Solange wir im hellen Pol leben und agieren, werden uns gewisse Menschen und Situationen Energie rauben. Sie gehen auf unsere Substanz. Nur in der Integration des dunklen Pols, des Egoismus können wir uns aus diesem Muster befreien. Der Egoismus hilft uns dabei, unsere Bedürfnisse zu erkennen, unsere Grenzen zu definieren. Nur ein klares NEIN wird den anderen in die Schranken weisen. Es ist nicht einfach die Gegensätze in uns zu einen. Zulange haben wir uns in diesem Muster bewegt. Schuldgefühle, Angst vor Strafe und Liebesverlust im weiteren Sinn, hindern uns daran zu uns und unseren Bedürfnissen zu stehen und sie auch unserem Gegenüber klar zu machen. Erst wenn wir beide Pole in uns vereinen, sind wir in der Lage nicht auf unsere Kosten, für andere da zu sein. Unsere Hilfsbereitschaft wird ehrlicher, wir helfen dann, weil wir helfen wollen und nicht weil wir nicht anders können.

Wenn wir nicht bereit sind, die Welt der Dualität zu akzeptieren, wird das Leben uns vielleicht „zwingen“, einen Pol, den wir ablehnen zu integrieren und zu leben. Vielleicht zwingt uns eine Krankheit egoistisch zu sein. Widrige Umstände können uns gegen unseren Willen dazu zwingen unzuverlässig zu sein oder wir sind nicht mehr in der Lage, die Erwartungen anderer zu erfüllen.

Wer sich wehrt, verschließt sich nicht nur für das Unerwünschte, sondern auch für das Erwünschte.

Wir werden solange kämpfen und uns unter Druck setzen, bis wir erkennen, das uns alles und jeder dienen will, uns Selbst ein Stück näher zu kommen, einen Aspekt des Lebens zu akzeptieren und zu integrieren.

In dem Moment, indem wir beide Pole des Lebens akzeptieren, beginnt ein Transformationsprozess. Wir erkennen, dass der abgelehnte Pol uns zu unserer Ganzheit gefehlt hat. Wir erkennen, dass wir uns ohne uns bewusst darüber zu sein, sehr viel inneren Druck auf uns ausgeübt haben, den erwünschten Pol aufrecht zu erhalten. Wir werden durchlässig für den ursprünglich abgelehnten Pol, d.h. sollten wir diese Charaktereigenschaft an einem anderen Menschen bemerken, haben wir Verständnis für ihn, es werden bei uns keine negativen Gefühle mehr ausgelöst. Die Interaktion löst sich auf. Wir erkennen, dass das Erwünschte nicht außerhalb von uns liegt, das Gegenteil von dem ist, was ist bzw. von uns entfernt liegt. Wir verstehen immer mehr, dass sich die verschiedenen Aspekte beinhalten. Die Entspannung findet man in der Anspannung. Kampf beinhaltet Frieden. Solange wir dem Gegenpol ablehnend gegenüberstehen, kann der erwünschte Aspekt nicht in unser Leben treten, weil er das ist, was wir ablehnen. Es bedarf intensiver Übung. Der Verstand fällt immer wieder in seine alten Denkgewohnheiten zurück. Sobald Druck, Kampf und Zwang unser Leben bestimmen, gilt es den Gegenpol zu erkennen und zu integrieren.

Unser Bewusstsein liegt meist außerhalb von uns, in unserem Verstand, in unserer Egostruktur. Die höchste Form des Seins liegt darin, sich in jedem Augenblick in sich Selbst zu befinden, sich selbst wahrnehmen. Es gilt nicht zu handeln oder etwas zu verändern, sondern nur uns selbst wahrzunehmen. Wenn wir den Punkt erreicht haben, an dem wir uns für uns selbst einsetzen und uns selbst beschützen, wie eine Mutter ihr Kind, weichen alle Unstimmigkeiten ganz alleine.

Ohne den äußeren Spiegel, weiß man nicht wer man ist

Da das Innen das Außen spiegelt, hilft uns unser Umfeld dabei, eine neue Sicht- und Verhaltensweise einziehen zu lassen. Probleme entstehen auf einer anderen Ebene und müssen auch auf dieser Ebene gelöst werden. Persönlichkeitsanteile, denen wir ablehnend gegenüberstehen erkennen wir bei anderen Menschen. Äußere Hindernisse spiegeln einen inneren Widerstand, den wir noch nicht entdeckt haben. Wenn wir nicht ausreichend anerkannt werden, liegt es wahrscheinlich daran, dass wir uns im Grunde wertlos fühlen. Wenn nie etwas so ist, wie wir es gerne hätten, fehlt uns vielleicht der Mut zu uns selbst und unseren Bedürfnissen zu stehen.

Unsere Gefühle besitzen die Macht unsere Realität zu erschaffen. Unser Ego ist nicht der Maßstab nach dem sich das Leben richtet. Leider wird uns das sehr oft schmerzlich bewusst gemacht. Jede Vorstellung des Egos beruht auf Mangel, bereits erfahrenem oder im Hinblick auf zukünftigen. Jeder Zweifel an der Fülle des Universums löst Negativität, Abwehr und Angst aus. Mit jedem Werturteil, mit jeder einengenden Vorstellung, die wir erkennen, erkennen wir, das nichts gegen uns ist, außer wir selbst, das nichts uns schadet, außer wir selbst, dass wir keine Schuld tragen außer wir geben uns Selbst die Schuld, dass jeder äußere Konflikt ein Konflikt in uns ist.

Der Weg der Selbsterkenntnis ist der Weg der Bewusstwerdung, der Weg der Verantwortung, nicht andere Menschen sind Schuld, wir selbst haben unser Leben in der Hand. Wir können aus jeder Situation lernen und dadurch nach und nach unsere Lebensqualität erhöhen. Jeder Aspekt, den wir in uns selbst erarbeiten, kann uns niemand mehr wegnehmen. Er macht uns frei und unabhängig. Wer keine Erfahrungen macht, wird nie Weisheit erlangen. Wissen erfährt man nicht durch Bücher, sondern nur über gelebtes Leben.

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