Читать книгу Verliebte Mädchen brauchen Sex - Isabelle Boves - Страница 5
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ОглавлениеAm nächsten Tag lernten die beiden Freundinnen für die anstehende Prüfung. Sarah tat sich schwer mit Lernen. Sie machte viele Fehler, während sie versuchte mitzuschreiben.
„Himmel noch mal, Sarah, so schwer ist das doch nicht!“, rief Vanessa ungeduldig aus. „Du musst immer an die Grundform eines Verbs denken, dann sind die Zeiten doch kein Problem.“
Sarah stöhnte. „Du hast gut reden. Du bist viel intelligenter als ich“, behauptete sie.
„Quatsch!“, widersprach Vanessa energisch. „Ich bin nur der Meinung, dass man möglichst wenig Zeit für die Schule opfern sollte.“
„Hast du dir über das andere schon Gedanken gemacht?“
„Was meinst du?“
„Ob wir es mal zusammen ausprobieren sollten ... ich meine sexuell“, stotterte Sarah leicht verlegen.
„Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.“
„Tu das bitte, ja?“
„Okay, aber jetzt wird gelernt! Je schneller du das packst, desto schneller können wir mit Luna spazieren gehen. Wer weiß, vielleicht sind Henri und Niklas schon unterwegs!“
Diese Vorstellung brachte Sarah vollends aus dem Konzept.
„Meinst du?“, fragte sie, aufgeregt. „Aber dann verpassen wir sie bestimmt.“
„Nicht, wenn du endlich mit den Aufgaben fertig wirst“, meinte Vanessa drängend. „Außerdem hockt Luna schon seit einer halben Stunde an der Tür. Sie muss bestimmt mal.“
Sarah nahm sich zusammen. Sie konzentrierte sich so, dass ihre Zungenspitze zwischen ihren vollen Lippen erschien, während sie die beiden Lektionen, die Vanessa ihr diktierte, in ihr neues Heft schrieb.
Vanessa schrie jedes Mal „Halt!“, wenn Sarah einen Fehler machte. Der wurde mit Tintenkiller ausgemerzt, und eine halbe Stunde später schob Sarah erleichtert das Heft von sich.
„Fertig! Von mir aus können wir los.“
„Na endlich.“ Vanessa stand schnell auf. „Es ist fast vier. Um diese Zeit hast du die Jungs doch gestern getroffen, oder?“
„Nein. Es war kurz nach drei“, widersprach Sarah.
„Dann aber schnell! Vielleicht gehen sie jeden Tag zur gleichen Zeit mit diesem Ungeheuer von Hund spazieren“, drängte Vanessa zur Eile.
Sarah grinste. „Ich glaube, du willst die beiden genauso gern wiedersehen wie ich“, vermutete sie.
„Will ich nicht!“, behauptete Vanessa kühn. „Aber ich will dir einen Gefallen tun. Du hast dich doch total in Niklas verknallt, oder nicht?“
Sarah nickte, obwohl sie sich nicht sicher war. Vielleicht war sie auch in Henri verknallt. Vielleicht auch in beide. Wer sollte das schon wissen? Sie hatte die beiden Typen ja nur eine knappe Stunde gesehen.
„Und du? Bist du in Henri verknallt?“, wollte sie von Vanessa wissen.
Vanessa antwortete schnell. Zu schnell.
„Nicht die Spur!“, warf sie lässig hin. „Außerdem - wir haben nur ausgemacht, dass du Niklas kriegst und ich Henri, weil du Niklas unbedingt haben wolltest.“
„Gar nicht wahr!“, wehrte sich Sarah. „Wir haben nur festgestellt, dass Henri besser zu dir passt und Niklas besser zu mir.“
„Sag ich doch“, brummte Vanessa. „Und jetzt komm! Luna, wir gehen Gassi.“
Der kleine graue Hund spielte verrückt. Er hopste wie ein Gummiball immer wieder an der Tür hoch, bis Vanessa sie endlich aufmachte. Noch bevor sie ihn an die Leine nehmen konnte, schoss er ins Freie.
„Willst du wohl herkommen?“, rief sie ihrem Hund zu.
Luna dachte gar nicht daran. Sie raste mit wehendem Fell und fliegenden Ohren direkt in Richtung Stadtpark, als habe sie dort eine Verabredung.
Sarah und Vanessa trotteten hinter ihr her.
„Also, Niklas, denk dran: Wenn wir die Mädels treffen, nimmst du dir Vanessa vor. Ich konzentriere mich auf Sarah. So haben wir es ausgemacht, okay?“
Henri nickte Niklas zu. Dann wandte er sich an seinen Hund. „Also los, Rocky! Such den kleinen Köter! Wo er ist, sind die Mädchen nicht weit.“
Rocky spitzte die Ohren. Er winselte leise, als sei er sich nicht sicher, ob er den Auftrag richtig verstanden hatte.
„Du bist doch sonst nicht so schwer von Begriff, Rocky!“, schimpfte Henri. „Du sollst Luna suchen! Los!“
Rocky setzte sich in Bewegung. Er flog regelrecht über die gepflegte Wiese, und als er den Weg erreicht hatte, der aus dem Park hinausführte, bellte er aufgeregt.
„Jetzt hat er die Spur“, stellte Henri zufrieden fest. „Wetten, dass er die Mädchen und den struppigen Hund bald auftreibt?“
„Diesmal hoffe ich, dass du die Wette gewinnst“, meinte Niklas grinsend. „Ehrlich, du, ich hab' große Lust, die Mädels wiederzusehen. Ich musste andauernd an sie denken.“
„Sie? Einzahl oder Mehrzahl?“, wollte Henri misstrauisch wissen und sah Niklas aufmerksam an.
„Wenn ich das wüsste! Eigentlich blöd, dass wir uns festgelegt haben.“
Niklas kickte mit hängenden Schultern einen Stein aus dem Weg.
„Also hör mal!“, empörte sich Henri. „Absprache ist Absprache. Halt dich gefälligst daran. Du kriegst Vanessa und ich Sarah.“
„Und wenn die Mädchen das gar nicht komisch finden?“, fragte Niklas nachdenklich.
„Sie wissen doch nichts von unserer Abmachung“, beruhigte Henri ihn schnell.
Niklas wollte gerade antworten, als Rocky ein lautes Freudengeheul ausstieß. Sie konnten Henris Hund zwar nicht sehen, aber was sie hörten, war eindeutig.
„Er hat Vanessas Köter gefunden“, stellte Henri zufrieden fest. „Ich wette, jetzt umarmen sich die beiden gerade.“
„Rocky und dieser komische Luna? Das muss ich sehen.“ Niklas lachte schallend. „Los, komm! Wir müssen nur Rockys Gejaule nachgehen.“
So war es auch. Als sie um die Ecke bogen, sahen sie die beiden Hunde, die einander wie die Verrückten umkreisten. Luna sprang immer wieder an dem großen schwarzen Hund hoch, und Rocky schien vor Freude außer sich zu sein. Er warf sich auf den Rücken und ruderte mit allen Vieren in der Luft. Luna warf sich auf ihn und versuchte, ihn in die Ohren zu beißen.
Sarah und Vanessa standen auf dem Weg und hielten sich die Seiten vor Lachen.
„Na siehst du“, sagte Henri zufrieden zu Niklas. „Es hat geklappt. Alles andere hängt jetzt von uns ab.“
„Das merk dir mal“, meinte Niklas bedächtig. „Ich glaube nicht, dass Vanessa und Sarah Wert auf deine flotten Sprüche legen. Also mach halblang, Kumpel.“
„Schluss mit dem Gerede. Jetzt sind Taten gefragt“, grinste Henri.
Er rempelte Niklas freundschaftlich an und nahm dann Kurs auf Sarah und Vanessa, die immer noch lachend auf dem Weg standen und ihnen entgegensahen.
„So sieht man sich wieder“, sagte Henri zu Sarah. Seine dunklen Augen signalisierten Bewunderung.
Sarah merkte es sofort. Sie erwiderte Henris bewundernden Blick, so gut sie konnte.
„Ja, komischer Zufall“, meinte sie noch zögernd.
„Rocky wollte unbedingt in den Park. Ich glaube, er hat sich gestern mit Luna verabredet“, schob Henri alles auf seinen Hund.
„Ja, sieht so aus“, stimmte Sarah ihm zu. „Luna wollte nämlich auch in den Park, und weil ich gerade bei Vanessa war, bin ich mitgegangen.“
„Du bist wohl oft bei deiner Freundin?“, erkundigte sich Henri. Dabei linste er zu Vanessa hinüber, deren lange blonde Haare in der Sonne einen silbrigen Schimmer hatten und wie bei einem Engel glänzten.
„Ja, meistens“, antwortete Sarah. „Bei mir zu Hause ist immer die Hölle los. Vanessa ist tagsüber meistens allein, da ihre Eltern berufstätig sind.“
„Verstehe.“ Henri setzte sich in Bewegung, um auch Vanessa zu begrüßen.
Irgendwie fand er sie in diesem Moment ganz toll. Es passte ihm nicht, dass sie so nahe bei Niklas stand und ihn so verführerisch anlächelte.
„Hallo, Vanessa“, begrüßte er sie lässig.
„Hi, Henri“, antwortete sie lächelnd. „Dein Hund ist heute genauso verrückt wie gestern.“
„Deiner auch. Deshalb verstehen sich die beiden so gut.“
Henri ignorierte Niklas warnenden Blick hartnäckig. Er sah sich die blonde Vanessa genauer an.
Sarah trat neben Niklas. „Hallo.“
„Servus, Sarah.“ Niklas wandte sich ihr zu. „Hunde können echt irre sein, findest du nicht auch? Wäre mir zu anstrengend.“
„Mir auch. Mir reichen meine beiden kleinen Geschwister.“ Sarah lächelte Niklas unsicher an. Er gefiel ihr jetzt eindeutig besser als Henri. Niklas hatte schöne blaue Augen und ein schmales, gutgeschnittenes Gesicht. Wenn er lächelte, sah es richtig lieb aus.
Aber dann sprach Henri sie wieder an. „Du, Sarah, wenn wir uns jetzt schon zufällig getroffen haben - Niklas und ich möchten euch gern zu einem Eis einladen. Hast du Lust?“
Sarah zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht ... hm, wenn Vanessa auch will ...“
Henri lächelte Vanessa zu. „Willst du auch, Vanessa?“
„Warum nicht?“, fragte Vanessa betont cool. „So, wie es aussieht, läuft man sich ja jetzt öfter über den Weg.“
„Genau“, stimmte Henri ihr zu. „Wir können genauso gut zusammen mit unseren Hunden spazieren gehen Die verstehen sich prächtig, wie man deutlich sieht.“
„Ja, das ist wahr.“
Vanessa nickte. Sie sah prüfend von Henri zu Niklas und dann zu Sarah. Als sie mit ihrer Prüfung fertig war, wusste sie gar nichts mehr.
Beide Jungs sahen spitze aus, obwohl sie ganz verschieden waren. Henri wirkte witzig mit seinen dunkel blitzenden Augen und den langen, wirren brauen Haaren, die ihm ständig ins Gesicht fielen. Er lachte andauernd. Niklas dagegen hatte so etwas Ruhiges, Nettes an sich, und seine blauen Augen konnten so verträumt schauen ...
Wir haben ausgemacht; dass ich Henri bekomme! dachte Vanessa. Also wandte sie sich strahlend an Henri.
„Du magst Hunde auch gern, nicht wahr?“, fragte sie ihn, um erst einmal ein Thema zu haben.
„Aber sicher“, sagte er sofort. „Deshalb hab' ich ja Rocky. Oder, besser gesagt, deshalb hat Rocky mich.“
Das fand Vanessa gut. Sie nickte lachend. „Ich weiß genau, was du meinst. Luna ist zwar nur ein Winzling gegen deinen Rocky, aber bei uns ist es genauso. Seit der Hund im Haus ist, muss ich tun, was sie will.“
„Du musst streng mit ihr sein“, riet Henri ihr augenzwinkernd. „Ich hab‘ dir schon mal angeboten, dir dabei zu helfen, Luna zu erziehen.“
Vanessa lachte übermütig. „Ich glaube, dazu ist es schon zu spät. Hauptsache, ich kriege Luna so weit, dass sie nicht mehr ins Haus pinkelt und keine Teppiche mehr anknabbert.“
Sie ging neben Henri hinter Sarah und Niklas her und stellte fest, dass ihr Niklas auch gefallen könnte.
Aber Sarah wirkte, als habe sie etwas dagegen. Sie schien bereits sehr vertraut mit Niklas zu plaudern, und alle paar Minuten lachte sie ihn an.
Mir soll's recht sein, dachte Vanessa. Henri ist ja auch okay. Und er sieht auch prima aus.
Sie gingen zur Eisdiele in der Nähe des Starnberger Sees, wo noch immer Tische draußen standen.
„Wir laden euch natürlich ein“, erklärte Henri.
„Wenn ihr unbedingt wollt!“
Vanessa nickte ihm lächelnd zu.