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Am nächsten Tag warten Nathan und ich natürlich ganz ungeduldig, bis Claire aufkreuzt.

Sie kommt auch tatsächlich, und sie hat auch wirklich noch einen anderen Zahn dabei. Aber ich sehe gleich, dass die nicht die gleiche Kragenweite hat. Nicht, dass sie nicht gut aussieht. Sie sieht sogar sehr gut aus. Mittelgroß, schulterlanges dunkles Haar, schmal, aber an den richtigen Stellen gut ausgepolstert. Aber sie funkt auf der Nordpolwelle. Sie hat die seriöse Tour, der kann keiner was vormachen. Ihre kühlen blauen Augen mustern dich, und du hörst es richtig im Gehirn klicken, und dann fällst du in die Schublade „Ausgemustert“.

„Julie“, sagt Claire, „das sind meine Freunde Nathan und Louis. Jungs, das ist Julie. Sind die nicht scharf, die Jungs, was Julie?“

„Himmlisch“, sagt Julie kalt. Und wenn ich kalt sage, Junge, dann meine ich, die Temperatur im Zimmer sinkt gleich auf den Nullpunkt. „Und wer von den beiden ist der ... äh ... Künstler?“

Wie sie so fragt, hört sich das an, als ob sie wissen wollte, wer von den beiden der Mörder ist.

„Das bin ich“, sage ich. „Ich höre, du interessierst dich für Kunst, Julie.“

„Wenn sie gut ist, ja.“ Sie guckt sich in meinem Zimmer um und wirft einen Blick auf die Bilder, die ich zusammengestellt habe, damit ich sie während der Reise bei Freunden unterstellen kann.

„Sind das Ihre Sachen, Herr ... äh ...?“

„Du kannst ruhig Louis zu mir sagen. Ja, sind sie.“

Sie wirft mir einen vernichtenden Blick zu. „Das ist ja wohl kaum die Art von Bildern, für die man ein Model braucht.“

Na, also dieser Zahn haut mich irgendwie um und ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll. Deshalb lege ich los und erzähle ihr so die gleichen Geschichten wie am Tag vorher Claire. Aber ich merke gleich, da liege ich schief. Sie bekommt einen verächtlichen Gesichtsausdruck, und schließlich merke ich, die Sache läuft nicht richtig, und ich halte die Klappe.

„Genauso habe ich mir das gedacht“, sagt sie. „Ihr habt euch das ausgedacht, um Claire rumzukriegen. Mir kam das gleich so vor, als sie mir die Geschichte erzählt hat.“

Nathan räuspert sich. „Was hat sie denn erzählt?“

„Alles“, sagt Julie höhnisch. „Sie erzählt mir immer alles.“

Nathan und ich schweigen uns aus.

„Oh, Julie, willst du damit sagen, dass ich jetzt doch kein Model werde?“ Claire ist sichtlich enttäuscht.

„Genau das“, sagt Julie. „Model! Du hast nichts anderes im Kopf als dich so oft wie möglich auszuziehen. Und ihr solltet euch wirklich schämen, das Mädchen so auszunutzen, bloß weil sie so leicht erregbar ist.“

Allmählich geht mir das Mädchen wirklich ein bisschen auf die Eier.

„Der Claire hat es nichts ausgemacht. Warum regst du dich eigentlich auf?“

„Das verstehst du ja doch nicht“, sagt sie. „Claire und ich sind zusammen aufgewachsen. Ich versuche auf sie aufzupassen. Ich habe ihrer Mutter versprochen, auf sie aufzupassen, weil ich einen stärkeren Charakter habe.“

„Du meinst, weil sie eine Schwäche für Jungs hat?“, fragt Nathan.

„Ich meine, weil sie leicht verführbar ist und deshalb zur Promiskuität neigt“, sagt Julie. „Ich versuche ihr ein paar Moralbegriffe beizubringen, aber das fällt mir verflixt schwer bei euch unmoralischen jungen Kerlen.“

Also das mit den jungen Kerlen wirft mich glatt um, denn dieser Zahn ist vielleicht neunzehn Jahre alt. Eine Neunzehnjährige mit dem Kopf einer Oma! Direkt schade drum.

Ich will ihr das gerade vor den Latz knallen, da sehe ich, dass sie wieder meine Bilder anglotzt. Sie geht nahe an eins ran und studiert es gründlich, dann geht sie zum nächsten. Sie bückt sich runter zu einem Stapel, den ich schon an der Wand stehen habe und schaut sie durch.

Als sie wieder aufsteht, hat sie schon einen weniger verächtlichen Gesichtsausdruck.

„Du hast wenigstens Talent“, sagt sie. „Einige von den Sachen sind direkt gut. Malst du immer abstrakt?“

„Danke, ja“, sag ich. „Warum?“

„Na ja“, sagt sie, „das ist doch eine etwas begrenzte Form.“

„Das stimmt nicht“, protestiere ich. „Keine Form erlaubt mehr Freiheit des Ausdrucks als ...“

„Nun halt mal die Luft an“, sagt Nathan. „Wenn ihr hier über Kunst diskutieren wollt, dann können Claire und ich genauso gut in mein Zimmer rüber gehen während der Zeit.“

Julie und ich protestieren gleichzeitig, aber aus verschiedenen Gründen. Julie will Claires schneeweißen Leib vor Befleckung schützen, und ich bin nicht begeistert, dass Nathan sie für sich allein haben soll.

Aber mit Julie als Anstandswauwau ist wohl heute nicht mehr viel Vergnügen rauszuschlagen, und ich lass alle Hoffnung fahren. Wenn ihr Körper auch fantastische Kurven hat, ihr Geist ist stracks auf das eine aus.

Claire stampft mit den Füßen auf wie ein störrisches kleines Kind und ruft: „Ich will aber Model stehen!“

„Model, dass ich nicht lache!“, schnaubt Julie. „Du kannst nicht mal fünf Minuten ruhig stehen. Ich weiß genau, was du willst.“

Claire muss grinsen. „Vielleicht hast du Recht.“

Julie seufzt. „Natürlich habe ich Recht.“

„Warum gehst du dann nicht mal solange spazieren?“, meint Claire.

Julie zuckt die Schultern.

„Meinetwegen kannst du auch bleiben“, erklärt Claire und fängt an, sich das Kleid aufzuknöpfen.

Julie schnaubt vor Wut. „Du bist wirklich unmöglich! Unmöglich!“

Sie dreht ab zur Tür, bleibt unterwegs wieder stehen: „Mit beiden?“, fragt sie. „Schon wieder?“

„Na ja, diesmal vielleicht nicht mit beiden zur gleichen Zeit. Vielleicht kann einer von euch beiden Julie solange Gesellschaft leisten und dann zurückkommen.“

„Das ist die Idee“, sage ich. „Also, Nathan, wie wär´s?“

„Nach Ihnen, Durand“, sagt Nathan. „Ich trete Ihnen das Vergnügen gerne ab. Ihr könnt ja dann euren ästhetischen Dialog fortführen.“

Wir glotzen uns wütend an. Schließlich entscheiden wir uns, die Sache auszulosen. Vielleicht ist das ja nicht besonders galant, aber immer noch besser als überhaupt nicht gevögelt, was? Nathan verliert und ist sauer. Aber da Julie auch nicht besonders glücklich ist, passen die beiden gut zusammen. Die beiden verschwinden und lassen uns allein.

„Sag mal, was ist denn bloß mit deiner Freundin los?“, frage ich Claire. „Ist die lesbisch, oder was?“

„Ach was. Sie ist bloß unheimlich moralisch. Und sie macht sich halt Sorgen um mich. Wollen wir wirklich Zeit verlieren und über Julie quatschen?“

„Nee“, sag ich, „wirklich nicht.“

Ich gehe zu ihr rüber. Sie hat sich schon die ersten Knöpfe am Kleid aufgemacht, und ich kann sehen, dass sie keinen Büstenhalter anhat.

„Hat mir unheimlich gefallen, dieser Abschiedskuss gestern. Wollen wir noch mal?“

„Hm, ja.“

Sie tritt näher, und wir küssen uns leidenschaftlich. Ihre Arme hat sie fest um meinen Nacken geschlungen, und sie lehnt sich weich und warm an mich. Es dauert wirklich nicht lange, bis ich einen Steifen kriege.

Ich streichle mit den Händen an ihr runter, bis ich an den Arschbäckchen bin, und ziehe ihr Unterteil fest an mich, damit sie meinen Nepomuk fühlen kann. Sie stöhnt mir in den Mund rein und presst ihre Hüften fest an mich. Ihre Zunge badet in meinem Mund.

Ich schiebe ihr so allmählich das Kleid hoch, bis ich meine Hand drunter auf Reisen schicken kann. Ihre Oberschenkel fühlen sich unglaublich warm und weich an unter meinen Handflächen. Ich streichle sie mit der einen und fasse mit der anderen durch das dünne Höschen an die feuchten Lippen ihrer Vagina.

„Jaa“, seufzt sie. „Jaaa. Oooh ... jaaa ...!“

Sie spreizt ihre Beine ein bisschen, damit ich besser ran kann. Ich schiebe mich unter das Höschen und erforsche ihre süße feuchte Lustgrotte. Sie klammert sich an mich, ächzend und schwer atmend. Ich fühle, wie sich ihre Brüste im unregelmäßigen Rhythmus ihres Atems an mich pressen. Sie drückt ihren Unterlein gegen meinen, während ich bei Ihr eine Probefahrt mache und die schönsten Plätzchen finde.

„Nicht aufhören“, stöhnt sie, „bloß nicht aufhören.“

Habe ich auch nicht vor. Ich fingere so lange rum, bis sie ihren Kopf zurückwirft und ich die angespannten Muskeln an ihrem Hals sehe, während sie sich an mich ranschmeißt.

„Ooooh“, schreit sie. „Ooooh! Oh Gott! Aaah! Oooooh. Aaaah.“

Sie kuschelt sich an mich. Ich fühle ihre Zunge in meinem Ohr, wie sie sexy kleine Kreise beschreibt. Dann bewegt sie sich langsam über mein Gesicht und verschwindet im Mund, während ihre Lippen an den meinen nuckeln. Dann tritt sie einen Schritt zurück. Ihre Augen leuchten. Sie hebt die Arme über den Kopf und sagt: „Zieh mir das Kleid aus!“

Ich ziehe es ihr über den Kopf. Jetzt hat sie bloß noch das Höschen an.

„Magst du mich?“, fragt sie.

Das ist vielleicht eine blöde Frage. Ich strecke die Hände aus und nehme mir zwei Hände voll Brust. Sie fühlen sich sogar noch besser an, als ich sie in Erinnerung habe.

Sie fängt an, mein Hemd aufzuknöpfen. Ich schließe meine Hände um ihre süßen Zuckerdinger und drücke sie sanft, dann weniger sanft. Das scheint sie zu mögen.

„Fester“, sagt sie. „Drückt sie fester.“

Ich quetsche sie also fester, bis das weiche Fleisch zwischen meinen Fingern rausquillt. Ich weiß, dass ich wehtue, aber sie scheint gerne zu haben, dass es ihr wehtut.

Mein Hemd ist offen und sie fummelt an meinem Gürtel rum und macht meine Hose auf und lässt sie fallen, und dann die Unterhose auch. Ihre Hände streicheln mich.

„Lass mich los“, keucht sie.

Ich lasse los, und ich kann die Male meiner Finger auf ihren Brüsten sehen. Sie sinkt vor mir auf die Knie. Ihr Kopf bewegt sich vorwärts und ihre Lippen berühren meinen steifen Pint. Ich stöhne auf und verkralle mich in ihrem Haar.

Na, sie spielt da unten ein bisschen rum, mit Lippen und Mund und Zunge. Junge, wenn es im Himmel was Schöneres gibt, will ich gleich abkratzen, bloß dass ich in die andere Richtung gehen würde.

Aber sie macht mich nicht ganz fertig. Nach einigen Sekunden lässt sie meinen Penis los und steht auf. Mein Blut pocht mir in den Adern. Zusammen stolpern und taumeln wir zum Bett. Wir fallen drauf und verklammern uns sofort ineinander und rollen wild auf der Matratze rum, unsere Münder zu einem verschmolzen, unsere Körper aneinandergepresst und bestrebt, uns noch näher zu kommen.

Schließlich lande ich auf dem Rücken und sie sitzt auf mir, ihre Beine auf meinen Hüften. Sie langt runter und schließt meinen Pimmel wieder mit der Hand ein, dann hebt sie sich ein wenig und lässt sich langsam am Streifen runter. Wir stöhnen beide vor Lust, als ich in sie eindringe.

Und dann fängt sie an, sich kräftig und ausdauernd zu bewegen, und sie hat uns bald auf achtzig. Nach einer Minute nimmt sie meine Hände und drückt sie an ihre Brüste, die auf und ab hüpfen wie verrückt.

„Drücken“, fordert sie.

Ich verstehe zwar nicht so ganz, warum dieser Zahn so darauf steht, ihre Titten gequetscht zu kriegen, aber ich will ihrem Glück nicht im Weg stehen. Ich drücke also, was das Zeug hält. Das macht sie fast verrückt. Sie fängt an, rum zu hampeln und zu zucken wie beknackt, und ich merke schon, dass das Ende bald in Sicht ist.

Dann explodiert mein ganzer Körper, und alles verschwimmt mir vor den Augen, und ich weiß nicht, wer von uns beiden schreit – vielleicht alle beide – und dann ist es soweit und ich ziehe ihn raus.

Claire fällt neben mir fast in Ohnmacht. Wir liegen keuchend da und halten uns noch immer fest, als es plötzlich an die Tür klopft.

„Herein!“, schreit Claire.

Ich decke mich schnell zu, als sich die Tür öffnet und Julie hereinsegelt, mit Nathan im Schlepptau. Julie ist wütend. Ihre Backen sind rot vor Zorn und ihre Augen sprühen Funken. Nathan guckt ziemlich angewidert drein.

„Was ist los?“, frage ich.

„Frag mal deinen Freund“, motzt Julie. Sie spuckt Gift und Galle. „Hätte ich mir ja denken können.“

„Was ist denn bloß passiert?“, frage ich Nathan.

„Na ja, ich hab´s halt mal bei ihr versucht“, sagt er angeekelt. „Himmeldonnerwetter, man hätte meinen können, ich wollte sie bei lebendigem Leib rösten oder so was. Sie hat mir fast die Zähne ausgeschlagen.“ Er reibt sich das Gesicht.

Claire kichert. „Ich hätte dich warnen sollen.“

„Nix wie raus hier, Claire“, sagte Julie.

„Langsam mal. Schließlich muss ich ja auch noch mal mit Nathan, oder?“

„Ach du lieber Himmel“, murmelt Julie.

Nathan kriegt sichtlich wieder gute Laune und glotzt Claire reichlich munter an. Sie hat sich auch keine besondere Mühe gegeben, sich irgendwie zuzudecken.

„Okay, Kumpel“, sagt er. „Jetzt darfst du mal ein bisschen Zeit mit dem prüden Fräulein verbringen.“

Das ist ja nicht so gerade das, was mir der Doktor verordnet hat, aber ich habe meinen Spaß gehabt, soll also auch Nathan seine Freude erleben.

„Ja, also, wenn du vielleicht draußen warten willst, während ich mich anziehe ...“, sage ich zu Julie.

Sie ist schnell draußen, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

Ich ziehe mich schnell an, und Nathan ist schon dabei, aus seinen Kleidern zu steigen. Claire zappelt schon erwartungsvoll, als ich rausgehe. Julie wartet im Gang. Sie glotzt mich dumpf an.

Ich nehme die Hände hoch. „Nicht schießen“, sage ich, „ich mach auch keine falsche Bewegung.“

Sie motzt weiter. „Gehen wir lieber raus, wenn du nichts dagegen hast, dann kommst du gar nicht erst in Versuchung.“

„Na ja, gehen wir also.“

„Hat sicher Spaß gemacht, was?“, faucht Julie.

„Na klar“, sage ich. „Warum bist du eigentlich so sauer? Sex macht Spaß. Wenn es dir keinen macht, na gut, aber Claire schon. Was soll das Ganze also?“

„Bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass es auch noch andere Werte gibt?“, schnaubt sie. „Die Menschen haben auch noch was anderes als ihren Körper. Wie ist denn das mit ihren geistigen Qualitäten? Und mit ihren Gefühlen?“

„Da will ja niemand dran klimpern“, sage ich. „Alles zu seiner Zeit. Der Körper hat auch sein Recht, und das ist verdammt wichtig.“

„Du brauchst dir nicht einzubilden, dass du jetzt eine unerschöpfliche Lustquelle bei Claire entdeckt hast. Sie fixiert sich nicht lange auf jemanden bestimmten. Sie wird schnell überdrüssig.“

„Nun zerbrich dir mal nicht meinen Kopf“, sage ich. „Ich werde ihr kaum Gelegenheit geben, groß erst überdrüssig zu werden. Ich fahre nämlich morgen nach Rom.“

Julie ist überrascht. „Was! Wirklich? Rom?“

„Klar.“

Sie ist eine Weile ruhig und denkt nach.

„Was ist los?“, frage ich.

„Das ist komisch. Claires Mutter wohnt in Rom. Da kommen wir nämlich beide her. Und der Mutter geht es nicht besonders gut. Wir hatten gerade überlegt, ob wir nicht mal hinfahren sollten.“

„Na so was“, meine ich. „Die Welt ist klein. Wir würden euch ja gerne mitnehmen, aber ich fahre mit einem Freund, und der ist mindestens ebenso widerlich wie ich. Das würde einfach nicht klappen.“

„Nein, das glaube ich auch nicht. Ich wäre eigentlich dafür, dass du Claire nichts davon sagst. Sie ist nämlich ziemlich impulsiv und ziemlich störrisch, wenn sie sich mal was in den Kopf gesetzt hat.“

Sie war direkt ein bisschen ängstlich. So allmählich konnte ich mir ein besseres Bild von den beiden Mädchen machen. Julie war die stärkere; aber wenn es darauf ankam, setzte Claire doch meistens ihren Willen durch. Julie war wahrscheinlich doch ein bisschen tiefer veranlagt als Claire, und ihre Gefühle waren intensiver, und wahrscheinlich mochte sie Claire viel mehr als umgekehrt. Claire, die nicht der Typ für so was war. Ich meine nicht, dass da irgendwas pervers war oder so, aber sie waren zusammen aufgewachsen und Julie nahm das mit ihrer Freundschaft ziemlich ernst. So konnte Claire im Grunde eigentlich immer machen was sie wollte, denn ihr war scheißegal, was Julie dachte oder sagte; und selbst wenn es ihr was ausgemacht hätte – Julie gab ja letzten Endes doch nach.

Na ja, ich versprach ihr also, nichts zu sagen, und wir fingen wieder an, über Malerei zu reden. Wenn sie auch über abstrakte Malerei völlig falsche Ansichten hatte, sie war nicht dumm und eigentlich ganz nett. Wirklich ärgerlich, dass sie sich mit dem Sex so prüde anstellte.

Als ich dachte, Nathan müsste jetzt eigentlich ausgebumst haben, kehrten wir wieder um. Die beiden waren schon angezogen und strahlen wie Dreckeimer. Offensichtlich haben sie sogar noch ein bisschen Zeit zum Quatschen gehabt.

„Louis!“, sagt Claire ganz aufgeregt, als wir durch die Tür kommen. „Nathan erzählte mir, du fährst morgen nach Rom!“

Julie ist entsetzt. Aber was kann ich schon sagen?

„Stimmt. Ich fahre mit einem Freund!“

„Julie“, haucht Claire, „ist das nicht wunderbar? Warum fahren wir nicht mit?“

„Sei nicht albern“, erwidert Julie. „Zieh dich an und komm mit nach Hause!“

„Aber Julie, das ist doch wie gerufen! Du hast doch selbst gesagt, wir sollten besser nicht allein fahren. Das wäre doch wirklich aufregend, so quer durch Europa in einem Auto!“

„Kein Mensch hat uns eingeladen, Claire. Die Leute wollen bestimmt allein fahren.“

„Würdest du uns mitnehmen?“, bettelt Claire und schaut mich so scharf an, dass ich beinahe gesagt hätte: Geritzt, Claire. Aber ich reiße mich am Riemen.

„Ja, das ist so, Claire“, sage ich stattdessen. „Wir fahren morgen schon. Und ihr seid sicher nicht so schnell reisefertig ...“

„Warum nicht?“, sagt Claire. „Klar können wir fertig sein, nicht wahr, Julie?“

„Auf keinen Fall!“, protestiert Julie.

„Klar könnten wir.“

„Habt ihr denn keinen Job oder so was?“, erkundige ich mich.

„Nein“, sagt Claire. „Wir sind sozusagen vogelfrei.“

„Wir haben beide ein unabhängiges Einkommen“, übersetzt Julie würdig.

Da stellen sich meine Lauscherchen auf. Das wirft ja ein ganz neues Licht auf die Sache. Schließlich haben wir nicht allzu viel Reisegeld.

„Ach so“, sage ich, „ihr beide könntet also irgendwie ... zu den Reisekosten beitragen?“

„Natürlich“, antwortet Claire.

Julie glotzt mich an, als ob ich der berühmte Verräter Judas bin, und vielleicht bin ich es ja, aber so eine Verbindung von Sex und Geld ist für mich unwiderstehlich.

„Wann fahrt ihr denn?“

„Claire!“, schnaubt Julie. „Schlag dir diese blöde Idee aus dem Kopf.“

„Aber Julie ...“

„Nein“, sage ich. „Und damit basta. Nein!“


Am nächsten Tag fuhren wir alle vier nach Rom.


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