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IV

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An einem Herbstabend stieg in Akim’s Wirthshause ein Kaufmann ab, der allerlei Kurz- und Putzwaaren mit sich führte. Auf verschiedenen Umwegen fuhr er mit zwei wohlbeladenen Kibitken von Moskau nach Charkow. Er war einer der durch’s Land ziehenden Hausirer, welche die Gutsherren und besonders deren Frauen und Töchter oft mit so großer Ungeduld erwarten.

Mit diesem Kaufmann, der schon in vorgerückten Jahren stand, reisten zwei Gehilfen, wovon der eine bleich, mager und bucklig, der andere ein ansehnlicher, hübscher Bursche von etwa zwanzig Jahren war.

Sie aßen zu Abend und bestellten sich dann Thee. Der Kaufmann lud den Wirth und seine Frau ein, eine Tasse mit ihnen zu trinken, und so geschah es.

Zwischen den beiden alten Männern (Akim stand in seinem fünfzigsten Jahre) knüpfte sich bald eine Unterhaltung an. Der Kaufmann erkundigte sich nach den Gutsherrschaften in der Umgegend und Niemand konnte ihm bessere Auskunft darüber geben als Akim. Der bucklige Gehilfe verließ alle Augenblicke das Zimmer um nach den Pferden zu sehen und zog sich endlich ganz zurück, um sein Bett aufzusuchen. Afdotja hatte sich mit dem andern Gehilfen zu unterhalten. Sie saß neben ihm, weniger selbst sprechend als anhörend, was er ihr erzählte, aber dieß schien ihr sehr zu gefallen; ihr Antlitz belebte sich, eine ihr ungewöhnliche Röthe umspielte ihre Wangen und sie lachte oft und herzlich. Der junge Mann saß neben ihr fast ohne sich zu rühren, seinen lockigen Kopf auf den Tisch neigend. Er sprach leise, ohne die Stimme zu erheben und die Worte zu beschleunigen. Dagegen waren seine kleinen, aber unternehmenden blauen Augen unverwandt auf Afdotja gerichtet. Sie suchte erst seinen durchbohrenden Blicken auszuweichen, dann aber sah sie ihm selbst in’s Gesicht . . . Das Gesicht dieses kecken Burschen war frisch und glatt wie ein Borsdorfer Apfel. Er lächelte oft beim Sprechen und spielte sich mit seinen weißen Fingern am Kinn herum, woran sich schon ein leichter dunkler Flaum zeigte. Er drückte sich in der gezierten Redeweise der russischen Kaufleute aus, sprach aber sehr geläufig und mit einer gewissen nachlässigen Zuversicht, und hielt dabei immer auf sie seinen starren, kecken Blick gerichtet. Plötzlich rückte er ihr ein wenig näher und sagte, ohne eine Miene dabei zu verziehen: »Afdotja Arefjewna« eine schönere Frau als Sie giebt’s in der ganzen Welt nicht; ich glaube, für Sie könnte ich das Leben lassen.«

Afdotja lachte laut auf.

–– Was hast Du? fragte Akim.

– O, er erzählt mir so drollige Geschichten – erwiderte sie, ohne besondere Bewegung zu verrathen.

Der alte Kaufmann lächelte: – Ja« ja, mein Naoum ist ein Spaßvogel; Sie dürfen ihn aber nicht hören.

– Das fehlte noch! sagte sie kopfschüttelnd; ich habe an andere Dinge zu denken.

– He, he, natürlich, sagte der Alte. Es ist übrigens Zeit – fuhr er mit gedehnter Stimme fort – daß wir uns zur Ruhe begeben. Wir sind sehr erfreut gewesen über Ihre Gesellschaft, sehr erfreut, aber erlauben Sie uns, Ihnen eine gute Nacht zu wünschen.

Bei diesen Worten erhob er sich.

– Auch wir sind sehr erfreut gewesen, entgegnete Akim, ebenfalls sich erhebend, das heißt, wir danken für gütige Gesellschaft und Bewirthung und wünschen Ihnen, recht wohl zu ruhen. Afdotja, steh auf.

Afdotja folgte der Aufforderung gleichsam mit innerem Widerstreben; desgleichen Naoum . . . und Alle zogen sich zurück.

Die Wirthsleute stiegen zu dem Verschlage hin auf, der ihnen als Schlafzimmer diente. Akim fing alsbald an zu schnarchen; Afdotja hingegen konnte lange nicht einschlafen. Erst lag sie ganz ruhig, das Gesicht der Wand zugekehrt; dann fing sie an sich hin- und herzuwälzen im Bette und den Kopf bald auf diese, bald auf jene Seite des heißen Federkissens zu legen; dann zog sie die Bettdecke über sich und fiel in einen leisen Schlummer.

Das Wirthshaus an der Heerstrasse

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