Читать книгу Emma Wilks und der Saphir der Weisheit - J. C. Jones - Страница 4
Emma Wilks
ОглавлениеEmma Wilks ist 11 Jahre alt und lebt, zusammen mit ihrem 78-jährigen Großvater Tinus, in einem kleinen Dorf in den USA, am Rande eines großen Waldgebietes.
Sie ist für ihr Alter durchschnittlich groß, eher eine Kleinigkeit zu dünn, hat grüne Augen und trägt ihre kräftigen, blonden Haare kurz.
In der Schule gehört das allseits beliebte Mädchen zu den Besten ihres Jahrganges, sie ist fleißig und auch in der Nachbarschaft mehr als nur ein gern gesehener Gast.
Am liebsten ist sie allerdings zu Hause bei ihrem Opa, der ja schon etwas älter ist, wie sie es gerne formuliert. Häufig spielen sie Dame gegeneinander, wobei ihr Großvater fast immer gegen sie verliert, weil er jedes Mal denselben Fehler macht. Dann sagt er immer:
»Deine Steine schlagen mich zwar, aber ich werde wieder kommen – immer – immer – immer wieder, werde ich kommen – bis ich dich schlagen werde. Solange bis du keine Lust mehr hast und mich gewinnen lässt. Denn wenn ich einmal gewonnen habe, dann genügt mir das!«
Emma kann es schon nicht mehr hören, aber das Spiel macht ihr soviel Spaß und ihrem Opa auch.
Außerdem ist die Zeit, in der sie zusammen Dame spielen, die Einzige, in der sich der Greis nicht in seinem „Arbeitszimmer“, hierbei handelt es sich um einen Anbau mit Gewächshaus, oder in seinem Garten, aufhält. Dort „spielt“ er dann mit seinen Steinen und Drusen.
Die 11-jährige kann nicht verstehen, wie es einem Mann so sehr gefallen kann, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen. Vor allem weil ihr Großvater ein sehr intelligenter Mann ist, bei dem viele Menschen um Rat fragen. Es kommt nicht selten vor, dass Nachbarn, Bekannte oder auch mal ein Fremder, mitten in der Nacht, bei ihrem Opa vorbeischauen, und diese ihn dann bis in die frühen Morgenstunden in Beschlag nehmen. Für diese Gespräche schließt er sich dann meistens in den kleinen Raum, neben der Küche ein, damit Emma von diesen Gesprächen nichts mitbekommt. Leider und trotz größter Mühen ist es ihr noch niemals gelungen, auch nur eine einzige Silbe von dem zu hören, was in diesem Raum besprochen wird.
Egal, was sie angestellt hat, ob sie sich im Schrank versteckt, ob sie sich draußen ans Fenster stellt, oder mit einer, an die Tür angelehnten, Dose lauscht, es ist niemals möglich gewesen, auch nur den geringsten Ton eines Gespräches mitzubekommen.
Aber was soll`s, denkt sich das Mädchen, denn sie hat ja auch ihre Geheimnisse vor ihrem Opa. Eines davon ist, dass sie heimlich in einen Jungen aus ihrer Klasse und Nachbarschaft verliebt ist. Hierbei handelt es sich um den 11-jährigen Markus Miner. Eigentlich ist Markus bei allen sehr unbeliebt, weil er immer wieder negativ auffällt. Er nimmt seinen Klassenkameraden das Essensgeld weg, stellt ihnen in der Kantine ein Bein, sodass sie hinfallen und ihr Essen verschütten. Außerdem macht er sich über ihr Aussehen und ihre Art zu sprechen lustig. Trotzdem ist Emma in ihn verschossen. Sie liebt seine hellblauen Augen, die unter den schwarzen, kurzen Haaren noch kräftiger leuchten, als sie es ohnehin schon tun. Bis jetzt weiß Markus aber noch nichts von seinem Glück. Emma möchte gerne sicher sein, dass er sie ebenso mag, bevor sie sich ihm nähert. So himmelt sie den Jungen einfach nur stillschweigend an. Mit ihm teilt sie das Schicksal, dass ihre Eltern auf eine gemeinsame Weltreise gegangen und nicht mehr zurückgekommen sind.
Wobei - stillschweigend ist sie nicht wirklich. Denn zwei ihrer besten Freunde hat sie schon von ihrer kleinen Schwärmerei berichtet. Einer von ihnen ist Benjamin Sneider. Benjamin ist einer von den Schülern, die besonders unter Markus aggressiver Art zu leiden haben. Er trägt eine alte Hornbrille, ist etwa einen Kopf größer als Emma und sehr dürr geraten. Außerdem hat er braune Augen und ebensolche lockigen Haare, die besonders, wenn sie nass geworden sind, in alle Richtungen abstehen. Aber dies alles ist nicht der Hauptgrund dafür, weshalb er eines der Lieblingsopfer von Markus ist. Der Grund hierfür liegt in der Familiengeschichte der Sneiders.
Benjamins Mutter ist bei der Geburt ihres Sohnes verstorben, was sein Vater Wilfred nie überwunden hat. Er hat es zwar nie ausgesprochen, aber Ben ist sich ziemlich sicher, dass sein Vater ihm die Schuld für den Tod seiner Frau gibt, die er, wie alle berichten, wie nichts anderes auf der Welt geliebt und vergöttert hat.
Seit dieser Zeit trinkt Wilfred auch jeden Tag mehrere Flaschen Alkohol und ist ständig betrunken. Solange Benjamin zurückdenken kann, ist sein Vater besoffen gewesen. An manchen Tagen, den für Benjamin Guten, ist er schon beim Mittagessen so weggetreten, dass er am Esstisch einschläft und erst abends wieder wach wird und sich dann, nach einer weiteren Dröhnung, schlafen legt.
Das Einzige, was sein Vater an schönen Dingen für ihn tut, ist das alljährlich stattfindende Feriencamp, welches er für sechs Wochen besuchen darf, wo der 11-jährige seine beste Freundin Lucy Booker kennen gelernt hat. Sie ist auch Emmas beste Freundin.
Lucy geht in dieselbe Klasse wie ihre Freundin, ist ein wenig kürzer geraten als diese und hat dunkles, kräftiges, langes Haar, welches ein süßes Puppengesicht mit dunkelbraunen Augen umschließt.
Die enge Verbundenheit zwischen Ben und Lucy hat sich daraus ergeben, dass er ihr einmal das Leben gerettet hat. Dies ist vor drei Jahren gewesen, als sie eine Wanderung gemacht haben, Lucy abgerutscht ist und beinahe in die Tiefe gestürzt wäre. Todesmutig und blitzschnell hat er sie bei den Haaren gepackt und sie wieder auf den Weg emporgezogen. Lucy, die ihren Retter zuvor noch nie bewusst wahrgenommen hat, dreht sich zu ihm um, schaut ihm tief in die Augen und umarmt ihn. Noch nie zuvor ist Benjamin in den Arm genommen worden oder hat soviel Wärme und Dankbarkeit von einem Mitmenschen erfahren. Seither sind die beiden unzertrennlich und da ihre scheinbar liebe Familie die Situation im Hause Sneider kennt, ist Benjamin, der Lebensretter, auch ein gerngesehener Gast bei den Bookers. Sie behandeln ihn, wie einen eigenen Sohn, wobei vor allem Lucys Mutter immer wieder gerne scherzhaft erklärt, wie schön sie es doch fände, wenn die beiden einmal heiraten würden. Dies kann sich Benjamin im Moment allerdings so gar nicht vorstellen.
»Mädchen.«, sagt er dann immer in einem angewiderten Tonfall. »Die wollen doch immer nur dasselbe: Heiraten und Kinder bekommen. Kann ich mir nicht vorstellen, dass mir das jemals gefallen wird.«
Dann muss Lucys Vater immer lachen, fährt dem 12-jährigen mit der Hand über den Kopf und erklärt ihm, dass sich das auch noch ändern wird, wenn er erst einmal älter ist. So oder so sei er aber immer herzlich in seinem Hause willkommen. Diesen Satz kann Ben gar nicht oft genug hören. Trotzdem wird er jedes Mal wieder verlegen und sieht verschämt, lächelnd zur Seite weg.
Lucy gefällt ihm vor allem deswegen, weil sie während der Feriencamps immer gemeinsame Touren machen, klettern gehen, sich abseilen, in Schluchten absteigen, laufen, im See schwimmen und hierbei ein eingespieltes Team bilden, gegen das die anderen Kinder keine Chance haben.
Aber zurück zu Emma. Denn der heutige Tag wird für sie fast so besonders werden, wie der Nächste. Dann ist der 13. März. Dann wird Emma 12 Jahre alt. Dann, so sagt ihr Opa immer, dann ist sie nicht mehr sein kleines Mädchen, sondern eine junge Dame. Dann wird sie mit ihm zusammen die Welt erkunden und große Abenteuer erleben, um die sie alle andern Kinder auf der Welt beneiden werden. Emma, die sich gerne die Welt ansehen und erkunden möchte, hat ihn dann immer gefragt:
»Aber deine Prinzessin bin dann doch immer noch, oder Opa?«
Und er hat ihr dann immer erwidert:
»Du wirst bis in alle Ewigkeit meine kleine Prinzessin sein, Emma! Du bist eine geborene Prinzessin!«
Einerseits gefiel ihr dieser Satz von ihrem Opa sehr, aber andererseits erinnert sie sich dabei auch immer daran, dass sie ihre Eltern niemals so richtig kennengelernt hat.
Ihr Großvater hat ihr einmal erzählt, dass sie verschollen seien. Sie wären mit den Miners die Welt erkunden gewesen und dabei irgendwo verloren gegangen.
Aus diesem Grund hätte sich Emma sehr darüber gefreut, wenn ihr Opa es endlich wahrwerden ließe, dass sie die Welt erkunden gehen dürfte. Denn dann hätte sie vielleicht eine Chance ihre Eltern wieder zu finden.
Heute aber ist ein schöner Frühlingstag. Emma ist mit den ersten Sonnenstrahlen aufgewacht und bereitet das Frühstück für ihren Opa und sich vor. Gerade hat sie die Eier in einen kleinen Topf mit kochendem Wasser gelegt, da betritt ihr Großvater den Raum und wünscht ihr einen guten Morgen. Er hat ein breites Grinsen im Gesicht und blickt stolz zu seiner Enkelin herüber. Emma wendet sich dem Greis zu und lächelt ebenso. Jedoch fragt sie, womit sie denn heute eine solch warme Begrüßung verdient hätte.
»Meine kleine Prinzessin!«, beginnt der Großvater mit stolzem Ton. »Eine junge Dame ist sie geworden, schaut sie euch an!«
»Aber Opa!«, fährt Emma dazwischen, die heute ein kurzes, weißes Sommerkleidchen trägt. »Ich habe doch erst morgen Geburtstag! Hast du die Tage vertauscht?«, berichtigt sie den Mann und fällt ihm in die Arme.
Er streichelt ihr durch die blonden, kurzen Haare und hebt ihren Kopf mit einem Finger seiner rechten Hand so, dass sie ihm nun in sein freudig strahlendes Gesicht blickt. Emma gefällt es sehr, wenn ihr Opa so freundlich dreinblickt. Seine Lachfalten im Gesicht erinnern sie immer daran, wie sie früher, als kleines Mädchen, ihre Finger zwischen diese Gräben im Gesicht gesteckt und ihn dann gekniffen hat. Dies ist eine der schönsten Kindheits-erinnerungen, die sie besitzt.
Dann frühstücken die beiden und Tinus fragt seine Enkelin, was sie denn heute noch alles vorhätte? Sie erwidert ihm, dass sie nach der Schule mit ihren beiden Freunden Benjamin und Lucy ins Einkaufszentrum gehen und dort schon mal nach ein paar hübschen Dingen Ausschau halten möchte, die sie sich vom Geld kaufen werde, welches sie morgen, wie jedes Jahr, zu ihrem Geburtstag, von Opas vielen Bekannten bekommen wird.
Der Großvater grinst und beißt sich ein Stück von seinem Brötchen ab. Wie immer bleiben eine Menge Krümel in seinem dichten, roten Bart hängen, was Emma immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert, das einer wahren Prinzessin mehr als würdig ist.
In diesen Momenten wird es Tinus immer ganz schwer ums Herz, weil er ja bereits über das Schicksal seiner Enkelin bescheid weiß. „Das arme Kind“, denkt er dann immer und wünscht sich nichts seliger, als dass diese Bürde an seinem lieben Mädchen vorübergegangen wäre. Immerhin sind drei der sechs Auserwählten auf ihrem Weg zur Krone ums Leben gekommen.
Während er seine Mundwinkel wieder in die Waagerechte gleiten lässt und Emma gerade fragen möchte, was denn los sei, klingelt das Handy der 11-jährigen.
»Du sollst dieses Ding doch nicht bei Tisch haben!«, mosert der 78-jährige.
»Aber Opa!«, erwidert sie. »Das ist heute halt so. Außerdem ist es Lucy. Sie hat nur geschrieben, dass sie schon da ist und ob ich schon fertig bin.«
Ohne auch nur eine weitere Sekunde verstreichen zu lassen, steht sie auf, greift sich ihre Schultasche, drückt ihrem Opa einen flüchtigen Kuss auf die Wange und verabschiedet sich bis zum späten Nachmittag.
Tinus sieht dem Mädchen nach, ruft ihr zu, dass sie nicht vergessen soll, ihr Medaillon anzuziehen, schüttelt den Kopf und redet mit sich selbst:
»Früher haben wir an der Tür geläutet und direkt mit den Leuten gesprochen! Diese Kinder!«
Gedankenversunken isst er sein Brötchen und bemerkt im ersten Moment gar nicht, dass sein Bart sich an einer der drei Kerzen entzündet hat, die auf dem Tisch stehen.
Hektisch steht er auf und erstickt die Flamme mit einem hellen Geschirrtuch, welches neben dem Waschbecken liegt. Dabei wirft er einen Blick aus dem Küchenfenster, wo er Emma und ihre zwei Freunde sehen kann, die sich hüpfend Richtung Gartenzaun bewegen.
»Sie sind doch noch Kinder.«, bemerkt er leise, streicht sich die Krümel aus dem Bart und beginnt den Tisch abzuräumen.
Zu dieser Zeit schlendern Emma und ihre Freunde unbeschwert Richtung Schule. Während Tinus` Enkelin sich ihr Medaillon anzieht, ist Lucy, wie immer, mit ihrem Handy beschäftigt, und schreibt Kurznachrichten mit anderen Bekannten.
»Möchte echt mal wissen, was es da immer so viel zu schreiben gibt, Lucy!?«, will Benjamin wissen.
»Aha.«, erwidert die Angesprochene geistes-abwesend.
»Lass sie, Ben. Du weißt doch, dass sie völlig besessen von ihrem kleinen Plastikkasten ist.«, sagt Emma.
»Aha.«, kommt es Lucy erneut über die Lippen.
»Auf dem Weg hierher ist sie beinahe gegen eine volle Mülltonne gelaufen, weil sie nicht auf den Weg geachtet hat.«
»Aha.«, schon wieder.
Emma lacht und Benjamin schließt sich ihr an.
»Erlaubt dein Vater dir immer noch kein Handy?«, erkundigt sich Emma bei Ben.
»Nein.«, beginnt er mit gesenktem Haupt und leiser Stimme. »Wir haben kein Geld dafür.«
Emma tätschelt ihrem Freund auf die Schulter und wechselt das Thema.
»Morgen werde ich endlich zwölf Jahre alt! Du kommst doch zu meiner Feier!?«
»Aber ganz sicher, Emma. Da freue ich mich schon die ganze Woche drauf. Endlich sind Ferien und was gibt es Schöneres, als den ersten Ferientag mit deiner Geburtstagsfeier zu beginnen.«
»Aha.«
»HALLO, Fräulein Booker! Ist jemand zu Hause?«, erkundigt sich Emma, ballt eine Faust und klopft ihrer Freundin auf den Schädel.
»HE! LASS DAS! Du weißt genau, dass ich es nicht mag, wenn du das machst. Was gibt’s denn?«, fragt sie mürrisch.
»Nichts. Ich wollte nur mit dir reden.«
»Was liegt an?«
»Du kommst ja morgen auch zu meiner Geburtstagsfeier!?«
»Sicher.«, erklärt Lucy kurz und will gerade wieder auf ihrem Handy zu Schreiben beginnen, da fährt Markus mit seinem Fahrrad an ihnen vorbei.
»MUTTERMÖRDER!«, ruft er laut und gibt sofort Gas, da er weiß, dass Benjamin ihm nachjagen wird.
»Du DUMMER HUND!«, brüllt Benjamin, greift sich einen Stein, der auf dem Boden liegt, und wirft ihn nach dem Radfahrer.
»Ist er nicht total süß?«, schwärmt Emma, setzt einen verliebten Blick auf und faltet ihre Hände unter ihrem Kinn zusammen.
Dabei neigt sie ihren Kopf leicht zur Seite.
»Aha!«, kommt es aus Lucy erneut heraus.
»LUCY!«, tönt Emma energisch.
Lucy erschreckt sich und lässt ihr Handy fallen.
»Was denn? Ist was passiert?«
»Markus.«, ist alles, was Emma über die Lippen kommt und dann schaut sie ihrem Schwarm nach, wie er an der nächsten Ecke abbiegt.
Lucy greift sich derweil ihr Telefon und rubbelt es sauber.
»Hoffentlich ist ihm nichts passiert.«, sagt sie hierbei.
»Er hat ihn nicht getroffen.«, sagt Emma und bezieht sich dabei auf Benjamins Steinwurf.
Lucy: »Sieht gut aus.«
Emma: »Finde ich auch.«
Lucy: »Schön.«
Emma: »Oh ja und ich hoffe sehr, dass er eines Tages ...«
Benjamin unterbricht sie.
»Ich weiß gar nicht, was du an dem findest? Das ist doch der blödeste Kerl, der ganzen Schule. Ich wäre froh, wenn er einfach fortgehen würde und wir ihn niemals wieder zu Gesicht bekämen.«
»Du siehst ihn halt nicht so, wie ich ihn sehe.«, erklärt Emma.
»Und wie siehst du den?«
Gerade als seine Freundin ihm antworten möchte, kann sie erkennen, dass Benjamin gebannt auf ihr Medaillon starrt.
»Was hast du?«, fragt Emma, greift sich ihr Schmuckstück und betrachtet es.
»Ich hatte den Eindruck, als ob der weiße Stein leuchten würde.«, sagt er ernst.
Emma betrachtet sich den Stein, kann aber nichts feststellen.
Dann lässt sie das Medaillon wieder los.
»Das war bestimmt nur die Sonne, Ben.«
Benjamin dreht sich um und stellt fest, dass die Sonne hinter ihnen scheint. Er sagt nichts weiter, schaut aber immer wieder auf dem hellen Stein.
»Was hast du denn?«, will Emma in einem genervten Ton wissen.
»Nichts – ist schon gut.«
»Aha.«, sagt Lucy und zieht somit die Blicke ihrer beiden Freunde auf sich.
Die beginnen nun herzlich zu lachen, was Lucy aber auch entgeht.
Dann kommen sie an ihrer Schule an und betreten diese.
Auf den ersten Blick ist alles wie immer. Es tollen ein paar Schüler auf den Fluren herum, einige Pauker hasten zum Lehrerzimmer und trotzdem ist irgendetwas anders als sonst. Während Emma und Lucy einige ihrer Mitschülerinnen mit „Küsschen links - Küsschen rechts“ begrüßen, bemerkt Emma, dass sie einige Lehrer anzustarren scheinen. Verunsichert sieht sie an sich herunter und prüft ihre Erscheinung, kann aber nichts entdecken.
Dann brüllt Benjamin plötzlich:
»Da! Da ist es schon wieder!«, und zeigt auf das Medaillon unter Emmas Kleid.
»Was?«, erschreckt sich Emma und greift sich das Schmuckstück.
»Es hat schon wieder geleuchtet! Diesmal habe ich es ganz genau gesehen!«
Emma zieht es hervor und kann nichts erkennen. Benjamin schaut überrascht. Er ist sich so sicher gewesen. Zur selben Zeit kommt ihre Klassen-lehrerin Frau Miller an den Dreien vorbei und bleibt stehen. Sie beobachtet Emma und ihr Medaillon. Emma wendet ihren Blick Frau Miller zu und kann ein freundliches Lächeln im Gesicht der brünetten 45-jährigen erkennen.
Nach einem kurzen Augenblick, indem alle wie versteinerte Statuen dastehen, gehen sie wieder ihrer Wege.
»Was ist denn heute los mit dir, Ben?«, fragt Emma besorgt.
»Ach - - - ich weiß es nicht – aber ich war mir so sicher!«, erklärt er erneut und stiert immer weiter auf das Schmuckstück, bis Emma ihn mit einem strengen Blick dazu zwingt, sich wieder mit etwas anderem zu beschäftigen.
Trotzdem ist Emma aufgefallen, dass heute irgendetwas anders ist als sonst. Sie ertappt sich nun dabei, dass sie selbst immer wieder auf den hellen Stein in ihrer Kette schaut. Weiterhin sind es die Lehrer, die sich heute anders verhalten. Jeder Einzelne, der an der Dreiergruppe vorbei schreitet, grüßt explizit Emma und sieht sie lächelnd an.
Verunsichert durchquert sie die langen Gänge und das Treppenhaus, bis sie schließlich an ihrem Klassenzimmer ankommt und sich auf ihren Platz setzt. Sie schaut sich um – alles wie immer. Lucy spielt mit ihrem Handy, Markus bewirft Benjamin mit Papierkügelchen aus einem Spuckrohr und auch sonst, macht keiner etwas Ungewöhnliches. Vielleicht hat sie sich das eben auch nur eingebildet.
Dann aber fällt ihr etwas bei Markus auf. Im ersten Augenblick kann sie nicht genau sagen, was es ist, aber etwas ist anders an ihm. Ihr Blick fällt auf dessen Brustbereich, wo sich unter seinem dunklen T-Shirt ein heller Fleck abzeichnet. Erschrocken sieht sie erneut zu ihrem Medaillon, da sie aber genau im Licht der Sonne sitzt, kann sie nicht erkennen, ob ihr Stein leuchtet oder nicht. Sie blickt wieder zu Markus, der sie in diesem Moment ebenfalls in Augenschein nimmt. Emma freut sich darüber, dass ihr Schwarm sie ansieht und lächelt ihn etwas verlegen, mit leicht geröteten Wangen, an. Er quittiert ihren Blick mit einem Spuckebällchen, das ganz genau auf ihrer Nasenspitze landet.
Während Markus von seinen Freunden für diesen „100-Punkte-Treffer“ gefeiert wird, wischt sich Emma angeekelt das nasse Papier von der Nase ab, schaut Markus böse an und sieht sich heftigem Gelächter ausgesetzt. Dann betritt Frau Miller das Klassenzimmer und es kehrt erst einmal Ruhe ein.
Sie wünscht ihren Schülern einen guten Morgen und die erwidern ihren Gruß. Dann bittet sie die Klasse, die Geschichtsbücher auf Seite 233 aufzuschlagen. Währenddessen schaut sie sich um, damit sie feststellen kann, dass alle Schülerinnen und Schüler vollzählig anwesend sind. Hierbei bemerkt sie, dass Tammy-Sue fehlt.
Tammy-Sue gehört zu den unbeliebtesten Schülerinnen der gesamten Schule. Sogar die Streber und Sience-Fiction-Nerds machen sich über sie lustig. Dies liegt hauptsächlich daran, dass sie zu den wenigen Schülerinnen der Schule gehört, die am Rande der Stadt, im Trailer-Park, leben, wo man eigentlich nur Arbeitslose und Nichtsnutze findet – so ist jedenfalls die weit verbreitete Meinung der restlichen Bevölkerung der Stadt. Man erzählt sich, dass hier nur diejenigen leben, die sich keine Miete für eine Wohnung oder ein Haus leisten können.
Weiterhin kommt im Falle von Tammy-Sue hinzu, dass sie sehr dicke Brillengläser trägt, die ihre grünen Augen wie kleine Äpfel aussehen lassen. Das Gestell ihrer Brille stammt noch von ihrem Opa und hat entsprechend ein dickes Horngestell. Ihre sehr dünnen, schwarzen Haare sind zumeist sehr fettig. Und da sie etwas frühreifer ist, als ihre Mitschüler, trägt sie schon einige Pickel in ihrem Gesicht, was zusammen mit den aufgetragenen Kleidern ihrer vier Jahre älteren, eher dünnen Schwester, Wanda-Mae, ein grausiges Erscheinungsbild abgibt.
Aber nicht nur Tammy-Sue fehlt, sondern auch das einzige Mädchen, das mit ihr befreundet ist. Hierbei handelt es sich um die ebenfalls dicke Mandy.
Mandy lebt alleine mit ihrer geistig behinderten Mutter am Stadtrand, direkt neben dem Trailer-Park. Sie hat kurzes, blondes Haar, ist schon zwei Jahre älter als ihre Mitschüler, da sie später eingeschult und einmal sitzen geblieben ist.
Emma findet, dass Mandy eigentlich ein sehr hübsches Mädchen wäre, wenn sie nur weniger wiegen würde.
Als sich Frau Miller nun erkundigt, ob jemand in der Klasse wüsste, wo sich die beiden Mädchen aufhalten würden, oder ob sie heute schon jemand gesehen hätte, äußert Markus:
»Ich habe gehört, dass eine Straße weiter ein neuer Burgerladen geöffnet hat ...«
Frau Miller unterbricht ihn:
»MARKUS!«
»Wobei es auch gut sein kann, dass sie bei „Mister Shrimp“ vorbeigegangen sind, er sie gesehen und zurück in eines seiner vielen Wasserbecken gesteckt hat!«, verbreitet Markus, der sichtlich stolz auf seine Aussagen ist und hierfür auch eine Menge Gelächter und Beifall aus der Klasse erntet.
»MARKUS - sei jetzt still, oder du wirst den Rest der Woche ...«, beginnt Frau Miller energisch, als sie dann aber die helle Stelle auf seiner Brust erkennt, verstummt ihre Stimme.
Sie öffnet ihre Augen weit und man kann erkennen, dass sie am Grübeln ist.
»Was findest du bloß an diesem Ekel!?«, will Benjamin erneut wissen und bekommt von Emma nur ein freches Grinsen zurück.
Währenddessen wandert der Blick der Lehrerin durch die Klasse und Ben kann sehen, dass ihre Augen eine kurze Weile bei Emma verweilen. Dann schaut sie in ihr Buch und bittet eine Schülerin aus der ersten Reihe, anzufangen, das Kapitel über die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus vorzulesen.
Auch Benjamin beobachtet Emma erneut und ist sich nach wie vor sicher, dass er ein Leuchten unter ihrem hellen Kleid erkennen kann. Als Emma bemerkt, dass sie erneut angestarrt wird, schaut sie mit ihrem bösesten Blick zu ihrem Beobachter, der sie mittels Fingerzeig auf ihr Medaillon aufmerksam macht. Zum wiederholten Male greift sie es sich und kann jetzt auch feststellen, dass der Stein, den sie, seitdem sie denken kann, mit sich herumträgt, heller erstrahlt, als sonst. Gerade als sie leise etwas dazu sagen möchte, flüstert Lucy, die einen Tisch neben Emma sitzt:
»Wenn sie so hübsch ist, kannst du ja vielleicht mal zum Abendessen bei ihr vorbei-schauen!«
»LUCY!«, fährt Frau Miller dazwischen. »Wenn es etwas zu sagen gibt, sag es doch bitte so, dass es alle hören!«
Als Lucy nichts erwidert, bittet sie die Schülerin weiterzulesen.
In diesem Moment betreten Tammy-Sue und Mandy die Klasse. Um ihre Münder ist eindeutig Ketchup zu erkennen und auf Mandys T-Shirt ist ein ebensolcher Fleck zu sehen. Streng blickt Frau Miller zu Markus, der gerade ein sehr verschmitztes und überhebliches Lächeln, gepaart mit einem rechthaberischen Schulterzucken, präsentiert, damit dieser ja seinen Mund hält.
Frau Miller schüttelt verzweifelt mit dem Kopf, bittet die Nachkömmlinge sich hinzusetzen und am Ende der Stunde, zu ihr zu kommen. Dann wird der Unterricht ohne weitere Störungen fortgesetzt.
Als es zur Mittagspause läutet, greift sich Lucy sofort ihr Handy und schreibt ein paar Nachrichten. Währenddessen marschieren Ben und Emma neben hier her und fragen sich, was es mit dem Erleuchten des Steines in ihrem Medaillon auf sich hat. Komisch findet Benjamin vor allem, dass Markus dasselbe „Problem“ zu haben scheint, er sich aber nichts daraus macht. Allerdings redet er hierüber nicht mit seiner Freundin, denn er möchte nicht, dass sie sich noch enger mit ihm verbunden fühlt, als sie es ohnehin schon ist. Er möchte nicht, dass dieser Rüpel noch ein Mitglied ihres kleinen Grüppchens wird.
Sie gehen nicht wie sonst, in die Cafeteria zum Mittagessen. Sie verlassen das Gebäude und vertreten sich die Füße auf dem Schulhof, wo sie sich dann unter einem großen Laubbaum niederlassen. Die Schüler lehnen sich mit dem Rücken gegen den Stamm und betrachten sich Emmas Schmuckstück genauer.
»Das hat es noch nie gemacht.«, beginnt Emma.
»Wo hast du es denn eigentlich her? Ich habe dich noch nie ohne es gesehen.«, erkundigt sich Ben.
»Ja, da hat er recht, ich kenne dich auch nicht ohne dieses alte Ding.«, bestätigt Lucy.
»Ich habe es von meinem Opa bekommen. Es ist ein Glücksbringer. Mein Opa sagte mir, dass, solange ich es trage, mir kein Leid widerfahren kann.«
»Kein Leid widerfahren kann!«, wiederholt Benjamin in einem hochnäsigen Ton, mit weit nach oben gestellter Nase, woraufhin sich fröhliches Gelächter einstellt, das mit einem freundlichen Faustschlag von Emma, auf Benjamins Oberarm, gestützt wird.
»Glaubst du wirklich an so was?«, will Lucy wissen.
Emma denkt kurz nach.
»Nun ja, mir ist noch nie etwas passiert. Insofern - - - lieber kein Risiko eingehen!«, erwidert sie und zieht ihr Medaillon wieder an und versteckt es unter ihrem Kleid.
Dann schaut Benjamin Emma wieder tief in die Augen.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragt sie freundlich.
Benjamin streckt seinen rechten Zeigefinger aus und führt ihn langsam näher an die helle Stelle seiner Freundin heran:
»Nach Haaaus ... nach Haaaus ...«, beginnt er langsam und fügt etwas schneller hinzu: »Elliot – Elliot - Elliot ... nach Haaaus ... nach Haus telefonieren, Elliot nach Haus telefonieren!«
Alle Drei lachen und dann ist die Pause auch schon zu Ende und sie machen sich wieder auf den Weg zur nächsten Unterrichtsstunde.
Fröhlich und ohne sich weiter Gedanken über das Schmuckstück zu machen, vergehen die nächsten Stunden wie im Fluge, da sie Sport, Zeichnen und Mathe haben, was ihnen allen riesigen Spaß macht.
Als er Unterricht beendet ist und somit die Ferien beginnen, schlendern Emma, Lucy und Benjamin mehr oder weniger fröhlich vom Schulgelände. Während sich Emma und Lucy auf den morgigen Geburtstag freuen, ist Benjamin wenig erquickt darüber, dass er die nächsten zwei Wochen, zu Hause bei seinem ewig betrunkenen Vater verbringen muss. Vor allem, weil er dessen ebenso ewig betrunkene Frauenbekanntschaften das Essen kochen soll, und sich hierfür auch noch beschimpfen lassen muss, denn er kann es ihnen natürlich niemals recht machen.
»Kommst du halt hin wieder zu uns, Ben. Wie immer halt.«, will Lucy Benjamin trösten, greift sich seine Hand und beginnt damit, sie fröhlich hin und her zu schwingen.
»Los ihr beiden! Gehen wir jetzt ins Einkaufszentrum und sehen uns all die schönen Dinge an, die ich mir am Montag von meinem Geburtstagsgeld kaufen werde, dass ich von den Freunden meines Opas bekomme.«
Während Lucy sofort hellauf begeistert ist, weil sie weiß, dass sie sich dort die neuen Handys anschauen können wird, jammert Benjamin weiter. Nun aber zum Thema Mädels und einkaufen. Er möchte jetzt nicht ewig durch Geschäfte latschen und sich anschauen, was es gibt. Erstens kann er es sich eh nicht leisten, sich etwas zu kaufen und zum anderen gibt es nicht Langweiligeres für ihn, als sich anzusehen, wie andere sich etwas gönnen, oder ewige Zeit vor irgendwelchen Klamotten- oder Schuhläden verbringen.
Die Mädels lachen. Lucy fährt ihm mitleidig durch sein lockiges Haar und fragt ihn, was er denn gerne machen würde. Er erklärt, dass er viel lieber auf den Basketballplatz gehen und dort ein paar Körbe werfen will. Hierauf verdrehen Emma und Lucy ihre Augen und erklären, dass sie dazu keine Lust hätten, weil dies noch viel langweiliger wäre. Ben erklärt, dass diese Bemerkung völliger Blödsinn sei. Basketball ist das Beste, dass es gibt und überhaupt wäre Sport gesund und würde den beiden Mädels auch nichts schaden. Gerade als Emma und Lucy ihren Freund zurechtweisen wollen, kommen sie an dem angesprochenen Platz vorbei und müssen erkennen, dass Markus mit seiner Clique bereits am Spielen ist.
»VERDAMMT!«, stößt Ben enttäuscht aus, während die Mädchen sich sehr über das zu Sehende freuen. »Also gut, dann gehen wir halt shoppen!«, gibt er sich geschlagen und schlendert mit hängendem Kopf hinter seinen Freundinnen her, sodass er nicht mitbekommt, wie sich die beiden Mädels die Spieler mit großer Verzückung ansehen, um ihn zu ärgern.
Hierbei fällt auch Lucy der helle Punkt unter Markus` Shirt auf. Da Emma dies aber nicht aufzufallen scheint oder sie es ignoriert, sagt auch ihre Freundin nichts weiter dazu, macht sich aber so ihre Gedanken darüber, was das wohl zu bedeuten hat.
Als sie das Einkaufszentrum betreten, ist dort die Hölle los. Da heute viele Leute noch schnell einkaufen gehen, bevor sie sich morgenfrüh auf die Reise in ihre Ferien machen, herrscht hier dichtes Gedränge und die Freunde haben große Mühe sich nicht zu verlieren.
Endlich ergattern sie einen Platz in einem der unzähligen Schnellrestaurants, die es hier gibt, und setzen sich erst einmal hin. Dann bitten sie Benjamin, da er ja der Mann in der Gruppe ist, dass er das Essen und die Getränke holen geht. Emma und Lucy nehmen ihn in die Mitte zwischen sich und streicheln ihm liebevoll über seine Wangen. So bleibt dem armen Benjamin nichts anderes übrig, als sich den Mädchen geschlagen zu geben und sich in die schier endlose Schlange zu stellen und das Essen zu besorgen.
Währenddessen nimmt sich Emma erneut ihr Medaillon zur Hand und betrachtet es sich. Lucy kümmert sich derweil um ihr Handy. Leider kann sie nichts erkennen, was für das Aufleuchten des Steines ursächlich sein könnte. So kommt ihr in den Sinn, dass sie warten müsste, bis sie ihren Opa am Abend wiedersieht, damit er ihr das erklären kann. Wenn jemand weiß, was das bedeutet, dann ist es ihr Großvater.
Als Benjamin, sichtlich genervt, mit dem Essen kommt, hat sie ihren Schmuck schon wieder unter ihrem Kleid verstaut. Um ihren guten Freund zu belohnen, drücken die Mädchen ihm jeweils einen kurzen Kuss auf seine Wangen, die er angeekelt mit beiden Händen, gleichzeitig abwischt.
»Das jetzt auch noch!«, gibt er von sich. »Heute ist echt nicht mein Tag!«
Dann essen die Mädels ihre Burger und Fritten und Benjamin, der Vegetarier ist, genießt seinen Salat ohne Schinken, seine Apfeltasche und seinen Kakao.
Nach dem Essen stöbern die Freunde nun geschlagene, und für Benjamin unendlich lange, fünf Stunden durch die einzelnen Geschäfte und Boutiquen, um das Einkaufszentrum erst dann wieder zu verlassen, wenn es draußen schon dunkel ist.
Sie blicken zum Himmel und können erkennen, dass es ein ganz wunderbarer, klarer Abend ist, an dem man mehr Sterne und vor allem, einen sehr stark strahlenden Himmelskörper erblicken kann, der ihnen vorher noch nie aufgefallen ist. Emma ist von diesem Anblick so fasziniert, dass sie, ohne zu wissen, warum sie es tut, ihr Medaillon herausnimmt und es dem hellen Stern entgegenhält. Die drei Freunde haben sofort das Gefühl, dass das Schmuckstück nun noch heller erstrahlt. Verunsicherung macht sich breit, aber keiner sagt etwas.
Dann kommen sie in der Straße an, in der sie wohnen.
Als Erstes erreichen sie Benjamins Wohnstätte. Es brennt nur in einem einzigen Zimmer Licht. Hier kann man die Silhouette seines Vaters erkennen, der sich gerade eine Flasche an den Mund hält. Benjamin weiß also, womit er sich den Tag vertrieben hat. Viel schlimmer für ihn ist aber, dass Benny ebenso weiß, dass es auch seine beiden Freundinnen wissen.
Lucy legt ihm ihre Hand auf die Schulter.
»Wenn du willst, kannst du mit zu mir kommen. Meine Eltern haben bestimmt nichts dagegen.«, bietet sie an.
»Nein, lass. Iss schon gut. Das iss ja nichts Neues für mich.«, erwidert Ben schwermütig und macht sich gesenkten Hauptes auf den Weg zur Haustür.
Emma und Lucy verabschieden ihn und unterhalten sich über das, was sie da gerade gesehen haben, bis sie vier Häuser weiter, am Gartentor zu Lucys Haus ankommen.
Die Freundinnen wünschen sich eine gute Nacht, geben sich zwei Wangenküsse und verabschieden sich voneinander.
Drei Häuser weiter, erreicht dann auch Emma ihr Grundstück, öffnet das Gartentor und schreitet Richtung Eingangstür.