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Prolog

Richard

Viele Leute versuchen ihr Glück in Amerika und auch ich war auf der Suche nach Glück. Und wenn man Glück mit Geld verbinden kann – ja, dann war ich in der Tat glücklich.

Wir schreiben den 28. August 1989: Der Tag, an dem ich meiner Heimat Rumänien endgültig den Rücken kehrte, um ein neues Leben anzufangen.

Dank meiner guten Noten in Mathematik und Physik hatte ich mir ein Stipendium gesichert. Während des Studiums lebte ich die ersten beiden Jahre noch bei der Familie meines Onkels in Henderson, der zweitgrößten Stadt in Nevada, gerade einmal 15 Meilen von Las Vegas entfernt.

Ich würde zukünftig der erste Akademiker unserer Familie werden und das gleich im berüchtigtsten Land der Welt: den Vereinigten Staaten von Amerika!

Ich hatte viel gehört, über dieses Land: das Land in dem Milch und Honig fließen, das Land, in dem man es vom Tellerwäscher zum Millionär bringen konnte oder auch umgekehrt, das Land, in dem jeder sein kann, wer er will und was er will.

Während die Naturwissenschaften mir keine großen Probleme bereiteten, haderte ich mit der Sprache. Ich konnte anfangs nur gebrochen Englisch, lernte aber schnell – vor allem dadurch, dass ich viele Kontakte knüpfte und oft Bücher oder Zeitungen las.

Mein Onkel und meine Tante behandelten mich über die Jahre wie ihr eigenes Kind. Sie waren sehr stolz auf mich und unterstützten mich. Trotzdem begann ich früh damit, mein eigenes Geld zu verdienen. Ich wollte ihnen nicht auf der Tasche liegen.

In den frühen Morgenstunden füllte ich daher die Regale in den Supermärkten, mittags jobbte ich als Lieferant und abends war ich Barkeeper im »Moonray«, einem recht bekannten Casino-Hotel auf dem Strip.

Hier war jede Nacht die Hölle los. Die Croupiers warfen knapp alle zwanzig Sekunden eine neue Kugel ins Rouletterad, die Leute an den Tischen lachten gemeinsam oder sie beschimpften sich, doch das alles übertönte das laute »Ping, Ping« der Spielautomaten. Jetons flossen von einer Hand zur nächsten. Mancher Reiche, der das Lokal besuchte, ging am nächsten Morgen pleite nach Hause, wenn er nicht auch schon das aufs Spiel gesetzt hatte.

Ich lernte hier die unterschiedlichsten Leute kennen: vom Alkoholiker bis hin zum erfolgreichen Geschäftsmann oder eben -frau. Es schien alles möglich zu sein, in einer Stadt wie dieser.

Sogar mein Chef lobte mich. Ich war in der Lage, den Leuten das Geld regelrecht aus der Tasche zu ziehen, denn ich spielte geschickt mit Worten. Vor allem Frauen waren sehr angetan, zugegeben, ich sah ja auch nicht schlecht aus. So ließen sich viele leicht dazu verführen, einen Drink mehr zu nehmen.

Von einem Teil des Geldes konnte ich mir bald eine kleine Altbauwohnung mieten, den Rest musste ich mir leider dann doch leihen. Zum Glück war mein Onkel nicht der Typ, der akribisch alles zurückverlangte.

Kill The Pimp

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